Zwönitz

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Zwönitz ist eine Bergstadt im sächsischen Erzgebirgskreis.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Zwönitz.

Geschichte

Die Besiedlung des Zwönitztals erfolgte durch slawische Sorben.[2] Auch der Ortsname leitet sich aus dem altsorbischen Namen Zvonica oder Zvenica (von zveneti, in der Bedeutung von tönen, tosen) für den Bach ab, der durch das Tal fließt.[3] Die erste deutsche Besiedlung in Form einer Waldhufenanlage am Unterlauf des Kühnhaider Wassers erfolgte vermutlich frühestens gegen Ende des 12. Jahrhunderts mehrheitlich durch Franken. In der Folge assimilierte sich die sorbische Bevölkerung sprachlich. Mindestens seit 1286 war der Ort im Besitz des Klosters Grünhain und gehörte zuvor zur Herrschaft Stollberg. Zwönitz erhielt etwa 1300 das Stadtrecht, und 1545 folgte das Marktrecht.

Schon vor dem 15. Jahrhundert wurde hier Bergbau betrieben; vornehmlich wurde Eisenerz abgebaut. Aus diesem Grunde erhielt Zwönitz die Bezeichnung Bergstadt mit steuerlichen Privilegien.

Niederzwönitz wurde 1485 durch die Leipziger Teilung albertinisch und unterstand der herzoglichen Herrschaft Stollberg, während Zwönitz ernestinisch kurfürstlich wurde. Diese Landesgrenze bestand bis 1547. Während in Zwönitz die lutherische Kirchenvisitation bereits 1529 stattfand, musste Niederzwönitz bis 1540 warten, bis Georg der Bärtige, welcher alten Glaubens war, die Augen schloss und sein Bruder Heinrich die Reformation auch im albertinischen Sachsen einführte.

Die Zwönitzer Schule war im Mittelalter, und blieb noch bis in die neue Zeit hinein, eine kirchliche Einrichtung. Die Schule leistete im Wesentlichen kirchliche Dienste, in welcher anfangs ein katholischer Küster und Kleriker den Unterricht erteilte, darunter die Erlernung der lateinischen Sprache und des Chorgesanges. Die Zwönitzer Küsterei entstand, nachdem die Kirche im Jahr 1450 zum ersten Mal abgebrannt war, auf dem heutigen Diakonatsgarten zwischen Kirche und dem ehemaligen Gasthof Stern am Zwönitzer Markt. Die in diesem Garten befindliche kleinstädtische Lateinschule war immerhin so gut, dass manche ihrer Schüler die Universität Leipzig besuchen konnten, sowie nach der Reformation die Universität Wittenberg. Die Bürger mussten dem Küster für seine Arbeit einen Groschen und jeder Hausgenosse einen halben Groschen zahlen. Weiterhin erhielt er von den Ansässigen 6 Pfennige zu Michaelis, 3 Pfennige zum Heiligen Abend und zwei Pfennige am Gründonnerstag. 1554 zahlte jeder Schüler wöchentlich 3 Pfennige an den Schulmeister.

Die Zwönitzer Richter wurden vom Kloster(-amt) Grünhain eingesetzt und waren der Stadt Zwönitz keinerlei Rechenschaft schuldig. Aufgrund des Schmalkaldischen Krieges fand im Frühjahr 1546 eine Musterung statt. Am 31. Juli 1546 wurden alle „amtstragenden Personen“ (z. B. Richter) in Aue versammelt, wo sie die nötigen Weisungen für den Ernstfall erhielten. Im Oktober 1546 spitzte sich die Kriegslage für die Region weiter zu, da sich die Grenze zum Feind nun ganz in der Nähe zwischen Niederzwönitz und Zwönitz befand. Daraufhin musterte der Amtmann von Grünhain am 29. Oktober 1546 noch schnell 2.500 Mann aus dem Annaberger Raum und aus dem ehemaligen Klostergebiet Grünhains. Trotzdem rückte am 30. Oktober 1546 der auf dem niederzwönitzer Gebiet stehende Herzog Moritz weiter vor, überschritt die Grenze nach Zwönitz und stand wenige Tage später in Grünhain. Da Schwarzenberg die Übergabe verweigerte musste Herzog Moritz vorerst unverrichteter Dinge Richtung Zwickau abziehen.

Kurzzeitig eroberte Kurfürst Johann Friedrich I. seine verlorenen Gebiete wieder zurück, bis er im April 1547 in der Schlacht bei Mühlberg gefangen genommen wurde. Mit dem Sieg fiel die Klosterregion, und somit auch Zwönitz, an den Herzog Moritz. Dieser verfuhr mit Leuten, welche zu seinem Vetter gehalten hatten, nicht sehr glimpflich. So wurden unter anderem Bürgermeister, Richter und Schöppen, auch wenn sie nur aufgrund ihrer evangelischen Überzeugung zum Kurfürsten gehalten hatten, ihres Amtes enthoben, andere Personen wurden aus demselben Grund enteignet. Zwönitz wurde von den kriegerischen Auseinandersetzungen, Brandschatzungen oder Plünderungen voll getroffen.

Bis zum Jahr 1573 war der Zwönitzer Küster, Schulmeister, Gerichts- und Stadtschreiber noch in einer Person. Seitdem erfolgte die Trennung zwischen Küster und Schulmeister einerseits und Gerichts- und Stadtschreiber andererseits, weil der Zwönitzer Gerichtsschreiber auch in den Dörfern Kühnhaide, Dittersdorf, Günsdorf und dem kurfürstlichen Teil von Lenkersdorf als Gerichtsschreiber fungierte und den Bewohnern „ihre Käufe und Händel schreiben musste“.

