Rathaus Charlottenburg

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Siegelmarke vom Magistrat von Charlottenburg
Historische Ansichtskarte

Das Rathaus Charlottenburg befindet sich in der Otto-Suhr-Allee des Berliner Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf. Es wurde als bürgerlicher Monumentalbau in den Jahren 1899 bis 1905 in der damaligen brandenburgischen Großstadt Charlottenburg erbaut. Der Gebäudekomplex befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Richard-Wagner-Platz.

Geschichte

Im Laufe seiner 200-jährigen Geschichte wurde das erste Rathaus mehrmals neu, aus- und umgebaut. Auch wurde der Standort gewechselt, sodass es sich genau genommen um drei verschiedene Gebäude der Charlottenburger Stadtverwaltung handelt.

Erstes Charlottenburger Rathaus

Im Jahr 1705, wenige Wochen nachdem Charlottenburg das Stadtrecht verliehen worden war, weihte die Gemeindeverwaltung das Palais des Hofbeamten Marquis François d’Ausson de Villarnoux in der Schloßstraße gegenüber dem Schloss Charlottenburg als Rathaus ein. Das Haus war 1702 nach Plänen und unter Leitung des Baumeisters Johann Eosander von Göthe erbaut worden, der auch am Bau des Schlosses Charlottenburg beteiligt war. Friedrich I. zahlte 8500 Taler für den Erwerb des Gebäudes. Das Rathaus musste viele Funktionen erfüllen; zunächst waren auch das Gericht, die Polizei und ein kleines Gefängnis dort untergebracht. In einem Anbau, einem ehemaligen Pferdestall, wurde die Dorfkirche eingerichtet. Der erst 1707 hinzugefügte Turm diente gleichzeitig als Kirch- und Rathausturm. Nachdem ein neues Rathaus eingeweiht worden war, wurden Teile des Gebäudes als Schule, Obdachlosenasyl und Volksküche genutzt.

Die Siedlung der Hofbediensteten entlang der Schloßstraße beherbergte etwa 100 Einwohner. Der Magistrat bestand zunächst aus Mitgliedern der königlichen Familie und hohen Hofbeamten, wobei der König gleichzeitig Bürgermeister war. Mitte des 19. Jahrhunderts betrug die Einwohnerzahl Charlottenburgs schon 20.000 Bürger. Obwohl der Verwaltungsbau erweitert wurde, kam es aufgrund des explosionsartigen Bevölkerungswachstums in Charlottenburg in den folgenden Jahren schon bald wieder zu Engpässen. Mit dem Bevölkerungswachstum musste auch die Größe der Stadtverwaltung Schritt halten und benötigte dafür mehr und weitere Räumlichkeiten. Aus Platzmangel und wegen des schlechten Zustands von Teilen des ehemaligen Palais' wurde 1857 der Umzug in ein neues Gebäude beschlossen. Auch wegen der ostwärts, in Richtung Berlin, zunehmenden Ausweitung der Stadt schien ein zentraler Ort für das Rathaus attraktiver.

Zweites Charlottenburger Rathaus

Die Verwaltung entschied sich für das Palais des Oberhofstallmeisters Enke in der damaligen Berliner Straße (seit 1957 Otto-Suhr-Allee; Hausnummer 25, später 72/73), der Hauptverbindung von Berlin zum Schloss Charlottenburg. Es hatte zwei rückwärtige Seitenflügel. Die Kosten für den Ankauf und den Umbau beliefen sich auf 8.000 Mark, wovon der Prinzregent die Hälfte spendete. Am 5. Dezember 1860 wurde das neue Rathaus eingeweiht. Im Jahr 1880 kam ein Quergebäude mit einem Mittelrisaliten hinzu. Nach mehr als 150 Jahren, 1881 wurde das erste Rathaus schließlich abgerissen. Doch auch dieses Gebäude genügte den größeren anforderungen bald nicht mehr, weswegen der Bau eines neuen Rathauses auf einer Anhöhe an der ehemaligen Berliner Straße beschlossen wurde.

