William Prym

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Die William Prym GmbH & Co. KG ist das älteste Industrieunternehmen Deutschlands. Die Holdinggesellschaft hat ihren Sitz in Stolberg (Rhld.) in Nordrhein-Westfalen.

Prym Reklamemarkenkatalog

Katalog der Reklamemarken welche die Firma Prym ausgegeben hatte.

Geschichte

Das Unternehmen wurde 1530 vom Goldschmied Wilhelm Prym (1490–1561) in Aachen als Familienbetrieb zur Herstellung von Messing und Kupfer begründet. 1642 wurde der protestantischen Familie im katholischen Aachen in der Zeit der Aachener Religionsunruhen das Zunftrecht entzogen, weshalb Christian Prym (1614–1683), wie auch die bekannten Kupfermeisterfamilien Amya, Hoesch, Peltzer, Schleicher, Lynen, von Asten und andere, nach Stolberg umsiedelte, wo bis heute die Führung des später entstandenen Prym-Konzerns ihren Hauptsitz hat. Zunächst als Kupfermeister auf dem Kupferhof Roderburgmühle tätig, erwarb Christians gleichnamiger Enkel (1676–1747) Anteile am Dollartshammer, der von seinen Nachkommen noch um die Hammerwerke Salzrumpf und Derichsberger Mühlen erweitert wurde. Damit wurde der Dollartshammer zur Wiege des späteren Großunternehmens.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts entwickelte Prym die ersten Fertigprodukte aus Messing, Eisen und Stahl, die schon bald maschinell produziert wurden. 1859 erweiterten William Prym (1811–1883) und dessen Sohn Gustav Wilhelm (1839–1916) die Produktpalette um Kurzwaren, die zum Schwerpunkt der Produktion wurden, so der von Heribert Bauer 1885 erfundene Druckknopf, der 1903 von Hans Friedrich Prym (1875–1965) durch eine in den Kopfteil eingelegte Feder verbessert wurde (Kronenfeder-Druckknopf), Nadeln und Einfädler.

Ab dem letzten Drittel des 19. Jh. wurden sowohl die technische Einrichtung vor Ort als auch die Verkaufsorganisation im Ausland ausgebaut, darunter auch die für die Österreichisch-ungarische Monarchie. So wurde in Wien I, Stoß im Himmel Nr. 1, eine Niederlassung errichtet – jedoch war der Import von in Österreich noch händisch erzeugten Artikeln mit hohen, die Waren verteuernden Zöllen belegt. Prym sah sich daher veranlasst, auch in Österreich mit einer eigenen Produktion zu beginnen.[1]

1887 wurden die Kaufverhandlungen für ein in Weissenbach an der Triesting, Niederösterreich, bereits seit vier Jahren stillstehendes Walzwerk geführt. Am 30. März 1888 erfolgte die Gründung einer offenen Gesellschaft als Zweigniederlassung von Stolberg. Die gewerbebehördliche Bewilligung zur Fabrikmäßigen Erzeugung von Nadlerwaren wurde seitens der Bezirkshauptmannschaft Baden dem zweitjüngsten Sohn des 1883 verstorbenen William Prym, Julius Prym (1857–1928), im April 1888 erteilt. Noch im selben Jahr begann in dem einzigen bestehenden gemauerten, ca. 20 mal 30 Meter großen Gebäude die Erzeugung von Stecknadeln und Hafteln sowie, 1889, von Ketten. Maschinen und Meister kamen von Stolberg.[1]

Durch den Ersten Weltkrieg verlor die österreichische Zweigniederlassung den größten Teil ihrer Absatzmärkte.[2]

Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm der österreichische Staat 1955 mit Abschluss des Österreichischen Staatsvertrags gegen eine hohe Ablösesumme die von der sowjetischen Besatzungsmacht bisher durch den USIA-Konzern verwalteten Betriebe, bestrebt, diese preisgünstigst wieder zu veräußern. Nach dem Rückkauf der Firma Prym wurde der Betrieb am 13. August 1955 an zwei öffentliche Verwalter[Anm. 2] übergeben.[3]

