Leipziger Messe

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Der Begriff Leipziger Messe steht allgemein für eine seit dem 12. Jahrhundert belegbare, mehrmals jährlich in Leipzig abgehaltene Marktveranstaltung (Messe) von überregionaler Bedeutung, siehe dazu die Geschichte der Leipziger Messe. Heute steht der Begriff zudem synonym für sowohl für das seit 1996 im Norden der Stadt Leipzig im Stadtteil Seehausen befindliche Messe-, Kongress- und Ausstellungsgelände als auch für das 1991 gegründete und auf dem Messegelände ansässige Unternehmen Leipziger Messe GmbH.

Von ca. 1895 bis zum Jahr 1991 stand der Begriff Leipziger Messe für die Mustermesse (Kürzel: MM). Die Mustermesse machte Leipzig zum Welthandelsplatz. Das Kürzel MM ist bis heute durch zwei übereinandergesetzte M im Logo der Leipziger Messe GmbH dargestellt und befindet sich auch auf dem Messeturm am Eingang des Messegeländes sowie als markantes drehendes Werbesignet, ähnlich dem Mercedes-Stern, auf dem Wintergartenhochhaus in der Stadtmitte. Erschaffen hat das MM-Logo Erich Gruner aus Leipzig.

Reklamemarken

Entwurf: Walther Illner

Geschichte der Leipziger Messe

Von der Begründung der Messen bis zum 19. Jahrhundert

Die Stadt Leipzig lag an der Kreuzung der Handelswege Via Regia (die von Paris nach Nowgorod führte) und der Via Imperii (von Bergen nach Rom). Diese Lage begünstigte den Handel, insbesondere den Fernhandel. Daraus erwuchs mit dem Leipziger Handelsbürgertum eine einflussreiche soziale Schicht, die den sächsischen Staat maßgeblich mitgestaltete. Bereits aus dem 12. Jahrhundert gibt es einen schriftlichen Beleg, dass „Jahrmärkte in Lipz stattfanden.“[56] Als Geburtsurkunde von Stadt und Messe gilt der „Stadtbrief“ von Markgraf Otto dem Reichen, der von Historikern auf die Zeit zwischen 1156 und 1170 datiert wird.[57] „Mit der Verleihung des Stadtbriefes, einer ungewöhnlichen Pergamenthandschrift mit 33 Zeilen lateinischem Text, wurde bestimmt, daß im Umkreis von einer Meile (15 Kilometern) kein für die Stadt abträglicher Jahrmarkt abgehalten werden durfte. Damit erfolgte erstmals eine schriftliche Erwähnung und rechtliche Sicherung der Leipziger Messe.“[58] Von der Leipziger Messe wird „um 1165“ als Gründungsjahr angegeben.[59] Im Jahre 1268 stellte Markgraf Dietrich von Landsberg das Geleitschutzprivileg aus, was für die Entwicklung des Fernhandels von eminenter Bedeutung war: „Allen Kaufleuten, die in Leipzig Handel treiben wollen oder Warenlager besitzen, wird absoluter Schutz gewährt, auch wenn der Markgraf mit ihren Herren in Fehde liegt!“[60]

