Kurt Hager

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Kurt Hager (* 24. Juli 1912 in Bietigheim; † 18. September 1998 in Berlin) hat als Mitglied des Zentralkomitees (ZK) und des Politbüros des ZK der Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) die Kultur- und Bildungspolitik in der DDR maßgeblich mitbestimmt. Er galt als Chefideologe der SED.

Leben

Als Sohn eines Arbeiters legte Hager nach Besuch von Volks- und Oberrealschule 1931 das Abitur ab. Er war Mitglied des CVJM und des Sozialistischen Schülerbundes, arbeitete als Journalist und trat 1930 in die KPD, 1932 in den Roten Frontkämpferbund ein. Er war 1933 an der Störung der ersten Rede Adolf Hitlers im Radio (Stuttgarter Kabelattentat) beteiligt, wurde verhaftet und kam in das KZ Heuberg. Nach kurzer Haft emigrierte er 1936.

Bis 1937 war er u.a. als Kurier für den Kommunistischen Jugendverband Deutschlands in der Schweiz, der ČSR und Frankreich tätig. Von 1937 bis 1939 nahm er am Spanischen Bürgerkrieg als Journalist teil, wo er für den Deutschen Freiheitssender und das Auslandsprogramm von Radio Madrid arbeitete.

Im Jahr 1939 wurde er in Frankreich interniert und emigrierte dann nach Großbritannien. Dort war er für die Auslandsorganisation der KPD aktiv, schrieb unter dem Pseudonym Felix Albin, wurde dann zeitweilig erneut als Enemy Alien interniert, zunächst in Huyton, später auf der Isle of Man. Dann wurde er in London Mitglied des Vorstandes der Freien Deutschen Bewegung und arbeitete für das Organ der Freien Deutschen Jugend, die Freie Tribüne.

Im Jahr 1946 kehrte er nach Berlin zurück. Er trat der SED bei, wo er Leiter der Abteilung Parteischulung sowie stellvertretender Chefredakteur des Vorwärts, der vom Landesverband Groß-Berlin der SED herausgegebenen Montagsausgabe des Neuen Deutschlands wurde. Hager veröffentlichte seine Texte unter dem Pseudonym „XYZ“. Im Jahr 1948 absolvierte er einen Dozentenlehrgang an der Parteihochschule in Kleinmachnow, was ihn 1949 zum ordentlichen Professor für Philosophie an der Humboldt-Universität Berlin qualifizierte.

Im Jahr 1950 wurde er Kandidat des Zentralkomitees der SED und 1952 Leiter der Abteilung Wissenschaft des ZK der SED. 1954 wurde er Mitglied und 1955 Sekretär des Zentralkomitees der SED. In dieser Funktion war er verantwortlich für Wissenschaft, Volksbildung und Kultur. 1959 wurde er Kandidat und 1963 Mitglied des Politbüros des ZK der SED und Leiter der Ideologischen Kommission des Politbüros. Er wurde 1958 Abgeordneter der Volkskammer und 1967 Vorsitzender von deren Volksbildungsausschuss. Außerdem war er von 1976 bis 1989 Mitglied des Staatsrates und von 1979 bis 1989 Mitglied des Nationalen Verteidigungsrates. Im SED-Politbüro galt Hager als Chefideologe und oberster Kulturverantwortlicher. In dieser Funktion war er auch verantwortlich für das Auftrittsverbot von Udo Lindenberg. Dieser hatte in einem Radiointerview des SFB am 5. März 1979 seinen Wunsch geäußert, für seine Fans ein Konzert in Ost-Berlin veranstalten zu wollen.[3] Das Interview wurde in der DDR im Originalton aufgezeichnet und einen Tag später als Information vom Staatlichen Komitee für Rundfunk, Abteilung Monitor an Kurt Hager gesandt. Hager schrieb am 9. März 1979 auf den Vermerk handschriftlich: „Auftritt in der DDR kommt nicht in Frage“.

In Reden und Schriften bestritt Hager die Existenz einer einheitlichen deutschen Kulturnation und einer gemeinsamen deutschen Geschichte. Am 9. April 1987 gab Hager in einem Interview mit der bundesdeutschen Illustrierten Stern zu den Reformen Gorbatschows in der Sowjetunion die Antwort:

„Würden Sie, nebenbei gesagt, wenn Ihr Nachbar seine Wohnung neu tapeziert, sich verpflichtet fühlen, Ihre Wohnung ebenfalls neu zu tapezieren?“

Diese Absage an die Politik von Glasnost und Perestroika der sowjetischen Schutzmacht wurde sowohl an der Parteibasis als auch in der Bevölkerung der DDR mit Unmut aufgenommen. Am 10. April 1987 erschien der Text des Interviews auch im Neuen Deutschland. Wolf Biermann titulierte Hager in seinem Lied Ballade von den verdorbenen Greisen verächtlich als „Professor Tapeten-Kutte“. In einer spontanen Begegnung mit erstmals in das Wachobjekt Wandlitz einströmenden DDR-Journalisten gab Hager an, unfreiwillig in der Hochzeit des Kalten Krieges hier einquartiert worden zu sein. Man habe sich „den Beschlüssen der Partei gebeugt“, sagte Hager in Gegenwart seiner Frau. Wandlitz, das sich nach 1989 zum Inbegriff der Doppelzüngigkeit der DDR-Oberen einen Namen gemacht hatte, bezeichnete er in einem Interview mit dem Reporter Jan Carpentier als sein siebtes Internierungslager, in das er gekommen sei.

Im November 1989 schied Hager aus seinen Funktionen aus und wurde 1990 aus der SED-PDS ausgeschlossen. 1995 trat er in die Deutsche Kommunistische Partei in Berlin ein. 1995 wurde gegen Hager im Politbüroprozess Anklage wegen der Todesschüsse an der deutsch-deutschen Grenze erhoben. Ein Jahr später wurde das Verfahren wegen seines schlechten Gesundheitszustandes jedoch ausgesetzt. Im Jahr 1998 starb Kurt Hager. Sein Grab befindet sich auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde.

Kurt Hagers Frau, Käthe Hager, war zu DDR-Zeiten Vertreterin des ZK der SED im Sekretariat der Internationalen Demokratischen Frauenföderation (IDFF). Seine Tochter Nina Hager war am Zentralinstitut für Philosophie der Akademie der Wissenschaften im Bereich Philosophische Fragen der Wissenschaften bei Herbert Hörz und wurde 1989 zur Professorin ernannt. Nach der Wende wechselte sie in die Politik, sie ist stellvertretende Parteivorsitzende der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP).


Adresse: Majakowskiweg 55 in Berlin-Pankow


Text: Wikipedia

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