Oktoberfest

Aus veikkos-archiv
Wechseln zu: Navigation, Suche

Das Oktoberfest in München (mundartlich Wiesn) ist das größte Volksfest der Welt. Es findet seit 1810 auf der Theresienwiese in der bayerischen Landeshauptstadt München statt und wird Jahr für Jahr von rund sechs Millionen Menschen besucht. Für das Oktoberfest brauen die Münchner Brauereien ein spezielles Bier, das eine Stammwürze von mindestens 13,5 % aufweisen muss und ca. 5,8 bis 6,4 Volumenprozent Alkohol enthält. Das Oktoberfest generiert in den zwei Wochen seiner Dauer durchschnittlich eine Milliarde Euro Umsatz.

Oktoberfest Reklamemarkenkatalog

Katalog der Reklamemarken mit einem Bezug zum Oktoberfest.

Jubiläums-Oktoberfest 1910

Oktoberfest 1912

Entwurf: Paul Neu

Sonstige

Carl Gabriel

Oktoberfest ohne Datum

Geschichte

Das erste Oktoberfest

Anlässlich der Hochzeit zwischen Kronprinz Ludwig und Prinzessin Therese am 12. Oktober 1810 fanden in München zahlreiche private und öffentliche Feiern statt. Auf deren letzte, das Pferderennen am 17. Oktober, geht das Oktoberfest zurück. Vermutlich im Gedanken an das 1786 letztmals ausgetragene Scharlachrennen, das im 15. Jahrhundert erstmals vor dem Karlstor stattfand und Teil der Jakobidult wurde, schlug Andreas Michael Dall’Armi in seiner Funktion als Major der Nationalgarde ein Pferderennen zur öffentlichen Huldigung des Brautpaares vor. Überliefert ist, dass die initiale Idee, die zu diesem Vorhaben führte, von dem Lohnkutscher und Unteroffizier der Nationalgarde Franz Baumgartner ausging. Dieser Ursprung des Festes gilt jedoch als nicht unumstritten.[6]

Der Festplatz außerhalb der Stadt wurde aufgrund seiner natürlichen Eignung ausgesucht. Der Sendlinger Berg (heute Theresienhöhe) wurde als Tribüne für die 40 000 Zuschauer des Rennens gebraucht. Die Festwiese blieb bis auf das Königszelt unbebaut. Die Verköstigung der Besucher erfolgte oberhalb der Tribüne auf der Anhöhe, wo „Traiteurs“ u.a. Wein und Bier anboten. Bevor das Rennen begann, erfolgte eine Huldigung der Hochzeiter und des Königshauses in Form eines Zuges aus 16 Kinderpaaren, die mit Trachten der Wittelsbacher, der neun bayerischen Kreise sowie weiterer Regionen bekleidet waren. Anschließend sang ein Chor aus Feiertagsschülern, bevor schließlich das Festrennen mit 30 Pferden auf einer 11 200 Schuh (3270 Meter) langen Rennbahn folgte. Als erstes Pferd kam das vom möglichen Initiator Franz Baumgartner über die Ziellinie, der seine Goldmedaille von Rennmeister und Staatsminister Maximilian Graf von Montgelas überreicht bekam.[7]

Entwicklung zum Volksfest

19. Jahrhundert

1813 fiel das Fest aus, da Bayern in die napoleonischen Kriege verwickelt war. Danach wuchs die Wiesn von Jahr zu Jahr. Zur Pferderennbahn kamen Kletterbäume, Kegelbahnen und Schaukeln hinzu. 1818 wurde das erste Karussell aufgestellt. Mehrere Losstände zogen vor allem die ärmeren Stadtbewohner an, da es Porzellan, Silber und Schmuck zu gewinnen gab. 1819 übernahmen die Münchner Stadtväter die Festleitung. Von nun an sollte das Oktoberfest planmäßig jedes Jahr gefeiert werden. Lieferung für das Oktoberfest 1908