In Leipzig hatten sich zwei jährliche Märkte etabliert: zu Jubilate (dritter Sonntag nach Ostern) und Michaelis (29. September). Mit dem Neujahrsmarkt wurde Leipzig 1458 durch Kurfürst Friedrich II. ein dritter Markt verliehen.[60] Dieser wurde erstmals zu Neujahr 1459 abgehalten. Im Jahre 1497 bestätigte der römisch-deutsche König Maximilian I. die drei Leipziger Märkte und erhob sie zu Reichsmessen.[61] Mit der in Worms ausgestellten Urkunde vom 20. Juli 1497 „…krönte Maximilian I. eine bedeutsame Etappe Leipziger Handelsgeschichte und schuf gleichzeitig alle Voraussetzungen für eine aufsehenerregende Entwicklung der Stadt zur mitteldeutschen Handelsmetropole.“[61] Dem Leipziger Rat war der Privilegtext 178 Gulden wert.[62] Dieses große Privileg „verbot alle Neugründungen in den Bistümern Magdeburg, Halberstadt, Meißen, Merseburg und Naumburg. Mit der Zahlung von 50 Mark ‚lötigen Goldes’ sollten Zuwiderhandelnde bestraft werden.“[62] Doch Streit um sich etablierende Märkte in Erfurt ließ die Leipziger Ratsherren erneut aktiv werden: Mit einer in Konstanz unterzeichneten Pergamenturkunde vom 23. Juni 1507 besiegelte Maximilian I. ein zweites „Privilegium“.[62] „Dieses Dokument, in dem erstmalig der Begriff Messe auftaucht, geht weit über die Festlegungen von 1497 hinaus: Es bestätigt ausdrücklich das Niederlage- und Stapelrecht, verbietet die Errichtung und Abhaltung von Jahrmärkten im Umkreis von 15 Meilen (und trifft damit neben Magdeburg nun auch Erfurt) und erweitert den Schutz für die Besucher der Leipziger Märkte.“[62] Die erwähnten 15 Meilen entsprechen etwa 115 Kilometern. Außerdem bestimmte Maximilian I. mit seiner Unterschrift unter das zweite Reichsmesseprivileg, dass alle „Reichsstraßen […] für Warenzüge von und nach Leipzig offen gehalten werden“[62] sollen. Zudem wurde das Beschlagnahmen von „Meßgütern“ als Landfriedensbruch gebrandmarkt und mit der Reichsacht geahndet.[62] Auf der Grundlage dieses Privilegs entwickelte sich Leipzig durch Anbahnung eigener Handelsverbindungen nach allen Richtungen im Verlaufe der Jahrhunderte kontinuierlich zu einem der bedeutendsten Handelsplätze Europas.

Die der Messe vorausgehende Woche, ab der die Händler ihre Waren auspacken durften, wurde als Böttcherwoche bezeichnet. Übergang zur Mustermesse ab 1895

Gegen Mitte des 19. Jahrhunderts geriet die Warenmesse der klassischen Art in Platznot. Begünstigt durch die Entwicklung der Eisenbahn wuchsen die Warenströme nach Leipzig. „Mit dem Bau der Ferneisenbahn ab 1839 konnten große Warenmengen schneller und deutlich billiger transportiert werden. Dadurch kam Leipzig an die Grenzen seiner Lagerkapazitäten,[…].“[63] Die industrielle Produktion mit großen Stückzahlen bei gleichbleibender Qualität machte es nicht mehr nötig, die gesamte Handelsware mitzubringen. Händler reisten zunehmend mit Produktmustern an. „Während sich die Beschickung der Leipziger Messen mit Mustern langsam steigerte, wurden auch besorgniserregende Tendenzen beobachtet. Einzelne Firmen sandten Vertreter mit Mustern direkt zu den Kunden, so daß sich ein Messebesuch erübrigte.“[64] Leipzig passte sich den neuen Bedingungen an: Im Jahre 1895 erfolgte die Umstellung von der Warenmesse zur weltweit ersten Mustermesse. Eine Bekanntmachung „vom 2. Juni 1894, unterzeichnet von Oberbürgermeister Otto Georgi, deklarierte die Mustermesse ab 1895 zur offiziellen Einrichtung. Zwischen 1894 und 1914 brachten die Branchen der Gebrauchs- und Luxuswaren der Leipziger Mustermesse einen gewaltigen Aufschwung.“[65]

Mit dem Wechsel zur Mustermesse wandelte sich gleichsam das Leipziger Stadtbild. Die prächtigen Durchhöfe und -häuser der Renaissance und des Barocks – gebaut, um Waren schnell verladen zu können, ohne die Wagen wenden zu müssen[66] – erfüllten die neuen Anforderungen nicht mehr. Statt im Kaufmannshof wie zu Zeiten der Warenmesse wurde nun im „Messepalast“ gehandelt.[67] Dem 1904 vollendeten Städtischen Kaufhaus folgten zahlreiche weitere Messehäuser, welche bis heute das Bild der Leipziger Innenstadt prägen. Von nun an wurden die Waren nicht mehr direkt vor Ort verkauft. Durch die Präsentation von Mustern wurden Handelsverträge geschlossen, auf deren Grundlage dann der Transport der Ware in vorher vereinbarter Menge und Qualität und zu vereinbarten Konditionen vom Hersteller zum Kunden erfolgte. Die Mustermesse ermöglichte „‚das größte Geschäft mit den geringsten Mitteln, in der kürzesten Zeit und auf dem engsten Raum’, wie Edouard Herriot befand, 1912 französischer Parlamentspräsident.“[68]

