Mittellandkanal

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Mittellandkanal bei Hohenwarthe

Der Mittellandkanal (MLK) ist eine Bundeswasserstraße[2] und mit 325,3 Kilometern Länge die längste künstliche Wasserstraße in Deutschland. Inklusive Stich- und Verbindungskanälen beträgt die Länge 392 km. Er verbindet den Dortmund-Ems-Kanal mit Weser, Elbe und dem Elbe-Havel-Kanal. Im weiteren Sinne ist er Teil einer Verbindung zwischen Rhein und Oder. Im Westen wird die Verbindung zum Rhein über Dortmund-Ems-Kanal und Rhein-Herne-Kanal oder Wesel-Datteln-Kanal hergestellt. Im Osten verbinden Elbe-Havel-Kanal, Untere Havel-Wasserstraße und Havel-Oder-Wasserstraße den Mittellandkanal mit der Oder. In europäischer Dimension ermöglicht er eine Verbindung zwischen den Niederlanden, Belgien, Luxemburg, Frankreich und der Schweiz auf der einen mit Polen und Tschechien auf der anderen Seite.

Der Kanal ist auch unter den Namen Ems-Weser-Kanal, Weser-Ems-Kanal, Weser-Elbe-Kanal, Rhein-Elbe-Kanal, Elbe-Weser-Ems-Kanal oder auch Ems-Weser-Elbe-Kanal bekannt. Hierbei handelt es sich um alte oder regionale Bezeichnungen, die nur noch selten verwendet werden.

Bau und Geschichte

Planungen und Baubeginn

1856 gab es erste Pläne zum Bau eines Schifffahrtskanals vom Rhein bis an die Elbe in der Norddeutschen Tiefebene nördlich der Mittelgebirgsschwelle. Die Idee wurde unter Mitwirkung des Kreisbaumeisters von Hartmann entwickelt. Der Wasserbauingenieur Leo Sympher hatte in Berechnungen die Wirtschaftlichkeit eines solchen Projektes nachgewiesen, eine Linienführung projektiert und später auch große Teile der Bauarbeiten geleitet.[4]

In der politischen Diskussion wurde das Projekt von sogenannten „Kanalrebellen“ scharf angegriffen, da die ostelbischen Agrarier ein Eindringen billiger Produkte aus dem Westen befürchteten. Als Kompromiss wurde der Kanal, dessen Bau mit dem Inkrafttreten des preußischen Wassergesetzes vom 1. April 1905 beschlossen wurde, zunächst nur bis Hannover geführt. Im folgenden Jahr wurde der erste Bauabschnitt bei Bergeshövede begonnen und der Anschluss an den Dortmund-Ems-Kanal hergestellt. Trotz kriegsbedingter Verzögerungen wurde der Abschnitt bis Minden – damals noch Ems-Weser-Kanal genannt – 1915 fertiggestellt und in Betrieb genommen. Ein Jahr später war auch die Kanalbrücke über die Weser bei Minden fertig, so dass der Kanal bis Hannover zum Misburger Hafen als östlichem Abschluss vorangetrieben werden konnte. Damit war die Kompromisslösung vollendet.

Ein nördlicher Anschluss wurde ab 1919 mit dem sogenannten Hansakanal geplant. Der Hansakanal sollte in Bramsche vom Mittellandkanal abzweigen, bei Achim die Weser kreuzen und bei Stade die Elbe erreichen. Das Projekt wurde nicht ausgeführt. Einweihung der Hindenburgschleuse in Anderten (1928)

Am 26. Juli 1926 wurde in einem Staatsvertrag die Vollendung des Mittellandkanals beschlossen.

Bereits am 14. Dezember 1918 wurde von der preußischen Regierung ein Teilstück von Anderten bis Peine einschließlich des Stichkanals nach Hildesheim im Rahmen von Notstandsarbeiten angeordnet. Die Arbeiten begannen zum Teil direkt nach dem Krieg und waren 1928 mit der Eröffnung der Schifffahrt auf dem Mittellandkanal von Hannover bis Peine und dem Zweigkanal nach Hildesheim abgeschlossen. Die Schleuse Anderten wurde in Hannover durch den Reichspräsidenten Paul von Hindenburg 1928 eingeweiht.

1928 begann die nächste Erweiterung des Kanals in östlicher Richtung. 1929 fand die Anbindung des Hafens Peine statt, 1933 die Anbindung des Hafens in Braunschweig. Mit Hilfe des Reichsarbeitsdienstes wurden die Moorniederungen in der südlichen Altmark entwässert, und 1938 wurde mit Vollendung der Schleuse Sülfeld sowie des Schiffshebewerks Rothensee (Eröffnung am 30. Oktober) bei Magdeburg die Verbindung zur Elbe fertiggestellt. Die Elbüberführung gelang jedoch aufgrund des Zweiten Weltkriegs nicht mehr, die Bauarbeiten an der Kanalbrücke über die Elbe und am Schiffshebewerk Hohenwarthe wurden 1942 eingestellt. In der Zeit der Deutschen Teilung wurde der Bau der Elbquerung nicht mehr verfolgt. Schiffe mussten den Umweg über den Abstieg zur Elbe und die Schleuse Niegripp in den östlich sich fortsetzenden Elbe-Havel-Kanal nehmen.

