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Villa Schöningen

381 Bytes hinzugefügt, 20:23, 31. Jan. 2012
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Die Villa Schöningen ist ein historisches Wohngebäude im Potsdamer Stadtteil Berliner Vorstadt, Berliner Straße 86, an der Ecke Berliner Straße und Schwanenallee, wenige Meter westlich von der Glienicker Brücke entfernt.
Im Auftrag des preußischen Königs [http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Wilhelm_IV._(Preu%C3%9Fen) Friedrich Wilhelm IV. ] entwarf [http://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Persius Ludwig Persius ] 1843 für Kurd Wolfgang von Schöning, dem Hofmarschall des Prinzen Carl von Preußen, ein Haus im italienischen Villenstil. Im selben Jahr erfolgte auch die Namensgebung nach der östlich von Braunschweig gelegenen Stadt Schöningen, dem Herkunftsort der Familie von Schöning.
Nach mehreren Besitzerwechseln und zunehmender Verwahrlosung nach 1945 wurde das Gebäude denkmalgerecht saniert und im November 2009 ein Museum eröffnet, das in einer Dauerausstellung die Geschichte des Ortes sowie Wechselausstellungen zeitgenössischer Kunst zeigt. Seit 1977 ist die Villa Schöningen Baudenkmal und in der Denkmalschutzliste des Landes Brandenburg aufgenommen worden sowie Teil der als Weltkulturerbe unter Schutz gestellten Berlin-Potsdamer Kulturlandschaft.
An Stelle der Villa Schöningen stand zuvor ein erst 17 Jahre altes Wohnhaus, das der Potsdamer Maurermeister Christian Friedrich Fimmel 1826 für den Schiffbauer Martin Friedrich Nüssoll errichtete. An das Haus grenzte nördlich ein mit einem Bretterzaun umfriedeter Hof und ein Abort. Dieses Bild bot sich dem drittältesten Sohn Friedrich Wilhelms III., Carl von Preußen, der zur selben Zeit auf der anderen Seite des Jungfernsees das Landhaus Glienicke zu einem klassizistischen Sommerschloss umbauen ließ. Das direkt gegenüberliegende Haus des Schiffbauers störte den Blick von der Schlossanlage in die Havellandschaft durch seine unangenehme äußere Gestalt, die Jedem, der nach dem gern besuchten Glienicke wanderte, auffiel. 1832 erwarb der Zimmermeister Friedrich Wilhelm van der Bosch das Wohnhaus im Zuge einer Zwangsversteigerung für 2.550 Reichstaler. Ihm gehörte bereits das im Norden an das Grundstück des Schiffbauers grenzende Gartenland, das er als Zimmerplatz nutzte.
Nach dem Regierungsantritt Friedrich Wilhelms IV. 1840 bekam der Gartenarchitekt [http://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Joseph_Lenn%C3%A9 Peter Joseph Lenné ] den Auftrag die Landschaft um Potsdam zu verschönern. In die Planung waren ebenfalls Gebäude einbezogen, die an den Havelufern oder an Verbindungswegen zwischen den königlichen Gartenanlagen standen und deren vernachlässigtes Äußere hier oder bei einem weiteren Überblick der Gegend von einem Höhepunkte aus, störend einwirken. In diesem Zusammenhang wurde privaten Eigentümern solcher Häuser ein Umbau nach den architektonischen Vorstellungen des Königs vorgeschlagen oder bebaute Grundstücke angekauft und die Gebäude mit vorgegebenen Umgestaltungswünschen an Bedienstete des preußischen Königshofes übergeben. Zur Finanzierung des Projekts stand mit Kabinettsorder vom 14. Dezember 1841 ein eigens dafür eingerichteter Immediatbaufonds mit einem jährlichen Etat von 20.000 Reichstalern zur Verfügung.
Der durch Friedrich Wilhelm IV. angestrebte Kauf des Grundstücks an der Schwanenallee und der anschließenden Übergabe an den Hofmarschall Kurd Wolfgang von Schöning scheiterte zunächst an einer überhöhten Forderung des Zimmermeisters van der Bosch. Ludwig Persius vermerkte dazu in seinem Arbeitstagebuch am 2. Mai 1843: Ich trage die v. d. Boschsche Angel[egenheit] vor. S. M. sind unwillig über die Handlungsweise des Mannes u[nd] erkennen sehr wohl, dass derselbe einen hohen Kaufpreis oder die Bauunterst[ützung] des Königs urgiren will. Nicht zuletzt aus der Tatsache heraus, dass das Haus durch ungenaue Grundstücksabsteckung zu nah am Ufer des Jungfernsees errichtet wurde und somit zum Teil auf königlichem Besitz stand, kam es letztendlich zu einer Einigung. Auf Order Friedrich Wilhelms IV. wurde am 26. Mai 1843 beim Potsdamer Stadtgericht ein Kaufvertrag vereinbart und am 1. Juni 1843 von Kurd Wolfgang von Schöning und dem Zimmermeister Friedrich Wilhelm van der Bosch unterzeichnet. Der Kaufpreis betrug 5.500 Taler Courant, wovon Schöning 3.000 Taler aufzuwenden hatte, die er als Hypothek nach Übergabe am 8. Oktober 1843 im Grundbuch am 10. November des Jahres eintragen ließ, ebenso ein Vorkaufsrecht des Königs. 2.500 Taler erhielt er aus dem Immediatbaufond.