Seit 1850 befindet sich die knapp 20 Meter hohe Statue der Bavaria über der Festwiese. 1853 wurde die Ruhmeshalle zu Füßen der Bavaria fertiggestellt. In den folgenden Jahren fielen einige Feste aus. Grund dafür waren zwei Cholera-Epidemien in den Jahren 1854 und 1873, der Preußisch-Österreichische Krieg 1866 und der Deutsch-Französische Krieg 1870.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich das Oktoberfest immer mehr zu dem heute in aller Welt bekannten Volksfest. Es wurde zeitlich verlängert und in die wegen des Altweibersommers zumeist schönen und warmen letzten Septembertage vorverlegt. Seitdem fällt nur das letzte Wiesnwochenende in den Oktober. Von 1880 an genehmigte die Stadtverwaltung den Bierverkauf und 1881 eröffnete die erste Hendlbraterei. Elektrisches Licht erhellte über 400 Buden und Zelte. Um mehr Sitzplätze für Besucher und Raum für Musikkapellen zu schaffen, errichteten die Brauereien an Stelle der Bierbuden große Bierhallen. Gleichzeitig zog das Fest immer mehr Schausteller und Karussellbesitzer an, die für zusätzliche Unterhaltung sorgten.

20. Jahrhundert

1904 stellten Post und Telegraphenamt (vermutlich erstmals) öffentliche Telefone auf:

„Anlässlich des diesjährigen Oktoberfestes in München wird für die Zeit vom 19. September bis mit 12. Oktober auf dem Festplatze ein Postamt nebst Telegraphenanstalt mit Telephonbetrieb und öffentlicher Telephonstelle eingerichtet. Dasselbe hat sich mit der Verabfolgung von Postwertzeichen und Telephonbilleten, Annahme und Abgabe von Briefpostsendungen sowie der Annahme von Telegrammen zu befassen und für den öffentlichen Verkehr in der Zeit von 8 Uhr morgens bis 8 Uhr abends geöffnet zu sein.“[8]

1910 feierte die Wiesn ihren 100. Geburtstag und es wurden 12.000 Hektoliter Bier ausgeschenkt. In der Bräurosl, dem damals größten Bierzelt, fanden bereits 12 000 Gäste Platz. Heute ist die Hofbräu-Festhalle mit 10 000 Plätzen das größte Bierzelt auf der Wiesn.

Von 1914 bis 1918 fiel das Oktoberfest wegen des Ersten Weltkriegs aus. 1919/1920 feierte man nur ein kleines „Herbstfest“; 1923 gab es wegen galoppierender Inflation kein Oktoberfest. Im November 1923 wurde die Rentenmark eingeführt; 1924 gab es kein Oktoberfest.[9]

Während der Zeit des Nationalsozialismus nutzte die NS-Propaganda das Oktoberfest. 1933 wurde der Preis für die Maß Bier auf 90 Pfennig festgelegt; Juden wurde verboten, auf dem Oktoberfest zu arbeiten. 1935 wurde das 125. Wiesn-Jubiläum aufwändig inszeniert; unter anderem mit einem großen Jubiläumsumzug (sein Motto „Stolze Stadt – Fröhlich Land“ sollte für die angebliche Überwindung der Schichten und Klassen stehen; er demonstrierte die Gleichschaltung und die gefestigte Macht des NS-Regimes). Die künstlerische Leitung für den Jubiläumsumzug übertrug die Gauleitung dem NS-Maler Albert Reich. 1938 – im März hatte Hitler Österreich annektiert und auf der Münchner Konferenz in der Sudetenfrage auf ganzer Linie gewonnen – wurde das Oktoberfest in „Großdeutsches Volksfest“ umbenannt. Das NS-Regime transportierte eine große Zahl von Sudetendeutschen auf die Festwiese.[10]

Während des Zweiten Weltkriegs von 1939 bis 1945 fand kein Fest statt. In der Nachkriegszeit 1946 bis 1948 gab es ein „Herbstfest“. Seit seinem Bestehen war das Oktoberfest damit 24 Mal ausgefallen. Im September 1949 fand das erste Oktoberfest nach dem Krieg statt.[11]

1950 wurde die Wiesn von Thomas Wimmer (Oberbürgermeister von 1948 bis 1960) zum ersten Mal mit dem inzwischen traditionellen Fassanstich im Festzelt Schottenhamel eröffnet. Im Lauf der folgenden Jahrzehnte entwickelte sich das Oktoberfest zum größten Volksfest der Welt. Das Pferderennen wurde nach dem Krieg mit Ausnahme des 150. Jubiläums 1960 und des 200. Jubiläums 2010 nicht mehr veranstaltet.

