Mönckebergstraße 21 (Hamburg)

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Hulbe-Haus 1914

Hulbe-Haus

Das Hulbe-Haus ist ein Büro- und Geschäftshaus in Hamburg, Mönckebergstraße 21, das unter Denkmalschutz steht. Es wurde 1910–1911 nach Entwurf des Hamburger Architekten Henry Grell (1870–1937) erbaut und ist nach seinem Bauherrn benannt, dem Buchbinder und Leder-Kunsthandwerker Georg Hulbe.

Das Hulbe-Haus, ursprünglich das "neue Hulbe-Haus" hatte bereits im Stadtteil St. Georg in der Lindenstraße 43/47 einen Vorgängerbau. Dort war die große Werkstatt untergebracht und gleichzeitig gab es Ausstellungsräume für "interessante Kollektiv-Ausstellungen hervorragender Künstler". Die Ausstellungsfläche des "Kunstgewerbehauses Hulbe" in St. Georg hatte 500 m² Boden- und 1300 m² Wandfläche. Auch das Ladengeschäft im Hamburger Hof am Jungfernstieg diente Künstlern als Ausstellungsplattform.

Hulbe ließ in der Mönckebergstraße das Gebäude als Standort seines Kunsthandwerk-Geschäftes, das auch als Kunstgewerbehaus Hulbe firmierte, direkt neben der St.-Petri-Kirche bauen. In der Bebauung der Mönckebergstraße wollte er mit diesem Bau einen städtebaulichen Akzent zwischen den Kontorhäusern setzen. Der Bau greift die architektonischen Formen der niederländischen Renaissance auf und somit auch die Tradition der nordischen Seestädte.

Von der Erbengemeinschaft Georg Hulbes („G. Hulbe Testament“) ging das Haus in den 1930er Jahren an die A. Voss Verwaltungsgesellschaft in der Bramfelder Straße 140–152 (Margarinefabrik) und in den 1960er Jahren an die "Alfred Voss-Erben" über, die in Hamburg im Sinne von Alfred Voss als Mäzenaten bekannt sind. Im Erdgeschoss wurde die Ladenfläche an das „Haus der Technik“ von Hugo Sonnenberg vermietet. Das Haus wurde später an den Wirtschaftsprüfer Otto Gellert, den Generalbevollmächtigten der Alfred Voss-Erben, verkauft.

Auf dem Dach des Hauses ist eine Kogge aus vergoldetem Kupferblech montiert, ein Wahrzeichen der Hanse und Hulbes Firmensignet. Diese Kogge beinhaltete Dokumente aus der Bauzeit und musste zusammen mit anderen Teilen des Hauses nach einem schweren Sturm 1978 restauriert werden. Nach den Arbeiten wurden die Dokumente an das Museum für Kunst und Gewerbe übergeben. Aktuell wird das Haus von der Firma Thomas i Punkt, einem Geschäft für Mode und Skateboardausrüstung genutzt.

Die Darstellung auf einer Relieftafel am Hulbehaus erklärte das Hamburger Abendblatt 1983 in einem Artikel über die Mönckebergstraße:

„Zwei reizvolle Akzente in der Straßenflucht

(...) Eine besondere Beziehung zum Bürgermeister Mönckeberg hat auch das Hulbe-Haus (Nummer 21). 1911 ist es im Stil eines altflämischen Bürgerhauses erbaut worden. An der Fassade hängt eine Steintafel, die freilich nur Eingeweihte deuten können. Sie zeugt von einem Streit zwischen dem renommierten Hamburger Buchbinder Hulbe und Bürgermeister Mönckeberg. Der nämlich hatte an einer etwas freizügigen Zeichnung einer jungen Dame Anstoß genommen, die Hulbe im Schaufenster seiner Werkstatt am Jungfernstieg ausgestellt hatte. Hulbe mußte eine Geldstrafe von 50 Mark zahlen. Was er nicht einfach hinnahm. Er ließ die Steintafel an seinem Haus bildlich verkünden, was er von der Angelegenheit und von Mönckeberg hielt. Die Plastik zeigt einen Mönch (der auch im Mittelpunkt des Mönckebergschen Familienwappens steht), der von einem Narren geführt auf einem Esel reitet und die Fahne der Kunst hinter sich her durch den Dreck zieht.“