Bereits ein Jahr zuvor bekam Ludwig Persius den Auftrag der italienisierenden Schlossanlage Glienicke ein würdiges Gegenüber zu schaffen und das ehemalige Haus des Schiffbauers ebenfalls im italienischen Villenstil zu gestalten. Bei der abschließenden Besprechung bewilligte Friedrich Wilhelm IV. am 29. September 1843 die Finanzierung des Umbaus. Die reinen Baukosten betrugen 8.020 Taler. Durch den nachträglichen Zukauf des nördlich gelegenen van der Bosch’schen Zimmerplatzes für die Anlage eines Hofs, Gartens und vor allem der Bau einer von Schöning benötigten Wagenremise, erhöhten sich die Kosten auf 12.273 Taler. Die Gartenanlage mit architektonisch-geometrischen Grundzügen gestaltete vermutlich der Gartenkondukteur und spätere Berliner Gartendirektor [http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Heinrich_Gustav_Meyer Gustav Meyer], ein Schüler und enger Mitarbeiter des Gartendirektors Peter Joseph Lenné.
'''Die Villa im Besitz der Familien Wallich'''
Nach dem Tod Kurd Wolfgang von Schönings am 2. April 1859 erbten dessen Kinder die Villa und verkauften sie später an den Prinzen Carl. Dieser veräußerte den Besitz 1864 an den Königlichen Appellationsgerichtsrat a. D. Eduard Gustav Louis Bonseri aus Stettin, der das Haus mit seiner Frau bis 1871 bewohnte. Von dem kinderlosen Ehepaar erwarb es im selben Jahr der Rentier Moritz Jacoby für 13.000 Reichstaler und nach dessen Tod 1878 ging es in das Eigentum seiner drei Kinder über, von denen die Tochter Anna, Ehefrau des Bankiers [http://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Wallich Hermann Wallich], einem der ersten Direktoren der Deutschen Bank, 1882 als Besitzerin in das Grundbuch der Stadt Potsdam eingetragen wurde. Die in Berlin wohnende Familie nutzte die Villa vor allem in den Sommermonaten. Der zunehmende Verkehrslärm auf der Verbindungsstraße zwischen Berlin und Potsdam, die Bebauung der Nachbargrundstücke und in Folge die Einschränkung der Aussicht in die Havellandschaft, waren unter anderem Gründe, die Villa ab 1890 nicht mehr zu nutzen. Nach zwanzig Jahren Leerstand wurde 1910 schließlich der Verkauf in Betracht gezogen. Trotz der Widrigkeiten zog Hermann Wallichs Sohn, der Bankier und spätere Mitinhaber des Frankfurter Bankhauses J. Dreyfus & Co., [http://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Wallich Paul Wallich], 1913 in das Haus, das seine Familie in den ersten Jahren nur in den Sommermonaten und ab den 1920er Jahren ganzjährig bewohnte. Am 14. Dezember 1931 überschrieb er den Besitz seiner nichtjüdischen Ehefrau Hildegard, die von dem im holländischen Exil lebenden [http://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_II._(Deutsches_Reich) Wilhelm II. ] 1932 und 1935 Ufergrundstücke am Jungfernsee kaufte.
Am 30. April 1928 starb Hermann Wallich 94-jährig in Berlin. Der 1882 geborene Paul Wallich wählte nach der Reichskristallnacht am 11. November 1938 in Köln die Selbsttötung. Seine erwachsenen Kinder lebten zu dieser Zeit bereits im Ausland und seine Frau Hildegard verließ die Villa 1939 kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, um ihre Familie zu besuchen. Sie blieb für immer in den Vereinigten Staaten, wo sie 1989 im Alter von 101 Jahren in Kalifornien starb. Während des Zweiten Weltkriegs war das Haus ab 1940 von der ehemaligen Köchin der Familie Wallich bewohnt und diente einige Zeit […] als Bibliothek für die Nazis und irgendeine militärische Dienststelle.
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