Mansfeld

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Mansfeld war ein mitteldeutsches Montanunternehmen, das sich mit der Gewinnung von Kupfer, Silber sowie anderen NE-Metallen aus Kupferschiefer und der Verarbeitung der gewonnenen Metalle beschäftigte. Das Unternehmen war von 1852 bis 1995 hauptsächlich im Gebiet um Mansfeld, Eisleben und Sangerhausen tätig. Die Mansfelder Kupfer und Messing GmbH Hettstedt ist bis heute als Markenrechtsnachfolger und traditioneller Kupferverarbeitungsbetrieb in der Mansfelder Region tätig.

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Geschichte

Der Abbau von Kupferschiefer und dessen Verarbeitung zu Kupfer sind im Mansfelder Raum bereits seit 1200 belegt.[1] Im 17. Jahrhundert schlossen sich die meist kleinen Bergwerke und Hüttenbetriebe der Mansfelder Mulde zu Gewerkschaften zusammen, von denen sich bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts die Gewerkschaften zur Ober- und Mittelhütte bei Eisleben, die Gewerkschaften zur Kreuz- und Silberhütte bei Mansfeld und die Gewerkschaft der Kupferkammer samt Gottesbelohnungshütte bei Hettstedt hielten.[2][3] Mansfeldsche Gewerkschaft

1852 schlossen sich die fünf Mansfelder Kupfergewerkschaften zur Mansfeldschen Kupferschieferbauenden Gewerkschaft zusammen.[3] Dieses Bergbauunternehmen teufte in den folgenden Jahren eine Reihe neuer leistungsfähiger Schachtanlagen. Dies waren unter anderem die Schachtanlagen Ernst (ab 1864), Otto (ab 1865), Niewandt (ab 1866), Freiesleben (ab 1868), aber auch Einzelschächte wie Zirkel (1891) und Röhrig (1871). Auf den meisten dieser Schachtanlagen wurden mehrere Schächte geteuft, teils wegen verschiedener Aufgaben (Förderung, Wasserhaltung, Bewetterung), teilweise aber auch, um eine Förderung von mehreren Sohlen zu ermöglichen.[4] Um die so gesteigerte Fördermenge zu verarbeiten, wurde 1857 bei Leimbach die Eckardthütte errichtet und die Kupferkammerhütte ausgebaut. Man prognostizierte für Anfang der 1870er Jahre eine Jahresförderung von über 100.000 Tonnen Kupferschiefer, so dass dann auch diese Kapazitäten nicht mehr ausreichen würden. Daher wurde 1868 mit dem Bau der Krughütte bei Eisleben begonnen, die 1870 in Betrieb ging. In den Folgejahren wurden die Mittel- und die Kreuzhütte stillgelegt sowie die Oberhütte zur Kupferelektrolyse umgebaut.[5][6] 1875 erwarb die Gewerkschaft die Steinkohlenzechen Colonia und Urbanus in Langendreer bei Bochum, um den Steinkohlebedarf der Kupferhütten aus eigener Produktion zu decken. 1877 konsolidierten die beiden Zechen zur Zeche Mansfeld.[7]

Im Jahre 1880 nahm die bei Helbra neu errichtete Kochhütte als zweite Großhütte ihren Betrieb auf. Zum Transport des Erzes von den Schächten zu den Hütten wurde 1878 mit dem Bau einer betriebseigenen Schmalspurbahn begonnen. 1880 wurde das erste Teilstück der Mansfelder Bergwerksbahn bei Hettstedt in Betrieb genommen.[8] Im Rahmen einer Bohrerkundung auf Kupferschiefer wurde 1896 bei Wansleben ein 35 m mächtiges Kaliflöz der Staßfurtserie entdeckt und 1898 durch den Georgi-Schacht aufgeschlossen. Mit der Gründung der Gewerkschaft Ernsthall im Jahr 1901 ging dieses erste Kaliwerk der Mansfeld-Gewerkschaft in Betrieb.[9] Anfang des 20. Jahrhunderts reichte der Bergbau mit der fünften Sohle bis in eine Teufe von 237 m unter NN. Der Abbau verlagerte sich immer mehr in die Tiefe und zur Mitte der Mansfelder Mulde. Deshalb wurden ab 1900 die neuen Schachtanlagen Paul (1900) bei Heiligenthal, Vitzthum (1906) bei Siersleben, Wolf (1906) bei Volkstedt und Dittrich (1907) bei Unterrißdorf abgeteuft. Zwischen 1909 und 1923 wurde die Förderung auf den Schächten am Rande der Mansfelder Mulde schrittweise eingestellt. Diese Schächte wurden aber größtenteils als Wetter- und Wasserhaltungschächte weiter betrieben. Daher konnten die neuen Schächte als Einzelschächte geteuft werden. Der Dittrichschacht schloss 423 m unter NN die achte Sohle auf.[10] Bei der Teufe des Dittrich- und des Wolf-Schachtes traf man Kaliflöze an. Diese wurden zum Teil in Abbau genommen. Im Jahre 1911 gründeten sich, nach der Teufe eines weiteren, reinen Kalischachtes, die Gewerkschaften Wolfshall, Paulshall und Dittrichshall.[9] Zur besseren Brennstoffversorgung erwarb die Gewerkschaft Mansfeld 1903 vierzehn weitere Kohlefelder um Heessen bei Hamm und teufte auf diesen 1912 die zwei ersten Schächte. 1914 wurde daraufhin die Zeche Sachsen gegründet und damit der Steinkohlenbergbau, neben Kupferschiefer- und Kaligewinnung zum dritten Hauptbetätigungsfeld des Unternehmens.[11]