Doch die Konkurrenz wuchs, und der Erste Weltkrieg hatte die Messe isoliert. 1916 wurde mit der Gründung des „Meßamtes für die Mustermessen“ eine neue Fachbehörde etabliert, die 1917 ihre Arbeit aufnahm. Das Meßamt markierte „für den Messestandort Leipzig den Schlußpunkt der langgestreckten Übergangsphase von der Waren- zur Mustermesse.“ Die „an der Messe beteiligte Wirtschaft“ erlangte durch ihre Branchenverbände maßgeblichen Einfluss.[69] Noch während der Erste Weltkrieg tobte, entwarf der Künstler Erich Gruner im Jahre 1917 für das neue Amt ein Markenzeichen: Das Logo der Leipziger Messe mit zwei übereinandergestellten M. Zur Herbstmesse 1917 hatte das Doppel-M, Abkürzung für MusterMesse, Premiere. Nimmt man es ganz genau, so sind es drei übereinandergestellte M, zählt man auch den Zwischenraum mit, welcher ja ebenfalls ein M darstellt. Den Auftrag zum Entwurf bekam Gruner vom Meßamt für die Mustermessen, was das dritte M erklärt.

Die Leipziger Messe zwischen 1918 und 1945

Im Jahre 1918 gab es erstmals die besonderen Souvenir-Messeabzeichen zu kaufen. Messewerbung wurde auch in Adressbüchern, Stadtplänen und in den Lokalzeitungen gemacht.

Georg Baus wurde von Erich Gruner beauftragt, 1921 ein Corporate Design für die Messe zu entwerfen, eines der ersten weltweit.

Aus Platzmangel in der Innenstadt und aufgrund der immer größeren Zahl technischer Güter, Werkzeuge sowie Maschinen, die in Leipzig gezeigt wurden, eröffnete ab 1920 die Technische Messe, heute auch Alte Messe genannt, im Südosten Leipzigs in der Nähe des Völkerschlachtdenkmals. Hier waren bereits 1913 und 1914 erste große Ausstellungshallen errichtet worden, in den 1920er Jahren wurde dieses Messegelände erheblich erweitert. Im Jahr 1928 gab es 17 Messehallen und weitere kleinere Bauten.

In der zweiten Hälfte der 1920er Jahre hatte die Leipziger Messe Weltbedeutung.[70]

Im Jahr 1929 wurde in der Innenstadt das von Alfred Liebig gebaute Messehaus Petershof eröffnet. Hier waren in den Folgejahren die Spielzeughersteller im Frühjahr und Herbst versammelt. Im Frühjahr 1932 hatten sich mehr als 20 ausländische Firmen zur Teilnahme angemeldet. Eine Besonderheit war, dass das Leipziger Messeamt den Anreisenden bis zu einem Prozent des Wertes von während der Messe abgeschlossenen Lieferverträgen erstattete.[71] Auf der Frühjahrsmesse 1935 wurde mit Trix Express die erste betriebssichere Modelleisenbahn in der damaligen Baugröße 00 (heute Baugröße H0) vorgestellt. Der Mitbewerber Märklin folgte im Herbst des Jahres mit einer eigenen Bahn. Beide Hersteller stellten auf den Leipziger Messen weitere aufsehenerregende Entwicklungen vor und sorgten erfolgreich für die Verbreitung der Modellbahnen.[72]

Unmittelbar nach Ende der Leipziger Herbstmesse am 31. August 1939 begann am kommenden Morgen der Zweite Weltkrieg. Auch nach Kriegsbeginn fand die nun Reichsmesse genannte Schau noch mehrmals statt.[73]

Die Leipziger Messe zwischen 1945 und 1990

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam auch die Leipziger Messe vorerst zum Erliegen. Der langsame Neubeginn in den Nachkriegsjahren hatte anfangs nur den Charakter von Kleinhandel. So gab es bereits im Oktober 1945 eine Musterschau Leipziger Erzeugnisse. Am 8. Mai 1946 öffnete die erste Leipziger Messe nach dem Krieg, die von den Veranstaltern Friedensmesse genannt wurde, im Ring-Messehaus. Man wollte Normalität und Leistungskraft demonstrieren.

