Schloss Plaue/Havel

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Ansichtskarte vom Schloss Plaue
Ansichtskarte vom Schloss Plaue (1930)

Das Schloss Plaue liegt am nordwestlichen Ufer des Plauer Sees. Das jetzige dreiflügelige Barockensamble (1711-1716) blickt auf eine lange Historie zurück. Höchstwahrscheinlich bestand schon in slawischer Zeit auf einer Sandinsel im damals deltaartigen Ausfluss der Havel aus dem See eine Burg. Von hieraus konnte man den Verkehr auf dem Wasser und der alten Handelsstraße zwischen Magdeburg und Spandau, die an dieser Stelle den Fluss überquerte, überwachen und kontrollieren.

Die Burg wurde vor 1197 von Ministerialen des Erzbischofs v. Magdeburg übernommen bis sie schließlich Mitte des 13. Jahrhunderts im Besitz des Markgrafen v. Brandenburg war. Im Jahre 1459 wurden die Burg und das Amt Plaue an Georg v. Waldenfels, Kämmerer des Kurfürsten Friedrich II., übergeben. Er hatte die Auflage, die Feste instand zu setzen und eine Havelbrücke zu bauen, wofür ihm auch der Plauer Zoll verschrieben wurde. Seit dieser Zeit blieben Burg bzw. Schloss, Gut, Amt und Stadt Plaue fast ausschließlich im Besitz bekannter Adelsgeschlechter.

Nach einer Beschreibung aus der Mitte des 16. Jahrhunderts war die frühere Burg zu diesem Zeitpunkt ein Konglomerat. Das "Alte Haus" wurde von Rundtürmen flankiert, enthielt eine Kapelle, den obersten Saal und weitere Gemächer darüber. Zwischen 1450 und 1460 hatte Georg v. Waldenfels nördlich im Winkel das Mittelhaus angebaut. Noch vor 1531 entstand unter Merten v. Waldenfels das "Neue Haus" mit Erker, Ritterstube, Frauenstube, Sommergemach und des Junkern Gemach. Diese und weitere Gebäude wie das Torhaus umschlossen im 16. Jahrhundert einen Hof. Auch der Burggraben war erhalten und so hatte die gesamte Anlage noch eine gewisse Wehrhaftigkeit.

Unter Verwendung von Fundamenten und Mauerwerksteilen der Vorgängerbauten errichtete der Minister Friedrich v. Görne 1711-1716 das heutige barocke dreiflügelige Schloss. Reste des Renaissancebaus sind im Keller des Schlosses nachgewiesen. Nord- und Südflügel wurden eingeschossig gebaut. Das Corps de Logis wurde mit 15 Achsen, zwei Geschossen und großen Sälen in beiden Etagen sowie einem dreiachsigen Mittelrisalit mit dem zusätzlichen Mezzaningeschoss sehr repräsentativ gestaltet. 1765 erwarb General Heinrich Wilhelm v. Anhalt Plaue, ließ den Nordflügel des Schlosses abreißen und den Burggraben zuschütten. Karl Albrecht Graf v. Koenigsmarck ließ 1861-1865 das Schloss in neobarockem Stil mit aufwendigen Dekorationsformen umbauen. Zudem wurde der Nordflügel in verkürzter Form wieder errichtet, der zusammen mit einem einzeln stehenden Kopfbau die Einfahrt in den Ehrenhof umschließt. Die ehemalige Innenausstattung des Schlosses ist nur in wenigen Bildern überliefert. Berühmt waren das Chinesische Zimmer im Obergeschoss sowie der obere Saal mit den acht großen Leinwandtableaus, die Szenen aus der Geschichte der Familie v. Koenigsmarck zeigten.

Anfang 1945 war aufgrund des Bombenkrieges in Berlin die Vertretung des Königreiches Thailand im Schloss Plaue untergebracht. Das Schloss wurde beim Einmarsch der Roten Armee geplündert und zeitweilig befand sich ein Lazarett darin. Später diente es als Verwaltungsschule und wurde im Jahre 1960 zu einem Institut für Sprachintensivausbildung umgebaut. Hier wurden Dolmetscher für den DDR-Außenhandel geschult. 1993 wurde die Sprachschule geschlossen. Fortan stand das Schloss leer. Im Jahre 2006 ersteigerte ein privater Unternehmer das Gebäude, welches denkmalgerecht saniert und neuen Nutzungen zugeführt werden soll.

Durch die Plünderungen und Umbauten verlor das Schloss große Teile des historischen Bauinventars sowie die gesamte Innenausstattung. Nach 1945 wurde die gesamte Schlosskapelle völlig zerstört und der Turm abgetragen. Die Terrasse zur Havel und der Treppenabgang wurden entfernt, ebenso wie die Pergolen, die das gesamte Ufer säumten. Die Schmuckelemente der Risalite wurden weitestgehend entfernt und das Schloss mit Rauputz überformt. Die Wappen der Grafen wurden abgeschlagen und durch ein Wappen der Mark Brandenburg ersetzt.

Das Schloss ist in weiten Teilen noch in einem schlechten baulichen Zustand. Jedoch wurden bereits erste Restaurierungen von Nebengebäuden durchgeführt. So wurden z.B. Baracken aus der DDR-Zeit z.T. entfernt, dennoch verschandeln Garagen, Schuppen und Unterstände das Gesamtbild. Ein in den 30er Jahren errichteter Brunnen im Ehrenhof wurde durch Vandalismus stark beschädigt. Die Bepflanzungen des angrenzenden Areals und des Ehrenhofes wurden vernichtet und z.T. durch Pflasterungen ersetzt.

Schon Theodor Fontane schilderte in seinem Nachtrag "Fünf Schlösser" zu seinen vier Bänden "Wanderungen durch die Mark Brandenburg" detailgetreu das Schloss Plaue wie es sich in der Grundstruktur bis heute erhalten hat. In Erinnerung an das Wirken Fontanes in Plaue hat der Unabhängige Bürgerverein einen Fontaneweg eingerichtet, der wichtige historische Stationen verbindet.

Quelle