Schloss Lübbenau

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Schloss Lübbenau

Der frühere standesherrschaftliche Schlossbereich ist der älteste Teil von Lübbenau. Im Parkeingang steht ein schmiedeeisernes Tor mit einem Turm und einer kronengeschmückten Schlange. Das weist auf die letzten Besitzer der Standesherrschaft Lübbenau hin, die Familie der Grafen zu Lynar. Die Familie stammt ursprünglich aus der Toskana. Der Festungsbaumeister Rochus Guerrini Graf zu Lynar kam im Jahre 1568 als erster seiner Familie nach Deutschland. Elisabeth, die Witwe des Grafen Johann Casimir zu Lynar kaufte 1621 die Herrschaft Lübbenau. Diese blieb länger als dreihundert Jahre im Besitz einer Familie.

An der Stelle des heutige Bauwerks befand sich eine mittelalterliche Wasserburg. Etwa um 1600 erfolgte dann ein Umbau zum Schloss im Stil der Renaissance. Ihr heutiges Aussehen erhielt die Anlage im Wesentlichen in den Jahren 1817 bis 1820 von Carl August Benjamin Siegel. Die beiden Türme an der Rückfront des Schlosses wurden aber erst 1839 von Homann angebaut. Die umgebende neun Hektar große Parkanlage im englischen Landschaftsstil entstand ab 1820 und wurde durch H.W. und J.E. Freschke angelegt. Die Pläne gehen auf Peter Joseph Lenné zurück.

Am 17. Oktober 1928 wurde der bis dahin selbständige Gutsbezirk Schloss Lübbenau in die Stadt Lübbenau eingemeindet. Wilhelm Graf zu Lynar übernahm 1928 die Standesherrschaft Lübbenau. Die gräfliche Familie verlegte ihren Wohnsitz 1930 nach Seese, auf das dortige Gut der Familie. Auch um Grundsteuern zu sparen wurde am 1. Mai 1932 ein Museum eröffnet. Mit der Einrichtung war der Direktor des Märkischen Museums Berlin beauftragt worden. Es wurden die oft von bedeutenden Malern geschaffenen Familienporträts der Lynars, urgeschichtliche Funde, Streitschriften Martin Luthers, eine Musikalien- und Waffensammlung, die Rüstung des Grafen Johannes Siegesmund aus dem Dreißigjährigen Krieg und sonstige Kunst- und Alltagsgegenstände aus der Geschichte des Schlosses gezeigt. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wurden die Sammlungen nach Seese ausgelagert. Die Reichsluftwaffe richtete im Schloss und der Orangerie eine kartografische Anstalt ein. Im Januar 1944 brach im rechten Flügel des Schlosses ein Feuer aus, wobei zahlreiche Einrichtungsgegenstände zerstört wurden. Ab 1944 diente das Schloss auch als Feldlazarett.

Wilhelm Graf zu Lynar war Offizier und persönlicher Adjutant von Generalfeldmarschall Erwin von Witzleben. Er war beteiligt an den Vorbereitungen des Putsches gegen Hitler. Im Schloss trafen sich die Verschwörer um Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Nach dem gescheiterten Anschlag wurde Lynar am 29. September 1944 in Plötzensee hingerichtet. Die Nazis enteigneten den Besitz der Familie.

Schloss Lübbenau wurde nach 1945 zunächst als Behelfskrankenhaus, dann als Kinderkurheim genutzt. Der Schlosspark wurde 1949 in Park des Volkes, der Schlossbezirk in Clara-Zetkin-Straße umbenannt. In einem 1949 errichteten Neubau wurde ein Landambulatorium mit Arzt, Zahnarzt und Entbindungsstation eingerichtet. Das Kinderkurheim wurde 1955 zum Mütter- und Säulingsheim sowie Dauerheim mit 140 Plätzen umgebaut, auch eine Kinderkrippe entstand. Aus hygienischen Gründen wurde die Einrichtungen jedoch später geschlossen. Das Ambulatorium wurde 1963 aufgelöst. Das Schloss stand dann leer und verfiel. 1970 sollte es nach dem Willen des Lübbenauer Bürgermeisters gesprengt werden. Er sprach von der Anlegung eines Rodelberges. Ab 1969 interessierte sich jedoch der Rechenbetrieb Binnenhandel für das Schloss, um hier ein Schulungszentrum einzurichten. Kreisarchitekt Kurt Messow und Kreisdenkmalpfleger Gerhard Krüger setzten sich jedoch letztlich erfolgreich für den Erhalt des Baudenkmals ein. Ab 1970 erfolgte über acht Jahre die Rekonstruktion des Schlosses. Bis 1990 wurde es als Schulungszentrum genutzt. Im Keller war ein Restaurant eingerichtet.

Im Schlosspark entstand in der Zeit der DDR ein Neubau für einen Kindergarten. Um den Ententeich wurde ein Tiergehege angelegt. Auch der ehemalige Wirtschaftshof des Schlosses wurde grundlegend verändert. Der Reitstall wurde abgerissen, eine historische dreistöckige Scheune auf ein Stockwerk zurückgebaut und in zwei Häuser unterteilt. Diese Häuser dienten in der Anfangszeit der DDR als Wirtschaftsgebäude für Neubauern. Später erfolgte eine Nutzung als Verkaufs- und Lagerfläche durch die Bäuerliche Handelsgenossenschaft. Die alte Schneidemühle, vormals gräfliches Sägewerk, wurde als städtischer Bauhof umgenutzt. Das Erbbegräbnis der Lynars wurde zerstört, die in Form eines Kreuzes angepflanzten Eichen gefällt und die Grabplatten als Baumaterial freigegeben. In Teilen des ehemals 56 Hektar großen Schlossgeländes entstanden Kleingärten, ein Kahnhafen und in der Mitte der 60er Jahre ein Campingplatz. Einige Bereiche wurden während der Bodenreform als Bodenreformland ausgewiesen. Die lynarschen Güter westlich des Spreewaldes Seese, Tornow, Lichtenau, Schönfeld und Groß Lübbenau wurden durch den Braunkohleabbau im Tagebau Seese zerstört.

Nach der politischen Wende des Jahres 1989 wurde das Schloss als Hotel genutzt. Im Zuge der Wiedervereinigung wurde das Gebäude im November 1991 der Familie Lynar zurückübereignet, da die Enteignung nicht durch nicht angreifbare Entscheidungen der Besatzungsmächte sondern bereits während des Nationalsozialismus erfolgt war. Sie renovierte das Schloss ab 1992 für zehn Millionen DM und gestaltete es zu einem Vier-Sterne-Hotel um. Bereits 1991 erhielten Schlossbezirk und Schlosspark wieder ihre ursprünglichen Bezeichnungen. Die 1903 von Wilhelm II. der Familie Lynar geschenkte Bronzebüste des Festungsbaumeisters Rochus Graf zu Lynar war der in der DDR beabsichtigten Einschmelzung entgangen und wurde ebenfalls rücküberführt und im März 2000 auf ihren alten Sockel gesetzt.

Das im Park betriebene städtische Tiergehege wurde seitens der Stadt Lübbenau aus Kostengründen aufgegeben. Die Bäuerliche Handelsgenossenschaft stellte ihren Geschäftsbetrieb ein. Der Kindergarten wurde abgerissen, das Ambulatorium zum Wohnhaus umgebaut.



Text: Wikipedia

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