Die Leipziger Messe wurde auch nach 1945 vom Messeamt für Mustermessen weiterhin veranstaltet und organisiert. Auch westdeutsche Aussteller waren vertreten. Nach 1945 brachte das Leipziger Messeamt einen neuen Messekatalog heraus, der sämtliche Anschriften sowie Warenzeichen der ausstellenden Firmen, ihr Warenangebot und Werbeanzeigen enthielt. Zusätzlich gab es noch die Publikation Wer liefert was? Beide waren die wichtigsten Informations- und Werbemittel der Messe. Ein zusätzliches Werbemittel zur Leipziger Messe war ab 1947 die Leipziger Messe Information. Ab den 1950er Jahren wurde die Hannovermesse zum größten Konkurrenten. In den darauffolgenden Jahren entwickelte sich die Leipziger Messe allmählich zu einem wichtigen Zentrum im Ost-West-Handel. Sie wurde zwar von der SED-Führung als wirtschaftliches und politisches Schaufenster der DDR genutzt, doch hatte das keinen großen negativen Einfluss auf die Messeerfolge. Zur Herbstmesse im Jahre 1954 hatte sich die Anzahl der westdeutschen und Westberliner Aussteller bereits verdoppelt. Die Leipziger Messe brachte später auch Erleichterungen im Grenzverkehr. Ab 1955 verzichtete die DDR während der Messezeiten auf die Gebühren für die Benutzung der Transitstrecken zur Bundesrepublik, später gab es einen regelmäßigen internationalen Messeflugverkehr mit festen Linien, außerdem wurden immer zahlreiche Sonderzüge eingesetzt.

Regelmäßig wurden im Auftrag des Leipziger Messeamtes Werbefilme bei der DEWAG-Werbung (Deutsche Werbe- und Anzeigengesellschaft) und später bei der DEFA gedreht. Die Werbefilme erschienen synchronisiert in mehreren Sprachen. 1956 hatte das Leipziger Messeamt, dem Verband Bildender Künstler der DDR und dem Bund Deutscher Gebrauchsgrafiker der Bundesrepublik Deutschland zu einem gesamtdeutschen Plakatwettbewerb für ein neues Leipziger Messeplakat aufgerufen. Es wurden rund 480 Entwürfe eingereicht, davon wurden sechs Plakatentwürfe aufgekauft. Der Preisträgerentwurf, das sogenannte Doppelmänner-Plakat, kam von Margarete und Walter Schultze aus Wittenberg. Es zeigt zwei Messe-Einkäufer in der Form des doppel-M mit Koffern auf dem Weg nach Leipzig. Dieses Plakat wurde dann als Dauerplakat weltweit in 35 Ländern als Werbung für die Leipziger Messe geklebt. Der zweite Preis ging damals an den Grafiker Richard Roth aus München.

