Kino International

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Eröffnung am 15.11.1963, mit dem in Cannes mit einem Sonderpreis ausgezeichneten Film "Optimistische Tragödie".

Das Kino International ist ein Großraumkino an der Berliner Karl-Marx-Allee (Karl-Marx-Allee 33), das von der Yorck Kinogruppe betrieben wird. Es wurde bis 1989 als DDR-Premierenkino genutzt. Heute steht es unter Denkmalschutz.


Bauabschnitt 2 der Karl-Marx-Allee (1959–1965)

Nach der Fertigstellung der Karl-Marx-Allee vom Strausberger Platz bis zur Proskauer Straße wurde auch die Verlängerung bis zum Alexanderplatz geplant. Nach Ablehnung eines Planes von Hermann Henselmann schrieb man einen Planungswettbewerb aus, an dem 7 Architekturbüros teilnahmen. Anders als im ersten Bauabschnitt, wo Häuser im aufwendigen Stil des Sozialistischen Klassizismus dominieren, entschied man sich beim zweiten Bauabschnitt unter anderem aus Kostengründen für einen Plan der Stadtplaner Edmund Collein, Werner Dutschke und Josef Kaiser, der eine gemischte Bebauung aus Plattenbauten, Geschäften, Restaurants und kulturellen Einrichtungen vorsah. Hierzu zählen das Café Moskau, die Mokka-Milch-Eisbar und das Kino International.


Planung und Architektur

Das Kino selbst wurde von den Architekten Josef Kaiser und Heinz Aust als dreigeschossiger Stahlbetonskelettbau geplant, der mit hellem Sandstein verkleidet wurde. Kaiser hatte vorher bereits das Kino Kosmos und das Café Moskau entworfen. Aufgrund des vorgelagerten Barbereiches sind die Grundrissmaße der Geschosse unterschiedlich, nämlich 38x35 m im Erdgeschoss und 47x35 m im Obergeschoss. Charakteristisch ist ein zur Straße hin offener Bereich mit großer Glasfläche, während die Seitenfassaden geschlossen sind. Die an den Seitenflächen angebrachten Reliefs sind von Waldemar Grzimek, Hubert Schiefelbein und Karl-Heinz Schamal.

Nach zweijähriger Bauzeit wurde das Kino am 15. November 1963 mit einer Premierenfeier feierlich eröffnet. Neben dem eigentlichen Kinosaal gab es zahlreiche weitere Räume, unter anderem einen „Repräsentationsraum“, wo sich die Staats- und Parteiführung vor und nach Premierenfeiern aufhielt, eine Bibliothek und ein Büro des Oktoberklub. Heute dienen Räumlichkeiten den regelmäßig stattfindenden schwul-lesbischen Partys des „Klub International“.


Kinosaal und Technik

Gerade in den 50er und 60er Jahren wurden in Berlin zahlreiche Gebäude in einer speziellen Kino-Architektur entworfen, so der Zoo-Palast und der Royal Palast. Die Bauweise sollte dem Kinobesucher ein maximales Sicht- und Klangerlebnis geben. Dies wurde auch bei der Planung des Kinosaales im Kino International berücksichtigt. Der knapp 600 Besucher fassende Kinosaal ist schräg angelegt. Die Tontechnik wurde speziell für den Kinosaal konzipiert und ähnelt der eines Tonstudios. Die mit Dämm-Matten versehenen Wände und die darüber liegende elegante Wandverkleidung aus rhythmisch versetzten, schräg stehenden Holzleisten mit offenen Fugen garantieren eine für die damalige Zeit einzigartige Akustik. Die wellenförmige Decke hat neben einem optischen Schaueffekt die Aufgabe, den Ton optimal in den Kinosaal hineinzutragen. In den 1980er-Jahren wurde das Kino International zudem als eines der wenigen Kinos der DDR mit einer Dolby-Stereo-Anlage ausgestattet. Formgebung, Materialwahl und Proportionen machten diesen Raum zu einem der gelungensten Kinosäle der Nachkriegszeit. Im Vorführraum befinden sich heute noch zwei der letzten aus DDR-Produktion stammenden Filmprojektoren. Sie erlauben auch das Abspielen von 70-mm-Kopien. Die Produktion der Projektoren wurde wenig später im Rahmen des RGW in die Tschechoslowakei verlegt.

Nach 1990 wurde der Kinosaal denkmalgerecht umgebaut und die Bestuhlung ausgewechselt.


Premierenkino

Das Kino International diente bis 1989 als Premierenkino der DDR. Zahlreiche DEFA-Filme hatten hier ihre Premiere. Speziell für die Partei- und Staatsführung wurde die achte Reihe, in der man eine optimale Sicht hatte, mit einer besonderen Beinfreiheit versehen. Vor und nach den Premieren hielten sich die Besucher der Staatsführung im „Repräsentationsraum“ (heute „Honecker-Lounge“) auf. Im Keller wurde für die Staatsführung ein wenige Personen fassender Bunker und im Gebäudeinneren ein Aufzug nachträglich eingebaut. Seine letzte Premiere in der DDR fand am 9. November 1989, dem Tag des Mauerfalls, mit Heiner Carows „Coming Out“ statt.

Heute wird das International von zahlreichen Filmemachern aufgrund seines Ambientes wieder als Premierenkino genutzt und ist Spielstätte im Rahmen der Berlinale. Es ist beliebt bei den Berliner Kinogängern als Kino mit Tradition und besonderer Atmosphäre. Die sehr großen Filmplakate des Films der Woche an der Außenseite des Internationals werden noch per Hand von Filmplakate-Malern gezeichnet und sind ein echter Blickfang.



Text: Wikipedia

Bild: Wikipedia/Bundesarchiv, Bild 183-B1116-0002-001 / Sturm, Horst / CC-BY-SA

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