Kolberg

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Kołobrzeg, deutsch Kolberg ist eine Hafenstadt in der polnischen Woiwodschaft Westpommern.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Kolberg.

Albrecht von Roon

August Neidhardt von Gneisenau

Buchhandlung Gustav Fock

Ferdinand von Schill

Friedrich Ludwig Jahn

Friedrich von Wrangel

Hans Karl von Winterfeldt

Kolberger Anstalten

Ludwig Adolf Wilhelm von Lützow

Paul von Hindenburg

Sonstige

Geschichte

Slawische Vorgängersiedlung

Vom 9. Jahrhundert an bestand eine pomoranische Siedlung, die der Ausbeutung der Salzquellen an der Mündung der Persante diente. Diese wurde zuerst in der Chronik Thietmar von Merseburgs unter dem Namen salsa Cholbergiensis – also etwa: Salz-Kolberg – erwähnt, und zwar als Sitz des Bischofs Reinbern im Jahre 1000. Mit dessen Vertreibung ging einige Jahre später das Bistum wieder unter. Im Jahre 1124 verkündete Bischof Otto von Bamberg in Kolberg das Christentum und weihte 1125 die Marienkirche ein. Mit der Gründung einer deutschen Stadt in der Mitte des 13. Jahrhunderts ging der Name Kolberg auf diese über. Die alte Siedlung bestand unter dem Namen Altstadt (polnisch Budzistowo) weiter.

Von der Gründung der deutschen Stadt bis zum Ende des Herzogtums Pommern

Im Zuge der deutschen Ostsiedlung ließen sich deutsche Siedler etwa 2 km nördlich der bestehenden slawischen Siedlung nieder. Es entstand ein Ort mit regelmäßigem Grundriss und einer umlaufenden Mauer. 1248 tauschten Herzog Barnim I. und Bischof Wilhelm Kolberg und Stargard, das 1255 durch die Brandenburger Markgrafen Johann und Otto bestätigt wurde. 1255 erhielt die „neue“ Siedlung Kolberg von Herzog Wartislaw III. von Pommern und Bischof Hermann von Gleichen von Cammin das Stadtrecht nach Lübischem Recht.[3] Die weiter bestehende wendische Stadt verlor nach Verlegung des Domkapitels 1287 und der Marienkirche, dem späteren Kolberger Dom, in die neue Stadt 1282 ihre Bedeutung. Später Altstadt Kolberg genannt, blieb sie als Dorf erhalten und ist heute als Budzistowo eingemeindet. 1277 wurde Kolberg Teil des Stifts Cammin, des weltlichen Herrschaftsgebiets des Bischofs. Der Hanse gehörte Kolberg wohl bereits vor der ersten urkundlichen Erwähnung der Zugehörigkeit im Jahr 1361 (Hanserecesse Bd. 1, Nr. 259)[4] an und blieb bis 1610 in diesem Städteverbund. In dieser Blütezeit der Stadt waren die Salzproduktion, der Salzhandel und der Fischfang die Haupteinnahmequellen Kolbergs und brachten großen Wohlstand. Seit Anfang des 14. Jahrhunderts als Hansestadt besaß Kolberg ein eigenes Münzrecht, das 1548 durch Kaiser Karl V. bestätigt wurde, als die Stadt ihm huldigte.

Für das Jahr 1261 lassen sich erste Spuren von jüdischen Bürgern nachweisen, ab dem 14. Jahrhundert siedelten einige jüdische Familien in der ul. Brzozowa (ehemalig: Judenstraße).[5] 1492/93 wurde der größte Teil der jüdischen Bevölkerung nach dem Sternberger Hostienschänderprozess vertrieben. Juden, die sich taufen ließen, durften vorübergehend bleiben, mussten aber im jüdischen Viertel zwischen der ul. Gierczak und der ul. Narutowicza (ehemalig: Linden- und Schlieffenstraße) wohnen und letztlich 1510 die Stadt ebenfalls verlassen. An diese Ghettoisierung erinnerte die deutsche Bezeichnung Enge Judengasse.[6] Bis 1812 war Kolberg neben Tempelburg die einzige Stadt in Hinterpommern, in der die feste Ansiedlung von Juden vom Magistrat und nach Protesten von christlichen Kaufleuten verhindert wurde. Juden war zwar ein konzessionierter Handel erlaubt, sie mussten aber jeweils nach spätestens 24 Stunden die Stadt wieder verlassen.[7][8]

