Kalandbruderschaft (Bernau)

Aus veikkos-archiv
Wechseln zu: Navigation, Suche
heutiges Gebäude

Die 1345 gegründete Kalandbruderschaft nutzte das Gebäude als Versammlungsort (Berliner Straße 33).


Kaland (Kalandbruderschaften) ist die Bezeichnung für Bruderschaften wohlhabender Bürger zur Verrichtung guter Werke, die im Mittelalter in vielen Städten verbreitet waren. Das Wort Kaland ist von dem lateinischen Wort „kalendae“ abgeleitet. Es bedeutet den ersten Tag eines Monats und bezieht sich auf den Brauch der Mitglieder eines Kaland, sich regelmäßig an diesem Tag zu treffen.


Geschichte

Kalandbruderschaften wurden seit dem 9. Jahrhundert in Städten Mitteleuropas von Frankreich bis hin nach Ungarn gegründet. Sie setzten sich aus männlichen und weiblichen Mitgliedern des wohlhabenden Bürgertums zusammen und unterschieden keine Standesformen oder weltliche und geistliche Herkunft.

Ein Kaland bestand aus sechs bis zwölf Priestern und weiteren Laien. Er hatte jeweils seine eigenen, von den Bischöfen der jeweiligen Diözese bestätigten, Statuten. Dechant und Kämmerer wurden aus den Mitgliedern gewählt und hatten über Einnahme und Ausgabe Rechnung zu führen und für die Einhaltung der Statuten zu sorgen.

Zweck der Zusammenkünfte des Kalands war das gemeinschaftliche Gebet und die gemeinsame Verrichtung wohltätiger Werke an Armen und Kranken. Die Kalande gedachten außerdem gemeinschaftlich ihrer verstorbenen Mitglieder. Die Feierlichkeiten begannen in der Kirche mit der Abhaltung der Vigilien und Seelenmessen und einer Prozession. Zu Ostern wurde das symbolische Fußwaschen von Greisen und Greisinnen der Armen begonnen und mit einer Brotverteilung abgeschlossen. Die Treffen wurden mit einer opulenten Mahlzeit beendet.

In vielen Städten besaßen die Bruderschaften eigene Häuser für ihre Treffen. So wurde 1491 dem Warburger Kaland ein ehemaliger Adelshof, die Curia Romana gestiftet. 1541 bestand in Geithain eine „Kalandstube“ an der Nikolaikirche, die noch heute im Museum des Pfarrhauses zu besichtigen ist.

In Herford hatte der Kaland eine eigene Glocke im Herforder Münster, die aus der Zeit um 1200 stammt.

Im späten Mittelalter wurden mit dem wachsenden Wohlstand der Mitglieder die Treffen immer üppiger. Dadurch wandelte sich die Kurzbezeichnung „Kaland“ über „Kolund“ schließlich zu „Kohlhund“, einem Schimpfwort für „Zechbruder“ oder „Prasser“. In der Reformationszeit kam es zu wachsender Kritik an dem Verhalten der Kalandsbruderschaften und führte in protestantischen Ländern zu deren Auflösung. Davon berichtet auch eine unter der Ägide des Leipziger Professors Joachim Feller (1638–1691) verfasste Dissertation: Die Calender aber waren Häuser, darinnen die Geistlichen Bier ausschencken liessen, und da die geistlichen Fratres ihre Zechen zu halten pflegten. Daher man noch immer von den Trunckenbolden zu sagen pfleget: Er calendert die gantze Woche hindurch.

Im katholisch geblieben Westfalen wurde ein Drittel der Bruderschaften erst im 19. und 20. Jahrhundert beendet. Der Große Kaland in Münster und der Kaland in Neuenheerse bestehen noch heute.



Text: Wikipedia

Bild: Wikipedia/Escla

Liste der Autoren

Der Text und das Bild sind unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; zusätzliche Bedingungen können anwendbar sein. Einzelheiten sind in den Nutzungsbedingungen von Wikipedia beschrieben.