Kloster Schiffenberg

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Ansichtskarte der Klosterkirche um 1914

Das Kloster Schiffenberg ist eine ehemalige Klosteranlage auf dem Gießener Hausberg Schiffenberg (281 Meter). Es befindet sich am südöstlichen Rand des Gießener Stadtwalds nahe dem Stadtteil Petersweiher und dem Pohlheimer Ortsteil Hausen. Aufgrund seines Alters und seiner architektonischen Bedeutung wurde ihm im Juli 2012 der Rang eines Bauwerks von nationaler Bedeutung zuerkannt. Im Zuge einer Restaurierung hat man herausgefunden, dass der Dachstuhl über dem Langschiff aus dem Jahr 1162 und der Turmhelm aus dem Jahr 1142 stammt. Im Sommer werden die Basilika und der Hof für kulturelle Veranstaltungen und Gottesdienste genutzt.


Beschreibung

An der Nordseite des großen Innenhofs, der mit alten Bäumen bestanden ist, erhebt sich eine romanische Pfeilerbasilika mit Querschiff, die von 1130 bis 1150 gebaut wurde. Eine Besonderheit ist der achteckige Vierungsturm mit dem ältesten Dachwerk in Deutschland. Das südliche Seitenschiff wurde nach der Säkularisation 1809 abgerissen, so dass eine Art „Arkadengang“ entstand, durch den man das Hauptschiff auf ganzer Länge von der Seite betreten kann. Die westliche mit Lisenen gegliederte Apsis und zwei begleitende Rundtürme (fast komplett zerstört) wurden im Verlauf des 12. Jahrhunderts angebaut. Im Jahr 2014 wurden die Fundamente einer östlichen Chorapsis und Mauerreste eines Kreuzgangs entdeckt. Der Bau verzichtet fast gänzlich auf Bauschmuck. Von der Ausstattung ist unter anderem ein frühgotischer Taufstein (13. Jahrhundert) aus Basalt im Chorraum erhalten.

1463 entstand das Propsteigebäude an der Westseite des Platzes und 1493 bis 1500 die Komturei an der Südseite. Ein weiteres, zwischen diesen beiden Bauwerken stehendes und erst 1700 errichtetes Gebäude fällt durch seinen aufwändig gestalteten Brunnen auf.


Geschichte

Eine Ausgrabung nördlich der Klosteranlage zeigt frühe Siedlungsspuren auf dem Schiffenberg, die auf die späte Bronzezeit um etwa 1000 v. Chr. datiert werden.

1129 wurde das Gelände von Gräfin Clementia von Gleiberg, der Witwe Konrads I. von Luxemburg, dem Erzbistum Trier gestiftet, mit der Maßgabe, dort ein Kloster zu errichten. Noch im gleichen Jahr weihte Erzbischof Meginher von Vianden die unfertige Anlage. Kurz darauf bezogen Augustiner-Chorherren aus dem Mutterkloster Springiersbach an der Mosel das Kloster. 1239 wurde erstmals ein Chorfrauenstift am Südhang des Schiffenbergs erwähnt, das in Gemeinschaft mit den Augustiner-Chorherren existierte, später aber aufgegeben wurde. 1264 klagten die Chorfrauen vor einem Gießener Schöffengericht, dass die Chorherren ihren Pflichten ihnen gegenüber nicht nachkämen. Der Rechtsstreit zog sich lange hin, die verhängte Aufteilung der Klostergüter zog neue Auseinandersetzungen nach sich. Dazu kamen Misswirtschaft und die eigenen politischen Ziele von Erzbischof Balduin von Trier, aufgrund derer er das Kloster 1323 aufhob und es dem Deutschen Orden anvertraute.

Innerhalb des Deutschen Ordens gehörte das Kloster Schiffenberg zur Ballei Hessen. 1333 wurde es zum Sitz eines Komturs. Aus den folgenden Jahrhunderten sind immer wieder Rechtsstreitigkeiten um die Verwaltung des Klosters und der zugehörigen Besitzungen überliefert. 1543 versuchte Philipp I. von Hessen das Kloster im Rahmen der Reformation zu säkularisieren, was ihm nicht gelang.

Als Napoléon Bonaparte 1809 den Deutschen Orden aufhob und seine Besitzungen verteilte, wurde der Schiffenberg königlich westphälische, dann 1813 kurhessische Domäne. Ab 1837 war das ehemalige Kloster an die Adelsfamilie Lyncker verpachtet. Damit begann es, zu einem beliebten Ausflugsziel für die Gießener Bevölkerung und die Studenten zu werden. Im 19. und 20. Jahrhundert war der Schiffenberg eines der wichtigsten Pauklokale der Gießener Studentenschaft. 1885/86 wurden ältere Wirtschaftsgebäude, die sich direkt an die Kirche anschlossen, abgerissen und neue gebaut, die ihrerseits 1972/73 niedergelegt wurden. 1939 kam der Schiffenberg im Rahmen einer Gebietsreform zur Gießener Stadtgemarkung, 1972 wurde er städtischer Besitz. Damit endete der Pachtvertrag mit Familie Lyncker.



Text: Wikipedia

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