1442 gab es einen Konflikt zwischen dem Bischof von Cammin Siegfried II. Bock und Kolberg, infolge dessen dieser die Stadt in einem Bündnis mit dem Herzog Bogislaw IX. belagerte. Siegfried II. hatte der Stadt verschiedene Hebungen, Pachten und andere Einnahmequellen verpfändet. Als er Ansprüche auf die Saline und den Hafen erhob, kam es zum offenen Konflikt, der bis 1468 in die Amtszeit von Siegfrieds Nachfolger Henning Iven fortgesetzt wurde. Kolberg wehrte alle Angriffe erfolgreich ab.[9]

Ab 1530 wurde in Kolberg die Reformation eingeführt, 1534 wurden die katholischen Einrichtungen in der Stadt durch Beschluss des Stadtrates aufgehoben.

Im 17. Jahrhundert entvölkerte sich Kolberg durch die Pest und den Dreißigjährigen Krieg mit seinen Auswirkungen. 1627 besetzten kaiserliche Truppen die Stadt und befestigten sie. 1631 eroberten schwedische Truppen Kolberg nach fünfmonatiger Belagerung.

Kolberg in Brandenburg-Preußen

Hinterpommern und damit auch die Stadt Kolberg kamen mit dem Westfälischen Frieden 1648 an Brandenburg-Preußen, wurde aber erst 1653 nach Vereinbarung des Stettiner Grenzrezesses vom Königreich Schweden herausgegeben. Noch im Jahre 1653 wurden in Kolberg die obersten Landesbehörden für das nun brandenburgisch gewordene Hinterpommern eingerichtet, darunter die neue Pommersche Regierung, die Kammer, das Hofgericht und das Pommersche und Camminsche geistliche Konsistorium.[10] Ebenfalls 1653, also relativ spät, erhielt Kolberg seine erste Buchdruckerei.[11] 1669 wurden die Landesbehörden aus Kolberg nach Stargard in Pommern verlegt.[12]

Im Siebenjährigen Krieg, in dem Pommern ein Nebenkriegsschauplatz war,[13] wurde die Festung Kolberg 1758[14] und 1760 von preußischen Truppen unter Oberst Heinrich Sigismund von der Heyde gegen die Russen erfolgreich verteidigt. Als während der viermonatigen dritten Belagerung eine schützende Besatzungsarmee unter Friedrich Eugen von Württemberg infolge einer Hungersnot abgezogen war, musste Heyden die Festung im Dezember 1761 dem russischen General Pjotr Alexandrowitsch Rumjanzew-Sadunaiski übergeben.[15] Von den schweren Zerstörungen, dem Rückgang der Einwohnerzahl von über 5000 auf unter 4000 und dem Verlust aller 40 Handelsschiffe erholte sich Kolberg erst nach 1800.

Während des Vierten Koalitionskrieges ereignete sich die Belagerung Kolbergs 1807 durch die Truppen Napoleons. Verteidigt vom Kommandanten Gneisenau, dem Freikorpsführer Schill und den Bürgern um den Bürgerrepräsentanten Nettelbeck, hielt sich die Festung bis zum Friedensschluss. Dieser Erfolg wurde kurz darauf zur Legende, die im politischen Kräftespiel des 19. und 20. Jahrhunderts verschiedene Formen annahm. Zuletzt diente sie 1944 als Vorlage für den nationalsozialistischen Propagandafilm „Kolberg“. 1812 wurde hier das Festungswachtschiff Colberg in Dienst genommen, das bis zu seiner Außerdienststellung im Dezember 1813 das einzige seiner Art blieb.

Nach der Neuorganisation der Kreisgliederung im preußischen Staat lag Kolberg ab 1816 im Kreis Fürstenthum im Regierungsbezirk Köslin in der Provinz Pommern. Mit Auflösung des Kreises Fürstenthum zum 1. September 1872 wurde Kolberg Kreisstadt des neugeschaffenen Kreises Kolberg-Körlin. Landrat war Robert von Schröder.

