Nürnberger Christkindlesmarkt

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Der Nürnberger Christkindlesmarkt ist ein Weihnachtsmarkt und findet jährlich im Advent in der Altstadt von Nürnberg auf dem Hauptmarkt und den angrenzenden Straßen und Plätzen statt. Mit rund zwei Millionen Besuchern ist er einer der größten Weihnachtsmärkte in Deutschland und einer der bekanntesten in der Welt. Er beginnt immer am Freitag vor dem ersten Adventssonntag und endet immer am 24. Dezember, es sei denn dieser fällt auf einen Sonntag.


Entstehung und erste Entwicklung

Die Ursprünge des Nürnberger Christkindlesmarktes sind – trotz intensiver Nachforschungen durch verschiedene Historiker und Landesforscher – nicht bekannt. Der älteste Nachweis des Markts ist jedoch eine Schachtel aus Nadelholz, auf deren Boden sich folgende Inschrift befindet: „Regina Susanna Harßdörfferin von der Jungfrau Susanna Eleonora Erbsin (oder Elbsin) zum Kindles-Marck überschickt 1628“. Gegenwärtig befindet sich die Schachtel im Besitz des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg. Der Nürnberger Historiker und Stadtarchivar Horst-Dieter Beyerstedt verweist auf einen „Ratsverlaß“ im Jahr 1610, in dem die „Beschlagnahme unzüchtiger Artikel“ angeordnet wurde. Hier ist erstmals von einem „Kindleinsbescheren“ die Rede, in weiteren Verlaßen auch von „Weihnachtszeit“. Ob diese jedoch im Zusammenhang mit dem Christkindlesmarkt steht, ist unklar.

Historiker gehen davon aus, dass sich der Markt von da an bis 1639 aus herkömmlichen Verkäufen auf dem Wochenmarkt entwickelt hat und langsam zum eigenständigen Markt wurde. Die Grundlage sieht Beyerstedt in der durch Reformator Martin Luther veränderte Schenkungspraxis, der die Bescherung vom Nikolaustag auf Heiligen Abend verschob. Dieser Brauch setzte sich auch im evangelischen Nürnberg durch. Der Name „Christkendleinsmarck“ ist spätestens durch eine Stadtgeschichte aus dem Jahr 1697 dokumentiert.

Aus dem Jahr 1737 ist eine Liste überliefert, welche zeigt, dass fast alle Nürnberger Handwerker, nämlich 140 Personen, berechtigt waren, auf dem Markt ihre Waren anzubieten.


19. Jahrhundert bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges

Da der Markt Ende des 19. Jahrhunderts immer mehr an Bedeutung verlor, wechselte er mehrmals den Standort, ehe man in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts eine Wiederbelebung beschloss. Unter dem Regime der Nationalsozialisten wurde der Christkindlesmarkt aufgrund seiner langen Tradition dazu benutzt, das Image Nürnbergs als „des Deutschen Reiches Schatzkästlein“ zu festigen und den Jahresfest-Kalender zu füllen. Im Jahr 1933 wurde der Markt auf dem Hauptmarkt mit einer „verklärend romantischen Feier“ wiedereröffnet. Das Eröffnungsprogramm bestand daraus, dass eine als Christkind verkleidete Schauspielerin, begleitet von zwei Rauschgoldengeln, einen Vorspruch rezitierte. Hierzu sang ein Kinderchor. Kirchenglöckengeläut rundete die Veranstaltung ab.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde der Christkindlesmarkt nicht eröffnet, in den Kriegsjahren bis 1942 wurde jedoch auf dem Hans-Sachs-Platz ein Ersatzmarkt ausgerichtet.


Nachkriegszeit bis heute

Im Jahr 1948 wurde der Christkindlesmarkt zum ersten Mal seit Beginn des Zweiten Weltkrieges wieder abgehalten. Friedrich Bröger verfasste einen Prolog, der seitdem jedes Jahr zur Eröffnung des Marktes vom Christkind gesprochen wird.

Der Markt wurde ursprünglich am Barbaratag, dem 4. Dezember, eröffnet. Aufgrund zu großer Besuchermassen wurde der Eröffnungstag dann aber 1973 auf den Freitag vor dem ersten Advent verlegt, an dem nun auch der Prolog von Bläsern der Stadt Nürnberg und dem jungenChor nürnberg zusammen mit Schulchören der Stadt musikalisch begleitet wird.

Heute ist der Nürnberger Christkindlesmarkt mit knapp 2 Millionen Besuchern jährlich einer der beliebtesten und größten Weihnachtsmärkte in Deutschland. Japaner stellen mit fast 7000 Übernachtungen die größte Gruppe ausländischer Touristen in der Vorweihnachtszeit.

Der gegenwärtige Christkindlesmarkt umfasst etwa 180 Holzbuden, die traditionsgemäß mit rot-weiß gestreiftem Stoff dekoriert sind. Daher leitet sich der Beiname des Marktes als „Städtlein aus Holz und Tuch“ ab. Ungefähr 200 Händler bieten Waren an, die schwerpunktmäßig in der Tradition von Nürnberg stehen. Beispiele hierfür sind die Nürnberger Lebkuchen, Früchtebrot und typischer Christbaumschmuck, wie Rauschgoldengel. Die „Nürnberger Zwetschgenmännla“, Figuren aus getrockneten Pflaumen werden traditionsgemäß mit dem Spruch: „Suchst an Moh, der dich nicht ärgern ko, kaufst der hald an Zwetschgermoh“ beworben.

Zur Stärkung während des Marktbummels werden unter anderem Nürnberger Rostbratwürste und Glühwein angeboten. Mitarbeiter des Marktamtes kontrollieren die Gestaltung der Buden und das Warenangebot. So ist beispielsweise die Verwendung von Tannengirlanden aus Plastik untersagt. Seit 1981 verleiht die Stadt Nürnberg jedes Jahr für die in Design und Angebot ansprechendsten Buden den „Zwetschgermoh“ in Gold, Silber und Bronze.

Im Zentrum des Marktes steht ein offen einsehbares, fünfeckiges pavillonähnlich gebautes Krippengebäude, in dessen Inneren die Weihnachtsgeschichte nachgezeichnet wird. Das Krippengebäude ist aus handbehauenen Holzbalken gefertigt und mit einem Strohdach abgedeckt. Auf dem Dach prangt ein leuchtender Stern. Ungefähr 30 Figuren aus gedrechseltem Holz und beweglichen Gliedern von ca. 50 Zentimeter Größe und – bis auf wenige Figuren – in fränkischer Tracht, bilden die Weihnachtsgeschichte naturalistisch nach. Etwa 15 Tiere, darunter Schafe, Kamele, Ochs und Esel runden das Krippengeschehen ab. Der Bau der Krippe geht auf die Anregung des Stadtbaudirektors Paul Seegy, 1934, zurück. Bildhauer Max Renner und die Grafikerin, Malerin und Keramikerin Bertl Kuch wurden mit der künstlerischen Umsetzung betraut. 1935 wurde die Krippe erstmals auf dem Markt aufgestellt. Die Figuren überstanden den Krieg relativ unbeschadet und wurden 1948 von Renner und Kuch einer Restaurierung unterzogen.



Text: Wikipedia

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