Am 26. September 1980 explodierte am Haupteingang des Festgeländes eine Bombe. 13 Menschen starben, über 200 wurden verletzt (68 davon schwer). Das Oktoberfestattentat gilt als einer der schwersten Terroranschläge der deutschen Geschichte. Die Tat ist bis heute nicht vollständig aufgeklärt. Die Bundesanwaltschaft hat das Verfahren im Dezember 2014 wieder aufgenommen.

Das Oktoberfest heute

Das Oktoberfest zieht jährlich über sechs Millionen Besucher an. Die Gäste kommen immer zahlreicher aus dem Ausland, vorwiegend aus Italien, aus den USA, Japan und Australien. In den letzten Jahren gab es einen Trend zur Tracht: viele Wiesnbesucher kamen mit Lederhosen bzw. Dirndl.

Der übermäßige Alkoholkonsum eines Teils der Wiesnbesucher wird seit langem thematisiert. Um zu vermeiden, dass die Stimmung auf der Wiesn immer mehr der Stimmung auf dem Ballermann (Mallorca) gleicht, entwickelten 2005 die verantwortlichen Organisatoren das Konzept der Ruhigen Wiesn. Die Zeltbetreiber sind dazu angehalten, bis 18:00 Uhr nur traditionelle Blasmusik zu spielen und die Musiklautstärke auf 85 dB(A) SPL zu begrenzen. Dies soll das Oktoberfest für Familien und ältere Besucher attraktiv halten. Nach 18 Uhr werden auch Schlager und Popmusik gespielt.

Von einem Teil der Münchner und der Gäste sowie teilweise in der Presse wird das Fest inzwischen allerdings als nerviges Massenbesäufnis bezeichnet, das mit einem Volksfest nichts zu tun hat.[12]

Oide Wiesn

Anlässlich des 200-jährigen Jubiläums wurde 2010 erstmals am Südende der Theresienwiese ein historisches Oktoberfest („Oide Wiesn“) auf dem Areal des zentralen Landwirtschaftsfestes gestaltet. Es eröffnete einen Tag vor Beginn des eigentlichen Oktoberfestes gleichfalls mit dem Fassanstich durch den Oberbürgermeister. Auf dem fünf Hektar umfassenden abgezäunten Gelände präsentierten sich historische Fahrgeschäfte, Festzelte und andere historische Attraktionen wie beispielsweise eine Steckerlfischbraterei, ein Kettenkarussell oder ein Zuckerwattestand. Gegen Eintritt können neben dem Museums- ein Tierzelt sowie die Pferderennbahn besichtigt werden. Das Tierzelt beinhaltet unter anderem einen Streichelzoo und wird vom Tierpark Hellabrunn sowie dem Bayerischen Bauernverband betreut. Das Münchner Stadtmuseum übernahm die Gestaltung des Museumszeltes.[13] Begleitet wurde die Jubiläumswiesn von einem künstlerischen und kulturellen Rahmenprogramm, in dem beispielsweise die Biermösl Blosn auftrat. Die Musikkapellen im – mit 850 Sitzplätzen[14] vergleichsweise kleinen – Herzkasperl Festzelt kamen ohne elektrische Verstärkung aus.[15] Namensgebend für das Festzelt war eine bekannte Bühnenfigur des 2009 verstorbenen Schauspielers Jörg Hube.[16] Die sechs Münchner Brauereien Augustiner, Hacker-Pschorr, Hofbräu, Löwenbräu, Paulaner und Spaten präsentierten ausschließlich hier ein gemeinsam gebrautes, dunkles Spezialbier, das nach einer historischen Rezeptur vom Beginn des 19. Jahrhunderts hergestellt wurde. Die Maßkrüge in den Festzelten trugen demgemäß die Aufschrift Münchner Bier und nicht das Unternehmenslogo einer einzelnen Brauerei. Im Gegensatz zum restlichen Oktoberfest schloss die „Oide Wiesn“ bereits um 20 Uhr. Statt der von der Stadtverwaltung erwarteten 300 000 Gäste kamen weit mehr als eine halbe Million Besucher.[17] Das Gelände musste sogar mehrfach, wie sonst nur Bierzelte, wegen Überfüllung vorübergehend geschlossen werden.

