Universität Tübingen

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Siegelmarke der Universität

Die Eberhard Karls Universität in Tübingen zählt zu den ältesten und renommiertesten Universitäten Europas. Sie wurde 1477 auf Betreiben des Grafen Eberhard im Bart ins Leben gerufen und trägt zudem den ersten Namen des württembergischen Herzogs Karl Eugen. Im Juni 2012 erhielt die Universität im Rahmen der dritten deutschen Hochschul-Exzellenzinitiative den Exzellenzstatus. Heute ist sie in 7 Fakultäten der Natur- und Geisteswissenschaften mit etwa 30 Studienrichtungen gegliedert. Im Wintersemester 2013/2014 sind rund 28.700 Studenten immatrikuliert. Das Leben in der etwa 30 Kilometer südlich von Stuttgart gelegenen Universitätsstadt Tübingen ist geprägt von Studenten, die einen großen Teil der Einwohner ausmachen.

Geschichte

Universitätsgründung im 15. Jahrhundert

Eine Schlüsselrolle bei der Gründung hatte Mechthild von der Pfalz, die Mutter Eberhards und Erzherzogin von Österreich. Mechthild, die seit 1463 im nahegelegenen Rottenburg residierte, hatte die Verlegung des Stiftes Sindelfingen nach Tübingen, der damals größten und bedeutendsten Stadt des südwürttembergischen Landesteils, veranlasst. Nachdem dies 1476 von Papst Sixtus IV. genehmigt wurde, konnte das Stift zum Ausgangspunkt der noch ehrgeizigeren Pläne werden. Mechthild, die bereits bei der Gründung der Freiburger Universität entscheidend mitgewirkt hatte, konnte ihren Sohn Eberhard für das Projekt einer Universitätsgründung in Tübingen gewinnen. Großen Anteil an der Universitätsgründung hatte auch Eberhards Vertrauter Johannes Nauclerus, der erster Rektor und später langjähriger Kanzler der Universität wurde. Der Wahlspruch „Attempto!“ (lateinisch für „Ich wag’s!“) des Universitätsgründers Eberhard ist bis heute das Motto der Universität.

Nachdem am 11. März 1477 die Universitätsgründung öffentlich bekanntgegeben wurde, errichtete man binnen kürzester Zeit zwei große Fachwerkgebäude (Münzgasse 22–26) unweit des Neckars, so dass der Vorlesungsbetrieb bereits im Oktober 1477 begonnen werden konnte. Der weitere Aufbau der Universität wurde in den folgenden Jahren rasch vorangetrieben, so dass 1482 alle Universitätsbauten fertiggestellt waren. Daher kam eine Verlegung der Universität nach Stuttgart nicht mehr in Frage, als Stuttgart 1482 im Zuge der württembergischen Wiedervereinigung (siehe Münsinger Vertrag) die neue Landeshauptstadt und Residenz Eberhards wurde.

Ihren heutigen Namen erhielt die Universität 1769 von dem württembergischen Herzog Karl Eugen, der seinen Namen dem des Gründers, Graf Eberhard im Bart, hinzufügte. Er installierte sich selbst im Jahr 1767 als „Rector perpetuus“ und nahm das Rektorenamt bis zu seinem Tod 1793 wahr. Trotzdem hatte er mit der Gründung der Hohen Karlsschule in Stuttgart eine der größten Existenzkrisen der Tübinger Universität herbeigeführt.

Jüngere Geschichte

Im Jahr 1805 wurde in der Alten Burse, dem 1478 erbauten ältesten heute noch genutzten Gebäude der Universität, das erste Universitätsklinikum eingerichtet. Zusätzlich zu den vier Gründungsfakultäten wurden 1817 eine katholisch-theologische und eine staatswirtschaftliche Fakultät gegründet. 1863 erhielt die Eberhard Karls Universität die erste eigenständige naturwissenschaftliche Fakultät in Deutschland.

Bei der 450-Jahr-Feier hielt Hans Ellenbeck am 24. Juli 1927 die Ansprache beim Gefallenendenkmal auf der Eberhardshöhe. Für den Reichspräsidenten und die Reichsregierung sprach Hermann Emil Kuenzer. An den Festlichkeiten nahmen auch Albrecht Herzog von Württemberg und der Bischof von Rottenburg Joannes Baptista Sproll teil. Beim Fackelzug zogen 4000 Studenten von der Universität zur Kastanienallee.