Ebenfalls nicht fertiggestellt wurde der sogenannte „Südflügel des Mittellandkanals“. Dieses 1926 beschlossene Projekt, das zeitgleich zur Erweiterung des Mittellandkanals umgesetzt werden sollte, sah neben dem Ausbau der Saale die Neuanlage mehrerer Kanalabschnitte im Raum Leipzig/Halle vor – damit hätte es eine direkte Schifffahrtsverbindung vom Ruhrgebiet über Magdeburg bis zum mitteldeutschen Industrierevier gegeben. Die im Juli 1933 begonnenen Arbeiten kamen zunächst zügig voran, verliefen jedoch spätestens ab 1937 nur noch schleppend und wurden 1942/43 kriegsbedingt schließlich völlig eingestellt (→ Elster-Saale-Kanal).[5]

Schleppmonopol

1905 wurde vom preußischen Landtag in dem Gesetz über die Herstellung und den Ausbau von Wasserstraßen die Einführung des Schleppmonopols beschlossen. Damit waren nur die staatlichen Monopolsschlepper auf den Kanälen in den westlichen preußischen Provinzen zugelassen. Im Februar 1915 wurde der Betrieb zwischen Bergeshövede und Minden durch das Schleppamt Minden und im Dezember 1916 zwischen Minden und Hannover durch das Schleppamt Hannover aufgenommen. Am 31. Dezember 1967 wurden diese Dienste eingestellt, der „Selbstfahrer“ hatte sich durchgesetzt.

Geschichte des Ausbaus

Auf der Strecke Bergeshövede–Hannover wurde die Kanaltrasse für 600-t-Schiffe bemessen, es wurde aber bereits die Möglichkeit vorgesehen, durch Erhöhung des Wasserspiegels um 50 cm den Kanal für 1000-t-Schiffe befahrbar zu machen. Östlich von Hannover wurde der Mittellandkanal für das 1000-t-Schiff bemessen.

Ab den 1950er Jahren verdrängten selbstfahrende Motorschiffe die Schleppschifffahrt vollständig, außerdem machten die immer größeren Schiffe einen Ausbau unumgänglich. 1965 wurde der Ausbau des MLK für das Europaschiff (1350 t, Länge 85 m, Breite 9,5 m, Tiefgang 2,5 m) beschlossen, entsprechend der damaligen Wasserstraßenklasse IV. Während des Ausbaus entwickelten sich die Schiffsgrößen weiter, so dass das Großmotorgüterschiff (2300 t, Länge 110 m, Breite 11,40 m, Tiefgang 2,8 m) zur Bemessungsgrundlage wurde. In Anlehnung an den Kanalquerschnitt für das Europaschiff wurde 1994 das bis heute gültige Regelprofil entwickelt, es entspricht der heutigen Wasserstraßenklasse Vb.

Auch auf dem Gebiet der damaligen DDR wurden zwischen 1976 und 1987 bereits Teilstrecken ausgebaut. Allerdings entsprachen diese Strecken nicht den heutigen Anforderungen, so dass die gesamte Osthaltung im Rahmen des Verkehrsprojekts Deutsche Einheit Nr. 17 ausgebaut wurde. 1993 wurde mit dem Neubau eines Sicherheitstors bei Haldensleben begonnen, und 1997 war Baubeginn für die Schleuse Rothensee. Ein Jahr später wurde die Querung des Elbtals bei Magdeburg mit dem Baubeginn der Kanalbrücke Magdeburg angefangen. 1999 erfolgte die Grundsteinlegung für die Schleuse Hohenwarthe. Im Jahr 2003 war mit der Einweihung des Wasserstraßenkreuzes Magdeburg und der Schleuse Hohenwarthe der Mittellandkanal erstmals auf ganzer Länge durchgehend befahrbar. Die bis dahin nötige Umleitung über die Schleuse Rothensee, die Elbe und die Schleuse Niegripp war damit Geschichte.

Weiterhin ist eine Verbindung des Kanals mit dem Twentekanal in den Niederlanden in der Diskussion, welche die Strecke zum Hafen Rotterdam erheblich verkürzen würde, die Wirtschaftlichkeit des Projektes ist jedoch fraglich.[6]

In den ersten Jahren des Ausbaus wurden lange Strecken im Rechteckprofil mit Spundwänden erstellt. Aus Gründen des Tierschutzes mussten diese Strecken nachträglich eingezäunt werden, um Tiere vor dem Ertrinken zu bewahren. Heute wird deshalb das Trapezprofil bevorzugt. Mit Spundwänden wird nur noch im Bereich von Häfen oder Schleusen ausgebaut. Wenn der Einsatz von Spundwänden auf freier Strecke unumgänglich ist, beispielsweise aus Platzgründen bei der Stadtstrecke Hannover, wird im kombinierten Rechteck-Trapez-Profil (KRT-Profil) ausgebaut. Beim KRT-Profil endet die senkrechte Spundwand etwa 20 cm unter der Wasseroberfläche. Dadurch wird es Kleintieren ermöglicht, das Wasser zu verlassen.


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