Wülzburg

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Die Wülzburg ist eine historische Festung, die zwischen 1588 und etwa 1610 erbaut wurde. Sie befindet sich oberhalb der Großen Kreisstadt Weißenburg in Bayern (Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen) auf dem Wülzburger Berg, einer Erhebung des als Weißenburger Alb bezeichneten Teils der Südlichen Frankenalb.

Die Festung war ursprünglich ein Benediktinerkloster, das 1588 durch die Markgrafen von Ansbach in eine Festung umgewandelt wurde. Heute bildet sie mit den südlich davon stehenden Wohnhäusern den Stadtteil Wülzburg von Weißenburg. Neben der Zitadelle Jülich (1549 ff.), der Festung Dömitz (1559 bis 1565) und der Zitadelle Spandau (1560 ff.) ist die Wülzburg eine der vier engverwandten Renaissance-Festungen, die im deutschsprachigen Raum erhalten sind. Sie verdeutlichen in einmaliger Folge den zeittypischen Wehrbau der Renaissance.

Reklamemarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken mit einem Bezug zur Wülzburg.

Geschichte

Gründungssagen

Bei Alfred Kriegelstein findet sich folgende Sage zur Gründung des Klosters auf der Wülzburg:

„Das römische Weltreich war längst zusammengebrochen, die römischen Bauten, die Häuser, die Kastelle waren verfallen oder ganz verschwunden. Die Franken bewohnten das Land, über das nun ihre Fürsten herrschten. Einer der mächtigsten war König Pippin der Kurze. Der kam einst auf der Jagd in die bewaldeten Höhen am Römerkastell bei Weißenburg. Das Jagdfieber hatte ihn gepackt. Er war hinter einem flüchtigen Wild her, trennte sich von seinem Gefolge und fand nicht wieder zurück. Pippin irrte in der Wildnis herum. Die Nacht brach herein. Er suchte einen Lagerplatz und ließ sich schließlich am Fuße einer alten Eiche nieder. Aber er fand keinen Schlaf. Er dachte an die Zeiten zurück, in denen hier in diesen Wäldern Germanen und Römer gekämpft hatten und erblickte plötzlich eine weiße Gestalt: ein junges, hübsches germanisches Mädchen. Wie ein Nebelbild schwebte es dahin. Der König folgte ihm wie ein Traumwandler. Und die Gestalt führte ihn auf eine Höhe. Von hier aus konnte er das ganze umliegende Land im Schein des Vollmondes überblicken. Da traf er auf sein Gefolge, zu dem ihm die weiße Gestalt den Weg gewiesen hatte. Aus Freude und Dankbarkeit für diese Rettung befahl er, auf dieser Höhe eine Kirche zu errichten. Der Kirche folgte ein Kloster und aus dem Kloster wurde später eine Festung, die heute noch zu sehen ist: die Wülzburg bei Weißenburg.“[4]

Bau des Karlsgrabens, künstlerische Darstellung in der Würzburger Bischofschronik des Lorenz Fries.

Das ursprüngliche Kloster Wülzburg wurde mehrmals von Karl dem Großen besucht, zumindest behauptet das die Sage um den Karlsgraben.

Kloster

Über die Kirche und das Kloster vor dem 11. Jahrhundert ist nichts Näheres bekannt. Als Benediktinerkloster mit dem Patrozinium Peter und Paul soll es in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts als salische Stiftung gegründet worden sein und gehörte zur Diözese Eichstätt. In der Vita des Heiligen Otto, Bischof von Bamberg, ist das Kloster Wülzburg genannt: „Um 1060/62 wurde Otto aus schwäbischem Adel geboren und erhielt seine Erziehung wohl im Benediktinerkloster auf der Wülzburg im mittelfränkischen Weißenburg.“[5]

Der Eichstätter Bischof Konrad I. von Morsbach (1153–1171) war vorher Abt des Klosters Wülzburg.

1188 wird ein advocatium (dt.: Vogtei) in Wilzenburch in einem Vertrag zwischen Kaiser Friedrich I. Barbarossa und König Alfons VIII. von Kastilien, in dem die Ehe von Friedrichs Sohn Konrad mit Alfons Tochter Berengaria vereinbart wurde, erwähnt. Diese Vogtei, die in Wülzburg vermutet wird,[6] gehörte mit weiteren 29 staufischen Gütern zur Morgengabe der Braut. Allerdings wurde diese Ehe niemals in die Praxis umgesetzt.