In den darauffolgenden Jahren bestand das Traditionsoktoberfest nach dem Konzept des damaligen Wirtschaftsreferenten und heutigen Oberbürgermeisters Dieter Reiter der Stadt München unter der Bezeichnung „Oide Wiesn“ weiter, allerdings in reduzierter Form. Es wird seitdem beispielsweise auf die Pferderennbahn verzichtet. Der Eintrittspreis wurde auf drei Euro vermindert (Öffnungszeiten: 10 bis 22 Uhr, Einlass bis 21 Uhr).[18] Das historische Festzelt wird um 2000 Plätze vergrößert und die altertümlichen Fahrgeschäfte bleiben erhalten. Die Oide Wiesn wird in Zukunft zur Dauereinrichtung werden. Alle vier Jahre, während des Bayerischen Zentral-Landwirtschaftsfestes, das nächste mal 2016, kann sie aus Platzgründen jedoch nicht aufgebaut werden.[19]

Laut des Münchner Stadtratsbeschlusses vom 16. Oktober 2012 betrug der Eintritt für die „Oide Wiesn“ 2013 wieder drei Euro. Erstmals war mit diesem Ticket ein Wiedereinlass möglich. Die historischen Fahrgeschäfte verlangten 2013 einen Euro Eintritt. Im Musikantenzelt erhöhte sich im Innenbereich die Anzahl der Sitzplätze von 1000 auf 1500. Im Außenbereich stieg sie von 800 auf 1000. Die Stadt München unterstützte die Schaustellerstiftung mit 200 000 Euro, damit diese das Museumszelt, das Velodrom sowie ein Kinderprogramm betrieb.[20]

2013 vergrößerte sich das Gelände und schöne Eingänge kamen hinzu. Außerdem war das Museumszelt des Stadtmuseums München/Schaustellerstiftung wie im Jubiläumsjahr 2010 wieder vertreten (n.n. 2011). Das Velodrom wurde vergrößert und den Zuschlag für das Musikantenzelt hatte Fraunhofer Wirt Beppi Bachmaier erhalten und das Zelt unter der Bezeichnung „Herzkasperlzelt“ wie 2010 betrieben. Bei der Oiden Wiesn 2011 betrieb noch die Familie Reichert unter dem Namen „Zur Schönheitskönigin“ das Musikantenzelt.[21]

Schreibweise und Bedeutung von „Wiesn“

Das Oktoberfest wird im Bairischen meist Wiesn (von Theresienwiese) genannt. Das Genus von Wiesn ist weiblich (die Wiesn, im Bairischen d’Wiesn), der Numerus ist Singular. Da es sich bei Wiesn um die bairische Form von Wiese (Singular) und nicht von Wiesen (Plural) handelt, ist ein Apostroph (Wies’n, suggeriert das Pluralwort Wiesen mit ausgelassenem e) bei der Schreibung nicht nötig. Der Begriff Wiesn wird neben dem Oktoberfest für die Theresienwiese selbst verwendet; man kann also außerhalb der Oktoberfestzeit auf die Wiesn gehen. Während des Oktoberfestes wird die Theresienwiese im offiziellen Sprachgebrauch als Festwiese bezeichnet, so beispielsweise auf den eigens für das Fest montierten Hinweisschildern der öffentlichen Verkehrsmittel.

