Lauban

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Lubań (deutsch Lauban; schlesisch und oberlausitzisch Laubn oder auch Laubm) ist eine Stadt in der polnischen Woiwodschaft Niederschlesien. Von 1815 bis 1945 gehörte Lauban zur preußischen Provinz Schlesien. Die Stadt ist Sitz des Powiats Lubański.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Lauban.

Carl Volkert

Sonstige

Geschichte

Aus Bürgermeister Zeidlers „Annalibus Civitatis Laubanae“ von 1628 wird ein Vers überliefert, demnach Graff Gero von Altenburg in der Wildnis Luzeban ein Jägerhaus am Berge im Jahre 711 bezog und zu bauen begann.

Lauban entstand vermutlich neben einer slawischen Siedlung (Alt Lauban, westlich vom Alt Laubanbach), zwischen dem Fluss Queis und dem Alt Laubanbach. Es wurde um 1220 gegründet und erstmals im Jahr 1268 urkundlich erwähnt. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts erhielt es, wahrscheinlich auf Grundlage des Magdeburger Rechts, die Stadtrechte. Es gehörte zur böhmischen Oberlausitz und war ab 1253 im Besitz der askanischen Markgrafen von Brandenburg. Zunächst als Pfandbesitz im Rahmen der Heirat Markgraf Ottos III. mit Beatrix von Böhmen. Nach dem Aussterben der Askanier 1319 gelangte das Land Görlitz mit Lauban und dem Queiskreis an Herzog Heinrich von Jauer. Obwohl er Görlitz bereits 1329 an den böhmischen König Johann von Luxemburg wieder abgeben musste, fielen Lauban und der Queiskreis erst nach dem Tod Herzog Heinrichs 1346 als erledigtes Lehen an die Krone Böhmen heim.[3] Im selben Jahr schloss sich Lauban mit Görlitz, Löbau, Bautzen, Zittau und Kamenz dem Oberlausitzer Sechsstädtebund an, der sich zu einem wirtschaftlichen starken Gemeinwesen entwickelte.

Von 1273 bis zur Reformation bestand in Lauban ein Kloster der Franziskaner, das zur Sächsischen Ordensprovinz (Saxonia) gehörte; es konnte 1333 erweitert werden. Der letzte Franziskaner musste 1556 die Stadt verlassen.[4] 1320 wurde in Lauban ein Konvent der Magdalenerinnen gegründet. Lauban wurde zum Hauptsitz der Ordensgemeinschaft. 1415 fiel Lauban in den Kirchenbann durch Bischof Thimo von Colditz, weil die Stadt einen diebischen Geistlichen, Johann von Kotbus, mit dem Tode bestraft hatte. Im Mai des Jahres 1427 wurde Lauban erstmals von einem hussitischen Heer erobert. Bei dem anschließenden Massaker an rund 1000 Katholiken, darunter vielen aus Böhmen vertriebenen Priestern und aus Prag geflüchteten Studenten, erlitt auch der Priester Johannes Rimer das Martyrium. Er wurde von der katholischen Kirche heiliggesprochen. 1431 wurde Lauban erneut von einem hussitischen Heer erobert und zerstört.

Erstmals evangelisch gepredigt wurde 1525 in der Stadtkirche.[5] Als um 1540 die Bürger der Stadt die Reformation annahmen, blieb das Magdalenerinnenkloster katholisch. Fortan teilten sich die evangelischen Bürger und die katholischen Nonnen die Kirche. Lauban war damit neben Bautzen die zweite Stadt in der Oberlausitz, in der es eine Simultankirche gab, die Protestanten und Katholiken gemeinsam nutzten.

Im Schmalkaldischen Krieg 1546/47 verlor Lauban im Pönfall seine bis dahin zehn Kammerdörfer. Nach dem Prager Frieden fiel Lauban 1635 zusammen mit der Oberlausitz an das evangelische Kurfürstentum Sachsen. Im Dreißigjährigen Krieg musste Lauban Durchmärsche und Einquartierungen sächsischer, kaiserlicher und schwedischer Heere erdulden. Nach 1653 nahm es zahlreiche Glaubensflüchtlinge aus Schlesien und Böhmen auf, die in ihren Ländern im Zuge der Gegenreformation verfolgt worden waren. Während des Großen Nordischen Kriegs hielt sich vom 12. bis 14. September 1707 der schwedische König Karl XII. in Lauban auf, wo die Urkunden der Altranstädter Konvention ausgetauscht wurden.[6] Am 23. November 1745 fand während des Zweiten Schlesischen Krieges sieben Kilometer nordwestlich von Lauban die Schlacht bei Hennersdorf statt. Im Siebenjährigen Krieg wurde Lauban 1757 von Preußen besetzt. In den Jahren 1487, 1554, 1559, 1670, 1696 und 1760 wurde Lauban durch Stadtbrände zerstört. In den Jahren 1812 bis 1813 Durchzug bayerischer und italienischer Truppen, Brandschatzung durch fliehende französische Truppen.