Mansfeld Aktiengesellschaft für Bergbau und Hüttenbetriebe (Mansfeld AG)

Die stark gefallenen Weltmarktpreise für Kupfer und Silber Anfang des 20. Jahrhunderts und für Kali nach dem Ersten Weltkrieg erforderten eine flexiblere Unternehmensführung und führten so am 18. Oktober 1921 zur Umwandlung der Gewerkschaft in eine Aktiengesellschaft mit einem Grundkapital von 880.000 Mark und zur Ausgliederung der Kaliwerke als Mansfeldsche Kaliwerke AG in eine Tochtergesellschaft. Mit der erfolgten Konsolidierung war die Grundlage zur großzügigen Weiterentwicklung des Unternehmens gelegt worden. Der Umfang des Betriebes wurde durch Schaffung von zahlreichen neuen Anlagen und die Aufnahme verschiedener neuer Betriebszweige (z. B. Steinkohle, Weiterverarbeitung von Kupfer und Silber) erweitert. Die Zahl der Belegschaft wuchs von ca. 4.500 auf mehr als 20.000 Personen. 1926 erfolgte die Fusion mit der traditionellen Halleschen Pfännerschaft, und 1927 wurde die Montangesellschaft mbH Berlin-Charlottenburg komplett übernommen. Während der Weltwirtschaftskrise musste 1930 ein Notprogramm zur Weiterführung der kupfererzeugenden Betriebe aufgestellt werden. 1933 wurden alle kupfererzeugenden Haupt- und Nebenbetriebe aus der Mansfeld AG herausgelöst und die Mansfeldsche Kupferschieferbergbau AG gegründet. Dieser Betrieb wurde infolge der Weltwirtschaftskrise staatlich subventioniert. 1938 erfolgte der Zusammenschluss der Mansfeld AG und der Salzdetfurth AG auf Betreiben des Hauptaktionärs beider Firmen, der Deutschen Bank, zum Mansfeld-Salzdetfurth-Konzern. Die Mansfeld AG wurde hierbei zur hundertprozentigen Tochter der Salzdetfurth AG. Generaldirektor der Mansfeld AG war zunächst Max Heinhold und ab 1929 Rudolf Stahl, Aufsichtsratsvorsitzender der Generalkonsul Ernst von Schoen.[12][13]

1946 wurden auf Befehl der Sowjetischen Militäradministration in Sachsen-Anhalt die Mansfeld AG für Bergbau und Hüttenbetriebe sowie die Mansfeldsche Kupferschieferbergbau AG enteignet. Der gesamte Firmenbesitz im Bereich der Sowjetischen Besatzungszone wurde als Mansfeldische Kupferschieferbergbau AG in die Sowjetische Metallurgische AG in Berlin eingegliedert und damit als Sowjetische Aktiengesellschaft (SAG) in sowjetisches Eigentum überführt. Bereits Anfang des Jahres 1947 wurde die Firma an das Land Sachsen-Anhalt zurückgegeben und damit in Form eines volkseigenen Betriebes (VEB) wieder in deutsches Eigentum überführt. 1947 wurde mit der Sümpfung und Weiterteufe des bereits 1943 angesetzten Thomas-Müntzer-Schachtes bei Sangerhausen und damit mit dem erneuten Aufschluss der Sangerhäuser Mulde begonnen.

VEB Mansfeld Kombinat Wilhelm Pieck

1948 wurde die Vereinigung Volkseigener Betriebe (VVB) Mansfelder Bergbau- und Hüttenbetriebe gegründet und die volkseigenen Mansfelder Betriebe in diese eingegliedert. 1951 erfolgte aus dieser VVB die Gründung des VEB Mansfeld Kombinat Wilhelm Pieck. Im gleichen Jahr begann auf dem Thomas-Müntzer-Schacht in Sangerhausen die Förderung des Kupferschiefers. Um die Brauchwasserversorgung des Mansfeld-Kombinates zu sichern begann man mit dem Bau einer Talsperre in Wippra. Im November 1952 wurde zur konstanten Wasserversorgung die Wippertalsperre fertig gestellt.

