Kelbra

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Kelbra (Kyffhäuser) ist eine Landstadt im thüringisch geprägten Teil Sachsen-Anhalts.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Kelbra.

Geschichte

Frühgeschichte

Wie weite Teile Mitteleuropas ist die Gegend um Kelbra seit tausenden Jahren durch den Menschen besiedelt. Fundstätten aus dieser Frühgeschichte sind u. a. mehrere Grabhügelfelder der Bronzezeit südwestlich der heutigen Stadt sowie eines gleichen Alters am Fuße des Kyffhäusers zwischen Kelbra und Tilleda.[11]

Anfänge

Kelbra wurde 1093 erstmals urkundlich erwähnt als Chelvera. Es befand sich im zentral- südlichen Teil des alten thüringischen Helmegaus.

Im 11. Jahrhundert gelangten Teile des Helmerieds an das Erzbistum Mainz und an das Kloster Fulda. Das Kloster Walkenried erwarb um 1144 das Gebiet um Görsbach. Später meliorierten die Mönche mit den angesiedelten Flamen das Land zwischen Görsbach und Kelbra und weiter abwärts. Sie waren erfahren und brachten aus ihrer Heimat Geld, Vieh und Nutzpflanzen mit. Trotz der Entwässerung gab es immer wieder Wasserprobleme. So war die Goldene Aue ein einziger See am 8. und 9. Februar 1946. Das Wasser stand von Heringen bis nach Ritteburg und in das Thyratal. Die vergangenen Hochwasserstände sind in dem südlichen Widerlager der Mühltalgrabenbrücke in Kelbra eingemeißelt worden. Der höchste Wasserstand war 1881 und 1946 mit über 4 Metern.[12]

Rothenburger (1101–1223) und Beichlinger (1223–1348)

Auf dieser Burg residierten die Grafen von Rothenburg und Beichlingen, Herren über Kelbra und umliegende Ortschaften in der Goldenen Aue und Kyffhäusergebirge

Im Jahre 1103[13] oder 1101 erbten die später nach der Rothenburg benannten Grafen dieselbige Burg und weite Besitzungen in der Goldenen Aue, so auch Kelbra. Im Jahre 1223 verstarb Graf Cristian von der Rothenburg kinderlos und vererbte Burg und Besitz an die Grafen von Beichlingen.[14] Graf Friedrich von Beichlingen stiftete im Jahre 1251 das Zisterzienserinnenkloster Kelbra, welches dem Heiligen Georg geweiht wurde, so auch die bis heute bestehende Stadtkirche, welche einst Teil dieses Kloster war. In dieser Zeit entstand auch der Arnswaldtische Rittersitz. Auf Bitten des Grafen Friedrich von Beichlingen erhob Bischof Peter von Mainz am 31. Juli 1308 die Wenzelskirche zu Kelbra wieder zur Pfarrkirche. Diese Kirche stand einst am Seigertor, ungefähr am Standort der heutigen Bäckerei Kautzleben. Man nimmt an, dass sie die erste Kirche der Stadt Kelbra war.[15]

Hohnsteiner (1348–1413)

Um das Jahr 1348 verkauften die Grafen Heinrich II. und Gerhard III. von Rothenburg den größten Teil ihrer Grafschaft, so auch Kelbra, an die Grafen von Hohnstein. Das Stadtrecht wurde Kelbra, bereits im Besitz der Hohnsteiner, im Jahre 1351 verliehen. Die Hohnsteiner Grafen bewohnten nicht mehr die Rothenburg, sondern bereits das Schloss Kelbra (Wasserschloss) oder den Storkeyer Hof. Kelbra war bis 1413 Sitz der Linie Hohnstein–Kelbra.

