Katharinenkirche (Lübeck)

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Die Katharinenkirche, auch St. Katharinen zu Lübeck, ist die Kirche des ehemaligen Franziskaner-Klosters und die einzige erhaltene Klosterkirche in Lübeck. Sie hat das Patrozinium der heiligen Katharina von Alexandrien.

Das Katharinenkloster bestand als Kloster der Franziskaner (der so genannten fratres minores oder Minderen Brüder) von 1225 bis zur Reformation 1531. Der mittelalterliche Gebäudekomplex an der Königstraße in der Lübecker Altstadt ist heute Bestandteil des Weltkulturerbes und beinhaltet die ehemalige Klosterkirche (heute Museum), das altsprachliche Gymnasium Katharineum und die daran anschließende Stadtbibliothek.


Geschichte

Noch zu Lebzeiten des heiligen Franz von Assisi erhielten die Franziskaner im Jahre 1225 ein Grundstück zum Bau von Klosterund Kirche an der Ecke Königstraße und Glockengießerstraße. Von der damals erbauten Kirche ist wenig bekannt.

Zu Anfang des 14. Jahrhunderts, vermutlich um 1303 (dendrochronologische Datierung des Dachwerks), wurde zunächst der Ostteil mit Chorraum und Querschiff neu im Stil der Backsteingotik erbaut. Durch die Auseinandersetzungen der Ordensbrüder und der Stadt mit dem streitbaren Lübecker Bischof Burkhard von Serkem und durch das über das Kloster verhängte Interdikt kamen die Bauarbeiten um 1310 zum Erliegen und wurden erst nach der Aussöhnung mit dem Nachfolger Bischof Heinrich II. Bochholt 1319 wiederaufgenommen. Einen wesentlichen finanziellen Beitrag leistete dazu der Bürgermeister Segebodo Crispin, der sich auch das nördliche Chorseitenschiff als Familienkapelle errichten ließ. 1329 wurde das Chorgestühl eingebaut, dann ab 1335 das Langhaus vollendet. Im Jahre 1356, als im Kloster ein Provinzkapitel der Franziskaner stattfand, wird der Bau vollendet gewesen sein. Später kamen noch Kapelleneinbauten und -anbauten hinzu wie die reich ausgestattete Kapelle der Zirkelgesellschaft von 1458 im westlichen Joch des nördlichen Seitenschiffs; um 1510–1515 erfolgte ein Neubau der Chortreppe.

Die Kirche ist eine dreischiffige, neunjochige Basilika mit wegen des Verlaufs der Glockengießerstraße asymmetrischen Seitenschiffen, einem polygonalen Chorschluss und einen zweischiffigen Querhaus, das nicht über die Seitenwände hinausreicht und nur im Dachbereich sichtbar herausragt. Als Klosterkirche erhielt die Katharinenkirche keinen Turm, sondern lediglich einen Dachreiter. Dieser beherbergte eine Glocke aus dem Jahre 1399, die vom Meister Johann Reborch gegossen wurde und heute im Kirchenschiff ausgestellt ist. Sie ist reich an Pilgerzeichen und Heiligenabbildungen (wie der heiligen Katharina).

Die jedoch für eine Bettelordenskirche ungewöhnlich aufwändige Architektur zeigt sich neben der reichgegliederten Westfassade in der besonderen Gestaltung des Chorraums als Hochchor über einem bis in die Vierung vorgezogenen Unterchor in Hallenform. Die reiche Ausmalung des 14. Jahrhunderts ist nur teilweise wieder freigelegt.

In der Reformation wurde das Katharinenkloster durch die Kirchenordnung von Johannes Bugenhagen 1531 zu einer Lateinschule, dem Katharineum zu Lübeck, umgewandelt. Weitere Räume erhielt zu Beginn des 17. Jahrhunderts die Stadtbibliothek. Die Katharinenkirche wurde zur Filialkirche der Marienkirche und für Schulgottesdienste sowie bis ins 19. Jahrhundert auch für Bestattungen benutzt. Die erst vor kurzem als solche identifizierte ehemalige Sakristei im südlichen Seitenraum des Hochchores bezog 1760 das Konsistorium, das hier bis zu seiner Auflösung 1814 dreimal im Jahr als kirchlich/städtisches Gericht für Ehe- und Familiensachen tagte. 1829 wurde auch dieser Raum an die Stadtbibliothek abgegeben.

