Northeim

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Northeim ist eine Mittelstadt und selbständige Gemeinde in Südniedersachsen.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Northeim.

Gerhard von Scharnhorst

Sonstige

Geschichte

Die älteste Zeit

Für das Gebiet um die Northeimer Kernstadt – etwa an den Hängen des Leinetals und der Berge nach Imbshausen hin – lassen sich Siedlungen der jüngeren Steinzeit nachweisen. Diese Nachweise reichen bis 2.000 v. Chr. Für die Bronzezeit lassen sich Hügelgräber feststellen. Auf dem Gebiet des heutigen Northeims lebten zur Germanenzeit um Christi Geburt die Cherusker, die in das Volk der Sachsen aufgingen.[4]

Erste Erwähnung bis zur Jahrtausendwende Für das Ende des 8. Jahrhunderts lässt sich die erste Erwähnung Northeims notieren, da der fränkische Adelige Nithard und dessen Frau Eggehild Eigentümer in Northeim, Medenheim und Sudheim an das Kloster Fulda übertragen. Um 800 befand sich im Bereich der heutigen Sankt-Sixti-Kirche eine sächsische Siedlung, die später mit dem Namen „Oberdorf“ bezeichnet wurde. Wie diese Siedlung ursprünglich hieß, ist jedoch nicht überliefert. In der Nähe befand sich zu dieser Zeit auch eine fränkische Ansiedlung, die zur Sicherung von Handelswegen beitragen sollte. Diese ging im 10. Jahrhundert in den Besitz der Northeimer Grafen über. Ins Jahr 982 datiert die erste Erwähnung eines Grafen des Rittigaus, des Grafen Siegfried von Northeim, welcher in einer Urkunde Kaiser Ottos II. genannt wird.

Northeim während des Mittelalters und der Frühen Neuzeit

Die erste Erwähnung der Stadt als Sitz der Northeimer Grafen stammt aus dem Jahr 1002. Die Northeimer Siegfried I., Siegfried II. und Benno sowie Heinrich und Udo von Katlenburg ermordeten in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai den Meißener Markgrafen Ekkehard I. im Kloster Pöhlde.

Um 1050 heiratete Graf Otto von Northeim Richenza von Werl. Auf diese Weise vermehrte er seinen Besitz beträchtlich und wurde so zu einem der angesehensten und reichsten Fürsten der damaligen Zeit. 1061 wurde Otto von der Witwe Heinrichs III., Agnes, das Stammesherzogtum Baiern verliehen. Da er Pläne zur Ermordung von König Heinrich IV. bei einem Besuch in Northeim geschmiedet haben sollte, wurde Otto 1069 des Majestätsverbrechens für schuldig befunden und verlor damit seine Rechtslehen und das Herzogtum Bayern. Otto von Northeim, der 1083 an den Folgen eines Reitunfalles starb, plante seinerzeit die Gründung eines Klosters in Northeim, Sankt Blasien. Im Schutze dieses Klosters entstand die Marktsiedlung im Bereich der heutigen Breiten Straße, die dritte Keimzelle Northeims.

Im Jahre 1110 heiratete Ottos Enkelin Richenza von Northeim Lothar von Supplingenburg, wodurch sie später Deutsche Kaiserin wurde. Richenza, nach der in Northeim bis in die 1970er Jahre ein Mädchengymnasium benannt war, ist die Großmutter Heinrichs des Löwen. Die männliche Linie der Grafen von Northeim erlosch mit dem Tode Heinrich von Boyneburg im Jahre 1147. Der Besitz der Northeimer Grafen, unter anderem das Kloster, gelangte an den Grafen Hermann von Winzenburg. Nach dessen Ermordung fünf Jahre später gehörte das Kloster Heinrich dem Löwen.

