Truppenübungsplatz Zossen-Wünsdorf

Aus veikkos-archiv
Version vom 26. Januar 2012, 22:03 Uhr von MaKir (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: „thumb|Schule für Motorisierung 1944 thumb|Ansichtskarte des Truppenübungsplatzes (1916) [[File:001000026709.…“)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Wechseln zu: Navigation, Suche
Schule für Motorisierung 1944
Ansichtskarte des Truppenübungsplatzes (1916)
Ansichtskarte des Truppenübungsplatzes (1915)
Ansichtskarte des Truppenübungsplatzes (1916)

Von der einstigen Wasserburg Zossen mit geschlossener Mauer, fünf Bastionen und Zugbrücke über den umgebenden Wassergraben kündet heute nur noch der Rest eines Wach- und Wehrturmes im Stadtpark. Bekannter als diese Geschichte ist die Entwicklung im 20. Jahrhundert: 1907 begann bei Zossen und Wünsdorf die Anlage eines Truppenübungsplatzes für das Garde- und das III. Armeekorps aus Berlin. 1911 mussten die Einwohner von Zehrensdorf bei Wünsdorf ihren auf dem Übungsplatz liegenden Ort verlassen, entstand als erstes Kasernengelände das Truppenlager Zossen. Kurz danach wurden bei Wünsdorf eine Militär-Turnanstalt und eine Infanterie-Schießschule errichtet. Es folgten ein Truppen-Barackenlager und nach Kriegsbeginn 1914 zwei Sonderlager für Kriegsgefangene. In einem der Lager, dem Halbmondlager für Muslime, wurde 1915 sogar eine Moschee eingeweiht. Verstorbene Kriegsgefangene wurden auf einem Friedhof bei Zehrensdorf beigesetzt. Nach Kriegsende wurden die Kriegsgefangenenlager aufgelöst und vorübergehend von zugezogenen Familien aus anderen Teilen Deutschlands genutzt. Besiedelt wurde auch wieder das 1911 geräumte Zehrensdorf. Die Reichswehr nutzte die Militär-Turnanstalt sowie weitere Bauten und den Truppenübungsplatz.

Mit der ab 1935 offen beginnenden Wiederaufrüstung im NS-Staat erfuhr auch Zossen-Wünsdorf einen starken Ausbau des Kasernengeländes als Standort für Panzertruppen. 1936 wurde Zehrensdorf erneut und nunmehr für immer geräumt. Ab 1937 begann der Bau unterirdischer Bunkeranlagen für den Generalstab des Oberkommandos des Heeres (OKH) mit insgesamt 23 Bunkerhäusern („Maybach I“ und „Maybach II“) sowie einem Bunker für die Nachrichtenzentrale („Zeppelin“), genutzt ab August 1939 bis April 1945. Ebenfalls mit Blick auf den geplanten Krieg wurden insgesamt 19 Luftschutztürme errichtet. Ein alliierter Luftangriff am 15. März 1945 forderte in der Region etwa 120 Tote, beendete aber nicht den Betrieb der Militäranlagen. Erst kurz vor dem 20. April 1945, als sowjetische Einheiten das Gelände besetzten, verließen die letzten Wehrmachtssoldaten Bunker und Kasernen.

Die Sowjetarmee blieb nach 1945 im Gelände, auf dem die Bunkerhäuser und ein Teil der Luftschutztürme gesprengt wurden. 1953 wurde Wünsdorf Sitz des Oberkommandos der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland (GSSD), von 1989 bis 1994 Westgruppe der Truppen (WGT) genannt. Um die über 20.000 Militärangehörigen und Zivilangestellten, zum Teil mit Familien, unterzubringen, mussten 500 Deutsche an der Fernverkehrsstraße 96 ihre Häuser räumen. Die Straße wurde zwischen Wünsdorf und Zossen gesperrt. Eine Umleitung von Zossen nach Wünsdorf erfolgte für fast 40 Jahre über Mellensee und Klausdorf. Als Verkehrsverbindung des Oberkommandos mit der Sowjetunion entstand nicht nur der ab 1960 genutzte Militärflugplatz Sperenberg, sondern 1977 auch ein Militärbahnhof Wünsdorf mit täglicher Zugverbindung nach und von Moskau. Am 1. September 1994 verließ Generaloberst Burlakow, der letzte Oberkommandierende der WGT, nach dem Rücktransport von über 500.000 Mann mit Militärtechnik aus Ostdeutschland nach Russland vom Flugplatz Sperenberg aus Deutschland.

Ab 1998 entwickelte sich in einem Teil des Geländes zwischen Zossen und Wünsdorf die „Bücherstadt“ mit mehreren Antiquariaten, Museen und Angeboten für Bunker-Führungen.