Thomas Alva Edison

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Thomas Alva Edison (* 11. Februar 1847 in Milan, Ohio; † 18. Oktober 1931 in West Orange, New Jersey) war ein US-amerikanischer Erfinder, Elektroingenieur und Unternehmer mit dem Schwerpunkt auf dem Gebiet der Elektrizität und Elektrotechnik. Seine Verdienste gründen in erster Linie auf der Marktfähigkeit seiner Erfindungen, die er mit Geschick zu einem ganzen System von Stromerzeugung, Stromverteilung und innovativen elektrischen Konsumprodukten verbinden konnte. Edisons grundlegende Erfindungen und Entwicklungen in den Bereichen elektrisches Licht, Telekommunikation sowie Medien für Ton und Bild hatten einen großen Einfluss auf die allgemeine technische und kulturelle Entwicklung. In späteren Jahren gelangen ihm wichtige Entwicklungen der Verfahrenstechnik für die Bereiche Chemie und Zement. Seine Organisation der industriellen Forschung prägte die Entwicklungsarbeit späterer Unternehmen.

Die Leistungen von Edison bei der Elektrifizierung New Yorks und der Einführung des elektrischen Lichts markieren den Beginn der umfassenden Elektrifizierung der industrialisierten Welt. Diese epochale Veränderung ist insbesondere mit seinem Namen verbunden.

Reklamemarken

Verzeichnis der Reklamemarken mit einem Bezug zu Thomas Alva Edison.

Leben

Jugendzeit und Beginn der Karriere als Telegrafist (1847 bis 1868)

Thomas Alva Edison wurde am 11. Februar 1847 in Milan, einem Dorf im Norden Ohios, als siebtes Kind von Samuel Ogden Edison (1804–1896) und Nancy Matthews Elliott (1810–1871) geboren. Seine Mutter arbeitete eine Zeit lang als Lehrerin, sein Vater übte häufig wechselnde selbstständige Tätigkeiten aus, unter anderem im Kiesabbau, in der Landwirtschaft und als Grundstücksspekulant. Er war ein Freidenker und politischer Aktivist, der aus Kanada in die USA emigrieren musste. Das Elternhaus wird als intellektuell stimulierend eingeschätzt.

Thomas Edison erhielt nur einige Monate geregelten Schulunterricht. Danach wurde er durch seine Mutter weiter unterrichtet. Als er sieben Jahre alt war, zog die Familie nach Port Huron, Michigan, um. Vier Jahre später, 1859, erhielt er eine erste Anstellung für den Verkauf von Süßigkeiten und Zeitungen in der Grand-Trunk-Eisenbahn zwischen Port Huron und Detroit. Die langen Haltezeiten des Zuges in Detroit bis zur Rückfahrt nutzte er für das Lesen von Büchern in der dortigen Bibliothek.

Edison hatte bereits in seiner Kindheit Hörprobleme und war sein Leben lang schwerhörig.

1862 bekam er von einem Telegrafisten, dessen Sohn er vor einem Unfall bewahrt hatte, Unterricht in der Telegrafentechnik. Er arbeitete danach als Telegrafist bei James U. MacKenzie in Mount Clemens. Fünf Jahre lang, von 1863 bis 1868, hatte er häufig wechselnde Anstellungen als Telegrafist in Stratford, Indianapolis, Cincinnati, Memphis, Louisville und Boston. In dieser Zeit gewann er über die Bedienung hinaus ein profundes Verständnis für die Telegrafentechnik, da die Telegrafisten häufig auch die Wartung der Geräte und der Batterien übernehmen mussten. Durch die Zusammenarbeit mit Telegrafisten von Unternehmen und Zeitungen erkannte er die Bedeutung dieser Technik für viele Geschäftsbereiche. Er soll sich damals mit elektrotechnischen Fachbüchern und Fachzeitschriften weitergebildet und mit dem Experimentieren begonnen haben. 1868 kam er in Boston mit der Welt der Telegrafenhersteller, Telegrafenkonstrukteure und der Finanzierer dieser Technik in Kontakt und begann selbst mit der Entwicklung von Telegrafentechnik.

Aufstieg als Erfinder in der Telegrafenbranche (1868 bis 1876)

Am 11. April 1868 veröffentlichte die Fachzeitschrift The Telegrapher einen von Edison selbst geschriebenen Bericht. Thema war eine von ihm entwickelte Variante der Duplex-Technik für die gleichzeitige Übertragung von zwei Nachrichten über eine Leitung. Diese erste Veröffentlichung von Edison bewirkte zugleich seine Wahrnehmung in der Fachwelt außerhalb seines persönlichen Kreises.[1] 1868 meldete er sein erstes Patent auf einen elektrischen Stimmenzähler für Versammlungen an.[p 1] Dieser wurde im Kongress jedoch nicht eingesetzt. Die Abgeordneten bevorzugten das traditionelle langsame Verfahren, da es mehr Möglichkeiten ließ, unbeliebte Anträge zu verzögern und andere Abgeordnete umzustimmen.[ep 1]

1869 ging Edison nach New York. Dort lernte er Franklin Leonard Pope kennen, kam durch ihn mit der Gold & Stock Telegraph Company in Kontakt und wurde für die gesamte Telegrafentechnik der Firma zuständig. Später wurde er Teilhaber der von Pope gegründeten Firma Pope, Edison & Co. Beide erwarben gemeinsam Patente für Telegrafen mit Druckvorrichtungen. Solche wurden unter anderem zur Übermittlung der Goldpreise aus der Börse an die Händler benötigt. Ein weiterer von Edison und Pope entwickelter Drucktelegraf sollte speziell für die Bedienung durch Privatpersonen oder kleine Unternehmen ohne Fachpersonal geeignet sein. Gemeinsam mit weiteren Partnern wurde für dieses Marktsegment die American Printing Telegraph Co. gegründet.[2] Das gemeinsame Unternehmen Pope, Edison & Co. wurde Ende 1870 wieder aufgelöst. Die gemeinsamen Patente und auch das erfolgreiche Geschäft der American Printing Telegraph Co. kaufte die Gold & Stock Telegraph Co. Unter anderem durch die Zusammenarbeit mit Pope, der mit vielen Fachzeitungen und Elektrounternehmen in Kontakt stand, wurde die Telegrafenbranche zunehmend auf das Talent von Edison aufmerksam. Die Entwicklungen von Pope und Edison waren zudem relevant im Kampf der Telegrafenunternehmen um den lukrativen Markt der Finanzinformationsdienstleistungen.

Franklin Pope hatte seit dem Ende der Zusammenarbeit bis zu seinem Tod 1895 eine von der öffentlichen Wahrnehmung signifikant abweichende Meinung über Thomas Edison. In Fachbüchern und Artikeln für Fachzeitschriften relativierte er Edison zugeschriebene Erfindungsleistungen. Als Patentanwalt oder Sachverständiger vertrat er häufig Kläger gegen Edison-Unternehmen.[3]

1870 entstand Edisons erste eigene Werkstatt für Entwicklung und Fertigung in Newark, New Jersey. Sein Partner bei der Herstellung von Kurstelegrafen war der Mechaniker William Unger. Für das expandierende Geschäft gründete Edison 1872 eine neue Werkstatt mit dem Mechaniker Joseph Thomas Murray und zahlte Unger aus. Diese Werkstätten zur Herstellung von Kurstelegrafen und Telegrafen für private Leitungen hatten um die 50 Mitarbeiter und wiesen eine Produktion von etwa 600 Geräten im Jahr auf. Sie markierten den Beginn der Tätigkeit Edisons als Erfinder-Unternehmer.