1204 erfolgt die erste Erwähnung Northeims als civitas (lat.: Stadt), die Stadtrechte wurden Northeim knapp 50 Jahre später verliehen, im Jahre 1252. Dies führte zum Bau der heute noch in Teilen erhaltenen Stadtmauer. 1246 ging Northeim einen gegenseitigen Schutzbund mit der 50 Kilometer entfernten Stadt Münden ein. 1265 übernahm die Stadt Göttinger Stadtrecht, was ein Privileg darstellte. Die Niederlassung der Herzoge von Braunschweig-Lüneburg diente seit 1334 als Rathaus (und zwar bis zum verheerenden Brand von 1832). Zur selben Zeit bekam Northeim das Recht, eigene Münzen zu prägen. Ab dieser Zeit begann Northeim wirtschaftlich aufzublühen und wurde 1384 zum Mitglied der Hanse. 1477 bekam Northeim eine erste Stadtschule, welche noch heute als Gymnasium Corvinianum existiert. Auf die Zeit um 1480 ist die Erneuerung der gesamten Klosteranlagen datiert. Zu dieser Zeit kam es 1485 zum Bau der gotischen Hallenkirche des Klosters. Die Reformation brachte die Bauarbeiten jedoch zum Erliegen. Northeim wurde evangelisch. Am 7. März 1539 legten der Reformator Anton Corvinus und sein Vikar Jörge Thomas[5] die von ihnen verfasste erste evangelische Kirchenordnung für die Stadt vor, und der Rat wurde Patronatsherr der Sankt-Sixti-Kirche. Wenige Jahre später wurde das Kloster bis 1592 zum Pfandbesitz der Stadt, als geistliche Institution hörte das Kloster 1562 auf zu existieren. Northeims Mitgliedschaft in der Hanse blieb eine verhältnismäßig kurze Episode, da die Stadt bereits 1554 wieder aus ihr ausschied. Für die Jahre 1568 und 1574 ist der Bau der ersten Steinbrücke über die Rhume und die Errichtung der ersten Apotheke datiert. 1580 unterzeichnete der Rat der Stadt Northeim die lutherische Konkordienformel von 1577.[6]

Northeim seit dem Dreißigjährigen Krieg

Einen Wendepunkt in der Stadtgeschichte stellte mit dem Verlust der Pfandschaft über das Kloster das Jahr 1592 dar. Auch an Northeim ging der Dreißigjährige Krieg (1618–1648) nicht vorbei. So wurde die Stadt 1626 dreimal von kaiserlichen Truppen belagert. Zunächst vom 8. bis 17. April durch Truppen unter Oberst Martigny, dann erneut vom 6. bis 10. August unter Oberst Blankart. Die dritte Belagerung erfolgte im September 1626 durch den Grafen von Fürstenberg und Oberst Blankart. Northeim ergab sich im Folgejahr und musste 300 Mann Besatzung aufnehmen und diese mit wöchentlich 300 Talern verpflegen. Der katholische Feldherr Tilly befahl den Abriss der Befestigungsanlagen Northeims, die Beseitigung der Wallanlagen und Füllung der inneren Gräben genügte ihm 1629 jedoch. 1641 war ein düsteres Jahr für Northeim. Die wehrlos gewordene Stadt wurde von General Piccolomini überfallen und schonungslos ausgeraubt. Viele Northeimer fielen dem zum Opfer. Die zwischenzeitliche wirtschaftliche Blüte der Stadt war spätestens mit dem Dreißigjährigen Krieg beendet. Die Folgen waren Niedergang und eine starke Verarmung.

1702 wurde die Herrschaft des Rates beseitigt und durch die Einsetzung einer Magistratsverfassung durch die landesherrliche Regierung ersetzt. In der ersten Hälfte des Jahrhunderts verschwanden die im Krieg entstandenen Baulücken durch ein von der Landesregierung gefördertes Bauprogramm. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstand unter dem Bürgermeister Johann Achterkirchen eine mustergültige Verwaltung. Achterkirchens Grab befindet sich noch heute als eines der wenigen auf dem Alten Friedhof an der Gardekürassierstraße. Auf 1773 ist die Ersetzung der alten Stadttore durch neue, breitere Tore datiert. Dies war nötig geworden, um dem Bau der neuen Heerstraßen gerecht zu werden. 1803 wurden schwefelhaltige Quellen am so genannten „Gesundbrunnen“ gefunden. Während Northeim Teil des Königreichs Westphalen (1807–1813) war, gehörte es zum Distrikt Göttingen im Leinedepartment. Die erste Zeitung gab es mit dem „Northeimer Wochenblatt“ ab 1831. Im Folgejahr kam es zu einem schweren Brand in der Stadtmitte, dem 46 Wohnhäuser, die Apotheke und das prächtige Rathaus zum Opfer fielen. Da der Stadt nun ein Rathaus fehlte, kaufte sie 1842 das Rumannsche Patrizierhaus am Entenmarkt, welches als neues Rathaus diente und dies bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts auch blieb. 1848 wurden schließlich die Stadttore, die ihre Bedeutung längst eingebüßt hatten, beseitigt. Für dasselbe Jahr ist die Bildung einer Bürgerwehr und die Gründung der noch heute bestehenden Turngemeinde angegeben. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts lassen sich mit der Gründung des Landkreises Northeim erstmals überörtliche Verwaltungen in der Stadt nieder.