– Hamburger Abendblatt, Nr. 244 vom 19. Oktober 1983

Diese Beschreibung ist aber nicht ganz zutreffend: Bürgermeister Johann Georg Mönckeberg starb bereits 1908. Es handelte sich in dem Streit um seinen jüngeren Bruder, den Rechtsanwalt Rudolf Mönckeberg. Der ehemalige Staatsrat der Finanzbehörde Leo Lippmann (1881-1943) beschreibt den Vorgang in seinen Erinnerungen:

„Dr. Rudolf Mönckeberg war einer der schärfsten Gegner der Sozialdemokraten. An ihn erinnert ein Relief, das an dem Hulbehaus in der Mönckbergstraße angebracht ist. Dr. Mönckeberg hatte Anstoß daran genommen, dass in dem Schaufenster des Hulbe'schen Geschäftes (damals: am Alten Jungfernstieg) Zeichnungen des Malers Reznicek für den Münchner „Simplicissimus“ ausgestellt waren, die wenig bekleideten Frauen darstellten. Auf Grund der gerichtlichen Aussage Mönckebergs wurde Hulbe wegen „Erregung eines öffentlichen Ärgernisses“ zu einer kleinen Geldstrafe (50 Mark) verurteilt. Hulbe rächte sich dadurch, dass er an seinem neuen Geschäftshaus in der Mönckebergstraße ein Relief anbringen ließ: einen Mönch, der auf einem Esel einen Berg hinaufreitet und dem Hummel seinen bekannten Kraftausdruck nachruft“

– Leo Lippmann, 1964

Anja Katthöfer berichtete 1997 in ihrer Magisterarbeit, dass Hulbe die Art von Rudolf Mönckeberg sehr gestört hatte, denn man kannte sich und er hätte die betreffenden Bilder umgehend entfernt, wenn er von Rudolf Mönckeberg darauf aufmerksam gemacht worden wäre. Auch fand der Gerichtsprozess im Frühjahr 1911 großen Widerhall in der zeitgenössischen Presse. Hulbe hat in der goldenen Kogge auf dem First des Hulbe-Hauses hierzu einen „Brief an die Nachwelt“ hinterlassen. Darin kritisiert er die oberflächlichen Kunstbestrebungen seiner Zeit und schließt das Schreiben mit den Worten: „Meine Sorge, daß die gute alte solide Technik auf allen Gebieten des Handwerks durch die vielen Theoretiker immer mehr zurückgeht, finde ich leider bestätigt. Wie mag das nach 100 Jahren aussehen ...?“


Georg Hulbe

Georg Hulbe (* 27. September 1851 in Kiel; † 16. November 1917 in Hamburg; vollständiger Name: Georg Ernst Friedrich Hulbe) war ein deutscher Buchbinder und Leder-Kunsthandwerker zur Zeit des Historismus und des Jugendstils in Hamburg.

„Bereits sein Vater Christoph Hulbe (1810–1884) war in Kiel ein anerkannter und erfolgreicher Handwerker, der eine (Buchbinder-) Werkstatt für Leisten- und Goldschnitt betrieb. Georg Hulbe besuchte die Schule bis zum Erreichen des „Einjährig-Freiwilligen“ und begann 1868 eine Buchbinderlehre, um nach seinem Militär-Pflichtjahr auf Wanderschaft zu gehen. 1876 eröffnete er in Kiel seine erste eigene Buchbinderwerkstatt und ging 1880, wohl auf Initiative von Justus Brinckmann, nach Hamburg. Hier betrieb er ebenfalls eine Buchbinderei und besuchte an der Gewerbeschule Zeichen- und Ornamentkurse. Seine besondere Aufmerksamkeit galt jedoch der alten und sehr aufwendigen Technik des Lederschnitts. Wahrscheinlich erhielt er von Brinckmann für die Wiederbelebung dieser in Vergessenheit geratenen Technik Anregungen, zumal er zahlreiche alte Bucheinbände und lederbezogene Stühle alter Meister aus dem Museum für Kunst und Gewerbe studierte. Schnell wurde Hulbe zum Erneuerer des Lederschnitts.