Durch zahlreiche Kooperationen und Verwertungen von Erfindungen in der Telegrafentechnik besserte sich Edisons finanzielle Situation in diesen Jahren. Während er 1869 noch bei der Familie seines damaligen Freundes Pope wohnte, konnte er bereits 1871 sein erstes eigenes Haus kaufen und eine eigene Familie gründen. Er heiratete Mary Stilwell. 1873 kam sein erstes Kind Marion auf die Welt. Die finanzielle Situation von Edison blieb aber unstabil, denn den hohen Kosten für seine Entwicklungsarbeiten und eigenen Fertigungswerkstätten standen nur unregelmäßige Einnahmen gegenüber. Sein Haus musste er 1874 wieder aufgeben und zeitweise in eine Wohnung ziehen.

Das zentrale Problem der Telegrafengesellschaften war damals die effiziente Nutzung der teuren Telegrafenleitungen. Automatische Telegrafen, die auf Papierlochstreifen vorgefertigte Nachrichten schnell senden, wurden von Julius Wilhelm Gintl konzipiert und von Joseph Barker Stearns (1831–1895) zur Anwendungsreife in England entwickelt. Auf den langen Distanzen der Telegrafenleitungen in Amerika funktionierten diese jedoch nicht. Edison konnte das Problem der Signalqualität lösen und die Telegrafen weiter beschleunigen, wobei insbesondere auch die Nachrichtenaufzeichnung beim Empfänger für die Geschwindigkeitsanforderungen weiterentwickelt werden musste. Von 25 bis 40 Wörtern je Minute bei den manuellen Telegrafen und 60 bis 120 Wörtern bei der Ursprungserfindung des automatischen Telegrafen verbesserte Edison die Übertragungsgeschwindigkeit auf 500 bis 1000 Wörter je Minute.[ep 2]

Der Versuch des Verkaufs der Technik an das British Post Office Telegraph Department schlug fehl. Edison stellte bei einer Reise nach London 1873 insbesondere Probleme seiner Lösung mit unterirdischen Telegrafenleitungen fest. Die Erkenntnis, weniger zu wissen als er glaubte, sowie der Kontakt mit der weiter entwickelten Elektrotechnik in England waren vermutlich der Anlass für die Erweiterung seiner Entwicklungstätigkeit auf experimentelle Forschungen und ein intensiveres Studium von Fachliteratur.

Edison entwickelte mit dem Quadruplextelegrafen eine Technik zur gleichzeitigen Übermittlung von vier Nachrichten und steigerte damit den Nutzen der Telegrafenleitungen weiter. Seine Lösung bestand darin, die Spannungsamplitude zur Signalübertragung einer Nachricht (Amplitudenmodulation) und die Polarität für die zweite Nachricht (Phasenmodulation) zu nutzen. Diese Technik kombinierte er mit der bekannten Duplextechnik, die die gleichzeitige Übertragung von Nachrichten in beide Richtungen ermöglichte. Telegrafenunternehmen, die über Rechte an dieser Technik verfügten, sparten hohe Beträge für die sonst erforderliche Ausweitung ihrer Übertragungskapazitäten durch zusätzliche Leitungen.[ep 3][4]

Der Verkauf von Rechten an der Quadruplex-Technik und weiteren Erfindungen Anfang 1875 eröffnete Edison neue Möglichkeiten. Er profitierte dabei von der Absicht des Eisenbahnindustriellen Jay Gould, mit der Atlantic and Pacific Telegraph Co. ein zum Marktführer Western Union konkurrierendes Netz aufzubauen. Die Vorgehensweise von Western Union, Telegrafenleitungen entlang von Eisenbahntrassen zu errichten, konnte Gould einfach kopieren, und die Rechte an leistungsfähiger Technik kaufte er von Edison. Mit dem Erlös konnte dieser seine damalige prekäre finanzielle Situation bereinigen und sein erstes Erfinder-Labor in Newark einrichten, welches er kurze Zeit später ausbaute und nach Menlo Park verlegte. Mit Charles Batchelor, Charles Wurth und John Kruesi, Mitarbeitern aus seinen Fertigungswerkstätten für Telegrafen, und dem neu angestellten James Adams machte Edison Forschung, Erfindung und Entwicklung zu seiner Kerntätigkeit.[5]

Die 1875 begonnene Entwicklung des elektrischen Stiftes und einer darauf aufbauenden Kopier- und Drucktechnik, die später zur Mimeographie weiterentwickelt wurde, war durch die Arbeiten an der Telegrafentechnik inspiriert. Patentiert wurde die Erfindung durch das US-Patent 180.867 vom 8. August 1876 als Autographic Printing. Es war Edisons erster Versuch, durch Erfindungen und deren Vermarktung regelmäßige Einnahmen zu erzielen. Der Erfinder und Unternehmer Albert Blake Dick entwickelte unter Verwendung eines Edison-Patents eine Variante ohne Elektrik, verkaufte das Produkt als Edison Mimeograph und erzielte damit für Jahrzehnte hohe Verkaufszahlen. Bis 1889 verkaufte er in den USA etwa 20.000 Geräte und etablierte die Kopiertechnik in Firmen und Behörden. Die von Edison selbst produzierten Geräte galten als „zu technisch“ und waren weit weniger erfolgreich. Während es bei den Telegrafie-Erfindungen um Infrastruktur für wenige Interessenten ging, war der elektrische Stift das erste Produkt von Thomas Edison für den Massenmarkt mit der besonderen Bedeutung von Werbung, Vertrieb und Kundenreaktionen. Seine Mitarbeiter Adams und Batchelor waren an den Erlösen beteiligt.[6][7]

Kurzzeitig war Edison in einen wissenschaftlichen Disput über einen von ihm entdeckten Etheric Force genannten Effekt verwickelt, der sich später als die Entdeckung hochfrequenter elektromagnetischer Wellen herausstellte. Er versäumte es jedoch, seine fortgeschrittenen Experimente zur drahtlosen Telegrafie weiterzuentwickeln.

Mit der bedeutenden Western Union Telegraph Co. stand Thomas Edison in einem Vertragsverhältnis. Das Unternehmen bezahlte ihn für die Entwicklung der akustischen Telegrafie. In der Telegrafentechnik hatte er 1869 bis 1875 seinen Ruf als Erfinder begründet und die finanziellen Voraussetzungen für seine weiteren Leistungen erarbeitet. In der Branche war Edison 1875 ein bekannter Mann, über den in Fachzeitschriften berichtet wurde. Der breiten Öffentlichkeit wurde er jedoch erst in den folgenden Jahren bekannt. Die Telegrafentechnik war fortan nicht mehr Schwerpunkt seiner Arbeit.

Franklin Pope, Marshall Lefferts, der Präsident der Gold and Stock Telegraph Co., und William Orton, der Präsident der Western Union Telegraph Co., gelten als wesentliche Wegbereiter für den weiteren Aufstieg von Thomas Edison. Ein Netzwerk an Beziehungen zu Zeitungen, Technologiefirmen und Patentanwälten verdankt er insbesondere Pope. Kontakte mit Investoren und das Wissen über Finanzierung und die Notwendigkeit eines Geschäftsplanes verdankt er Lefferts und Orton, die auch das Ansehen von Edison bei anderen Geschäftsleuten förderten. Von ihnen lernte er insbesondere, dass man für die Kontrolle über ein technologisches Vorhaben einen kompletten Satz aller notwendigen Patente benötigt.[ep 4]

Das Edison-Labor in Menlo Park, Gründerjahre (1876 bis 1880)

Am 18. Juli 1877 ersann Edison den Phonographen[ep 5], der in den folgenden Monaten entwickelt wurde. Im Unterschied zu vielen anderen seiner Erfindungen war diese etwas grundsätzlich Neues und keine Weiterentwicklung bekannter Technik. Edisons Arbeit an automatischen Telegrafen, die auf geprägte Papierstreifen gespeicherte Texte sendeten, führte zu der Entdeckung, dass die geprägten Papierstreifen bei der schnellen Ausführung in der Mechanik des Telegrafen Vibrationen und Töne erzeugten. Diese Beobachtung wurde von Edison zum Phonographen weiterentwickelt. Nach den Erinnerungen von Thomas Edison war die erste Aufnahme mit einem funktionstüchtigen Phonographen ein Vers Mary had a little lamb. Er schrieb, er sei „ergriffen“ gewesen beim Hören der eigenen Stimme.[8] Im November 1877 wurde der Phonograph der Öffentlichkeit vorgestellt und am 19. Februar 1878 erhielt er das Patent.

