SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt

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Gedenktafel

Das „SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt“ (SS-WVHA) wurde im März 1942 durch SS-Obergruppenführer Oswald Pohl gegründet. In ihm wurden das seit 1939 bestehende „SS-Hauptamt Verwaltung und Wirtschaft“ und das „Hauptamt Haushalt und Bauten“ des Reichsinnenministeriums zusammengefasst, die beide ebenfalls von Pohl geleitet worden waren. Das WVHA verwaltete die SS-eigenen Industrien, Gewerbe und Betriebe in den Konzentrationslagern und führte diese zu eigenen Konzernen zusammen. Dabei arbeitete das WVHA eng mit dem SS-Hauptamt zusammen. Ab 1942/43 war ihm das gesamte Konzentrationslagerwesen allein unterstellt.

Der Standort des ehemaligen SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamts ist Unter den Eichen 126-135, 12205 Berlin-Steglitz Ortsteil Lichterfelde. Das Amt hatte unter dem rund 500 Meter entfernten „Fichtenberg“ einen Bunker für die Unterbringung des Aktenbestands und des Personals während der Luftalarme errichtet. Nach 1945 war das Gebäude eine ausgebrannte Ruine.


Es bestand aus folgenden fünf Amtsgruppen:

„Amt A: Truppenverwaltung“ unter SS-Brigadeführer Fanslau

„Amt B: Truppenwirtschaft“ unter SS-Gruppenführer Lörner

„Amt C: Bauwesen“ unter SS-Gruppenführer Kammler

„Amt D: Konzentrationslagerwesen“ unter SS-Gruppenführer Glücks

„Amt W: Wirtschaftsunternehmungen“ unter der direkten Leitung Pohls.


Die Amtsgruppen und Ämter im SS-WVHA

Das einstige „Verwaltungsamt des SS-Führungshauptamtes“ war schließlich für die Kontrolle der Allgemeinen SS hinsichtlich der fünf Bereiche zuständig. In Wirklichkeit war aber mit Kriegsausbruch 1939 die Bedeutung der Allgemeinen SS infolge Einzuges ihrer Mitglieder in die Feldtruppen (hauptsächlich Wehrmacht) enorm gesunken. Vielmehr begann das Wirtschaftsamt, anfangs die SS-Verfügungstruppe und schließlich die Waffen-SS wirtschaftlich zu unterstützen; allein die Verwaltung von 38 SS-Front-Divisionen (1945) stellte schon ein beachtliches Unterfangen dar. Ferner waren ab 1942 dem WVHA sämtliche Totenkopf-Verbände mit ihren KZ-Wachsturmbannen unterstellt. Diese wurden nun in der „Inspektion Konzentrationslager und verstärkte SS-Totenkopf-Standarten“ in der „Amtsgruppe D“ zusammengefasst.

Im Januar 1944 kam noch formal die Verwaltungszentrale des „Hauptamtes Ordnungspolizei“ hinzu und nach dessen Vernichtung durch alliierte Bombenangriffe wurden dessen Aufgaben nun auch de facto vom Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt übernommen.

Nach dem die Waffen-SS als ganzes als staatliche Einrichtung angesehen wurde, war ihre Finanzierung mehr als kompliziert. Die Gelder der Waffen-SS wurden vom Reichsfinanzministerium überwacht, während aber die Allgemeine SS als Teil der NSDAP galt. Die Allgemeine SS erhielt ihre Gelder durch den Reichsschatzmeister der Partei, Franz Xaver Schwarz, der mit seinen Mitteln viel großzügiger war. So kam es zum Kuriosum, dass die Gelder für die Waffen-SS strikt kontrolliert wurden, während die nun unbedeutende Allgemeine SS als solche und auch deren SS-SD, eines der absoluten Machtinstrumente der Nationalsozialisten, fast keinerlei finanziellen Beschränkungen unterworfen waren.

Das WVHA verfügte in Dachau über eine eigene Verwaltungsschule („SS-Verwaltungsschule Dachau“), in der der eigene Verwaltungsnachwuchs ausgebildet wurde. Die Verwaltung dieser Schule war jedoch im dortigen Konzentrationslager untergebracht.