In dieser Zeit nahm die wirtschaftliche Bedeutung der Stadt wieder deutlich zu. 1854 wurde die Eisenbahnstrecke von Hannover nach Göttingen in Betrieb genommen und die Stadtmauer nach Süden hin geöffnet, um von der Kurzen Straße einen Zugang zum neu erschaffenen Militärhospital zu ermöglichen. Die Funktion als Krankenhaus behielt das Gebäude noch bis ins 20. Jahrhundert. Mit dem Neubau des Krankenhauses am Wieter Ende der 1950er Jahre zog das Krankenhaus an den Wieter um. Das alte Krankenhaus fungierte sodann bis um die Jahrtausendwende als Rathaus, bis dieses erneut umzog. Mit dem Durchbruch der Stadtmauer an der heutigen Wieterstraße wurde der Berg Wieter 1867 als Wohngebiet erschlossen. 1868 bekam Northeim einen eigenen Bahnhof im Zuge der Eröffnung der Südharzstrecke. Mit der Inbetriebnahme der Sollingbahn 1878 wurde Northeim zu einem bedeutenden Eisenbahnknotenpunkt. Die Eisenbahn bestimmte fortan weitgehend die Entwicklung der Stadt. 1883 wurde der noch heute als beliebtes Ausflugsziel dienende Wieterturm auf dem höchsten Northeimer Berg errichtet. Seine Geschichte reicht jedoch viele Jahre zurück. 1890 wurde das städtische Museum gegründet. Ab 1892 begann die Industrialisierung in Northeim, besonders im Bereich der Tabak- und Zuckerverarbeitung. Zudem wurde ein großes Wasserwerk errichtet, die Rhumemühle. Im selben Jahr wurde Northeim erneut von einem verheerenden Brand heimgesucht, der zur Zerstörung der östlichen Häuserzeile am Markt und der Nordseite der östlichen Breiten Straße führte. Dies ist unter anderem der Grund dafür, warum sich am Markt heute verhältnismäßig viele wilhelminische Steinbauten befinden.

Seit Beginn des 20. Jahrhunderts

1902 begann der Bau der Wasserleitung und Kanalisation. Sieben Jahre später wurde die zweite Northeimer Zeitung herausgeben, die „Northeimer Neuesten Nachrichten“, welche heute noch als Teil der HNA existiert. Erst ab 1912 wurde Northeim mit elektrischem Strom versorgt. Während des Ersten Weltkrieges besaß Northeim eine Unteroffiziersschule, die zwischen 1915 und 1918 bestand. Mit der Einführung des Frauenwahlrechts 1919 waren erstmals Frauen im Bürgervorsteherkollegium vertreten. Ab 1920 herrschte Wohnungsnot in der Stadt, weshalb eine Zuzugsperre verhängt und gemeinnützige Bauvereine gegründet wurden.

Die Zeit der Weimarer Republik und der Aufstieg des Nationalsozialismus in Northeim wird ausführlich in dem Werk „Das haben wir nicht gewollt!“ von William Sheridan Allen thematisiert.[7] Northeim dient unter dem Pseudonym „Thalburg“ als Beispiel für eine durchschnittliche Kleinstadt in Deutschland.[8] Die NSDAP wurde schnell zu einer bestimmenden Macht im bürgerlich-konservativen (ab ca. 1950 eher sozialdemokratischen) Northeim. Ab 1933 erfolgte die Sanierung der Stadtmauer und der historischen Wallanlagen. 1934–1936 wurde vom Reichsarbeitsdienst die „Freilichtbühne Niedersachsen“ errichtet, noch heute eine der größten ihrer Art in der Nordhälfte Deutschlands. In den Jahren 1934 und 1939 wurde der Stadt mit der Tagung des nationalsozialistischen Kriegsopferversorgung (NSKOV) reichsweite Bedeutung zuteil. Während des Zweiten Weltkrieges blieb Northeim, vor allem die Altstadt, weitgehend von schweren Zerstörungen verschont.