Ebenfalls 1877 gelang Thomas Edison mit der Entwicklung seines Kohlegrießmikrofons ein entscheidender Verbesserungsschritt in der Telefontechnik. Das Patent dafür wurde ihm jedoch erst nach langem Streit mit den Bell Labs zuerkannt, die ein später für ungültig erklärtes Patent von Emil Berliner erworben hatten. Bei den damals bereits von der Bell Telephone Company angebotenen Telefonen wurde die Energie zur Erzeugung eines elektrischen Signals im Mikrofon selbst aus dem aufgefangenen Schall gewonnen. Allerdings waren so erzeugte Signale ohne die erst im 20. Jahrhundert verfügbare elektronische Verstärkung zu schwach für die Übertragung über längere Distanzen. Bells Telefone konnten daher bisher nur im Ortsbereich genutzt werden. Mit Bell konkurrierende Telegrafengesellschaften, die selbst auch neue Geschäftsmodelle auf Basis der Telefonerfindung umsetzen wollten, beauftragten Edison, eine Lösung für dieses Problem zu entwickeln. Edisons Kohlegrießmikrofon gewinnt die für das elektrische Signal benötigte Energie nun nicht mehr aus dem Schall, sondern entnimmt sie einer externen Energiequelle. Durch das Mikrofon wird ein angemessen starker, von außen eingespeister Strom geleitet. Die Schallwellen beeinflussen den elektrischen Widerstand der in dem Mikrofon enthaltenen Kohlegrießfüllung. Auf diese Weise wird ein starker Signalstrom durch einen schwachen Schalldruck moduliert. Eine verständliche telefonische Sprachübertragung war damit über deutlich längere Distanzen möglich. Der wirtschaftliche Wert für die entstehenden Telefongesellschaften war erheblich.[9]

Auf Thomas Edison geht die Verwendung des Rufs hello am Telefon zurück, während Alexander Graham Bell ahoy bevorzugte.

Edison wurde klar, dass eine Verbreitung von elektrischen Konsumprodukten elektrische Energieversorgungsnetze erforderlich machte. Als Schlüsselprodukt für deren Finanzierung und für die Bereitschaft von Hauseigentümern, Kabel zu verlegen, wurde elektrisches Licht angesehen. Vorbild war das Geschäftsmodell der Gasindustrie mit zentraler Versorgung, Gaszählern und dem einmaligen Verkauf von Lampen einerseits, aber dem nachhaltigen Verdienst an regelmäßigen Energielieferungen andererseits. Um seine Vision von der Elektrifizierung der Städte umzusetzen, arbeitete Edison mit seinen Mitarbeitern verstärkt an allen notwendigen Komponenten, insbesondere an der Glühlampe, den Schaltern und dem Stromzähler. Eine besondere Herausforderung war die Konstruktion geeigneter Generatoren. Die von Edison zunächst nur für den Eigenbedarf gebauten Dynamos konnten nur für 60 Glühlampen Strom liefern. Alle Komponenten der Stromversorgungs-Infrastruktur mussten somit neu konstruiert und dann selbst oder von Partnerfirmen gefertigt werden. Eine Gruppe von Investoren um J. P. Morgan stellte 130.000 Dollar für die Entwicklungsarbeiten an den Elektroerfindungen durch Beteiligung an der 1878 gegründeten Edison Electric Light Co. zur Verfügung.

Auch vorherige Erfinder hatten sich schon mit der elektrischen Glühlampe beschäftigt. Aber keinem von ihnen war es gelungen, sie dauerhaft funktionstüchtig und ihren Energieverbrauch mit dem der Gaslampen wettbewerbsfähig zu machen. Die Vorteile wie Flacker- und Geruchsfreiheit, geringere Wärmeabgabe und einfacheres Ein- und Ausschalten konnten nicht in praktische Produkte umgesetzt werden. Ein weiteres ungelöstes Problem war die Teilung des Lichts. Nur wenige Lampen konnten mit den damals bekannten Lösungen an einer Stromquelle betrieben werden. Einige Physiker hielten das Problem für unlösbar und Elektrolicht prinzipiell nicht für den Ersatz des Gaslichts geeignet.[10]

Auch Edison scheiterte zunächst mit seinen Versuchen, die bekannten Glühlampen mit Platinglühfaden zu verbessern. 1879 hatte er jedoch erste Erfolge bei Glühlampen mit einem hochohmigen Kohlefaden und perfekter Vakuumversiegelung, mit denen er angeblich etwa 40 Stunden Leuchtdauer erreichte. Der Durchbruch wird meist mit einem Test und einer Vorführung am 21. Oktober 1879 in Verbindung gebracht; dieses Datum gilt deswegen als Erfindungsdatum der praktischen Glühlampe. Die neuere Quellenforschung kann diese verbreitete Darstellung indes nicht bestätigen; die Laborbücher verzeichnen beginnende Tests mit Kohlefäden aus Baumwolle am 21. Oktober 1879 und etwa 14,5 Stunden Brenndauer einer Lampe mit hochohmigem Kohlefaden am 23. Oktober 1879. Die Verbesserung auf bis zu 1000 Stunden Leuchtdauer nahm weitere drei Jahre Entwicklungszeit in Anspruch. Präsentationsveranstaltungen in Menlo Park insbesondere am 31. Dezember 1879 beeindruckten jedoch bereits die Zeitungen und die Öffentlichkeit. Dabei entstand ein öffentliches Bewusstsein für das beginnende Elektrozeitalter. Edison konnte Unterstützer gewinnen und sein Projekt der Elektrifizierung New Yorks angehen. Das Basispatent der Lampenentwicklung von Thomas Edison, Nr. 223.898 „Electric Lamp“, wurde am 4. November 1879 beantragt und am 27. Januar 1880 erteilt.[p 2]

Der für das Geschäftsmodell der Elektrizitätsnetze wichtige Verbrauchszähler beruhte auf einem nur für Gleichstrom geeigneten elektrolytischen Messprinzip, verschiedene andere Entwicklungen wurden verworfen. Die Konstruktion war stark beeinflusst von Michael Faradays Experimentaluntersuchungen der elektrochemischen Vorgänge der Elektrolyse und seiner Konstruktion des Voltameters. Der Verbrauchszähler von Edison ist eine Weiterentwicklung des Kupfervoltameters, später wurde Zink verwendet. Das Kernproblem des Messbereichs wurde durch eine Parallelschaltung gelöst, die nur einen proportionalen kleinen Anteil des Stroms durch das Messgerät führt; das Patent wurde am 20. März 1880 beantragt. Den Einfluss der Temperatur auf das Widerstandsverhalten des Elektrolyten mit negativem Temperaturkoeffizienten kompensierte Edison durch einen Spulenwiderstand mit positivem Temperaturkoeffizienten. Eine im Zählergehäuse angebrachte Glühlampe schaltete sich bei zu starkem Abfall der Temperatur als Wärmespender über einen Bimetallschalter ein. Weiterentwicklungen wurden von Edison als Webermeter bezeichnet, zu Ehren des deutschen Physikers Wilhelm Eduard Weber. Der Entwicklungsstand des auf der Elektrizitätsausstellung in Paris 1881 ausgestellten Modells war als Edisonzähler in den 1880er Jahren weltweit Bestandteil des Aufbaus der Elektrizitätswirtschaft. Obwohl der Zähler eine hohe Genauigkeit hatte, wegen der Einsparung mechanischer Teile wenig störanfällig war und nur einen sehr geringen Eigenverbrauch hatte, waren Verbraucher häufig skeptisch, da der Verbrauch nicht ablesbar war. Zur Verbrauchsbestimmung mussten Angestellte der Elektrizitätswirtschaft die Elektroden entnehmen und auf einer Feinwaage auswiegen; ein Gramm Gewichtsdifferenz entsprach 1000 Lampenbrennstunden. Zur Sicherheit hatte jeder Zähler eine zweite elektrolytische Messvorrichtung, die für ein Gramm Gewichtsabnahme der Anode je 3000 Lampenbrennstunden konstruiert war. Eine Lampenbrennstunde entspricht 800 mAh, bei 110 V Spannung des Edison-Netzes mithin 88 Wh.[11][p 3]