Mit rund 4000 Beschäftigten wurde um 1970 der höchste Mitarbeiterstand erreicht. — Die unerwartete Schließung des österreichischen Betriebs erfolgte bei noch voller Beschäftigung, guter Auftragslage und positiver Bilanz am 1. Juli 1981.[4]

2004 wurde dem Unternehmen von der Europäischen Kommission eine Geldstrafe in Höhe von 30 Mio. Euro für ein Nadelkartell mit dem britischen Unternehmen Coats PLC auferlegt. Im Zuge des gleichen Vorgehens der EU wurde ein zweites Kartell im Jahre 2007 mit insgesamt über 303 Mio. Euro, davon 40,5 zu Lasten von Prym, wegen Kartellbildung im Bereich Verbindungs- und Befestigungssysteme bestraft.[5] Der Europäischen Kommission zufolge war Prym Teil einer Gruppe von Gesellschaften, die zwischen 1994 und 1999 illegale Absprachen über Preise und Märkte trafen, die jedoch als zwei einzelne Kartelle angesehen wurden. Dadurch konnte die Kommission die Strafen für Prym deutlich erhöhen; von der üblichen Maximalgrenze von 10 % des Jahresumsatzes auf über 20 %.[6] Dem für die bebußten Unternehmensteile verantwortlichen Geschäftsführer Axel Prym kommt im Rahmen der Kartellbildung besondere Bedeutung zu. Die Kommission schreibt in ihrer Urteilsbegründung nicht nur, dass Axel Prym ausführliche Aufzeichnungen aller Treffen des Kartells erstellte, sondern auch, dass er sich der Illigalität der Treffen und Absprachen bewusst war.[7] [8]

Auf Grund der schwierigen Situation über 70,5 Mio. Euro an Bußen begleichen zu müssen, wurde im April 2011 die Strafe für Kartellbildung im Bereich Verbindungs- und Befestigungssysteme von 40,5 Mio. Euro auf 15,5 Mio. Euro reduziert.[9] Insgesamt musste das Unternehmen so über 45,5 Mio Euro an Bußgeldern begleichen.[10][11]

Produktion

Heute produziert die verbliebene Firma täglich ca. 15 Millionen Druckknöpfe. Neben Kurzwaren wie Druckknöpfen und Stricknadeln stellt Prym mittlerweile auch Kontaktelemente für elektrische Verbindungen und elektronische Bauteile her. Das Unternehmen ist inzwischen mit 40 Produktions- und Vertriebsstandorten weltweit vertreten.

Unter der William Prym GmbH & Co. KG sind für die einzelnen Geschäftsbereiche drei eigenständige Tochterunternehmen zuständig:

Consumer: Näh- und Handarbeitsartikel, Accessoires

Fashion: Verschlüsse für Kleidung und Textilien

Inovan: Werkstoff- und Oberflächentechnik, Kontaktelemente

2013 lag der Jahresumsatz der Prym Group bei ca. 360 Millionen Euro, die Anzahl der Mitarbeiter betrug 3500.[12] Bis Oktober 2005 war Prym durchgehend von Mitgliedern der Familie Prym geführt.

Sonstiges

Auf das finanzielle Engagement der Unternehmerfamilie Prym geht die Gründung der Stadtbücherei und des Schwimmbads in Stolberg zurück sowie Sozialwohnungen und eine der ersten deutschen, heute in der Actimonda BKK aufgegangenen Betriebskrankenkassen.

Während sich das Werk selbst in Weissenbach befand, waren die Arbeiterhäuser auf der anderen Seite des Further Baches. Diese Arbeiterhäuser existieren noch heute als Teil einer Siedlung, die den Namen Prymhäuser trägt.



Text: Wikipedia

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