Im Jahre 1963 wurden zur Herbstmesse zum ersten Mal Goldmedaillen (Messegold) verliehen. Ab 1964 war das Leipziger Messemännchen eine populäre Werbefigur und wurde zeitgleich zum Maskottchen der Messe. Der Grafiker Gerhard Behrend hatte diese Puppe entworfen, welche als Leipzig-Souvenir beliebt war und im VEB Vereinigte Spielwarenwerke Sonneberg „sonni“ hergestellt wurde. Im Puppenstudio des DFF (Deutscher Fernsehfunk) wurden ab 1965 kurze Werbefilme mit dem Messemännchen als Zwischenblenden für Werbespots von Ausstellern der Leipziger Messe gedreht und in der DDR Werbesendung Tausend Tele-Tips gezeigt. Regelmäßig war das Messemännchen während der Messetage in der allabendlichen Kindersendung Unser Sandmännchen zu sehen. Im Jahre 1965 fand auch die Jubiläumsmesse „800 Jahre Leipziger Messe“ statt. In und um Leipzig wurden durch das Leipziger Messeamt, die größeren Straßen und Autobahnen mit Außenwerbung gestaltet.[74] In den 1980er Jahren wurden an den Messetagen ein eigener Fernsehkanal (Messekanal) und ein Rundfunkprogramm ausgestrahlt. Die Briefmarkenausgaben zur Leipziger Messe waren immer ein begehrtes Sammelobjekt der Philatelisten.

Alljährlich fanden bis 1990 eine Frühjahrsmesse und eine Herbstmesse in Leipzig mit Ausstellern aus Ost und West statt und bot der DDR vor allem bis 1970 die Möglichkeit, ihre technische Leistungsfähigkeit mit dem „Weltniveau“ zu vergleichen. Während die Frühjahrsmesse vor allem den Investitionsgütern galt, lag der Schwerpunkt der Herbstmesse auf der Verbrauchsgüterindustrie. In diesem Sinne wurde 1969 die Ausstellung der Kraftfahrzeugindustrie vom Frühling auf den Herbst verlegt.[75] Die Leipziger Messe war Mitglied der UFI. Die UFI ist ein Interessenverband der weltweit größten Veranstalter von Messen, mit Sitz in Paris. Das Logo der UFI war auf Werbeträgern und auf den Messeausweisen abgedruckt.

Ab den 1960er Jahren pendelten sich die Besucherzahlen um 600 000 ein, wobei ca. 90 % der Besucher aus der DDR und 7–8 % aus westlichen Ländern (größtenteils aus der Bundesrepublik Deutschland) kamen. Die Zahl der Aussteller lag in den 1950er und 1960er Jahren um die 10 000, die bis zu 300 000 m² Ausstellungsfläche nutzten. Später hielten sich westliche und osteuropäische Aussteller in der Präsentation ihrer neuesten und fortgeschrittensten Produkte zurück. Die zentrale Funktion im West-Ost-Geschäft blieb jedoch unangetastet.[76]

Der britische Historiker Timothy Garton Ash deutete 1981 die Beliebtheit der Messe so, die Besucher wollten „wenigstens mit den Augen...von den verbotenen Früchten des Kapitalismus...naschen.“[77]

DDR-Bürger mit einem vorher erworbenem Messeausweis für Besucher erhielten Fahrkarten der Deutschen Reichsbahn für Hin- und Rückfahrt mit einer Fahrpreisermäßigung von 25 %. Messeausweise gab es in der DDR in den Filialen vom Reisebüro der DDR im Voraus zu kaufen. Die Preise für die Messeausweise änderten sich mehrmals, Ende der 1970er Jahre kostete der Messeausweis für die gesamte Messedauer bei Frühjahrsmessen zehn und bei Herbstmessen sechs Mark. Zuletzt kostete ein Tagesausweis sechs Mark der DDR.

Messegeld

Während der Leipziger Messe wurde ab der Frühjahrsmesse 1949 bis zur Herbstmesse 1951 ein spezielles Messegeld für internationale Besucher mit frei konvertierbaren Währungen in der Form von Schecks ausgegeben. Diese Schecks waren nur zum Zeitpunkt der Messe im Stadtkreis von Leipzig gültig. Die ausgebende Bank war die Deutsche Notenbank für den Stadtkreis Leipzig Garantie- und Kredit-Bank A. G. Später war es die Deutsche Notenbank. Diese ersten Schecks waren noch in Valuta-Mark ausgestellt. Ab der Herbstmesse 1949 gab es dann den Messe-Scheck, welcher in D-Mark ausgestellt war und nun von der Emissions- und Girobank Sachsen, Filiale Leipzig, im Auftrag der Deutschen Notenbank Leipzig ausgegeben wurde. Zur Herbstmesse 1951 erschien die letzte Serie von Schecks. Die speziellen Schecks waren in Heften zusammengestellt und dienten als Zahlungsmittel für die Beköstigung sowie für den Einkauf von Bedarfs- und Geschenkartikeln in dem extra dafür eingerichteten Ausländerkaufhaus. Den ausländischen Gästen, das heißt Besuchern und Ausstellern mit frei konvertierbaren Währungen, blieben auch noch später bestimmte Gaststätten und Verkaufseinrichtungen vorbehalten.[78]