Nach öffentlichen Vorführungen des Phonographen beim Präsidenten der USA und anderswo im April 1878 feierte die einheimische und europäische Presse Thomas Edison erstmals als großen Erfinder. Auch beeindruckte er die Öffentlichkeit im Dezember 1879 durch vorher unbekannte Lichtvorführungen mit augenblicklichem Ein- und Ausschalten einer großen Anzahl von Glühlampen und 1880 durch die Installation seines Beleuchtungssystems auf dem neu gebauten Dampfschiff SS Columbia.[12][13] Ab den späten 1870er Jahren berichteten nicht nur Fachzeitschriften, sondern auch Tageszeitungen über Edison, der dadurch eine weltweit bekannte Persönlichkeit wurde. Einige Zeitungen nannten ihn den „Zauberer von Menlo Park“.[ep 6] Diese von William Augustus Croffut[14] geprägte Bezeichnung entwickelte sich zu einem feststehenden Begriff in der Kultur Amerikas.

Die Elektrifizierung New Yorks und der Aufbau eines Elektro-Konzerns (1881 bis 1886)

In den folgenden Jahren verlagerte sich der Schwerpunkt der persönlichen Arbeit Edisons weg von der Entwicklung und hin zu der Vermarktung und Umsetzung von Elektrifizierungsprojekten. Zeitweise verlegte er seinen Wohnsitz und Teile seines Entwickler-Teams aus Menlo Park nach New York. Während bis dahin Produktionsorte meistens noch den Charakter von Werkstätten hatten, erforderte die Fertigung von Glühlampen und Komponenten für das Massengeschäft mit Licht und Strom den Aufbau von Fabriken und die Entwicklung rationeller Fertigungsprozesse. Edisons erste Lampenfabrik, die Edison Lamp Co., befand sich zunächst in Menlo Park und dann in Harrison, New Jersey. Von ihrer Gründung bis April 1882 wurden dort bereits 132.000 Glühlampen produziert.[ep 8]

Die Edison Electric Light Co. wurde bereits am 15. November 1878 gegründet. Sie hatte das Recht, die in Menlo Park erarbeiteten Patente zu verwerten, und finanzierte im Gegenzug die Arbeit des Entwicklungslabors. Das Unternehmen gründete in den USA und im Ausland Tochter- und Kooperationsunternehmen und versorgte diese sowie andere Partner mit den notwendigen Patentrechten. Diese Gesellschaft kann daher als Kern des aus ihr entstehenden Elektrokonzerns gesehen werden. Die Edison Electric Light Company of Europe entstand im Dezember 1880. Im Jahr 1883 entstand durch eine Kooperation mit Emil Rathenau die Deutsche Edison-Gesellschaft für angewandte Elektrizität, später AEG. Ende 1886 gehörten die von Edison gegründeten Unternehmen mit etwa 3000 Mitarbeitern und rund zehn Millionen Dollar Kapital zu den großen Konzernen ihrer Zeit.[15] Die einzelnen Edison-Unternehmen in den USA hatten indes unterschiedliche Eigentümerstrukturen und Interessen. Edisons Fokussierung auf Lizenzeinnahmen aus dem Ausland statt auf den Aufbau eines globalen Unternehmens war insbesondere keine nachhaltige Strategie.[16]

Die Beschaffung von Kapital für den Ausbau von Fertigungskapazitäten und für die hohen erforderlichen Investitionen in Kraftwerke und in die Verkabelung der Städte war das Hauptproblem bis Mitte der 1880er Jahre. Auch das Fehlen von Fachkräften für die Verkabelung und für den Betrieb von Kraftwerken stand einer schnellen und sicheren Umsetzung von Elektrifizierungsprojekten entgegen.[17] Edison selbst standen einige wichtige Mitarbeiter in den USA nicht mehr zur Verfügung, da diese sich um Elektrifizierungsprojekte und die Gründung von Unternehmen in Europa kümmern mussten.

Aus diesen Gründen wurde die Elektrifizierung zunächst von Beleuchtungssystemen mit einem eigenen Dampfmaschinendynamo getragen. Edison entwickelte dazu Lösungen für unterschiedliche Mengen zu betreibender Lampen. Fabriken, für die Gaslampen eine Feuergefahr darstellten, Theater, Bahnhöfe und wohlhabende Privatleute waren die Kunden.[18] So wurde ein Theater in Boston innerhalb weniger Tage verkabelt und über 600 Glühlampen sowie ein Dynamo wurden installiert. Das Mahen-Theater in Brünn war 1882 das erste Gebäude in Europa, in dem ein Edison-Beleuchtungssystem installiert wurde. In Deutschland gilt im Jahr 1884 das Café Bauer in Berlin als erstes mit Glühlampen beleuchtetes Gebäude; die Lampen wurden von Emil Rathenau nach Edison-Patenten gefertigt.[19]

Bis 1881 wurden unterirdische Kabel in New York verlegt. Außerdem erfand Edison elektrische Sicherungen, Messgeräte und verbesserte Dampfmaschinendynamos. Am 4. September 1882 wurde mit der Pearl Street Station das erste Zentralkraftwerk der USA in der New Yorker Pearl Street eröffnet; es war für Gleichstromtechnik ausgelegt. Im Büro des Bankiers J. P. Morgan, der in die Edison Electric Light Co. investiert hatte, wurde das Netz durch Einschalten von Lampen in Betrieb genommen.[20] Die konstruierten sechs Dampfmaschinendynamos wogen je 27 Tonnen und lieferten je 100 kW Leistung, ausreichend für etwa 1100 Lampen. Bereits am 1. Oktober 1882 wurden 59 Abnehmer versorgt, ein Jahr später waren es 513 Kunden.[21] Die 1880 für das Projekt gegründete Edison Electric Illuminating Company of New York (ab 1901 New York Edison Company[22]) war der Prototyp für weitere lokale Elektrifizierungsgesellschaften. Im Jahr 1911 betrieb das Unternehmen 33 Kraftwerke, die für 4,6 Millionen Lampen von 108.500 Kunden Strom lieferten. Dieses Wachstum vollzog sich in anderen Städten der Welt analog und musste technisch und administrativ bewältigt werden. In Mailand wurde 1883 das erste kommerzielle Edison-Elektrizitätsnetz Europas in Betrieb genommen.[23]

Die Kosten von Kraftwerken und Netzen mussten für die Verbreitung dieses Konzeptes gesenkt werden. Erste Elektrifizierungsprojekte in kleineren Orten der USA mit alternativen Konstruktionen wie oberirdischer Verkabelung waren 1883 betriebsbereit. Die Suche nach geeigneten Standorten mit hinreichend vielen Kunden in der wirtschaftlich zu verkabelnden Umgebung eines Kraftwerks und die Finanzierung dieser Projekte blieben jedoch zunächst problematisch. Um geplante Kraftwerke über den ganzen Tag hinweg auszulasten und wirtschaftlich zu betreiben, beschäftigte sich Edison mit der Entwicklung von Motoren und der Elektrifizierung von Schienenfahrzeugen.[24] Der Prozess bis zur Akzeptanz von Kraftwerken und Netzen bei Investoren und schließlich bis zu einer selbsttragenden Elektrifizierungswelle vollzog sich schleppend. Nach erfolgreichen Projekten hatten jedoch immer mehr Städte ohne Elektrizitätsnetz Angst vor Standortnachteilen und investierten in Kraftwerke und Netze; Edison konnte sich auf die Rolle als Technologielieferant beschränken.