Mit den Verträgen des Wiener Kongresses 1815 fiel Lauban, das bis dahin zum Oberlausitzer Sechsstädtebund gehört hatte, zusammen mit der Ostoberlausitz an Preußen. 1816 wurde Lauban der preußischen Provinz Schlesien und dort dem Regierungsbezirk Liegnitz zugeordnet.[7] Im selben Jahr wurde der Landkreis Lauban gebildet, der aus vormals sächsischen (oberlausitzschen) Gebieten westlich des Queis und ab 1819 auch aus alt-schlesischen Gebieten zusammengesetzt wurde. Die Stadt hatte damals ca. 4300 Einwohner, der Kreis zählte 1820 ca. 8.200 Einwohner.

1866 wurde Lauban an das Eisenbahnnetz angeschlossen. 1854 gründete Albert Augustin die Laubaner Thonwerke, die durch ihre tiefroten Terrakotten bekannt wurden. In den 1860er Jahren wurden sie u. a. zur Verkleidung der Fronten des Roten Rathauses in Berlin verwendet. Seit den 1890er Jahren wurde die Produktion auf Wandsteine aus Ton mit Porzellanglasur (z. B. für Tunnel und Badeanstalten) umgestellt. Vor 1939 wurden diese Artikel weltweit exportiert.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Stadt zu einem Zentrum der Textilindustrie, besonders spezialisierte sie sich auf die Produktion von Taschentüchern. So wurden vor dem Zweiten Weltkrieg etwa 95 % aller deutschen Taschentücher in Lauban hergestellt. In dieser Zeit entstand der Werbeslogan Lauban putzt der Welt die Nase. Ein Ausbesserungswerk der Deutschen Reichsbahn war ein weiterer großer Arbeitgeber. Die Webstuhlfabrik Julius Müller entstand 1919 aus einer Schmiede und Autowerkstatt.

Am Anfang des 20. Jahrhunderts hatte Lauban zwei evangelische Kirchen, eine katholische Kirche, ein Gymnasium, eine Handels- und Zieglerschule, eine Handelskammer, eine Reichsbanknebenstelle, eine Krankenanstalt (ehemaliges Kloster der Magdalenerinnen, gestiftet 1320), verschiedene Produktionsstätten mittelständischer Unternehmen und war Sitz eines Amtsgerichts.[8]

Bis 1945 war Lauban Verwaltungssitz des Landkreises Lauban im Regierungsbezirk Liegnitz der preußischen Provinz Schlesien des Deutschen Reichs.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt im Februar und März 1945 zu rund 60 Prozent zerstört. Im Februar 1945 war die Stadt bereits zum großen Teil von der Roten Armee eingenommen worden, wurde aber im März von deutschen Truppen unter Walther Nehring vollständig zurückerobert. Deshalb inszenierte Reichspropagandaminister Joseph Goebbels in Lauban seinen letzten Wochenschauauftritt mit den damals üblichen Durchhalteparolen. Nach dem Einmarsch der Roten Armee bei Kriegsende im Mai 1945 wurde sie von der sowjetischen Besatzungsmacht unter polnische Verwaltung gestellt. Sie bekam den polnischen Namen Lubań. Die verbliebenen ca. 3000 deutschen Einwohner wurden 1946 von der örtlichen polnischen Verwaltungsbehörde vertrieben.

1950 wurde der Landkreis aufgelöst, um 1999 wieder ins Leben gerufen zu werden. In den 1950er Jahren wurde der im Krieg nur gering beschädigte quadratische Häuserblock in der Ringmitte bis auf den Krämerturm abgerissen. Von 1997 bis 2002 wurde die Bebauung jedoch wiederhergestellt und mit Geschäften ausgestattet. Ebenso wurde die Kursächsische Poststundensäule auf dem Ring auf Anregung der ortsansässigen Gesellschaft der Freunde der polnischen Oberlausitz rekonstruiert, die sich bis 1945 gegenüber dem Amtsgericht befand. Aufsehenerregend war auch die Wiederentdeckung der Fundamente des ehemaligen Galgens vor den Toren der Stadt.


Text: Wikipedia

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