Höhepunkte

Einzug der Wiesnwirte und Brauereien

Die Geschichte des Einzugs der Wiesnwirte und Brauereien als feierlicher Auftakt des Oktoberfestes geht zurück auf das Jahr 1887, als der damalige Wirt Hans Steyrer erstmals von seiner Wirtschaft in der Tegernseer Landstraße samt Personal, Blaskapelle und einer Bierladung auf die Theresienwiese zog. In seiner heutigen Form findet der Einzug im Wesentlichen seit 1935 statt, als erstmals alle Brauereien gemeinsam am Umzug teilnahmen. Seitdem wird der Zug vom Münchner Kindl angeführt. Seit 1950 folgt ihm der amtierende Münchner Oberbürgermeister in der Kutsche der Familie Schottenhamel. Ihnen folgen wiederum die prachtvoll geschmückten Pferdegespanne und Festwagen der Brauereien sowie die Kutschen der anderen Wirte und Schausteller. Begleitet wird der Zug von den Musikkapellen der Festzelte.[22]

Fassanstich

Nach dem Einzug der Wiesnwirte auf Kutschen von der Innenstadt zur Festwiese sticht um Punkt 12:00 Uhr der Oberbürgermeister im Schottenhamel-Festzelt das erste Bierfass an. Mit dem Anstich und dem Ruf O’zapft is! („Es ist angezapft!“) gilt das Oktoberfest als eröffnet. Anschließend werden auf der Treppe der Bavaria zwölf Böllerschüsse abgegeben. Dies ist das Zeichen für die anderen Wirte mit dem Ausschank beginnen zu dürfen.[23] Traditionell erhält der bayerische Ministerpräsident die erste Maß. Danach werden in den anderen Festzelten die ersten Fässer angezapft und Bier an die Wiesnbesucher ausgeschenkt.

Jedes Jahr wartet man mit Spannung darauf, wie viele Schläge der Bürgermeister tätigt, bis das erste Bier fließt, und es werden sogar Wetten abgeschlossen. Die beste Leistung liegt bei zwei Schlägen (Ude, 2005, 2008, 2009, 2010, 2011, 2012 und 2013; Reiter, 2015), es waren aber auch schon 17 oder 19 Schläge erforderlich (Wimmer, 1950), eine eindeutige Angabe gibt es nicht.[24][25].

Trachten- und Schützenzug

Zu Ehren der Silberhochzeit von König Ludwig I. von Bayern und Prinzessin Therese fand 1835 erstmals ein Trachtenumzug statt. 1895 organisierte der Heimatschriftsteller Maximilian Schmidt einen weiteren Umzug mit 1400 Teilnehmern in 150 Trachtengruppen.[26][27] Seit 1950 wird dieser jährlich veranstaltet und ist mittlerweile einer der Höhepunkte des Oktoberfests und einer der weltgrößten Umzüge dieser Art. Am ersten Wiesn-Sonntag ziehen 8000 Teilnehmer in ihren historischen Festtagstrachten vom Maximilianeum aus auf einer sieben Kilometer langen Strecke bis zur Festwiese.

Auch dieser Umzug wird vom Münchner Kindl angeführt; ihm folgen die Honoratioren des Stadtrates und der Stadtverwaltung und des Freistaates Bayern, meist der Ministerpräsident und dessen Gattin, Trachten- und Schützenvereine, Musikkapellen, Spielmannszüge, farbenprächtige Fahnenschwinger und etwa 40 Kutschen mit festlich geschmückten Pferdegespannen. Die Vereine und Gruppen kommen größtenteils aus Bayern, aber auch aus anderen deutschen Bundesländern, aus Österreich, aus der Schweiz, aus Norditalien und aus anderen europäischen Ländern.