1254 erlaubte der Papst Innozenz IV. dem Abt von Wülzburg die Absolution von Mönchen, die gegen die Gelübde der Armut und des Gehorsams verstoßen hatten und wegen Anschlägen auf die beiden Vorgängeräbte exkommuniziert worden waren. 1395 ereigneten sich zwei Morde im Kloster, die das Umland erschütterten. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts gelangte das Kloster in die Hände der Burggrafen von Nürnberg (seit 1415 Markgrafen von Brandenburg). Das hatte im 15. und 16. Jahrhundert verheerende Folgen, als es immer wieder in kriegerische Auseinandersetzungen hineingezogen wurde.[5]

Im zweiten großen Städtekrieg raubten 1451 Weißenburger Bürger das Kloster Wülzburg aus und steckten es in Brand. Anfang des 16. Jahrhunderts wurde das Kloster aufgelöst, es diente von nun an als Bauernhof. Von 1523 bis 1536 gab es noch ein Kollegiatstift, das acht Kanoniker und vier Vikare zählte. Die Aufhebung erfolgte 1537. 1588 wurden die Klostergebäude eingeebnet.[5]

Festung

An Stelle der Benediktinerabtei St. Petrus und Paulus zu Wülzburg wurde im Jahre 1588 die Festung Wülzburg begonnen. Bauherr war Markgraf Georg Friedrich d. Ä. von Brandenburg-Ansbach und -Kulmbach (1539–1603). Den Bau leitete zunächst der Hofbaumeister Blasius Berwart, darauf fertigte 1590 der kurbrandenburgische Baumeister Rochus Graf zu Lynar neue Pläne, deren Verwirklichung bis um 1605 in den Händen der Baumeister Caspar Schwabe, Blasius Berwart d. J., Albrecht von Haberland, Thomas Martinatus und Gideon Bacher lag.[7] Die Fertigstellung erfolgte etwa 1610.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Festung 1631 kampflos an die kaiserlichen Truppen unter Tilly übergeben und gelangte erst 1649 an Brandenburg-Ansbach zurück. Trotz langer schwedischer Blockaden blieb die Festung unerobert. 1639 zerstörte ein Brand Teile der Anlage.[8] Vom 17. bis 19. Jahrhundert diente die Festung auch als Staatsgefängnis (Siehe dazu auch den Bericht über die Große Fränkische Diebes- und Räuberbande). 1791 fiel das Markgrafentum Ansbach und mit ihm die Wülzburg an Preußen; 1806 kam die Wülzburg an das Königreich Bayern. Das Bayerische Kriegsministerium ließ nun umfangreiche Renovierungen durchführen, damit die Festung für die Armee wieder nutzbar war. 1867 wurde nach dem Aufenthalt des Infanterie-Regiments die Festungseigenschaft der Wülzburg aufgehoben und das Bauwerk 1882 mit Ausnahme des südlichen Schlossflügels an die Stadt Weißenburg verkauft,[9] in deren Besitz die Festung bis heute ist.

20. Jahrhundert

Im Ersten Weltkrieg wurde die Wülzburg als Kriegsgefangenenlager genutzt. Im Jahr 1918 war hier der spätere französische Präsident Charles de Gaulle bis zum Kriegsende im November 1918 (allerdings unterbrochen durch einen Fluchtversuch) inhaftiert. Eine Erinnerungstafel an ihn befindet sich im Inneren des Torgangs. Am 20. Juni 1929 wurde auf der Wülzburg das erste Schullandheim in Bayern eröffnet. Während des Zweiten Weltkrieges war die Wülzburg ein Internierungslager, deshalb befindet sich am Fallgarten der sogenannte Russische Friedhof, in dem neben den Gräbern von 40 sowjetischen Handelsmatrosen auch das Grab des Prager Komponisten Erwin Schulhoff zu finden ist.[10]

Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Wülzburg ein Flüchtlingslager, von 1952 bis 1968 im staatlichen Südflügel ein Kreisaltersheim. 1968 erhielt die Wülzburg als vorzüglich erhaltene Renaissancefestung den Rang eines National bedeutenden Baudenkmals. Seit 1969 wird die Festung saniert. Heute beheimatet der Schlossbau unter anderem eine Berufsschule zur sonderpädagogischen Förderung, Schwerpunkt: Lernen, die von der Rummelsberger Diakonie geleitet wird.

21. Jahrhundert

Bis ungefähr zum Jahr 2000 wurden Kosten für die Unterhaltungs- und Restaurierungsarbeiten an der fast vollständig im Besitz der Stadt Weißenburg befindlichen Festungsanlage vom Freistaat Bayern, vom Bezirk Mittelfranken und aus dem laufenden Haushalt der Stadt Weißenburg aufgebracht. Jährlich wurden mehrere Millionen Mark bzw. Euro in die Bestandssicherung investiert.

Nachdem der Freistaat und der Bezirk ihre Zuschüsse gekürzt bzw. eingestellt haben, sieht sich die Stadt Weißenburg nicht mehr in der Lage, die Bausubstanz in der bisherigen Form zu erhalten. Sie kann nur noch rund 350.000 Euro pro Jahr aufbringen. Beim Neujahrsempfang der Stadt 2006 zitierte der damalige Oberbürgermeister Reinhard Schwirzer die Meinung eines Ingenieurbüros, dass man zukünftig aufgrund des fehlenden Geldes daran denken müsse, gezielt Teile der Festung nicht mehr zu erhalten und einstürzen zu lassen. Das verursachte erhebliches Aufsehen und es gelang, eine umfangreiche Sanierungskampagne für mehrere Millionen Euro in den kommenden Jahren zu initiieren.


Text: Wikipedia

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