Kleinkastell Anhausen

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Das Kleinkastell Anhausen ist ein ehemaliges römisches Kastell des Obergermanischen Limes, der im Jahre 2005 den Status des UNESCO-Weltkulturerbes erlangte. Das Bodendenkmal befindet sich in den Wäldern südwestlich der heutigen Ortsgemeinde Anhausen, die zur Verbandsgemeinde Rengsdorf im rheinland-pfälzischen Landkreis Neuwied gehört.


Lage und Forschungsgeschichte

Das Kleinkastell Anhausen befindet sich auf einer Höhe zwischen dem Gladbacher und dem Heimbacher Wald, südwestlich der heutigen Ortschaft Anhausen auf Neuwieder Gebiet. Es liegt hier östlich oberhalb des Passes der nach Gladbach und weiter nach Neuwied führenden Landesstraße 258, der Dierdorfer Straße.

An dem Kastellplatz erreicht der Limes im Verlauf des Bogens, den er um das Neuwieder Becken schlägt, seinen nördlichsten und zugleich höchsten Punkt. In antiker Zeit diente das Kleinkastell hier der Überwachung mehrerer Straßen, die in diesem Bereich unter Ausnutzung der Passlage den Limes kreuzten.

Der Kastellplatz wurde zuerst 1893 durch Heinrich Jacobi untersucht und beschrieben. Weitere Ausgrabungen durch die Reichs-Limes-Kommission erfolgten im August 1898 und im Januar 1899, um die anfangs nicht ganz eindeutige Baugeschichte des Lagers zu klären.


Befunde

Bei dem Anhauser Militärlager handelt es sich um ein Kleinkastell, das ursprünglich aus zwei verschiedenen Baukörpern – einem äußeren und einem inneren Kastell – gebildet wurde, die wohl zeitgleich entstanden sind. Die Wehrmauer des äußeren Lagers nahm mit den Seitenlängen von 43,20 mal 39,30 Meter eine Fläche von rund 0,17 Hektar ein. Die Mauer hatte eine Mächtigkeit von 1,72 bis 1,80 Meter, besaß abgerundete Ecken und verfügte über nur ein einziges, von zwei vorspringenden Wehrtürmen flankiertes Tor, das nach Norden, zum Limes hin ausgerichtet war. Als Annäherungshindernis war ein Spitzgraben vorgelagert.

Das kleinere Lager wurde bei gemeinsamer Nutzung eines Teiles der West- und der Südmauer des größeren Kastells in dieses hineingebaut. Es bedeckte mit seinen Seitenlängen von 28,70 mal 23,60 Meter eine Fläche von knapp 0,07 Hektar im südwestlichen Bereich des Außenkastells. Die kleinere Fortifikation besaß ebenfalls nur ein einziges, nach Norden ausgerichtetes Tor, das nicht von Türmen, sondern von eingezogenen Torwangen flankiert war. Die Stärke der Mauern, die es vom Außenkastell abtrennte war mit 2,05 bis 2,10 Metern deutlich massiger, als die der Außenmauern.

Zu einem nicht näher bestimmbaren späteren Zeitpunkt wurde das Innenkastell mit einem eigenen vorgelagerten Graben versehen, bei dessen Anlage die Mauern des Außenkastells durchbrochen wurden. Das ursprünglich wohl als Reduit dienende kleinere Bauwerk wurde zu diesem Zeitpunkt vermutlich zu einer eigenständigen kleinen Festung umgebaut. Hierfür spricht auch der Umstand, dass die Mauern des Außenkastells, sofern sie nicht auch die Ummauerung des Innenkastells bildeten, schon in römischer Zeit abgebrochen wurden. Den Graben des äußeren Lagers verfüllte man mit dem daher stammenden Bauschutt.

Im Inneren des Kastells konnten, vorrangig im nordwestlichen Bereich, Spuren von Mannschaftsbaracken nachgewiesen werden. Die Innenbauten dürften im Wesentlichen aus Holz bestanden haben. Im südlichen Bereich des kleineren Kastells wurde noch ein Brunnen freigelegt und ausgegraben, der einiges Fundmaterial zu Tage brachte. Das datierbare Material des Kastellplatzes insgesamt ist aber nicht ausreichend und geschlossen genug, um eine Aussage zur Feindatierung des Lagers treffen zu können. Insgesamt wird es im Zusammenhang mit dem Ausbau des Limes in diesem Abschnitt stehen. Es wurde also vermutlich unter Domitian (81–96), spätestens aber unter Trajan (98–117) angelegt und während der germanischen Offensiven bis 259/260 n. Chr. (Limesfall) wieder aufgegeben. Der antike Name des Platzes ist nicht bekannt, auch über die ihn belegenden Einheiten liegen keine Quellen vor. Es dürfte sich um Vexillationen (Detachements) der benachbarten Auxiliarlager gehandelt haben.



Text: Wikipedia

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