Als sich der Beginn des Dreißigjährigen Krieges abzeichnete, wurde 1605 die Stadt Zwönitz vom Kurfürsten daran erinnert, dass sie und ihre Dörfer im Kriegsfalle einen Heerwagen zu stellen und instand zu halten haben, namentlich die folgenden sieben Parteien: „Khinhayda alleine, Tittersdorff und Lenkersdorff, Bernstbach, Beyerfeldt und Wildenawe, Raschow allein, Undterscheibe und Schwarzbach, Hormersdorf alleine, Stedtlein Zwenitz und Günsdorff“. Diese Pflicht war den Orten zwar schon seit etwa über einem Jahrhundert auferlegt, doch durch die lange Friedenszeit und dem wachsenden Wohlstand war diese zusehends vernachlässigt worden. Es handelte sich dabei um eine Art Bagagewagen aus Holz mit Eisenbeschlägen. Der Wagenkasten war mit einer mittels großer Ringe gehaltenen Plane überspannt. An dem Wagenkasten hingen mehrere abschließbare Kästen und: „eyn Hakenbuchse und dobey ein Rodehauen, zween Schaffeln, zwey Grabescheydt, zween Flegell, zwey Eyszen und etliche Hufeyßen mit geborlichen Nageln, darzu notturftigen Spiessen und unter iglichen Wagen ein angehangen Brett und allem anderen ins Felt zur Wagenburgk, Streit und Ernste gehörende alszo wohlgerust“.

Dieser Wagen stand seit 20 Jahren unbeachtet in einem Schuppen und war in einem unbrauchbaren Zustand. Es musste daher ein neuer Wagen gebaut werden, an dessen Kosten wiederum alle Orte beteiligt wurden. Bei zwei aufeinander folgenden Besichtigungen des Wagens mussten zudem insgesamt 25 Personen verköstigt werden. Außerdem wurden immer häufiger Musterungen (Heeresschauen) zur Feststellung der Verteidigungskraft des Landes in Grünhain, und später in Chemnitz, abgehalten, manchmal sogar mehrmals im Jahr. Dadurch entstanden für Zwönitz sehr hohe Kosten, welche die Parteien (z. B. Dittersdorf) dann anteilig zahlen mussten, wenn auch oft erst nach vielen Mahnungen.

Mitten im Dreißigjährigen Krieg brach am 27. Juni 1640 im heutigen Ortsteil Kühnhaide die Pest aus. Dabei starben mehrere Höfe komplett aus. Im Jahr 1640 starben in Zwönitz 28 Personen an der Pest, in Lenkersdorf 10, in Kühnhaide 52 und in Dorfchemnitz 53. Es ist nachgewiesen, dass die Pest in der Region auch in den Jahren 1568, 1572, 1577, 1585 und 1598 auftrat. Aus den Jahrhunderten zuvor gibt es keine Erkenntnisse. Zum letzten Mal trat die Pest in Zwönitz im Jahre 1680 auf, und seit 1713 ist sie ganz aus dem Erzgebirge verschwunden. So viele Tote durch die Pest wie im Jahr 1640 gab es jedoch sonst nie.

1873 war der Beginn der Bauarbeiten für die Bahnstrecke Chemnitz-Zwönitz-Lößnitz-Aue-Adorf, welche am 15. November 1875 eröffnet wurde. 1890 kam zur Wahlkampferöffnung August Bebel in die Stadt. 1891 wechselte die schulische und kirchliche Zugehörigkeit der Gemeinde Dittersdorf von Zwönitz nach Lößnitz, in einer anderen Quelle heißt es jedoch: „Um 1870 wurde ganz Lenkersdorf nach Zwönitz eingepfarrt, dafür ganz Dittersdorf zu Lößnitz“.

1889 wurde die Bahnstrecke Zwönitz – Stollberg eröffnet. 1900 folgte die Eröffnung der Bahnstrecke Zwönitz–Scheibenberg über Elterlein. Die Strecke wurde ein Opfer des Zweiten Weltkrieges und fiel im Sommer 1947 als Reparationsobjekt der Besatzungsmacht dem Abbau anheim. 1906–1907 wurde das Königlich Sächsische Amtsgericht errichtet. Das erhaltene Gebäude an der Heinrich-Heine-Straße beherbergte eine Mittelschule (1941–1945), eine Berufsschule (ab 1952), eine Polytechnische Oberschule (1958–1990) und seit 1991 die Mittelschule „Katharina Peters“. Das Gebäude wurde 2013 durch einen funktionalen Sporthallen- und Unterrichtsanbau erweitert.

Am Ende des Zweiten Weltkrieges hisste die Stollberger Bürgerin Gerta Uhlig eine weiße Fahne, um ein Ende der Kampfhandlungen zu erreichen, und wurde dafür von SS-Männern im Wald an der Landstraße von Zwönitz nach Hoheneck ermordet. Heute befindet sich an der Stelle eine kleine Gedenkstätte.

Zwönitz gehörte von 1875 bis 1910 zur Amtshauptmannschaft Chemnitz, danach bis 1950 zur Amtshauptmannschaft Stollberg. Nach Auflösung des Kreises Stollberg im Jahre 1950 kamen Zwönitz und die Orte Niederzwönitz, Kühnhaide und Lenkersdorf zum Kreis Aue. Nach der Landkreisreform im Jahre 1994 entschieden sich Zwönitz nebst der Ortsteile, die bisher zum Kreis Aue gehört hatten, nicht für den Verbleib im neuen Landkreis Aue-Schwarzenberg, sondern wieder für den Landkreis Stollberg. Seit der sächsischen Kreisreform im Jahr 2008 gehört Zwönitz zum Erzgebirgskreis.


Text: Wikipedia

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