St.-Mauritz-Kirche (Münster)

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St.-Mauritz-Kirche (Münster)

Die katholische Stifts- und Pfarrkirche St. Mauritz ist der älteste in Teilen original erhaltene Sakralbau in Münster (Westfalen). Sie liegt im Westen des Mauritzviertels, knapp außerhalb des Innenstadtrings, an der Sankt-Mauritz-Freiheit.


Patrozinium

Die Kirche steht unter dem Patrozinium des Hl. Mauritius. Er war der Legende nach Anführer der Thebaischen Legion und erlitt um 290 in Agaunum im Wallis das Martyrium. Seine Verehrung ist seit dem 4. Jahrhundert bezeugt. Er gehörte zu den Hauptpatronen des Heiligen Römischen Reichs. Sein Gedenktag ist der 22. September.


Geschichtliche Entwicklung

St. Mauritz war Stiftskirche des Kollegiatstifts St. Mauritz, das nach dem Domkapitel des St.-Paulus-Doms als das bedeutendste Stift im Bistum Münster galt.


Stift

Das genaue Gründungsdatum des Stifts ist unbekannt, da die Urkunde nicht mehr vorhanden ist. Es gibt aber mehrere Indizien dafür, dass Bischof Friedrich I. († 1084) der Gründer war.

Aufschlussreich sind die engen Verbindungen Friedrichs zum St. Mauritius-Dom in Magdeburg. Er war dort zunächst Kanoniker, stieg dann zum Dompropst auf, scheiterte aber mit seinem Streben nach dem Amt des Erzbischofs und kam dann nach Münster. Da Magdeburg ein Zentrum der Mauritius-Verehrung war, spricht das Mauritius-Patrozinium der Stiftskirche für den Einfluss Friedrichs I. Außerdem lassen Untersuchungen der romanischen Osttürme bei Grabungen im Jahre 1970 vermuten, dass die Stiftskirche um das Jahr 1064 oder kurz danach, d. h. in der Amtszeit Friedrichs I. errichtet wurde. Möglicherweise stammten die Pläne zum Bau aber bereits von dessen Vorgänger Rudbert.

Der Abschluss der Bauarbeiten – einschließlich der Errichtung des Langhauses – und die Weihe der Stiftskirche fielen vermutlich in die Amtszeit von Friedrichs Nachfolger Bischof Erpho. Beide Bischöfe wurden in der Stiftskirche begraben, das Grab Erphos wurde zum Ort der Verehrung.

Erweiterungen erfuhr das Stift offenbar durch den von 1098 bis 1118 amtierenden Bischof Burchard. Er ließ Stiftsgebäude bauen sowie einen Kreuzgang, der an die Südseite der Stiftskirche anschloss. An dem Kreuzgang wurden kleine Kapellen angebaut, u.a. die Blasiuskapelle, in der Bischof Burchard bestattet wurde. Der münstersche Bischof Hermann II. stiftete die Dechanei und beauftragte 1177 den Ausbau des Kapitels. In seiner Amtszeit wurden auch der Westturm und die Erphokapelle errichtet. Außerhalb des eigentlichen Stiftsbezirks, der damals noch vor den Toren Münsters lag, siedelten sich vorwiegend Handwerker an, sodass sich ein „suburbium“ entwickelte.

Bis ins 14. Jahrhundert hinein bestimmte der Bischof von Münster die Pröpste von St. Mauritz. Dies änderte sich durch eine Verwaltungsreform im Bistum gegen Ende des 14. Jahrhunderts, in deren Zuge die Rechte der Stiftspröpste eingeschränkt wurden. Zum Ausgleich erhielt das Stift St. Mauritz das Recht der freien Propstwahl.

Im Jahre 1529 begann Bernhard Rothmann, Kaplan an St. Mauritz, reformatorisch zu predigen. Damit wurde das Stift Ausgangspunkt der Entwicklung hin zum Täuferreich von Münster. Nachdem die Täufer 1534 die Kontrolle über die Stadt erlangt hatten, fiel auch das Stift St. Mauritz den Verwüstungen der Täufer zum Opfer. Nach der Niederschlagung des Täuferreichs wurden die Stiftskirche und die Stiftsgebäude wiederhergestellt.

Der Kreuzgang der Stiftskirche mit seinen Kapellenbauten wurde 1832 abgerissen. Von den stiftseigenen Wohngebäuden sind heute nur noch die (ehemalige) Stiftskurie und (in Teilen) das Gebäude der alten Dechanei erhalten. Die Stiftskurie liegt unmittelbar gegenüber von St. Mauritz. Das Gebäude wurde 1758 vermutlich nach Plänen von Johann Conrad Schlaun erbaut und wird heute als Pfarrhaus genutzt. Die alte Dechanei (Wohnung des Stiftsdechanten) befindet sich in einiger Entfernung nordöstlich der Kirche. Außerdem sind noch Überreste der Umfriedung der IMMUNITAS SANCTI MAURITII vorhanden, und zwar die Torpfeiler des östlichen Zugangs zum Stiftsbezirk, die 1754 errichtet wurden. In ihrem Gesims ist der o.g. lateinische Hinweis auf den Stiftsbezirk eingemeißelt.


Pfarrkirche

Im Jahre 1811 wurde das Stift im Zuge der Säkularisation aufgehoben. Die Kirche war seitdem Pfarrkirche der eigenständigen Kirchengemeinde St. Mauritz, zu der u.a die katholische Mauritz-Grundschule, ein Kindergarten, das Kinderheim St. Mauritz und der Mauritz-Friedhof gehörten. Nach weitreichender Zerstörung des St.-Paulus-Doms im Jahre 1945 war St. Mauritz zeitweilig die einzige nutzbare alte Kirche in Münster.

Seit dem 30. Mai 2013 ist die St.-Mauritz-Kirche die Pfarrkirche der neuen Kirchengemeinde "Sankt Mauritz", die im Wege der Fusion der Pfarrgemeinden St. Mauritz, Herz Jesu und St. Elisabeth, Hl. Edith Stein und St. Benedikt entstanden ist.



Text: Wikipedia

Bild: Wikipedia/Rüdiger Wölk, Münster

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