Festzelte

Dem Besucher stehen 14 große und 15 kleinere Festzelte zur Auswahl. Laut Betriebsvorschriften des Festes darf auf dem Oktoberfest nur Bier der Münchner Traditionsbrauereien ausgeschenkt werden. Derzeit sind die Münchner Brauereien Spatenbräu, Augustiner, Paulaner, Hacker-Pschorr, Hofbräu und Löwenbräu mit Festzelten vertreten.[28] Da die Zelte in den letzten Jahren manchmal wegen Überfüllung geschlossen werden mussten, hat die Stadt München auf ihrer Website ein Wiesnbarometer eingerichtet, das die jeweilige Auslastung der Zelte vorhersagt.[29]

Maßkrüge und Diebstähle

Die in den Festzelten verwendeten Maßkrüge sind heute nicht mehr aus Ton, sondern aus Glas, um Schankbetrug zumindest zu erschweren. Sie sind Eigentum der jeweiligen Brauereien. Besonders in den 1980er- und 1990er-Jahren nahmen die Maßkrugdiebstähle stark überhand und das Sicherheitspersonal der Festzelte wurde angewiesen, nach Dieben Ausschau zu halten. Die Festwirtevereinigung stellt bereits seit Jahren generell Strafantrag gegen Maßkrugdiebe. Maßkrüge, die offiziell als Souvenir gekauft werden, sind zur einfacheren Unterscheidung mit einer farbigen Plakette markiert.

Der Wiesn-Hit

Seit einigen Jahren wird das Lied, das in den Bierzelten am häufigsten gespielt und mitgesungen wird, von der Boulevardpresse zum sogenannten Wiesn-Hit erklärt. Zahlreiche Printmedien und Radiosender fordern ihre Zielgruppen regelmäßig im zeitlichen Umfeld der Veranstaltung ebenfalls dazu auf, entsprechende Musikstücke zu wählen. Da vielen Wiesnbesuchern die Texte nicht immer geläufig sind, gibt es eine Wiesn-Singfibel mit den beliebtesten Liedern. Einige Webseiten und Internetportale bieten ebenfalls Listen der aktuellen Wiesn-Hits einschließlich der Liedtexte an, teilweise mit weiterführenden Hintergrundinformationen.[30]

Attraktionen

Auf dem Oktoberfest gibt es an die 200 Schaustellerbetriebe, davon sind knapp 80 Fahrgeschäfte. Viele Schaustellerfamilien sind seit Beginn des 20. Jahrhunderts auf der Wiesn vertreten. Zu den beliebten, nostalgischen Attraktionen kommen jedes Jahr neue Fahrbetriebe, die auf dem Stand modernster Technik für Nervenkitzel sorgen.

Riesenrad

Das Riesenrad wurde erstmals 1880 aufgestellt und hatte zu diesem Zeitpunkt eine Höhe von 12 Metern. Seit 1979 zählt Willenborgs Riesenrad mit einer Höhe von 48 Metern zu den bekanntesten Attraktionen und bietet Fahrgästen einen Blick über die Festwiese. Der Schausteller ist auf der Wiesn seit den 1930er Jahren regelmäßig mit unterschiedlichsten Fahrgeschäften vertreten, seit 1960 erstmals mit einem stählernen Riesenrad.[31]

Krinoline

Die Krinoline ist ein traditionelles Rundkarussell, das seit den 20er-Jahren auf dem Oktoberfest steht.[32] Die runde Form und die schwankende Bewegung erinnern an eine Krinoline. Noch bis 1938 wurde das Karussell mit Muskelkraft bewegt. In jenem Jahr wurde für die Original-Krinoline-Blaskapelle an der Außenwand des Karussells ein kleiner Balkon angebaut. Das Fahrgeschäft wird in der Regel musikalisch durch diese Blaskapelle, aber auch durch ausgesuchte Gastkünstler begleitet.

Hexenschaukel

Die Hexen- oder Illusionsschaukel ist ein historisches Fahrgeschäft, das in Amerika Ende des 19. Jahrhunderts erstmals von Harris Wheels präsentiert und auf dem Oktoberfest zum ersten Mal 1894 aufgestellt wurde: Zwei einander gegenüberliegende Sitzbänke für jeweils ca. acht Personen sind auf einer großen Schaukel angeordnet, wobei die Fahrgäste den Eindruck haben, dass sich diese Schaukel während der Fahrt mehrfach überschlägt. Als ausgewiesene Antiquität, die besonderer Achtsamkeit und Pflege bedarf, reist sie nicht mehr von Volksfest zu Volksfest, sondern ist allein auf dem Oktoberfest vertreten.