Zwischenzeitlich war die Universität in 14 Fakultäten unterteilt, die im Jahre 2010 wieder zu sieben fächerübergreifenden Fakultäten zusammengelegt wurden. Das Logo der Universität ist seit 1997 die von HAP Grieshaber anlässlich des 500-jährigen Universitätsjubiläums (1977) gestaltete Palme mit dem Wahlspruch Attempto! Die „Eberhard-Karls-Universität“ schreibt sich seither ohne Bindestriche. 2005 initiierte die Universität die Hochschulregion Tübingen-Hohenheim. 2010 war sie Gründungsmitglied des Matariki Universitätsnetzwerks.

Zeit des Nationalsozialismus

Die Universität Tübingen spielte eine führende Rolle bei den Bestrebungen, die Politik des Dritten Reiches „wissenschaftlich“ zu legitimieren. Schon vor dem Wahlsieg der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei bei der Reichstagswahl März 1933 gab es kaum noch jüdische Dozenten und nur wenige jüdische Studierende. Der spätere Nobelpreisträger für Physik Hans Bethe wurde am 20. April 1933 wegen nichtarischer Abstammung entlassen, der Religionsphilosoph Traugott Konstantin Oesterreich wurde 1933 und der Mathematiker Erich Kamke 1937 in den vorzeitigen Ruhestand versetzt, wahrscheinlich war in beiden Fällen die nichtarische Abstammung der Ehefrau der Grund. Am Universitätsklinikum wurden mindestens 1158 Personen zwangssterilisiert. Anfang 1989 wurde bekannt, das an dem Anatomischen Institut weiterhin Präparate verwendet wurden, welche von Opfern aus der Zeit des Nationalsozialismus stammen. Diese wurden auf dem Tübinger Stadtfriedhof, unweit des Anatomischen Instituts auf dem Gräberfeld X beigesetzt. Zum Gedenken an die Opfer wurde eine Gedenktafel aufgestellt.

Gleichstellung an der Universität

Dass mittlerweile circa 60 Prozent der in Tübingen immatrikulierten Studenten Frauen sind, ist eine eher jüngere Entwicklung. 1881 durfte erstmals eine Gasthörerin aus den USA eine Vorlesung mitverfolgen, allerdings durch die geöffnete Tür aus einem Nebenraum. Erste Studentin, wenngleich „außerordentlich immatrikuliert“, war von 1892 bis 1895 Maria Gräfin von Linden. Erst 1904 wurde Frauen das Recht einer „ordentlichen Immatrikulation“ eingeräumt.

Nach der Festschreibung der Gleichstellungspolitik im Hochschulrahmengesetz wurde 1986 die erste Gleichstellungskommission des Senats gewählt, seit 1989 werden Fragen der Gleichstellung von einer Gleichstellungsbeauftragten vertreten.

Kanzler der Universität

Der Kanzler der Universität Tübingen war bis zur Reformation Vertreter des Papstes und seit 1561 des lutherischen Herzogs von Württemberg. Von 1561 bis 1817 vertrat der Kanzler zugleich das erste theologische Ordinariat. Nominell stand das Kanzleramt unter dem Amt des Rektors. Der Kanzler führte die Aufsicht über die Universität und kontrollierte den Lehrbetrieb sowie die Einhaltung der Zensurbestimmungen.

1933 wurde Gustav Bebermeyer (1890–1975) als „Beauftragter mit besonderen Vollmachten an der Universität“ eingesetzt, das Kanzleramt blieb unbesetzt. Es wurde auch nach der Zeit des Nationalsozialismus nicht wiederhergestellt, erst mit der am 1. Oktober 1969 wirksam gewordenen Grundordnung der Universität wurde wieder ein Amt mit dieser Bezeichnung geschaffen.

Mit der Ablösung der Rektorats- durch die Präsidialverfassung im Oktober 1972 entfiel das Universitätsorgan Kanzler wieder. Lebsanft wechselte in das Kultusministerium nach Stuttgart, und von 1973 bis 1974 war der Jurist Harald Volkmar, von 1974 bis 1979 der Jurist Heinz Doerner als Leitender Verwaltungsbeamter Leiter der Universitätsverwaltung. Mit dem am 22. November 1977 verkündeten baden-württembergischen Universitätsgesetz gab es wieder das Amt eines Kanzlers, bis zu dessen Wahl 1979 Doerner mit der kommissarischen Geschäftsführung betraut wurde.

Siegelmarken

Verzeichnis der Siegelmarken mit einem Bezug zur Universität.


Text: Wikipedia

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