Kasernen von Wünsdorf

Aus veikkos-archiv
Wechseln zu: Navigation, Suche
Panzertruppenschule Wünsdorf mit Lutz Kaserne
Wünsdorfer Panzerkaserne

1910 begann die Militärgeschichte des Standortes Zossen/Wünsdorf. Die Berliner Truppen des Kaisers verlegten periodisch per Militäreisenbahn nach Zossen um den neuen Truppenübungsplatz zur Geländeausbildung zu nutzen. Sie nahmen dabei im neu errichteten Stammlager Zossen zeitweilig Quartier.

Zeitgleich zum Stammlager wurde 5 km südlich bei Wünsdorf eine repräsentative Infanterie-Schießschule errichtet, deren Stammbataillon im Oktober 1913 den Dienstbetrieb aufnahm.

Diese beiden Kasernen, das Stammlager Zossen und die Infanterie-Schießschule Wünsdorf bildeten den nördlichen bzw. südlichen Ausgangspunkt für einen Kasernenkomplex der in den 1980er Jahren ein Ausmaß von 590 ha erreichte.

Die Infanterie-Schießschule stellte mit Kriegsbeginn die Ausbildung ein und diente nun mit dem angeschlossenen Garnisonslazarett als Heimatlazarett und Genesungsheim der kaiserlichen Garde.

In deren Nähe wurde von 1914 bis 1916 als Neubau eine Militärturnanstalt gebaut, die aber nicht mehr den Dienstbetrieb eröffnete. Als Volkssportschule diente sie ab 1924 der vormilitärischen Körperertüchtigung.

Ab Oktober 1914 befand sich in Wünsdorf an der Zehrensdorfer Chaussee das Halbmondlager mit der weithin sichtbaren 23 m hohen Moschee.

Nach Abschluss des Versailler Vertrages und der Aufstellung des 100.000-Mann-Heeres wurden der Truppenübungsplatz Zossen und die Lager vom deutschen Militär aufgegeben.

Eine militärische Nutzung gab es nur in der ehemaligen Infanterie-Schießschule, wo von 1921 bis 1932 das Ausbildungsbataillon des 9. Potsdamer Infanterieregimentes stationiert war.

Ab 1934 setzte in Wünsdorf mit der Errichtung von drei neuen Kasernen für die Panzertruppe und dem Ausbau des Truppenübungsplatzes ein regelrechter Bauboom ein. Das aus dem Kraftfahr-Lehrkommando Zossen hervorgegangene Panzerregiment 5 bezog am 20. Oktober 1935 die Cambrai- und die Lutz-Kaserne in Wünsdorf.

In einer weiteren neuen Wünsdorfer Kaserne wurde 1935 die Heereskraftfahrschule Berlin und die Kraftfahr-Lehr- und Versuchsabteilung Döberitz verlegt. Die Heereskraftfahrschule erhielt 1937 die Bezeichnung Panzertruppenschule.

In der Kaserne der ehemaligen Infanterie-Schießschule wurde 1935 die Panzerabwehrabteilung 39 aufgestellt.

Im August 1943 endete die Stationierung der Panzertruppe in Wünsdorf mit der Verlegung nach Bergen-Hohne. Die Kasernen wurden für die Unterbringung von in Berlin ausgebombter Wehrmacht-Dienststellen benötigt.

Am 21. April 1945 erreichten die Truppen der 3. sowjetischen Garde-Panzerarmee die Ortschaft Wünsdorf und besetzten die dortigen Kasernenanlagen. Bis Anfang der 1950er Jahre waren hier dann Teile einer sowjetischen mechanisierten Division untergebracht.

1953 begann der Stab des Oberkommandos der Gruppe der sowjetischen Besatzungstruppen in Deutschland den Umzug von Potsdam nach Wünsdorf in die ehemaligen Kasernen der Wehrmachts-Panzertruppen.

Wünsdorf war nun ein geteilter Ort. Auf der westlichen Seite die Bahnlinie Berlin-Dresden lebten ca. 3.000 deutsche Bewohner. Die östliche Seite, war exterritoriales Gebiet, das sich im Verlaufe der Zeit zur größten und wichtigsten sowjetischen Garnison in der DDR entwickelte. Zeitweise lebten hier, auf einem Territorium von 590 ha, umgeben von einer 17 km langen hohen Betonmauer, 35.000 sowjetische Militärangehörige und ihre Familien. Untergliedert war dieses Areal in sechs so genannte „Militärsiedlungen“.

Die 1. Militärsiedlung umfasste die Mehrzahl der im Süden gelegenen Wehrmachts-Kasernen. Im ehemaligen Lehrgebäude der Panzertruppenschule residierte der Oberbefehlshaber der Gruppe der sowjetischen Truppen in Deutschland. Die einzelnen Verwaltungen des Oberkommandos waren in den umliegenden Gebäuden untergebracht.

Die ehemalige Heeressportschule war als Haus der Offiziere der kulturelle Mittelpunkt der Kasernenanlage.

In der ehemaligen Infanterie-Schießschule war nun das 43. Wach- und Sicherstellungsregiment untergebracht. Es stellte den täglichen Dienstbetrieb des Oberkommandos sicher von der Bewachung über die Fahrzeuggestellung bis zu den Büro- und Wirtschaftsdiensten.

In der ehemaligen Cambrai-Kaserne des Panzerregimentes-5 waren der Stab und Teile der 118. Nachrichtenbrigade disloziert.

Das 193. Panzerreparaturwerk realisierte die turnusmäßigen Instandsetzungen an der Panzertechnik sowjetischen Truppen.

Das Gebäude des 639. Militärhospitals diente bereits vor dem I.Weltkrieg als Lazarett und blieb es auch während der Stationierung der sowjetischen Truppen in Wünsdorf.

Die 2. Militärsiedlung umfasste die ehemalige Lutz-Kaserne des Panzerregimentes-5, wo weitere Dienststellen des sowjetischen Oberkommandos untergebracht waren.

Die Versorgung der sowjetischen Truppen mit Brot erfolgte durch die 59. Feldbäckerei. Die so genannte „Brotfabrik“ befand sich in den Gebäuden der ehemaligen Heeresbäckerei der Wehrmacht.

Vom Militärbahnhof Wünsdorf erfolgte die tägliche Zugverbindung nach Moskau. Im Rahmen des Abzuges der Westgruppe der Truppen (Bezeichnung seit 1989) aus Deutschland verließ am 8. September 1994 der letzte russische Zug mit dem Nachkommando Wünsdorf.

Ab 1996 begann für den Standort Zossen/Wünsdorf mit einem Konversionsprogramm eine friedliche Umgestaltung der ehemaligen Kasernenkomplexe. Viele Gebäude sind heute moderne Wohnanlagen.In die ehemaligen Kasernen der Panzertruppen zogen Verwaltungszentren des Landes Brandenburg mit über 1.000 Arbeitsplätzen ein.

Einige Kasernenabschnitte warten aber immer noch auf eine neue Nutzung, wie die ehemalige Heeressportschule, die Infanterie-Schießschule und Teile der Panzertruppenschule. Andere Kasernenbereiche, wie das Panzerreparaturwerk sind teilweise abgerissen.


Bildquelle: Garnisonverein

Quelle