Mit dem Judenedikt von 1812 hatten sich die Lebensbedingungen der Juden in Kolberg verbessert, ihnen wurde die Ansiedlung wieder erlaubt. Nachdem 1844 in der Baustraße 28 (nach 1945 ul. Budowlana) der Grundstein für die Synagoge gelegt worden war, wurde diese ein Jahr später eingeweiht. Das Gebäude wurde um 1900 durch einen Neubau ersetzt.[16] Von ca. 1865 bis 1925 war Dr. Salomon Goldschmidt Rabbiner von Kolberg.[17]

In Kolberg verbüßten bekannte Persönlichkeiten wie Adam Heinrich Dietrich Freiherr von Bülow (von Oktober 1806 bis Mai 1807), Friedrich Ludwig Jahn (Turnvater Jahn), Arnold Ruge und Martin von Dunin ihre Festungshaft. Kolberg war bis 1872 Festung und blieb auch danach Garnisonsstadt.

Ab 1800 besuchten erste Gäste Kolberg bereits als Seebad, doch kam es erst nach Schleifung der Festungswerke (1872) zum Aufblühen.[18] Auch das Eingehen der königlichen Saline, die seit 1860 nur noch zu Bädern verwendet wurde, wirkte sich günstig für den Badeort Kolberg aus. 1875 gingen die Badeanstalten in städtischen Besitz über.[18]

Im Jahr 1891 wurde die Schreibweise der Stadt mit K = Kolberg amtlich, die sich schon seit Jahrzehnten eingebürgert hatte. Am 1. Mai 1920 verließ die Stadtgemeinde Kolberg den Kreis Kolberg-Körlin und bildete seitdem einen eigenen Stadtkreis.

Das 19. und frühe 20. Jahrhundert waren gekennzeichnet durch einen langen wirtschaftlichen Aufschwung, der sich vor allem auf den Bädertourismus stützte. Das Angebot umfasste See-, Sol- und Moorbäder. 1904 fanden sich 13.288 Kurgäste ein.[19] Im Jahr 1909 standen neun Solequellen zur Verfügung, die sich sämtlich in Privatbesitz befanden, darunter die Salzberg-Quelle, die Zillenberg-Quelle, die Münderfeld-Quelle und die Martin-Tobias-Quelle; der Besuch im selben Jahr bestand aus 15.234 Kurgästen und 11.097 Durchreisenden.[20] Im Jahr 1913 hatte Kolberg 16.737 Kurgäste und wurde von 13.493 Durchreisenden besucht, zehn Jahre später waren 15.803 Kurgäste und 17.512 Durchreisende zu Besuch; stark vertreten war die Berliner Geschäfts- und Finanzwelt.[18] In jener Zeit erschien u. a die Zeitung für Pommern.

1919 war Kolberg vom 11. Februar bis zum 3. Juli der letzte Sitz der Obersten Heeresleitung unter Paul von Hindenburg und Wilhelm Groener.

Mit Stand 1932 bestanden im Stadtkreis Kolberg neben der Stadt Kolberg selbst die folgenden 19 Wohnplätze: Am Kautzenberg, Am Ostseestrande, Bohlberg, Elysium, Erdmannshof, Forsthaus Malchowbrück, Gastwirtschaft Kautzenberg, Hanchenberg, Heinrichshof, Karlsberg, Maikuhle, Malchowbrück, Neugeldern, Ringenholm, Schülerbrink, Stadtfeld, Städtisches Torfmoor bei Gribow, Waldenfelsschanze und Wickenberg.[21]

Kolberg zur Zeit des Nationalsozialismus

Nach 1935 entstanden im Rahmen der Aufrüstung der Wehrmacht in Kolberg mehrere Kasernenkomplexe und der Fliegerhorst Kolberg wurde gebaut. Während des Zweiten Weltkrieges reichten die Kapazitäten der Torpedoschule in Flensburg-Mürwik nicht mehr aus. In Kolberg wurde im Oktober 1941 eine weitere Torpedoschule eröffnet; sie unterstand der in Flensburg-Mürwik.[22]

Während der Reichspogromnacht wurden die 1899 eröffnete Neue Synagoge und alle jüdischen Geschäfte völlig zerstört. Das jüdische Kurheim wurde aufgelöst und in der Folge in ein Kohlengeschäft umfunktioniert, die Synagoge in ein Eisenwarengeschäft umgewandelt und die meisten jüdischen Männer für einige Monate ins KZ Sachsenhausen verbracht und dort misshandelt. Am 12./13. Februar 1940 folgte eine Überraschungsaktion, in der 1200 Juden aus Pommern und auch Kolberg in das Generalgouvernement Polen deportiert wurden. Schließlich beendeten die deutschen Behörden 1942 das jüdische Leben in Kolberg, nachdem fast alle der noch verbliebenen jüdischen Bewohner in Vernichtungslager deportiert worden waren.[23] Die Synagoge und der angrenzende Straßenzug wurden bei den Kämpfen um die Stadt 1945 vollständig zerstört und in der Nachkriegszeit mit Wohngebäuden bebaut.[24] Somit ist nach der Pogromnacht 1940 bis 1942 die gesamte jüdische Bevölkerung deportiert und größtenteils ermordet worden.

