Judendenkmal Synagoge Papenburg

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Papenburger Synagoge

Gründung der Synagoge

Offiziell zählte Papenburg seit 1863 zu einer Synagogengemeinde. Zuvor hatte es seit Mitte des 19. Jahrhunderts immer wieder Versuche gegeben eine Synagoge zu errichten, jedoch konnte die Stadt die finanziellen Lasten nicht tragen. Mit dem Niedergang der Aschendorfer Synagogengemeinde, welche nachdem sie zunächst um Unabhängigkeit bemüht war in einem Maße schrumpfte, dass sie ihr eigenes Gebetshaus nicht mehr finanzieren konnten, hatten sich die Chancen für Papenburg verbessert. Am 1. Juni 1863 genehmigte die Regierung in Osnabrück also die Errichtung einer Synagogengemeinde in Papenburg. Auch die Juden in Aschendorf gehörten, nachdem ihr Gebetshaus 1909 abgerissen wurde zu der Gemeinde in Papenburg dazu und nahmen an ihren Gottesdiensten teil. 1867 kauft die Gemeinde ein Haus am Hauptkanal und richtet dort einen Schulraum und eine Lehrerwohnung ein. Ein Gebetsraum war auch vorhanden, welcher jedoch nur sehr notdürftig eingerichtet war. Da die jüdische Gemeinde in Papenburg nur sehr wenige wohlhabende Mitglieder besaß, konnte eine richtige Synagoge aufgrund finanzieller Probleme noch nicht erbaut werden. 1886/87 konnte dann das erste Synagogengebäude mithilfe einer Kollekte bei allen Juden im Bezirk Hannover und einer aufgenommenen Hypothek der Gemeinde errichtet werden. Auch der Holzhändler David Wolffsohn trug eine sehr großzügige Spende zu der Errichtung bei. Die Synagoge stand am Hauptkanal vor dem zuvor erbauten Schul- und Bethaus. Am 12. Mai 1887 fand die Einweihung des neuen Gotteshauses statt. Es gab ein großes Fest auf dem Herr Landrabbiner Dr. Buchholz aus Emden eine Rede hielt. Seine Worte waren: „Wie heilig ist diese Stätte! Hier ist nichts anders, denn Gottes Haus, und hier ist die Pforte des Himmels.“

Leben der Juden in Papenburg

Das Zusammenleben der Juden in Papenburg mit ihren christlichen Nachbarn lief insgesamt relativ konfliktfrei. 1890 gab es erste antisemitische Hetze in Papenburg sowie in Aschendorf, vor allem gegen jüdische Viehhändler. Fünf Jahre später beruhigte sich die Situation wieder aufgrund des allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwungs. In den 1920er Jahren kam es zum Auftreten rechtsextremer Gruppierungen, wodurch die Konflikte erneut auflebten. Die NSDAP konnte sich allerdings zu Anfang nur auf wenige Anhänger in Papenburg stützen. 1933 begann der Boykott jüdischer Geschäfte in Papenburg. Daraufhin folgten auch Einschüchterungs- und Diskrimminierungsmaßnahmen gegen die Papenburger Juden. 1935 sowie in den Jahren 1937/38 hatte die Kampagne gegen jüdische Viehhändler ihren Höhepunkt erreicht. Es wurde ein Gewerbeverbot gegen Viehhändler und Schlachter aufgestellt, was dazu führte, dass einige jüdische Familien auswanderten, da sie wirtschaftlich ruiniert waren. Die jüdische Volksschule, welche zeitweise wegen Schülermangel geschlossen war, wurde im Herbst 1937 wiedereröffnet.

Ende der Synagogengemeinde Papenburg

Am 10. November 1938 wurde die Papenburger Synagoge und das Schulgebäude dann von Angehörigen der „Lager-SA“ in Brand gesetzt. Außerdem wurden mehrere Anwesen jüdischer Familien gestürmt und teilweise geplündert. Mindestens zehn jüdische Männer wurden verhaftet und über Osnabrück ins KZ Sachsenhausen eingeliefert. Jüdische Friedhöfe wurden in der Nacht zerstört. Am Abend zuvor, den 9. November, hielt der Reichspropagandaminister Jospeh Goebbels eine Hetzrede für die Ausschreitung gegen die Juden. Viele Menschen beteiligten sich aktiv daran oder auch als passive Beobachter.

Gedenktafel an die jüdischen Opfer

Nach einigen Tagen wurden sie wieder freigelassen, jedoch nur um ihre Auswanderung vorbereiten zu können. 1939 emigrierten die meisten also in südamerikanische Länder und im November 1938 wurden die drei noch vorhandenen jüdischen Geschäfte liquidiert. Bis August 1940 verließen noch knapp 40 Personen die Stadt. Im September 1989 wurde zur Erinnerung an die zerstörte Synagoge eine Gedenktafel enthüllt. Auf dieser sind rund 35 Namen der jüdischen Opfer genannt. Außerdem hat sie die Aufschrift „Keiner von Euch und den Ungenannten wird vergessen sein“.

Quellen

Auf den Spuren jüdischen Lebens im Emsland,emsländische Landschaft e.V. für die Landkreise Emsland und Grafschaft Bentheim, 2014,Meppen

www.jüdische-gemeinden.de papenburg-aschendorf-emsland-niedersachsen

752-2006 Eine Zeitreise, Unterwegs in Aschendorf, Papenburg, Bokel, Herbrum, Nenndorf, Tunxdorf sowie der Region der Welt, Hermann-Josef Döbber

Straßen erzählen, Eine Wanderung und Entdeckungstour durch Aschendorf, Papneburg, Bokel, Herbrum sowie Nenndorf und Tunxdorf, Hermann-Josef Döbber