Das von Edison entwickelte Dreileitersystem der elektrischen Energieversorgung erlaubt kleinere Querschnitte der Kabel und sparte mithin erhebliche Mengen an Kupfer. Edison dachte in Systemen und hatte ökonomische Faktoren wie die Kupferpreise stets im Blick, da der Erfolg seines Projektes von der Unterschreitung der Kosten von Gasbeleuchtungen abhing.[25] Neben dem Dreileitersystem war die Erfindung einer speziellen Verkabelungstechnik von großer Bedeutung. Sie ermöglichte eine konstante Spannung im gesamten Versorgungsnetz (Electric Distribution System, Patent 264642[p 4]). Ohne diese Lösung hätte die Leuchtkraft der Glühlampen mit der Entfernung zum Kraftwerk abgenommen.

Das Schlüsselprodukt Glühlampe wurde kontinuierlich weiterentwickelt. Allein im Jahr 1882 wurden 32 Patente im Zusammenhang mit Glühlampen, deren Produktion und der Herstellung von Glühfäden angemeldet. Bereits am 13. Februar 1880 hatte Edison bei der Untersuchung des Grundes des Verbrauchs von Glühfäden erstmals den glühelektrischen Effekt beobachtet, der später zunächst Edison-Effekt genannt wurde und nach der mathematischen Beschreibung durch Owen Willans Richardson heute meist Edison-Richardson-Effekt genannt wird. Am 15. November 1883 meldete Edison das Patent 307.031 auf eine Anwendung dieses Effekts an. Er nutzte den Effekt, um Spannungsänderungen in einem Schaltkreis anzuzeigen und die Spannung zu regulieren.[p 5]

Die Jahre von 1880 bis 1886 mit Aktivitäten in den USA und Europa und zahlreichen Firmengründen einerseits, aber auch technischen Problemen und der Notwendigkeit einer sofortigen Reaktion darauf sowie häufigem Kapitalmangel andererseits waren sehr intensiv im Leben von Thomas Edison. Entscheidungen mit großer Tragweite musste er aus Zeitmangel Mitarbeitern überlassen, und für den Austausch mit seinem Privatsekretär hatte er oft erst weit nach Mitternacht Zeit. In diese Phase fiel der Tod seiner Frau Mary im August 1884 im Alter von 29 Jahren. Seine zweite Eheschließung 1886 und das endgültige Verlassen seines Wohnhauses und des Labors in Menlo Park stehen am Beginn eines neuen Lebensabschnittes.

Nach dem Tod seiner Frau beschäftigte Edison sich zunächst mit der Verbesserung einiger seiner früheren Erfindungen. Unter anderem verbesserte er für die Bell Telephone Co. sein Telefon durch Verwendung von Granulat aus Anthrazitkohle für das Mikrofon. Diese Konstruktion blieb bis in die 1970er Jahre gebräuchlich. Ferner fand er eine Lösung, mehrere Telefone an einer Leitung zu betreiben. Edison arbeitete dabei mit seinem Freund Ezra Gilliland zusammen. Beide erwarben 1885 in Fort Myers (Florida) benachbarte Grundstücke und errichteten gleiche Gebäude. Mit seiner zweiten Frau verbrachte Thomas Edison dort regelmäßig Winterurlaube; später wurde das Haus ein zweiter Wohnsitz.[26]

Das Edison-Labor in West Orange und die Gründung von General Electric (1887 bis 1900)

1887 verlegte Edison die Entwicklungsarbeit in ein neues Laboratorium in West Orange, New Jersey, etwa zehnmal so groß wie sein bisheriges und das modernste seiner Zeit.

Als Reaktion auf die Weiterentwicklung seines Phonographen zum Graphophone, das erstmals mit einer Phonographenwalze aus Wachs arbeitete und eine erhebliche Verbesserung des Klangs aufwies, durch Alexander Graham Bell, dessen Cousin ersten Grades Chichester Alexander Bell sowie Charles Sumner Tainter, den drei Mitgliedern der Volta Laboratory Association, tätig in dem gleichnamigen Volta Laboratory, entwickelte Edison seinerseits den Phonographen weiter, nachdem er ein Angebot der Entwickler des Graphophones, gemeinschaftlich die Kommerzialisierung ihrer „neuartigen“ Sprechmaschinen voranzubringen, abgelehnt hatte. Bis 1890 verbesserte er den Phonographen (Improved Phonograph) und entwickelte daraus ein Diktiergerät (Edison Business Phonograph, später vertrieben als Ediphone) sowie Phonographenwalzen aus Wachs, deren Aufnahmen man bei Bedarf durch Abschaben der obersten Wachsschicht und der darin eingravierten Rillen löschen und hiernach wiederverwenden konnte. Zeit- und Geldmangel wegen seines intensiven Engagements in der Elektroindustrie veranlassten ihn jedoch zu einem Verkauf der Vermarktungsrechte an den Unternehmer Jesse H. Lippincott, der daraufhin die North American Phonograph Company gründete. Eine Anwendung des Phonographen in sprechenden Spielzeug-Puppen schlug indes fehl.[28]

Im Wettbewerb um Marktanteile bei der Elektrifizierung gab es in den späten 1880er Jahren den sogenannten Stromkrieg zwischen Thomas Edison und seinen Konkurrenten George Westinghouse und Nikola Tesla. Edison bevorzugte das Gleichstromsystem, Westinghouse und Tesla die Elektrifizierung mit Wechselstrom. Hierbei wurden durch Edisons Firma Tierversuche mit Wechselspannung durchgeführt, um deren Gefährlichkeit gegenüber dem Gleichstrom zu demonstrieren. Diese riefen später bei Tierschützern Empörung hervor; damals regte indes die Gesellschaft zur Verhinderung von Grausamkeiten an Tieren die Entwicklung der Elektrokution als schmerzlose Alternative für das damals häufige Ertränken herumstreunender Tiere an.[29] Auch für die Entwicklung des elektrischen Stuhls, einer Auftragsarbeit der amerikanischen Regierung an Edison, wurden von Harold P. Brown Tierversuche durchgeführt. Letztendlich setzte sich bei der Elektrifizierung wegen technischer Vorteile das Wechselspannungssystem von Westinghouse durch, und Thomas Edison musste zugeben, dass es einer seiner größten Fehler war, nach Erfindung des Transformators 1881 am Gleichstrom festgehalten zu haben. Edisons Lösung mit 110 Volt Gleichspannung war weder in ländlichen Gebieten mit weiten Entfernungen der Verbraucher zum Kraftwerk wirtschaftlich umzusetzen, noch konnte die preiswerte Energie aus entfernten Wasserkraftwerken zu den Verbrauchern transportiert werden.

Die Unternehmen von Westinghouse bekamen 1892 den Auftrag, ihr Wechselspannungssystem und eine große Anzahl einer neu entwickelten Glühlampe, der sogenannten Westinghouse Stopper-Lamp, für die Weltausstellung in Chicago 1893 zu liefern. Das war ein besonders prestigeträchtiges Geschäft, denn mit dieser Ausstellung wurde das 400-jährige Jubiläum der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus gefeiert. Der Verlust dieses Auftrags machte 1892 zu einem Jahr des Rückschlags in Edisons Karriere. Außerdem verlor er in dieser Zeit die finanzielle Kontrolle über seine Elektrounternehmen.