Stolberger, Schwarzburger und Wettiner (1413–1806)

Dem Grafen Heinrich von Hohnstein wurde, nach der Beendigung des Fleglerkrieges und der Heldrunger Fehde am 8. Januar 1413, von den Landgrafen Friedrich IV., Wilhelm II. und Friedrich d. J. von Thüringen die Schlösser und Städte Heldrungen und Wiehe überlassen. Im Gegenzug dafür hatte er seine Ansprüche auf Kelbra, Harzgerode, Güntersberge, Hoym, Ballenstedt und Sandersleben abzutreten. Die Wettiner, die aufgrund ihrer Stärke bereits im 14. Jahrhundert eine entscheidende Machtposition in der Goldenen Aue errungen hatten, bauten jedoch in Kelbra keine eigene Verwaltung auf, sondern versetzten die an der Peripherie ihrer eigenen Besitzungen gelegene Stadt nebst Schloss und Zubehör an zuverlässig erscheinende Pfandnehmer. Sie glaubten, diese in den Grafen von Schwarzburg und zu Stolberg gefunden zu haben.

Am, oder unmittelbar vor dem 3. August 1413, erfolgte zunächst für drei Jahre die pfandweise Überlassung von „sloß Kelbra, hus unde stadt mit dorffern, ackern“ und allem Zubehör für 12.500 Rheinischer Gulden und 160 Mark Erfurter Silberwährung an die Brüder Heinrich und Botho zu Stolberg. Nach Ablauf der Dreijahresfrist erneuerten die Landgrafen von Thüringen am 6. Februar 1417 die Verpfändung von Schloss und Stadt Kelbra nebst Zubehör. Pfandnehmer waren diesmal Graf Botho zu Stolberg und Graf Heinrich von Wernigerode. Als Zeitraum wurden sechs Jahre festgelegt und im Vertragstext die Klausel aufgenommen, dass im Kriegsfall die Grafen den Wettinern Beistand leisten sollen. Aufgrund einer Schuld der Grafen Botho zu Stolberg und Heinrich von Wernigerode in Höhe von 973-lötigen Mark Silber Erfurter Währung, die ihnen ihr Oheim Graf Heinrich von Schwarzburg abnahm, sagten sie ihm am 6. Dezember 1418 zu, die Hälfte der Pfandsumme zu überlassen, falls die Wettiner die Stadt und das Amt Kelbra einlösen würden. Die Wettiner waren in den darauffolgenden Jahren nicht an einer solchen Einlösung interessiert. Daher ersuchten die beiden Grafen zu Stolberg und von Schwarzburg die Herzöge Friedrich und Sigismund von Sachsen, ihnen Kelbra als Gesamtlehen zu überlassen. Der daraufhin ausgestellte Lehnsbrief datiert auf den 19. September 1428.

Herzog Wilhelm von Sachsen belehnte am 23. März 1461 Metze, die Gemahlin seines Geheimen Rates Graf Heinrich zu Stolberg, mit dem halben Schloss Kelbra als Leibgedinge. 1478 überließ der Stolberger Graf diese Hälfte als Pfand dem Amtmann Ritter Hans Knauth.

So waren die Städte und Ämter Kelbra und Heringen von 1413 bis 1806 praktisch in gemeinschaftlichem Besitz der Grafen und späteren Fürsten von Schwarzburg und der Grafen zu Stolberg, standen aber unter der Oberhoheit der Wettiner. Nach der Leipziger Teilung im Jahre 1485 kam es unter deren Linie der Albertiner und somit ab 1547–1806 zum Kurfürstentum Sachsen. Auch die Pfandnehmer: beim Haus Schwarzburg war es von 1560 bis 1598 die Linie Schwarzburg-Frankenhausen, ab 1598 bis 1806 die Linie Schwarzburg-Rudolstadt Unterherrschaft Frankenhausen. Bei der Teilung der Grafschaft Stolberg in Stolberg-Stolberg und Stolberg-Roßla am 19. Juli 1706 kamen beide Ämter auch je zur Hälfte zur Linie Stolberg-Roßla.

Napoleonische Zeit (1806–1815)

Mit der Schaffung des Rheinbund im Jahre 1806, dem Königreich Westphalen (1807) und der Schaffung des Königreich Sachsen (1806), dank eines Bündnisses des Kurfürstentums Sachsen mit Napoleon lag Kelbra im Rheinbund und unter der Kontrolle Napoleons. Auf den historischen Karten aus dieser Zeit ist ersichtlich, dass Kelbra weder im Königreich Westphalen, noch im Königreich Sachsen lag, aber ganz in ihrer Nähe und innerhalb des Rheinbundes, an welche sich spätestens im Jahre 1808 auch Schwarzburg und Stolberg angeschlossen hatten.