Messeflug-Verkehr

Die Deutsche Lufthansa (DDR) veröffentlichte als DDR-Luftverkehrsunternehmen zur Leipziger Herbstmesse 1957 erstmals einen Messeflugplan. Der Messeflugverkehr wurde vom 30. August bis zum 10. September 1957 gemeinsam mit ČSA (Czech Airlines), Sabena und KLM Royal Dutch Airlines durchgeführt. Das Unternehmen der DDR bot mit dem Flugzeugtyp Iljuschin Il-14 täglich zehn Verbindungen zwischen Berlin und Leipzig sowie Leipzig–Prag–Budapest–Bukarest an. Die ČSA beflog die Fluglinie Wien–Prag–Leipzig, die KLM die Strecke Amsterdam–Leipzig. Das Unternehmen Sabena bediente die Strecke Brüssel–Leipzig mit einer Zwischenlandung in Frankfurt/Main. Messeflughafen war zunächst der Flughafen Leipzig-Mockau. Durch die Bedeutung der Leipziger Messe im internationalen Handel entwickelte sich auch der Messeflugverkehr zunehmend. Mit dem Aufkommen von Strahlflugzeugen wurde er wegen der erforderlichen Länge der Start- und Landebahn 1963 nach Schkeuditz verlegt.

Im Jahre 1988 flogen während der Frühjahrs- und Herbstmesse schon elf europäische Luftverkehrsunternehmen die Messestadt Leipzig an. Damit war der Direktflugverkehr von und nach Leipzig in rund 25 europäische Städte hergestellt. Eingesetzt waren dabei Flugzeuge der Typen Tupolew Tu-134, Tupolew Tu-154, Iljuschin Il-62, Douglas DC-9, Boeing 727, Airbus A310, BAC 1-11 und Concorde. Über den Messe-Linienverkehr hinaus wurden Geschäftsflugzeuge der verschiedensten Typen aus allen Teilen Europas auf dem Messeflughafen Leipzig abgefertigt. Zusätzlich hielt die Interflug das Salonflugzeug Let L-410 für individuelle Flüge bereit.[79]

Die Goldmedaillen der Leipziger Messe

Die Goldmedaillen der Leipziger Frühjahrs- und Herbstmesse gab es 28 Jahre von 1963 bis 1990. In dieser Zeit vergaben das Leipziger Messeamt und das Deutsche Amt für Messwesen und Warenprüfung (DAMW) (Deutsches Amt für Maß und Gewicht) diese Medaillen (Messegold) für dort ausgestellte Spitzenprodukte. Zur Frühjahrs- und Herbstmesse wurden je 50 Messemedaillen vergeben.

Bewertet wurden bei der Vergabe die Qualität, Leistungsfähigkeit und Formgebung eines Produktes. Auch der Erfolg eines neuen Produktes, den man an den während der Messetage abgeschlossenen Bestellungen und Geschäftsaufträgen ermitteln konnte, spielte bei der Vergabe eine entscheidende Rolle. Am wichtigsten war der Antrag auf diese Auszeichnung, welchen die herstellende Firma für ihr Produkt auch noch während der Messetage stellen konnte. Die Auszeichnung konnte jeder Aussteller erhalten und sie war nicht nur Ausstellern aus sozialistischen Ländern vorbehalten. Die Goldmedaille der Leipziger Messe wurde zum ersten Mal auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1963 vergeben und war zu keiner Zeit eine politisch orientierte Auszeichnung. Lediglich das Wappen der DDR, welches auf der Rückseite jeder Medaille geprägt war, verlieh ihr einen offiziellen staatlichen Charakter. Viele prämierte Hersteller warben damit auf den Verpackungen ihrer Produkte. Zu jedem erworbenen Messegold wurde zusätzlich ein besonderes Diplom überreicht.[80]

