Magdeburg Hauptbahnhof

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Ansichtskarte vom Hauptbahnhof Magdeburg (1961)

Vorläufer

An der Stelle des jetzigen Hauptbahnhofs befanden sich ursprünglich Anlagen der Festung Magdeburg. Die zunächst von verschiedenen Bahngesellschaften zwischen 1839 und 1849 errichteten Bahnstrecken in andere Städte verfügten jeweils über eigene Bahnhöfe. Sie befanden sich in der Nähe der Elbe auf dem westlichen Flussufer, das dafür künstlich aufgeschüttet wurde. Reste der Magdeburger Eisenbahntore zeugen am Elbufer noch von dieser Vergangenheit. Mit der zunehmenden Industrialisierung und wachsenden Bedeutung Magdeburgs wuchs der Platzbedarf für Bahnhöfe. Ein zentraler Bahnhof war jedoch an dieser Stelle nicht zu realisieren.


Vorgeschichte

Die bereits bestehenden Bahnanlagen der Stadt Magdeburg wurden den schnell wachsenden Verkehrsaufgaben nicht mehr gerecht, es bestand dringender Handlungsbedarf für den Bau eines neuen Zentralbahnhofs. Allerdings stand in der Stadt kein Gelände zur Verfügung. Sowohl die Stadt Magdeburg als auch verschiedene Eisenbahngesellschaften hatten langwierige Verhandlungen mit den Militärbehörden geführt, um das nicht mehr benötigte Festungsgelände zu kaufen, zunächst gemeinsam, schließlich parallel. 1870 konnten die drei Eisenbahngesellschaften Berlin-Potsdam-Magdeburger Eisenbahngesellschaft, Magdeburg-Halberstädter Eisenbahngesellschaft, Magdeburg-Köthen-Halle-Leipziger-Eisenbahngesellschaft 33 Hektar des Festungsgeländes im Westen kaufen.


Bau ab 1870

Im Jahre 1870 wurde der Grundstein für den neuen Zentralbahnhof Magdeburg gelegt. Beteiligt waren die Berlin-Potsdam-Magdeburger Eisenbahngesellschaft und Magdeburg-Halberstädter Eisenbahngesellschaft, die stark unter den beengten Platzverhältnissen der Bahnanlagen am Ufer der Elbe zu leiden hatten. Die Magdeburg-Köthen-Halle-Leipziger Eisenbahngesellschaft zeigte hingegen kein großes Interesse am Neubau, da sie mit der bestehenden Situation kaum Probleme hatte.

Jede der beiden Eisenbahngesellschaften wollte ein eigenes repräsentatives Empfangsgebäude besitzen. Die Magdeburg-Köthen-Halle-Leipziger Eisenbahngesellschaft baute zwischen 1872 und 1882 das östliche Empfangsgebäude im Stil eines toskanischen Palazzos. Die Außenverkleidung bestand aus Sandstein der in Königslutter gewonnen wurde. Das westliche Empfangsgebäude wurde von der Berlin-Potsdam-Magdeburger Eisenbahngesellschaft erbaut und wurde von der Magdeburg-Halberstädter Eisenbahngesellschaft mitgenutzt. Im Gegensatz zum östlichen Gebäude wurde hier für die Nordfassade Nebraer Sandstein verwendet: Die Wandflächen bestanden hingegen aus Ziegelblendsteinen. Beide Gebäude waren gleichlang und durch einen Personen- und einen Gepäcktunnel miteinander verbunden. Die Bahnsteige wurden jeweils mit Hallen überspannt.

Am 15. Mai 1873 verkehrte bereits der erste Zug zwischen dem neuen Zentralbahnhof und der Stadt Burg. Die offizielle Übergabe für den Verkehr erfolgte am 18. August 1873. Die Bauarbeiten waren aber erst um das Jahr 1893 vollständig abgeschlossen.

Neben den Bahnanlagen für den Reiseverkehr entstanden auch umfangreiche Güterverkehrsanlagen. So wurden südöstlich des Empfangsgebäudes der Magdeburg-Köthen-Halle-Leipziger Eisenbahngesellschaft die dazugehörigen Güterverkehrsanlagen gebaut. Die Berlin-Potsdam-Magdeburger Eisenbahngesellschaft hatte dagegen ihre Anlagen westlich des eigenen Empfangsgebäudes. Natürlich wurden auch Behandlungsanlagen für die Lokomotiven und Wagen der jeweiligen Eisenbahngesellschaft benötigt. Für die Lokomotiven wurden südlich (zwischen den Strecken nach Magdeburg-Sudenburg und Magdeburg-Buckau) zwei große Rundlokschuppen erbaut. Von diesen Anlagen ist nur noch das Sozialgebäude erhalten. Dieses beheimatete bis Mitte der 1990er Jahre eine Betriebsakademie, steht nun jedoch leer.