Edison fasste seine Unternehmen auf Rat des Managers Henry Villard bis 1890 zur Edison General Electric Co. zusammen, da der vorherige Firmenverbund nicht mehr effizient zu leiten war. Die Fusion der zahlreichen Firmen zur Edison General Electric Co. erforderte viel Kapital für den Aufkauf von Firmenanteilen Dritter an den zu fusionierenden Firmen, welches von Investoren kam, darunter die Deutsche Bank und Siemens & Halske. Edison hatte keinen kontrollierenden finanziellen Aktienanteil an der Edison General Electric Co. Er war Aktionär, hatte einen Sitz im Verwaltungsrat und war durch Verträge als externer Erfinder mit dem Unternehmen verbunden. Etliche Positionen in dem Unternehmen waren aber durch Vertraute von Edison besetzt, beispielsweise war sein vormaliger Privatsekretär Samuel Insull Vizepräsident.[30]

Dieses Unternehmen fusionierte 1892 mit der Thomson-Houston Electric Company zur General Electric Co. Das war aus finanziellen Gründen erforderlich, denn Fehlentscheidungen wie beim Wechselstrom, auslaufende Patente sowie hohe Kosten durch Expansion und Patentrechtsstreite brachten das Unternehmen in eine schwierige Lage. Die Thomson-Houston Co. brachte die Edison fehlenden, aber zur weiteren Marktteilhabe erforderlichen Rechte an Wechselspannungspatenten und ihre Erfahrungen mit dieser Technologie in die Fusion ein. Chef der General Electric Co. wurde Charles A. Coffin, der bis dahin Leiter von Thomson-Houston Co. gewesen war. Elihu Thomson wurde der Chefentwickler des neuen Unternehmens; seine Entwicklungen und Patente führten in den Anfangsjahren zu Erfolgen der General Electric Co.[31] Edison verlor an Einfluss und Bedeutung. Die Fusion wurde von den anderen Anteilseignern der Edison General Electric Co. und deren Analyse der Unternehmensituation initiiert, insbesondere der Bank Drexel, Morgan & Co. In der Denkweise der Banken, auch jener hinter der Thomson-Houston Co., führte die Reduzierung von Wettbewerb und die Bereinigung von Patentstreitigkeiten durch Fusion zu verlässlicheren Bedingungen für Investoren. Es ist unklar, wann Edison informiert war und ob er einverstanden war oder gezwungen wurde. Seine engen Mitarbeiter Samuel Insull und Alfred Tate berichteten, er sei vor vollendete Tatsachen gestellt worden und habe die Benutzung seines populären Namens für die neue Firma untersagt. Offiziell unterstützte Edison die Fusion, allerdings mit distanzierenden Angaben wie etwa, er habe ohnehin keine Zeit mehr für Elektrotechnik.[32] Elektrotechnische Infrastruktur und Glühlampen spielten bei der weiteren Erfindertätigkeit von Edison nur noch eine marginale Rolle. Edisons Partner Charles Batchelor, der Anteilseigner der Edison-Unternehmen war und auch Aktionär bei General Electric wurde, arbeitete bis 1899 im Management von General Electric.

Bereits 1894 und 1895 verkaufte Edison laufend General-Electric-Aktien und finanzierte mit dem Erlös seine Entwicklungen und Investitionen in anderen Branchen. Ferner kaufte er von ihm früher verkaufte Rechte im Phonographengeschäft und im Filmgeschäft zurück, um über seine damit verbundenen Patente und deren Verwertung die Kontrolle zurückzuerlangen.[ep 9][ep 10]

1891 wurde in Edisons Labor der Kinetograph, ein Vorläufer der Filmkamera, erfunden. Ab 1896 beschäftigte er sich mit Röntgenstrahlen und der Entwicklung des Fluoroskops mit Kalziumwolframat-Schicht, welches gegenüber der Lösung von Wilhelm Conrad Röntgen die Bilddarstellung verbesserte. Edisons Mitarbeiter Clarence Dally starb an den Folgen der Experimente, er selbst erlitt gesundheitliche Schäden an Magen und Augen.[33]

1895 gründete er zusammen mit dem befreundeten Schokoladeproduzenten Ludwig Stollwerck und anderen Gesellschaftern die Deutsche Edison Phonograph Gesellschaft mit Sitz in Köln.[ep 11]

Kinetograph, Kinetoskop (Wiedergabegerät) und das erste eingerichtete Filmstudio der Welt (die Black Maria, 1893) in West Orange machten Edison zum Begründer der Filmindustrie. 1893 führte er den 35-mm-Film mit Lochperforation für den Transport ein, der ein Industriestandard wurde.[p 6] 1894 entstand der Film „Chinese Opium Den“. Durch einen 1897 erfundenen Projektionsapparat wurde das Filmgeschäft zu einem seiner größten finanziellen Erfolge. In Deutschland gründete Ludwig Stollwerck 1895 die Deutsch-Oesterreichische Edison-Kinetoskop-Gesellschaft als Partner Edisons für die Vermarktung des Kinetoskops. Die produzierten Filme der Anfangsjahre nennen im Vorspann lediglich den Namen Thomas Edison. Das ist jedoch als Markenname zu verstehen; Edison persönlich war kaum mit der Filmproduktion beschäftigt. Die gesamte Entwicklung war wahrscheinlich inspiriert von Eadweard Muybridge und seiner Erfindung des Zoopraxiskops.[34] Techniker von Edisons Filmstudio fertigten heimlich Kopien des Films Die Reise zum Mond an.

Ein Einstieg in das Eisenerzgeschäft scheiterte hingegen und wurde der größte Fehlschlag Edisons. Er hatte bereits in den 1880er Jahren ein magnetisches Verfahren zur Trennung von Erzgranulaten entwickelt, den Vertrieb vergeblich versucht und dann selbst mit Partnern in einige Pilotanlagen investiert. In den 1890er Jahren investierte er dann sehr viel von seinem in der Elektrobranche verdienten Geld und sehr viel seiner Zeit in die Umsetzung der großtechnischen Ausbeutung von Erzen mit geringem Eisengehalt, die aber nie wirtschaftlich funktionierte. Die Investitionen in die Verfahrensentwicklung wurden durch die Entdeckung von Eisenerzvorkommen mit höherem Eisengehalt ebenso wertlos wie die aufgekauften Abbaurechte. 1900 lief das Verfahren erstmals ein halbes Jahr störungsfrei, das Erz konnte jedoch nicht verkauft werden, und Edison beendete den Betrieb seines Bergwerks in Ogden, New Jersey.[ep 12] Vermutlich hatte Edison ein hohes Risiko in Kauf genommen, weil er den Verlust des Einflusses auf seine Elektrounternehmen mit einem unternehmerischen Erfolg in einem anderen Geschäftsfeld kompensieren wollte. Edison verkaufte 1897 auch seine Beteiligung am Energieversorger New York Edison Electric Illuminating Co. zur Finanzierung des fehlgeschlagenen Eisenerzgeschäftes.[35]

Die neuen geschäftlichen Aktivitäten mit einem Firmenverband von etwa 30 Firmen und etwa 3600 Mitarbeitern wurden zunächst unter der 1896 gegründeten National Phonograph Co. zusammengefasst. 1911 wurde die Reorganisation abgeschlossen, und das Unternehmen wurde in Thomas A. Edison Incorporated umbenannt.[15][ep 13]

Die National Phonograph Co. erzielte ab Ende der 1890er Jahre hohe Absatzzahlen mit einem von Edison neu entwickelten Phonographen für den Heimbereich. Insbesondere eine preiswerte Variante mit einem Federantrieb statt einem Elektromotor verkaufte sich gut. 25 Jahre nach der Ursprungserfindung des Phonographen erfolgte so die Wandlung zu einem Konsumgut des Massengeschäfts. Mit der Verbreitung der Geräte stieg die Nachfrage nach Tonträgern. Für etwa 10 Jahre blieb Edison der Marktführer in dem Segment in den USA.[ep 14] Von etwa 5000 Geräten im Jahr 1896 stiegen die jährlichen Verkaufszahlen auf 113.000 Geräte und 7 Millionen Tonträger 1904.[36]

Obwohl Edison den größten Teil seiner Zeit und seines Geldes in die Entwicklung von Investitionsgütern für industrielle Kunden wie Elektrizitätsnetze, Telegrafie, Telefon und Eisenerzgewinnung investierte, war die Produktion von Konsumgütern für private Verbraucher um die Jahrhundertwende seine Haupteinnahmequelle. Diese neuen Märkte entstanden gerade erst durch zunehmende Freizeit und steigenden Wohlstand infolge der Industrialisierung. Neben der Erfindung und Produktion von Geräten mussten hierfür Geschäftsmodelle gefunden und Vertriebswege aufgebaut werden. Insbesondere eine kosteneffiziente Produktion und niedrige Preise waren für den Massenmarkt von hoher Bedeutung. Edison beschäftigte sich intensiv mit der Automatisierung der Fertigung des Phonographen und der Vervielfältigung von Tonträgern.