Die Medaillen sind aus Bronze und zusätzlich vergoldet. Sie haben einen Durchmesser von 60 mm, eine Masse von ca. 72,00 g und eine Dicke von 3,20 mm. Der Rand ist glatt. Das Motiv zeigt auf der Vorderseite das Emblem der Leipziger Messe, die jeweilige Jahreszahl, einen Ring zu einem „Q“ geformt, mit aufgelegten Lorbeerlaub. Das „Q“ stand in der DDR als Symbol für hervorragende Qualität. Dazu die kreisförmige Inschrift:

INTERNATIONALE LEIPZIGER • MESSE • oder 800 JAHRE LEIPZIGER ▪ MESSE ▪ und 1990, 825 JAHRE LEIPZIGER ▪ MESSE ▪.

Die Rückseite zeigt das Staatsemblem der DDR und trägt die kreisförmige Inschrift: FÜR HERVORRAGENDE • QUALITÄT •.[81]

Gestaltet wurde die Medaille von Rudi Högner. Geprägt wurden die Medaillen vom VEB Münze der DDR, Berlin. Die Vergabe vom „Messegold“ erfolgte fast ausschließlich am Messestand der jeweiligen Firma. Hier wurde die Medaille im weißen Etui nebst dem Diplom, welches das ausgezeichnete Produkt genau beschrieb, von einem Mitarbeiter des Leipziger Messeamtes und des DAMW, übergeben. Das gewürdigte Produkt konnte somit ab sofort mit dieser Auszeichnung auf seiner Verpackung beworben werden.

Zentrale Messe der Meister von Morgen (MMM)

Die Messe der Meister von Morgen (MMM) war ein Wettbewerb, an dem Kinder und Jugendliche der DDR mit eigenen Erfindungen, Modellen sowie mit künstlerischen und kunsthandwerklichen Arbeiten, auf Schul- und Bezirksmessen teilnehmen konnten. Von dort konnte man zur Zentralen MMM nach Leipzig delegiert werden. Die ersten Exponate wurden bereits 1952, am Rande der Leipziger Messe präsentiert.[82] Ab dem Jahre 1958 präsentierte sich dann die MMM bis 1990 separat. Die zentrale MMM wurde in den Jahren bevorzugt von oberen Schulklassen und von Berufsschülern auf organisierten Tagesausflügen besucht.

Fachmessen nach 1990 und Eröffnung des neuen Messegeländes

Nach dem Ende der DDR und des Kalten Krieges fielen auch die speziellen Bedingungen weg, unter denen die Leipziger Messe ihre besondere Stellung als Ost-West-Plattform entfalten konnte. Innerhalb kurzer Zeit musste sich die Messe völlig veränderten Bedingungen anpassen. 1991 wurde die Leipziger Messe GmbH gegründet. Gesellschafter sind zu je 50 % der Freistaat Sachsen und die Stadt Leipzig. Die bisherigen Universalmessen (jährlich im Frühjahr und Herbst) wurden nun durch Fachmessen ersetzt. Dies war ein Schritt, den westliche Messestandorte bereits Jahrzehnte zuvor vollzogen hatten. Ein weiterer wesentlicher Schritt war die Verlegung der Messe vom alten Messegelände auf das Gelände des ehemaligen Flughafens Leipzig-Mockau am nördlichen Stadtrand; die Eröffnung fand am 12. April 1996 statt.[83] Der Bau des neuen Messegeländes in Leipzig, nach einem Masterplan des Architekturbüros GMP, war mit Kosten von 1,335 Milliarden D-Mark (entspricht etwa 682 Millionen Euro) eines der größten Aufbauprojekte im Osten Deutschlands[84]; er ermöglichte der Leipziger Messe die Wettbewerbsfähigkeit mit den deutschen Großmessen in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Hannover, Köln, München, Nürnberg und Stuttgart. Seit dem Neustart nach der Wende sind in Leipzig mehr als 30 Fach- und Publikumsmessen entstanden.


Text: Wikipedia

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