Im Jahr 1887 erwarb Charlottenburgs Gemeinde für 16.000 Mark (kaufkraftbereinigt in der Währung des Jahres 2014: rund 109.000 Euro) in der Berliner Straße 72 für einen Mietzins von 6.400 Mark ein Grundstück neben dem zweiten Rathaus mit kleinen renovierungsbedürftigen Gebäuden. Im Souterrain wurde das Polizeigefängnis eingerichtet. Der Bau umfasste zu diesem Zeitpunkt 17 Zimmer für die königliche Polizeidirektion und sieben Räume für die Gemeindeverwaltung. Von 1871 bis 1910 wuchs die Bevölkerung Charlottenburgs von knapp 20.000 Einwohnern auf rund 183.000 Einwohner. Das neue Verwaltungsgebäude sollte gegenüber den recht bescheidenen Vorgängerbauten auch das Selbstbewusstsein des Charlottenburger Bürgertums widerspiegeln.

Drittes Charlottenburger Rathaus

Im Jahr 1893 wies Charlottenburg 100.000 Einwohner auf und erreichte damit den Status einer Großstadt. Anfang des 20. Jahrhunderts war die auf etwa 182.000 Bürger angewachsen. Das rasante Wachstum der Bevölkerung machte abermals ein größeres Rathaus notwendig.

Nach Ausschreibung eines Architektenwettbewerbs wurde zwischen 1899 und 1905 der neue repräsentative Monumentalbau mit diversen Empfangsräumen, Sitzungs- und Festsälen nach Plänen der Architektengemeinschaft Heinrich Reinhardt und Georg Süßenguth errichtet. Allein der Sitzungssaal kostete 100.000 Mark, der Magistrat-Sitzungssaal 25.200 Mark. Der Rathausturm[2] überragte mit einer Höhe von 88 Metern die Kuppel des Schlosses Charlottenburg deutlich. Die Hauptfassade an der Berliner Straße (Otto-Suhr-Allee) hatte eine Ausdehnung von 70 Metern und wurde mit Stilelementen des Historismus gestaltet; das Gitter des Hauptportals weist Formen des Jugendstils auf. Die Seitenflügel im Westen und Osten waren jeweils 133 Meter lang. Die Kosten für den Bau betrugen 4,147 Millionen Mark (kaufkraftbereinigt rund 26 Millionen Euro; Stand 2014). Das neue Rathaus wurde am 20. Mai 1905 zur 200-Jahr-Feier Charlottenburgs eingeweiht. Für die Kriegsgedächtnishalle des Charlottenburger Rathauses entwarf Hans Perathoner 1921/1922 Allegorien der acht Tugenden in getöntem Gips. Der Glasmaler Rudolf Linnemann entwarf zahlreiche Glasfenster und führte diese aus.

Im Zweiten Weltkrieg wurden das Rathaus und die nähere Umgebung bei zwei Bombenangriffen im Juni und November 1943 schwer beschädigt, 1945 traf es auch die letzten intakten Gebäudeteile. Fünfzig Prozent der Bausubstanz waren zerstört und achtzig Prozent unbenutzbar. Der behelfsmäßige Aufbau begann gleich darauf, sodass Ende Mai 1945 ein kleiner Teil des Gebäudes wieder in Betrieb genommen werden konnte. Die allegorischen Figuren gingen nach dem Wiederaufbau jedoch verloren. Die Instandsetzung der Büroräume und Sitzungssäle war Ende 1952 abgeschlossen. Hauptportal, 2011

Der vollständige Wiederaufbau zog sich bis in die 1960er Jahre hin. Hierbei wurden auch einige Strukturen an der Fassade, Änderungen der Aufteilung der Sitzungssäle und Ähnliches vorgenommen. Die Baukosten beliefen sich auf rund 5,1 Millionen Mark.


Text: Wikipedia

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