Am 12. September 1944 richtete ein erster Luftangriff am Rande der Northeimer Altstadt jedoch schwere Schäden an. Das Ziel der zwölf viermotorigen B-24 Bomber „Liberator“ war der Verschiebebahnhof gewesen. Im Rahmen der Operation Clarion, die die deutschen Verkehrseinrichtungen zerstören sollte, wurde wieder der Northeimer Rangierbahnhof angegriffen. Die 8th Air Force setzte 48 schwere Bomber vom Typ B-24 ein. Die Flugzeuge warfen am 22. Februar 1945 aus relativ geringer Höhe 124 Tonnen Bomben ab. In der Nacht vom 24. auf den 25. März 1945 flogen acht britische De Havilland DH.98 Mosquito Schnellbomber einen Störangriff auf die Stadt. Ein letzter Luftangriff auf Eisenbahnanlagen in Northeim und Göttingen fand am 7. April 1945 statt.[9][10] Dabei wurde der Northeimer Bahnhof mit seiner repräsentativen Empfangshalle vollkommen zerstört, während zum Beispiel der Bahnhof Göttingen nicht so stark beschädigt wurde, was die Bedeutung des damaligen Bahnhofes zeigt. Am 9. April rollten schließlich US-amerikanische Panzer in die Stadt ein. Für Northeim war der Krieg beendet. Insgesamt wurden 18 Häuser und fünf Fabriken sowie der Bahnhof völlig zerstört und 80 Häuser beschädigt.[11]

Nach dem Zweiten Weltkrieg begann der Wiederaufbau der Stadt und des Bahnhofes. Northeim wurde Teil des neu geschaffenen Landes Niedersachsen. 1952 wurde das 700. Stadtjubiläum gefeiert, und Northeim übernahm eine Patenschaft für Neustadt in Polen (ehemals Schlesien). Im Jahre 1957 wurde Northeim der Status einer selbstständigen Stadt verliehen. Ab 1958 begann ein umfangreiches Schulbauprogramm. Vor dem Zweiten Weltkrieg war Northeim Standort einer Garnison und wurde dies ab 1961 bis zur Schließung 1992 erneut, so dass Northeim Bundeswehrstandort war. In den Jahren 1947 und 1948 hatte die Norwegische Deutschland-Brigade ihr Hauptquartier in Northeim.

1967 schloss Northeim eine Partnerschaft mit der französischen Stadt Tourlaville. Ab 1969 erfolgte die Sanierung der Altstadt. Zu Beginn der 1970er Jahre wurden große Teile des historischen Klostergutes abgerissen und bebaut, das „City Center“ entstand. Im Zuge der Verwaltungsreformen, die ganz Niedersachsen betrafen, wuchs Northeim um 15 umliegende Ortschaften an, die heute Stadtteile (Ortsteile) sind. Somit wuchs Northeim über die 30.000 Einwohnermarke hinaus. Der Landkreis Northeim wurde um den Landkreis Einbeck sowie Teile der Landkreise Gandersheim und Duderstadt ergänzt, Northeim blieb im neuen Landkreis Northeim nach wie vor Kreisstadt. 1975 wurde Northeim zu einer Europastadt. Ein Jahr später begann die Restaurierung der historischen Bausubstanz in der Altstadt. Im selben Jahr erfolgte der Bau der Stadthalle, welche jedoch wenig später niederbrannte und 1986 neu aufgebaut wurde.

Ab 1986 wurde in der Innenstadt eine Fußgängerzone eingerichtet, die fast die gesamte Breite Straße umfasst. Vorher war die Innenstadt von Autos befahren worden. 1987 wurden eine Ost- und eine Westtangente in Betrieb genommen. 2002 war Northeim Ausrichter des Tages der Niedersachsen, im gleichen Jahr fand das 525-jährige Jubiläum des Gymnasiums Corvinianum statt.

Mit der Eingemeindung der Gemeinde Kreiensen in die Stadt Einbeck im Jahre 2013 verlor Northeim den Status der größten Stadt im Landkreis Northeim. In der weit über 100-jährigen Geschichte des Landkreises ist dies das erste Mal, dass die Kreisstadt nicht auch die meisten Einwohner beherbergt.


Text: Wikipedia

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