Während der französischen Besetzung Lübecks (1806–1813) wurde die Kirche profaniert und als Pferdestall und Lazarett zweckentfremdet.

Ab 1841 entstand im Hochchor die erste Sammlung mittelalterlicher Bildwerke, vor allem durch die Bemühungen von Carl Julius Milde, der die Bergung und Sicherung der Kunstschätze des Burgklosters maßgeblich besorgte, und der Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit. Dafür wurden 1846 der Schmuckfußboden des Oberchores und 1847 die Chorfenster und ihr Maßwerk erneuert. Die schließlich 1848 eröffnete „Sammlung Lübeckischer Kunstalterthümer“ bildete ab 1915 den Grundstock für die Abteilung Sakrale Kunst des Mittelalters im St.-Annen-Museum.

Der restliche Kirchenraum wurde im 19. und frühen 20. Jahrhundert wiederholt für Messen, Ausstellungen und Konzerte benutzt; ab 1926 entstand im Zuge der Ausstellung Lübeckische Kunst außerhalb Lübecks nach einem Plan von Carl Georg Heise eine Sammlung von Gipsabgüssen von Bildwerken Lübecker Herkunft im Ostseeraum. Der monumentale Gipsabguss der St.-Jürgen (St.-Georg)-Gruppe in der Nikolaikirche in Stockholm, gefertigt von Bernt Notke für den schwedischen Reichsverweser Sten Sture zur Erinnerung an die Schlacht am Brunkeberg und einige Altäre sind noch vorhanden.

Nachdem zahlreiche andere Innenstadtkirchen beim Bombenangriff auf Lübeck am Palmsonntag 1942 ausgebrannt waren, wurde St. Katharinen vorübergehend wieder für regelmäßige Gottesdienste hergerichtet. Ein steinernes Altarpodest wurde in der Vierung aufgebaut; dafür wurde die St.-Jürgen-Gruppe, die zunächst hier aufgestellt worden war, in das erste westliche Joch des Mittelschiffs versetzt. Dem Umbau fiel das erhaltene Schrankenwerk der Zirkelbrüderkapelle von 1458 zum Opfer, das im Museumsmagazin eingelagert wurde. Der Marienorganist Walter Kraft sorgte für den Einbau einer Kemper-Orgel sowie einer die 1942 zerstörten Musikemporen der Marienkirche nachbildenden Empore im dritten westlichen Joch des südlichen Mittelschiffs und nutzte die Kirche und besonders den Hochchor für kirchenmusikalische Aufführungen, bis er an die Marienkirche zurückkehren konnte. Eine Seitenkapelle im Unterchor erhielt die russisch-orthodoxe Gemeinde und benutzt sie bis heute als Kirche des seligen Prokop. Auch die griechisch-orthodoxe Gemeinde hielt ihre Gottesdienste hier im Unterchor über viele Jahre. Ebenso steht die Kirche seit Anfang der 1980er Jahre Anhängern der Priesterbruderschaft St. Pius X. zur Verfügung, die hier Messen im Tridentinischen Ritus feiern. Die Nutzung durch die Piusbruderschaft wurde durch die Stadt Lübeck zum Mai 2009 gekündigt.

Anfang der 1960er Jahre wurde die Verbindung zwischen der Kirche und dem Kreuzgang des Klosters bzw. der Schule wiederhergestellt. Das Katharineum nutzte die Kirche fortan bis in die 1990er Jahre für wöchentliche Morgenandachten. Auch heute noch finden Feiern und Konzerte der Schule in der Kirche statt.

Seit ca. 1980 wird die Katharinenkirche als Museumskirche St. Katharinen vom Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Hansestadt Lübeck verwaltet, die Leitungsverantwortlichkeit ging am 1. Januar 2006 auf die Kulturstiftung Hansestadt Lübeck über.

Von Herbst 2011 an bis voraussichtlich 2013 wird die Kirche mit Mitteln des Welterbe-Fonds des Bundes für ca. 3 Millionen Euro grundlegend saniert. Derzeit ist die Katharinenkirche aufgrund umfangreicher Restaurierungs- und Sanierungsarbeiten bis auf weiteres geschlossen.



Text: Wikipedia

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