Auch der Erfolg seiner Lederproduktion stellt sich rasch ein. So konnte er, mittlerweile mit seiner Werkstatt in St. Georg ansässig, 1885 in der Hamburger Innenstadt eine Verkaufsstelle eröffnen. Wie sehr sein Ansehen auch in Deutschland gestiegen war, belegt die Tatsache, dass er 1895 den Auftrag für die Herstellung sämtliche Lederstühle und Ledertapeten des Berliner Reichstages erhielt. 1897 wurde Hulbe damit beauftragt, die gesamte Lederausstattung des neuen Hamburger Rathauses auszuführen. Für diese mehrjährigen Großaufträge musste H. allein 203 Personen in seiner Hamburger Firma und weiter in den Berliner und Frankfurter Dépendencen beschäftigen.“

– Bergedorfer Personenlexikon

Seine Werkstatt war zunächst (1884–1889) in der Lindenstraße 13 im Stadtteil St. Georg. 1886 kam eine Werkstatt in der Bergstraße 23 (bis 1891) und in der (Altonaer) Bachstraße 63 (heute Pepermölenbek) (bis 1898) hinzu. Nach Abschluss der großen Aufträge für den Berliner Reichstag und das Hamburger Rathaus konzentrierte er seine Werkstatt in der Lindenstraße 43/47. Von 1894 bis 1911 gab es ein Verkaufsladen am Jungfernstieg 26 (Hamburger Hof), bevor das eigene Gebäude in der Mönckebergstraße 21, das Hulbe-Haus, fertiggestellt wurde. Von 1887 bis 1911 war in Berlin ein Zweigbetrieb bzw. eine Verkaufsstelle in der Leipziger Straße 121 vorhanden. Auch die damalige Filiale in Frankfurt am Main lag in einer exklusiven Lage (Goethestraße 19).

Das Hulbe-Haus in der 1908 neu angelegten Mönckebergstraße in Hamburgs Innenstadt ließ er sich 1910 als eigenes neues „Kunstgewerbehaus“ direkt unterhalb der Petrikirche 1910 von dem Architekten Henry Grell (1870–1937) bauen. Es diente nicht nur als Verkaufsstätte für eigene und fremde kunsthandwerkliche Produkte, sondern auch als Raum für Kunstausstellungen. Das Haus mit seiner besonderen Fassadengestaltung und Dachlandschaft wurde bekrönt von einer vergoldeten Kogge, dem Signet Hulbes, das man auch als Meisterstempel auf vielen seiner Werke findet.

Hulbe fertigte hochwertige und hochpreisige Leder-Arbeiten, Schreibmappen, Paravents, Schatullen, Möbel, Tapeten und anderes an. Besonderes Merkmal war die mit großer Kunstfertigkeit und in hoher Qualität ausgeführte Punzierung und Prägung, bei Leder auch Gaufrieren genannt. Unter anderem fertigte er die Leder-Ausstattung des Hamburger Rathauses und des Reichstags in Berlin.

Zur Einweihung des Hamburger Rathauses im Jahre 1897 fertigte er das Goldene Buch der Stadt an. Die Lederschnittarbeit zeigt auf dem Vorderdeckel das Hamburger Staatswappen, darunter die Devise „Gott mit uns“. Die Ecken bestehen aus handgetriebenen und vergoldeten Silberbeschlägen, der Rückdeckel trägt den deutschen Reichsadler.

Das von ihm gefertigte Goldene Buch der Stadt Posen ist mit Handmodellierungen verziert, auch die Ecken sind in Handarbeit aus Silber getrieben. Der gesamte Einband wurde vergoldet, an den erhabenen Stellen scheint das rote Leder hindurch, um den Eindruck von Alter und abgegriffen sein von Anfang an hervorzurufen.

Er fertigte eine Stammtafel in Leder für das Haus Bismarck-Schönhausen an. Die autotypische Nachbildung aus dem Jahre 1904 zeigt einen Zweig der Familie in einer Lederschnittarbeit. Die Metalle wurden in Gold und Silber behandelt, die Wappen bemalt, die einzelnen Mitglieder des Hauses in von Eichenzweigen verbundenen Wappenschilden dargestellt.



Text Hulbe-Haus: Wikipedia

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Text Georg Hulbe: Wikipedia

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Bild: Wikipedia

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