Leistungen und Ereignisse ab der Jahrhundertwende

Gemeinsam mit Ludwig Stollwerck entwickelte Edison die „Sprechende Schokolade“ als Schallplatte mit Tiefenschrift und einen 1903 speziell für Kinder produzierten Phonographen (wahlweise aus Blech oder Holz), der Musik von einer solchen Schokoladen-Schallplatte abspielte. Dieser Phonograph wurde „Eureka“ genannt, enthielt ein aufziehbares Uhrenlaufwerk von Junghans und wurde in Europa und in den USA verkauft. Außer den Schokoladen-Schallplatten wurden auch solche aus haltbarem Material angeboten.[37]

Mit den verbesserten Phonographenwalzen, insbesondere dem kostengünstigeren Kopierverfahren der Goldguss-Walzen ab 1902 und der längeren Abspieldauer der Amberol-Walzen ab 1908, konnte Edison dem Wettbewerb gegen das von Emil Berliner erfundene Grammophon noch einige Jahre standhalten.[15] Der Hauptwettbewerber in den USA war die Victor Talking Machine Company, die bekannte Musiker wie Enrico Caruso unter Vertrag hatte. Thomas Edison war der Meinung, die Stimmen bekannter Bühnenkünstler eigneten sich nicht für Aufnahmen und produzierte bekannte Musikstücke mit unbekannten Interpreten, die seinen Qualitätsstandards entsprachen. Auf den Tonträgern stand zunächst nur der Markenname Thomas Alva Edison, die Interpreten sollten möglichst wenig am Geschäft mit Tonträgern teilhaben. Für den direkten Konkurrenzkampf mit Berliners Schallplatte entwickelte Edison 1911 die Diamond Disc, ein eigenes Schallplattenformat mit Tiefenschrift, und den dazugehörigen Platten-Phonographen. Der Schellackplatten-Markt expandierte damals jedoch rapide; das Angebot wuchs enorm, insbesondere auch im unteren Preisbereich. Trotz technischer Vorteile konnte sich Edisons Erfindung wegen höherer Kosten und des eingeschränkten Sortiments nicht durchsetzen. Daneben stellte er unter dem Namen Blue Amberol Record unzerbrechliche Phonographenwalzen aus Zelluloid und den dazugehörenden, sehr kompakten Amberola-Phonographen her. 1919 hatte Edison in den USA nur noch 7,2 % Marktanteil bei Geräten und 11,3 % bei Tonträgern.[38] Die Produktion von Geräten und Tonträgern zur Unterhaltung, auch die der Walzenphonographen und Tonwalzen, wurde 1929 eingestellt. Danach wurde der Phonograph mit Walze nur noch als Diktiergerät vermarktet. Ein Korrektursystem für Diktiermaschinen wurde bereits 1913 patentiert, das Telescribe-System (Kombination von Telefon und Phonograph) im Jahr 1914.

Bis 1910 beschäftigte sich Thomas Edison mit der Errichtung von Zementwerken in Stewartsville, mit Drehrohröfen, dem Bau von Betonfertighäusern und Alltagsgegenständen aus Beton, etwa Möbeln oder einem speziellen Phonographen.[39] Ein von ihm entwickelter Drehrohrofen wurde ein Industriestandard. Sein Ziel war eine wirtschaftlichere Zementproduktion durch Automatisierung, Reduzierung des Energieverbrauchs und Dimensionierung der täglichen Produktionskapazität auf ein Mehrfaches der damals üblichen Kapazität von Zementproduktionen. Die Bewältigung der damit verbundenen Probleme nahm Jahre in Anspruch. In den 1920er Jahren war die Edison Portland Cement Co. der größte Produzent in den USA und erwirtschaftete Gewinne. Die Qualität des Zements verbesserte Edison durch eine feinere Zermahlung des Ausgangsmaterials.[40]

1912 wurde das Kinetofon patentiert, eine Kombination von Filmkamera und Phonograph (früher Tonfilm). Edison hatte gemeinsam mit anderen Unternehmern 1908 die Motion Picture Patents Company gegründet, die den amerikanischen Filmmarkt über die Patentrechte der beteiligten Unternehmen und die 1910 gegründete Vertriebsfirma General Film Company kontrollieren sollte. Eine Gerichtsentscheidung nach den Bestimmungen des Sherman Antitrust Act erklärte das Unternehmen 1916 jedoch für illegal. Auslaufende eigene Patente und der Verlust von Einnahmen aus dem Filmgeschäft in Europa infolge des Ersten Weltkriegs führten zu hohen Umsatzverlusten. Während nach 1900 zunächst noch insbesondere Filme von Edwin S. Porter für Erfolge sorgten, war die Produktion später nicht mehr wettbewerbsfähig. 1918 beendete Thomas Edison seine unternehmerischen Aktivitäten im Filmgeschäft.[ep 15]

Thomas Alva Edison war mit Henry Ford befreundet, der bei der Edison Illuminating Co. seine Karriere begonnen hatte und von Edison dazu ermuntert worden sein soll, sich im Fahrzeugbau selbständig zu machen. Edisons intensive Beschäftigung mit der Weiterentwicklung der Batterietechnik geht auf die Anforderungen im Automobilbau zurück. Der Elektrifizierung der Automobile stand die unzureichende Batterietechnik entgegen. Die bekannten Bleiakkumulatoren waren insbesondere zu schwer. Auch die Eisenbahnen hatten einen Bedarf an wiederaufladbaren Batterien. Nach Vorarbeiten an dem Edison-Lalande-Element und einer langen Entwicklungszeit mit vielen Rückschlägen wurde der Nickel-Eisen-Akkumulator als Lösung perfektioniert. Die Grundlösung war 1904 gefunden und ging in Produktion. Die Kunden waren zufrieden, Edison machten jedoch die Ausfallraten Sorgen. Er stoppte die Produktion und investierte weitere 5 Jahre Entwicklungsarbeit in Detailverbesserungen. Die Edison Storage Battery Company erzielte bereits im ersten Produktionsjahr eine Million Dollar Umsatz, was den Marktbedarf dokumentiert.[15] Die zahlreich durchgeführten und sorgfältig dokumentierten Experimente wurden eine wichtige Datenbasis für folgende Generationen von Batterieentwicklern.[41] Im Rahmen der Batterieentwicklung konstruierte Thomas Edison Autos und Schienenfahrzeuge mit Elektroantrieb. Er sah in solchen Fahrzeugen den wichtigsten Zukunftsmarkt für Akkumulatoren und elektrische Energie aus Kraftwerken. Die Entwicklung der Verbrennungsmotoren führte aber zu einer Verdrängung der damals von verschiedenen Herstellern angebotenen Elektroautos. Der Wegfall dieses Marktes, der die Entwicklung der Batterie initiiert hatte, wurde jedoch durch die vielfältige andere Nachfrage kompensiert. Die Batterie ersetzte Phonograph und Filmgeschäft als Fundament von Edisons Unternehmen.[42] Eine 1911 entwickelte kompakte Batterie wurde insbesondere die Grundlage sicherer elektrischer Lampen für Bergleute, ein anderes erfolgreiches Produkt von Edison.[p 7] In Deutschland wurde 1904 die Deutsche Edison Akkumulatoren Gesellschaft gegründet.[ep 16] Die Gesellschaft ging in dem heutigen Unternehmen Varta auf.