Für die Wagen wurde südlich vom mittleren Empfangsgebäude ein Wagenschuppen errichtet. Auf dem Gelände werden heute noch Reisezugwagen der Deutschen Bahn AG gewartet. Mit der Verstaatlichung der Eisenbahngesellschaften im Jahre 1880 wurden alle Anlagen zusammengefasst und fortan als eine Betriebsstelle betrachtet. Die Gleisgeometrie hat sich, abgesehen von Umbauten zur Einführung des S-Bahn-Betriebes im Jahr 1974, kaum verändert.

Am 1. Juli 1923 begann eine neue Ära. Der erste mit einer E-Lok bespannte Zug erreicht aus Richtung Zerbst den Magdeburger Hauptbahnhof. Die Arbeiten hatten bereits 1910 begonnen, wurden aber durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen und erst mit Beginn der zwanziger Jahre fortgesetzt. Ab dem 7. Oktober 1934 konnte dann auch elektrisch nach Halle (Saale) gefahren werden.


Zerstörung 1945

Beim Luftangriff auf Magdeburg am 16. Januar 1945 wurde auch der Hauptbahnhof getroffen. Das mittlere Empfangsgebäude wurde völlig zerstört und nicht wieder aufgebaut. Das östliche Empfangsgebäude wurde schwer beschädigt, die Bahnsteighallen waren teilweise zusammengebrochen. Die Gleisanlagen waren mit Bombentrichtern übersät, die Stellwerke wurden durch die Bombentreffer zum Teil zerstört.


Wiederaufbau nach 1945

Bis Ende März 1946 wurde die Wiederinbetriebnahme des elektrisch betriebenen Eisenbahnnetzes in der Sowjetischen Besatzungszone durch die Eisenbahner abgeschlossen. Dann wurde durch sowjetische Militärbehörden die Betriebseinstellung verfügt, verbunden mit sofortiger Demontage der Fahrleitungsanlagen. Das rollende Material wurde als Reparationsgut in die Sowjetunion überführt, und Anfang der 1950er Jahre an die damalige Deutsche Demokratische Republik in stark reduziertem und reparaturbedürftigen Umfang zurückgegeben. Das Bahnnetz wurde nunmehr zum dritten Mal elektrifiziert, und erst ab 1956 erfolgte wieder ein elektrischer Zugbetrieb. Ab 1946 erfolgte der Wiederaufbau des Hauptbahnhofes, jedoch ohne die Dachkonstruktionen der historischen Bahnhofshalle. Anstelle des Inselbahnhofs entstand 1961/62 ein Verwaltungsgebäude. 1974 wurde die S-Bahn Magdeburg eingeführt. Weitere umfangreiche Umbaumaßnahmen erfolgten 1984. Im Jahre 1992 erfolgten Umbaumaßnahmen an den Bahnsteigen, um einen ICE-Betrieb zu ermöglichen. 2003 erfolgte eine Verlängerung des die einzelnen Bahnsteige verbindenden Fußgängertunnels nach Westen, so dass der Bahnhof auch von Westen her betretbar ist. Damit wurde ein neuer Eingangsbereich und die Verbindung zum neuen Busbahnhof geschaffen. Von 2011 bis voraussichtlich 2017 wird der Bahnhof für rund 300 Millionen Euro erneut modernisiert.

Am 22. Juni 2003 ging das erste von drei Elektronischen Stellwerken im Knoten Magdeburg in Betrieb. Für insgesamt 150 Millionen Euro sollten drei ESTWs an die Stelle von 22 alten Stellwerken, die zumeist aus dem frühen 20. Jahrhundert stammten, treten. Ein zweites Stellwerk folgte im November gleichen Jahres, das dritte am 21. März 2004.

Nach dem Planungsstand von 1998 war vorgesehen, den Bahnhof unter der Bezeichnung Magdeburg 21 zu modernisieren. Im Zuge des Bahnhof-21-Projekts sollten 35 Hektar Flächen der Stadtentwicklung zur Verfügung gestellt werden.



Text: Wikipedia

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