Gemeinsam mit dem SS-Führungshauptamt war das Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt für das SS-eigene Versorgungssystem verantwortlich: Während das SS-FHA für Waffen und Munition zuständig war, musste das WVHA für die Uniformen und persönliche Ausrüstung der Truppen sorgen.

Die „Inspektion der Konzentrationslager“ (IKL) war die zentrale Verwaltungs- und Führungsbehörde für die nationalsozialistischen Konzentrationslager. Bevor die Inspektion in das SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt als „Amtsgruppe D“ eingegliedert wurde, trug sie den Titel „Generalinspektion der Verstärkten SS-Totenkopfstandarten“.


Wirtschaftsunternehmungen, „Amt W“ im SS-WVHA

Schon vor Beginn des Krieges hatte die SS begonnen, kleinere Wirtschaftsunternehmen zumeist jüdischer Geschäftsleute aufzukaufen (Arisierung) und Unternehmen selbst zu gründen. Diese unterstanden danach dem nachmaligen Obergruppenführer Pohl, der als Leiter des SS-Verwaltungshauptamtes eingesetzt war.

Mit dem Krieg im Osten gelangten fast alle intakten Firmen in den besetzten Gebieten in die Hand Pohls, und mit dem Ausbau der Konzentrationslager zu riesigen Industrieunternehmen war sein Einfluss geradezu unermesslich. Allein im Deutschen Reich gehörten 500 Betriebe zum Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt. Dabei erstreckte sich sein Einfluss von der Land- und Bauwirtschaft über den Fahrzeugbau bis zum Getränkebereich.

1945 verfügte das „Amt W“ des Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt allein über folgende Ämter:

„Amt I - Ausgrabungen und Steinbrüche“ unterstand als „Deutsche Erd- und Steinwerke GmbH“ dem SS-Obersturmbannführer Karl Mummenthey. Dieses Amt gliederte sich in weitere zahlreiche Unterämter in den KZs Buchenwald, Neuengamme, Sachsenhausen, Stuthof, Großrosen, Mauthausen und Natzweiler.

„Amt II - Baumaterialien“ unterstand als „Baustoffwerk und Zementfabriken“ dem SS-Obersturmbannführer Hanns Bobermin. Auch dieses Amt gliederte sich in zahlreiche Unterämter, die auf Posen, Bielitz, Zichenau und vor allem Auschwitz verteilt waren.

„Amt III - Nahrungsmittel“ war als Zusammenschluss der Lebensmittelindustrie anzusehen. Firmen wie „Sudetenquell“ und „Apollinaris“ waren hier angeschlossen. Die Schlachtereien der KZs Auschwitz, Dachau und Sachsenhausen waren ebenfalls diesem Amt unterstellt, auch die Bäckereien der Lager Auschwitz, Dachau, Herzogenbusch, Lubin, Plasnow und Sachsenhausen waren hier vertreten.

„Amt IV - Deutsche Ausrüstung“ war für die Bekleidung und Ausrüstung der Frontdivisionen der Waffen-SS zuständig.

„Amt V - Land- und Forstwirtschaft, Fischerei“ war für die Züchtung und Arterhaltung von Pflanzen und Tierrassen zuständig. Dieses Amt hatte großes Ansehen bei Heinrich Himmler, der selbst Hobby-Landwirt war und in diesem Amt seine verquasten Rassentheorien verwirklicht haben wollte.

„Amt VI - Textil- und Lederverwertung“ war für die Umarbeitung von Lederwaren und Uniformen zuständig; die lederne SS-Sonderbekleidung stammte aus diesem Amt.

„Amt VII - Bücher und Bilder“ unterstanden der Verlag „Nordland“ (SS-eigener Buchverlag) und die Kunstrestautationsbetriebe. Dieses Amt war für die Kunstwerke zuständig, mit denen Himmler seine „Ordensburg“ Wewelsburg ausstattete.

„Amt VIII - Kulturbauten“ war für die Erhaltung und Erneuerung alter und zerstörter Denkmäler zuständig.


Adresse: Unter den Eichen 135 (Steglitz)



Text: Wikipedia

Bild: Wikipedia/OTFW

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