Preußische Provinz Sachsen (1815–1945) Nach dem Sieg über Napoleon erfolgte der Wiener Kongress (1814–1815), wo die großen Siegerstaaten sich reichlich mit Territorien selbstbedienten. Preußen annektierte nicht nur weite Gebiete des Königreiches Sachsen, sondern auch bis dahin auch selbstständige Städte, geistliche Territorien und Kleinstaaten Thüringens, Hessens und des Rheinlandes; hier im Gebiet der Goldenen Aue die Grafschaft Stolberg, die freie Reichsstadt Nordhausen und die bisher unter gemeinschaftlicher Schwarzburger und Stolberger Herrschaft stehenden Ämter Heringen und Kelbra. Sämtliche ehemals Sächsischen- und Thüringischen Annexionen wurden in der neu entstandenen preußischen Provinz Sachsen zusammengefasst. Beide Ämter gemeinsam mit der gesamten Grafschaft Stolberg und somit auch die Stadt Kelbra kamen an den Regierungsbezirk Merseburg und dort an den Landkreis Sangerhausen (Provinz Sachsen), während die Grafschaft Schwarzburg für den Verlust beider Ämter von Preußen eine Abfindung erhielt.

Erster Weltkrieg (1914–1918) Im Ersten Weltkrieg kamen 121 Männer aus Kelbra ums Leben.[16]

Der Bau und die Fertigstellung der Kyffhäuser Kleinbahn fiel genau in die Zeit des 1. Weltkrieges. 1913 wurde die Kyffhäuser Kleinbahn AG gegründet. Im Frühjahr 1914 kurz vor Ausbruch der Krieges begann man mit dem Bau der Stracke. In regulären Betrieb, auf der gesamten Strecke zwischen Berga und Artern, ging sie ab dem 21. Dezember 1916. Durch diese Strecke wurde die Stadt Kelbra direkt ans Eisenbahnnetz angeschlossen. Am 5. Juni 1966 wurde der Betrieb wegen des allgemeinen schlechten Zustands des Gleisbettes eingestellt ,[17] welcher den Sturz einer Lokomotive von der Brücke des Mühlgrabens der Helme bei Kelbra verursacht hatte. Das Gleisbett war nicht aus Schotter errichtet worden, sondern bestand größtenteils aus Kies. Dieser kam hauptsächlich aus der Hackpfüffeler Heide, welche sich direkt an der Strecke befand und diese dadurch kostengünstiger zu Errichten war.

Zweiter Weltkrieg (1939–1945)

Seit Herbst 1944 wurde der Saal der Gaststätte „Zur Sängerhalle“ als Gefangenenlager genutzt. Ungarische SS-Soldaten bewachten die Häftlinge. Diese mussten in der alten Brauerei arbeiten. Dort befand sich eine Außenstelle des KZ Mittelbau-Dora. Bei den Bombenangriffen auf Kelbra im April 1945 wurden auch viele der Häftlinge getötet. Anfang April wurden die Häftlinge auf einen Marsch geschickt. Sie wurden erst bei Ludwigslust befreit. Das Lager in der alten Brauerei wurde Anfang April 1945 in Brand gesetzt und danach von der Bevölkerung geplündert.

Am 11. April trafen 14 US-Bomben Kelbra. Sie richteten beträchtliche Gebäudeschäden an. 12 Menschen starben, darunter 10 Ausländer.[18]

Am 12. April 1945 rückten amerikanischen Panzer in Kelbra ein. Sie kamen aus Richtung Badra / Sondershausen. An einigen Fenstern hingen weiße Bettlaken. Lediglich der damalige Bürgermeister Rudolf Haake wollte noch kämpfen. Er schoss mit einer Pistole aus seinem Arbeitszimmer im Rathaus auf die Soldaten und verletzte dabei zwei Amerikaner. Danach erschoss er sich offenbar selbst.