Die USA bezogen Substanzen von der deutschen Chemieindustrie. Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs stockte die Versorgung. Dadurch wurde Edisons Beschäftigung mit Verfahrenstechniken in der Chemie angeregt. 1914 errichtete er Fabriken zur Synthese von Phenol (Karbolsäure) aus Benzol für die Schallplattenproduktion. 1915 baute er Fabriken zur Synthese von Anilin und para-Phenylendiamin in wenigen Wochen und 1916 Fabriken zur Synthese von Benzidin-Base und des Sulfats.

Gemeinsam mit anderen Erfindern und Wissenschaftlern stellte sich Edison nach der Versenkung der RMS Lusitania durch die deutsche Kaiserliche Marine der Regierung im Ersten Weltkrieg zur Verfügung, um Abwehrmaßnahmen gegen deutsche U-Boote zu erarbeiten. Er wurde Vorsitzender des Naval Consulting Board, das Vorschläge und Erfindungen prüfen und in Prototypen umsetzen sollte.[43]

Ab 1926 zog er sich aus seinen Unternehmen zurück. Sein Sohn Charles Edison wurde 1927 Präsident der Dachgesellschaft Thomas A. Edison Inc. Anlässlich seines achtzigsten Geburtstags im Jahr 1927 wurde Thomas Edison durch den Besuch von Delegationen aus aller Welt und durch zahlreiche Auszeichnungen geehrt.

In den letzten beiden Jahrzehnten seines Lebens hatte Edison häufig aus seiner Berühmtheit resultierende Pflichten. Er wurde von bekannten Persönlichkeiten besucht, zu Eröffnungszeremonien eingeladen und zu aktuellen Ereignissen interviewt.

Die Edison Botanic Research Company war 1927 das letzte von Edison gegründete Unternehmen. Beteiligt waren Harvey Firestone und Henry Ford. Das Unternehmen sollte wegen der Importabhängigkeit der USA von Naturkautschuk nationale Alternativen suchen. Der alternde Edison engagierte sich in diesem Projekt mit seinen bewährten Arbeitsmethoden noch einmal persönlich. Ein biologisches Forschungslabor entstand 1928 nach dem Modell seiner erfolgreichen Entwicklungseinrichtung Menlo Park. Etwa 17.000 Pflanzen wurden geprüft, ein Verfahren der Gewinnung von Kautschuk aus Goldruten erarbeitet und das Projekt der Regierung übergeben. Das Verfahren blieb ohne Bedeutung, da synthetische Materialien die Abhängigkeit von Naturkautschuk reduzierten.[44]

Thomas A. Edison starb am 18. Oktober 1931 in seinem Haus „Glenmont“, Llewellyn Park in West Orange, New Jersey. US-Präsident Herbert Hoover bat die Amerikaner, zu Ehren von Edison anlässlich der Beisetzung die elektrischen Lampen auszuschalten, die wie kein anderes Produkt in der öffentlichen Wahrnehmung mit dessen Namen verbunden waren. In Anwesenheit von Lou Hoover, der Gattin von Herbert Hoover, sowie Henry Ford und Harvey Firestone wurde er am 21. Oktober 1931 auf dem Rosedale Cemetery in Orange, New Jersey, beigesetzt, am 52. Jahrestag des damals als Erfindungsdatum der praktischen Glühlampe geltenden 21. Oktober 1879.[45][46]

Weltanschauung, Politik, Kultur

Edison war politisch ein Anhänger der Republikanischen Partei. Unter anderem unterstützte er die republikanischen Präsidenten Theodore Roosevelt, Warren G. Harding, Calvin Coolidge und Herbert Hoover. 1912 sprach er sich für die Einführung des Wahlrechts für Frauen in den USA aus. Edison hatte selbst keine Schulausbildung. Er kritisierte das amerikanische Ausbildungssystem und äußerte sich geringschätzig über den Wert von Fächern wie zum Beispiel Latein. Die Ausbildung praktisch befähigter Ingenieure sah er als Hauptaufgabe.[47]

Edison entschied persönlich über die auf seinen Tonträgern angebotenen Musikstücke und -interpreten. Er hatte jedoch eine Abneigung gegen Jazz-Musik. Der seit seiner Jugend Schwerhörige soll außerdem Interpreten nach der Verständlichkeit gesungener Texte ausgesucht haben.[48] Im Laufe der Zeit entwickelte sich die von seinen persönlichen Vorlieben statt von der Marktnachfrage geleitete Auswahl zu einem wirtschaftlichen Nachteil seiner Unternehmen.

Er vertrat eine Philosophie der Gewaltfreiheit. Am 4. April 1878 trat er der Theosophischen Gesellschaft bei. Doch obwohl er ein Gegner der Todesstrafe war, übernahm seine Firma einen Regierungsauftrag zur Entwicklung des elektrischen Stuhls. Edison betonte mehrfach, dass er sich nie mit der Erfindung von Waffen beschäftigt habe.

Thomas Edison kritisierte christlich-religiöse Vorstellungen und engagierte sich gegen Religionsunterricht an Schulen. Er wird von Zeitungen zitiert mit „Religion is all bunk … All bibles are man-made.“ (Alle Religion ist Geschwätz … Alle Bibeln sind menschengemacht.)[49][50] Im Oktober 1910 fanden Ausführungen von ihm in den USA Aufmerksamkeit, in denen er Vorstellungen von der Existenz einer Seele und deren Unsterblichkeit ablehnte.[51] Seine zweite Frau, eine gläubige Methodistin, versuchte vergeblich, seine Einstellung zu ändern; er blieb ein religiös ungebundener Freidenker.

Der mit der Erforschung der Quellen zu Edison befasste Paul Israel weist darauf hin, dass dessen Sicht der Juden differenziert war und es keine Belege für eine Übereinstimmung mit den antisemitischen Publikationen seines Freundes Henry Ford gibt. Edison sah gesellschaftliche Konflikte als Folge jahrhundertelanger Verfolgung der Juden und nahm an, dass diese Probleme sich mit der Zeit von selbst verflüchtigen würden, da Juden in Amerika nicht weiter verfolgt wurden. Allerdings teilte Edison verbreitete Vorurteile über Juden wie etwa, diese hätten einen übernatürlichen Geschäftssinn.[52][53]

Familie

Thomas Alva Edisons Eltern sind Samuel Ogden Edison, Jr. (1804–1896) und Nancy Matthews Elliott (1810–1871). In erster Ehe war er mit Mary Stilwell (1855–1884) von 1871 bis zu deren frühem Tod verheiratet. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor: Marion Estelle Edison (1873–1965), Thomas Alva Edison Jr. (1876–1935) und William Leslie Edison (1878–1937). In zweiter Ehe war Thomas Alva Edison von 1886 bis zu seinem Tod 1931 mit Mina Miller (1865–1947) verheiratet. Auch aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor: Madeleine Edison (1888–1979), Charles Edison (1890–1969) und Theodore Miller Edison (1898–1992).

In der Öffentlichkeit am bekanntesten wurde Thomas Edisons Sohn Charles Edison, der als Politiker der Demokratischen Partei zeitweise Gouverneur von New Jersey sowie US-Marineminister war. Seine Tochter Marion war mit dem deutschen Leutnant Oscar Oeser verheiratet und lebte von 1895 bis 1925 in Deutschland.[54]


Text: Wikipedia

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