Im weiteren Verlauf des Zweiten Weltkriegs waren die deutschen Truppen nach großen anfänglichen Erfolgen in Polen und Sowjetrussland ab 1943 auf dem Rückzug. Als die sowjetischen Truppen an der Ostgrenze Deutschlands standen, erklärte Adolf Hitler Kolberg im November 1944 zum Festen Platz. Kolberg sollte bei einem Vorrücken der Sowjettruppen nicht aufgegeben werden, sondern bis zum letzten Soldaten verteidigt werden. Ende Januar 1945 trennte die Rote Armee in der Weichsel-Oder-Operation mit ihrem Großangriff in Richtung Berlin den Norden Pommerns vom Landesinneren ab. Befehlshaber in Kolberg wurde am 14. Februar 1945 Oberst Fritz Fullriede. In der zweiten Etappe der Schlacht um Ostpommern rückte die nordwestlich operierende 1. Weißrussische Front gegen Kolberg und die 2. Weißrussische Front gegen Köslin vor. Am 5. März wurde Köslin erobert und auch Kammin an der Ostsee erreicht. Dadurch war die deutsche Front gespalten.

Ab dem 10. März 1945 kontrollierten die Truppen der 1. Weißrussischen Front die Ostseeküste von Köslin bis zur Odermündung. Kolberg, das nicht evakuiert werden durfte, wurde seit dem 4. März belagert und hielt sich bis zum 18. März.[25] Die Stadt wurde zu 90 % zerstört und viele Menschen kamen dabei um. Sowjetische und polnische Truppen besetzten die Stadt am 18. März.[26]

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Im Mai 1945 lebten nur noch etwa 2200 Deutsche in Kolberg. Nach Kriegsende wurde Kolberg zusammen mit ganz Hinterpommern von der Siegermacht Sowjetunion gemäß dem Potsdamer Abkommen dem kommunistischen Regime der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Noch 1945 wurde die Stadt in Kołobrzeg umbenannt. Es begann danach die Zuwanderung von Personen polnischer und ukrainischer Nationalität, die zum Teil im Zuge der Zwangsumsiedlung von Polen aus den ehemaligen polnischen Ostgebieten 1944–1946 vertrieben worden waren. Die bisherige Bevölkerung musste mit Ausnahme weniger Personen, die für den Wiederaufbau der Infrastruktur benötigt wurden, die „wilde“ Vertreibung aus Kolberg durch die kommunistische polnische Administration erdulden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren in der Zeit des Stalinismus viele Bürger Kołobrzegs und vor allem die Mitglieder der Polnischen Heimatarmee Repressalien ausgesetzt, sie wurden von Angehörigen des NKWD in Gulags verschleppt und auch dort zum Teil ermordet, weil Teile von ihnen sowohl die deutschen, als auch die sowjetischen Truppen bekämpft hatten. Ihnen zu Ehren gibt es ein Denkmal auf dem städtischen Friedhof.

Im Jahr 2000 errichtete die Stadtverwaltung von Kolberg ein deutsches Lapidarium mit den noch auffindbaren deutschen Grabsteinen zum Gedenken der früheren deutschen Bevölkerung, das unter Beteiligung des deutschen Heimatkreises eingeweiht wurde. Wenig später wurde ein jüdisches Lapidarium eingerichtet. Seit 2000 gedenken polnische und deutsche Kriegsveteranen gemeinsam am Jahrestag der „Beendigung der Kämpfe um Kolberg“ am 18. März 1945 ihrer Opfer. Im März 2005 erschien auf Initiative der polnischen Veteranen ein dreisprachiges Ehrenbuch der in Kolberg gefallenen sowjetischen, polnischen und deutschen Soldaten und Volkssturmleute.

In den 2010er Jahren sind im Kurviertel, durch einen schmalen Waldgürtel von der Ostsee getrennt, viele Kurhotels entstanden, inzwischen über 20 Einrichtungen. Die zahlreichen Kurgäste und Touristen kommen vor allem aus Skandinavien und Deutschland.


Text: Wikipedia

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