Mit dem Herannahen der amerikanischen Truppen wurden Sprenglöcher in den Brücken vorbereitet, im Hopfental wurde eine Straßensperre aus alten Pflügen errichtet. Die Zentrale des Volkssturmes befand sich im Ratskeller, wo auch Waffen und Panzerfäuste lagerten.

Anfang Juli 1945 übernahmen sowjetische Truppen das Kommando.

Sowjetische Besatzung und DDR-Zeit (1945–1990)

Im Jahr 1962–1966 wurde die Staumauer des Kelbraer Stausees errichtet, 1966 eingeweiht und erstmals geflutet. Parallel dazu wurden die touristischen Anlagen gebaut, wie das Strandbad, der Zeltplatz und der Bootshafen. Vor der Errichtung des Stausees wurden die Bewohner der Domäne Numburg umgesiedelt, sowie die der Häuser nördlich der Straße nach Auleben, welche ebenfalls von der Flutung betroffen war. Ebenso wurden die Stromleitungen umgeleitet, welche durch das Überflutungsgebiet führten. Im selben Jahr der Einweihung wurde 1966 die Kyffhäuser Kleinbahn eingestellt. In Kelbra wurde die LPG Ernst Putz gegründet, zu welcher während der 1950er und 1960er Jahre nach und nach sämtliche landwirtschaftlichen Nutzflächen einbezogen wurden. Nur die „Barrije“ („Berge“) genannten Obstplantagen am Fuße des Kyffhäusergebirges blieben weiterhin im Privatbesitz. Es wurden Neubausiedlungen errichtet, erst in der Bodenreformstraße, wo vor allem Flüchtlinge aus den nach dem Krieg abgetretenen Ostgebieten untergebracht wurden, später dann die Straße der Volkssolidarität und die Straße der DSF (Deutsch-Sowjetischen Freundschaft), aus welcher dann später nach der Wende die Rothenburgstraße hervorging.

Kelbra nach der Wiedervereinigung (1990-heute) Mit der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 wurde auch Kelbra Teil der Bundesrepublik Deutschland. Davor mussten aber Bundesländer neu gegründet werden. Diese wurden dabei annähernd die in der unter der sowjetischen Militäradministration gebildeten provisorischen Bundesländer angenähert, die detaillierten Grenzen aber die an die nach der großen Verwaltungsreform von 1952 in der DDR entstandenen Bezirke und Kreise angepasst. Nur der ebenso im Bezirk Halle befindliche Nachbarkreis Artern hat am 6. Mai 1990 noch seine Möglichkeit zur Volksabstimmung ausnutzen können, durch die Zusammenlegung von diesem mit der ersten demokratischen Kreistagswahl. Hier hat der größte Teil der Bevölkerung sich für eine Angliederung an Thüringen entschieden.[19] Für den Altkreis Sangerhausen gab es keine Volksabstimmung mehr, da nach der Kreistagswahl diese nicht mehr anerkannt worden wäre, vor allem aus Zeitmangel, um die einmalige Möglichkeit der Wiedervereinigung Deutschlands rechtzeitig wahrnehmen zu können. Die thüringisch-sachsen-anhaltische Grenze verläuft seitdem durch den Kyffhäuser, unmittelbar südlich und westlich an Kelbra vorbei.

Ende der 90er Jahre wurde die gesamte nördliche Hälfte der Gebreite mit Einfamilienhäusern bebaut. Es kam die Rothenburgstraße dazu, welche aus der Verlängerung der Straße der DSF hervorging und parallel zur ehemaligen Kleinbahn die Bergstraße und Frankenhäuser Straße miteinander verband, außerdem die Straße der Jugend, die verlängerte Mauer- und Klippenstraße, die Straßen Am Bahndamm und An der Kleinbahn dazu. Im Jahr 2009 wurde die bis dahin selbstständige Gemeinde Tilleda nach Kelbra eingemeindet.

Am 1. Januar 2010 wurde die Verbandsgemeinde Goldene Aue gegründet, welche in Kelbra ihren Sitz hat[20]. Zu dieser gehören denen Kelbra auch Berga, Brücken-Hackpfüffel, Wallhausen und Edersleben.


Text: Wikipedia

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