Toboggan

Der Toboggan ist eine Turmrutschbahn, die erstmals 1906 aufgestellt wurde. Den jetzigen Toboggan gibt es seit 1933 auf dem Oktoberfest. Der Begriff Toboggan entstammt der Sprache der kanadischen Algonkin-Indianer und bezeichnet einen leichten Schneeschlitten. Mittels eines schnell laufenden Förderbandes werden die Fahrgäste auf etwa acht Meter Höhe transportiert. Von der Turmspitze rutscht man mit hoher Geschwindigkeit in einer sich um den Turm windenden Holzrinne wieder nach unten. Der besondere Reiz für die Zuschauer sind die Versuche der Fahrgäste, das Förderband zu betreten. Bei diesem bewegt sich, anders als bei einer Rolltreppe, der Handlauf nicht mit und wer sich festhält, dem zieht es unweigerlich die Füße weg.

Teufelsrad

Das Teufelsrad wurde auf dem Oktoberfest erstmals 1910 aufgebaut. Es handelt sich um eine liegende, drehbare Holzscheibe mit etwa fünf Metern Durchmesser. Die Besucher werden aufgefordert, sich darauf zu setzen oder zu legen und sich bei ständig steigender Drehzahl so lange wie möglich auf dieser Scheibe zu halten. Mitarbeiter des Fahrgeschäfts versuchen mit Hilfe eines Strohsacks, die Teilnehmer „herunterzukegeln“ oder sie mit einem Lasso herunterzuziehen. Ein Rekommandeur, der die Vorgänge mit derbem bayerischen Humor kommentiert, macht das Teufelsrad zu einer Attraktion für die Zuschauer. Im Laufe des Tages werden auf dem Rad wiederholt Boxkämpfe zwischen freiwilligen Zuschauern durchgeführt.

Schichtl

„Der Schichtl“, benannt nach seinem Gründer Michael August Schichtl[33][34] (1851–1911), ist seit 1869 fester Bestandteil des Oktoberfestes.[35] In kurzen Vorstellungen werden Zaubereien und Kuriositäten präsentiert. Berühmt wurde der Schichtl durch die Enthauptung einer lebendigen Person mittels Guillotine, die (mit einem der Zuschauer als Enthauptungsopfer) bis heute aufgeführt wird. Bisher wurden so mehr als 9000 Zuschauer „enthauptet“.[36] Der Spruch „Auf geht’s beim Schichtl“ ist zumindest im Münchner Raum noch immer allgemein bekannt. Charakteristisch ist die den Vorstellungen vorausgehende humorvolle, öffentliche Beschimpfung des an dem Zelt vorbeigehenden Publikums auf einer Bühne vor dem Eingang. Ein Ansager in kurzer Lederhose und ordensgeschmückter Offiziersjacke mit Leopardenfell neckt das Publikum in bayerischer Mundart und wirbt neue Besucher für die jeweils nächste Vorstellung.

Pitts Todeswand

Pitts Todeswand besteht aus einer großen, hölzernen zylindrischen Steilwand von etwa zwölf Metern Durchmesser und acht Metern Höhe. An ihrer Innenwand rasen Motorradfahrer, nur durch die Fliehkraft gehalten, bis dicht an die Oberkante, an der die Zuschauer stehen. Dabei vollführen sie allerlei akrobatische Kunststücke. Das Unternehmen ist seit 1932 auf dem Oktoberfest und aus dieser Zeit stammen die Motorräder.[37]

Moderne Geschäfte

Zu den moderneren Fahrgeschäften zählen der Olympia Looping, die größte mobile Achterbahn der Welt mit fünf Loopings und weitere aktuelle Rund-, Hochfahr- und Laufgeschäfte



Text: Wikipedia

Liste der Autoren

Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; zusätzliche Bedingungen können anwendbar sein. Einzelheiten sind in den Nutzungsbedingungen von Wikipedia beschrieben.