Von 1952 bis 1956 erfolgte die Teufe des Schachtes Niederröblingen (späterer Bernard-Koenen-Schacht I). 1953 erfolgte eine Aufspaltung in VEB Mansfeld Hütten Kombinat Wilhelm Pieck und VEB Mansfeld Bergbau Kombinat Wilhelm Pieck. 1956 wurde das Bergbau–Kombinat in VEB Kupferbergbau Otto Brosowski, VEB Kupferbergbau Fortschritt, VEB Kupferbergbau Max Lademann, VEB Kupferbergbau Ernst Thälmann, VEB Kupferbergbau Thomas Müntzer und VEB Kupferbergbau Niederröblingen aufgeteilt. Die Bergbaubetriebe wurden der VVB NE-Metallindustrie Eisleben unterstellt und das Bergbaukombinat aufgelöst. 1960 erfolgte ein erneuter Zusammenschluss des Hüttenkombinates sowie der Bergbaubetriebe zum VEB Mansfeld Kombinat Wilhelm Pieck (MKWP). 1969 wurde mit der Stilllegung des Otto-Brosowski-Schachtes die Kupferschieferförderung in der Mansfelder Mulde eingestellt. 1970 erfolgte die Eingliederung des VEB Halbzeugkombinat Hettstedt in das MKWP. Das Kombinat gliederte sich Ende der 1980er Jahre in folgende Struktur:[15]

Mansfelder und Sangerhäuser Revier des Mansfeld Kombinates

Mansfeld Kombinat Wilhelm Pieck-Stammbetrieb:

Werk Kupferbergbau

Schachtanlage Thomas Müntzer

Schachtanlage Bernard Koenen

Werk August-Bebel-Hütte

Werk Kupfer-Silber-Hütte

Werk Anlagen- und Gerätebau

Werk Konsumgüter

Kombinats-Transportbetrieb

Forschungsinstitut für NE-Metalle Freiberg

Kombinatsbetriebe:

VEB Walzwerk Hettstedt

VEB Eisen- und Hüttenwerk Thale

VEB Berliner Metallhütten- und Halbzeugwerk

VEB Leichtmetallwerk Rackwitz

VEB Aluminiumfolie Merseburg

VEB Leichtmetallwerk Nachterstedt

VEB Aluminiumwerk A. Zimmermann Lauta

VEB Schweißtechnik Finsterwalde

VEB Blechpackung Staßfurt

VEB Mansfeld Industrieanlagen Dresden

VEB Mansfeld Generallieferant Metallurgie

VEB Schachtbau Nordhausen

Im Jahr 1990 hatte die Nachfolgefirma Mansfeld Kupfer-Silber-Hütte GmbH 1.400 Beschäftigte.

Mansfeld AG

Am 28. Mai 1990 wurden aus dem Kombinat heraus 24 Kapitalgesellschaften gegründet und das Kombinat selbst, als Holding der vorgenannten Gesellschaften, in die Mansfeld AG umgewandelt. Die Mansfelder Kupferbergbau GmbH und die Industrieverwahrung Ilsenburg GmbH wurden als einzige Werke des Stammbetriebes nicht übernommen und blieben unter der Verwaltung der Treuhandanstalt, später der treuhandeigenen Gesellschaft zur Verwahrung und Verwertung von stillgelegten Bergwerksbetrieben mbH (GVV). Ebenso wurden die Eisen- und Hüttenwerke Thale AG, die Schachtbau Nordhausen GmbH und die Schweißtechnik Finsterwalde GmbH nicht übernommen und verblieben vorerst unter direkter Treuhandverwaltung. Der VEB Mansfeld Generallieferant Metallurgie Berlin wurde unter Treuhandverwaltung in die Ost-Handels-GmbH Berlin für Ausrüstungen und Industrieanlagen und die Erzprojekt Leipzig GmbH umgewandelt und schied ebenfalls aus der Mansfeld AG aus. Parallel zur Privatisierung der Mansfeld AG wurde 1991 die Gemeinnützige Sanierungsgesellschaft Mansfelder Land GmbH (GSG) als Auffanggesellschaft für entlassene Arbeitskräfte des ehemaligen Kombinates gegründet. Die Gründung der GSG erfolgte zunächst als hundertprozentige Tochter der Mansfeld AG auf Betreiben des Vorstandes der Mansfeld AG und Arbeitnehmervertretern gegen den Willen des Aufsichtsrates und der später beteiligten Landkreise Sangerhausen, Hettstedt und Eisleben. Durch die GSG wurden von 1991 bis 1993 temporär 2000 bis 2500 Arbeitsplätze geschaffen. Am 5. Oktober fusionierte die Mansfeld AG mit der Walzwerk Hettstedt AG (Tochtergesellschaft der Mansfeld AG) und wurde am 19. Oktober 1993 in die Mansfelder Kupfer und Messing GmbH Hettstedt (MKM) umgewandelt. 1995 wurde die Privatisierung der MKM durch die Übernahme der belgischen Lamitref-Gruppe abgeschlossen.[16][17]

Die MKM wurde 2004 durch Kazakhmys plc. und 2013 durch Copper Bidco GmbH übernommen.


Text: Wikipedia

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