St.-Annen-Kloster Lübeck

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Das St.-Annen-Kloster in Lübeck, in dem Lübecker Kunstschätze seit 1915 ausgestellt werden, ist ein ehemaliges Kloster der Augustinerinnen, welches heute als Museumsquartier St. Annen einer der Standorte des Lübecker Museums für Kunst- und Kulturgeschichte ist. Es liegt unweit der Aegidienkirche in der südöstlichen Lübecker Altstadt neben der Synagoge.


Baugeschichte des Klosters

Das Kloster und die dazugehörige Kirche, die aufgrund der beengten Grundstücksverhältnisse einen eigenständigen Baustil aufweist, wurden von 1502 bis 1515 im spätgotischen Stil errichtet. Das Kloster, dessen Gemeinschaft der Augustinerregel folgte und zunächst mit Augustiner-Chorfrauen aus dem Stift Steterburg begründet wurde, diente vor allem der Unterbringung unverheirateter Töchter Lübecker Bürger. Auf Vorschlag des Lübecker Bischofs wurden Kloster und Kirche der Heiligen Anna geweiht. Nur wenige Jahre später wurde das Kloster im Zuge der Reformation wieder geschlossen, 1532 verließen die letzten Nonnen das Kloster. 1601 entstand in den Räumen ein Armenhaus, später wurden weitere Teile als Zuchthaus genutzt, wofür 1778 ein weiterer Flügel, das Spinnhaus, errichtet wurde. Armenpflege und Strafvollzug befanden sich unter einem Dach.

1843 brannten Teile des Klosters und die Kirche aus. Während die Klostergebäude wiederhergestellt wurden, wurde die Kirche bis auf Fragmente abgerissen, die als Ruine stehen blieben.

Die meisten Räume im Erdgeschoss des Klosters sind noch original aus der Erbauungszeit erhalten: der Kreuzgang, die Refektorien, der Remter (der größte Raum des Klosters, wahrscheinlich Arbeits- und Tagesraum der Nonnen, seit 1733 Esssaal des Armenhauses), der Kapitelsaal und die Sakristei der Klosterkirche. In der Südwestecke des Kreuzgangs befindet sich die Wärmekammer, das Kalefaktorium.


St. Annen-Museum (Museum für Kunst- und Kulturgeschichte)

Bereits 1888 hatte sich der Kunsthistoriker Theodor Hach als Konservator der Sammlungen der Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit in seiner Denkschrift für die Einrichtung eines eigenständigen Museums für Kunst- und Kulturgeschichte in Lübeck ausgesprochen. Im Jahr 1912 beschloss der Senat der Hansestadt den Umbau des Klosters zum Museum. Dies bedingte Grundrissänderungen, um Dielen und Täfelungen aus Lübecker Bürgerhäusern übernehmen zu können. Die Eröffnung des Museums durch die Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit als privaten Träger unter dem Museumsdirektor Karl Schaefer erfolgte kriegsbedingt mit Verspätung im Jahr 1915. Von 1920 bis 1933 leitete Carl Georg Heise das Museum. In diese Zeit fällt der Erwerb des Behnhauses und der Aufbau der dortigen Sammlung. 1934 wurden die Lübecker Museen verstaatlicht. 2006 wurde die Geschäftsführung von der Stadt Lübeck in die Hände der Kulturstiftung Hansestadt Lübeck gegeben. Seit Januar 2013 wird das St. Annen-Museum gemeinsam mit der Kunsthalle St. Annen als Museumsquartier St. Annen vermarktet. Damit verbunden ist eine neue, zeitgerechte Konzeption der Ausstellung.


Sammlungen - Sakrale Kunst des Mittelalters

Das Museum verfügt dank eines frühen Senatsdekrets zum Schutz der Denkmäler des Altertums und der Kunst von 1818 und der darauf aufbauenden sichernden Sammeltätigkeit von Carl Julius Milde im 19. Jahrhundert über die größte Anzahl mittelalterlicher Flügelaltäre (Retabeln) in Deutschland. Das Museum verfügt mit dem Grönauer Altar über den einzigen erhaltenen gotischen Hochaltar aus einer der Lübecker Kirchen in der Stadt. Die anderen erhaltenen Altäre waren zumeist von Handwerkerzünften oder Kaufleuten für die Klosterkirchen wie die Kirche des Burgklosters oder die Katharinenkirche gestiftet worden. Dazu gehören der Lukas-Altar der Maler von Hermen Rode, der Schonenfahreraltar von Bernt Notke, der Antonius-Altar von Benedikt Dreyer, der ursprünglich von der Familie Greverade für den Lübecker Dom gestiftete Passionsaltar von Hans Memling, sowie ein Privataltar, das Triptychon des Ratsherrn Hinrich Kerckring von Jacob van Utrecht, der auf abenteuerlichen Wegen aus der Rigaer Sammlung Brederlo nach Lübeck fand.

Herausragend auch die St. Georg-Gruppe (1504), die von dem Lübecker Bildhauer Henning von der Heyde ursprünglich für die St. Jürgen-Kapelle an der Ratzeburger Allee geschaffen wurde. Den Umbruch von Reformation und Renaissance in Lübeck verkörpern die Werke des Cranach-Schülers und Lübecker Malers Hans Kemmer.

Neben den Werken der Bildschnitzerei und Malerei zeigt das Museum auch, wie ein Lapidarium, Skulptur der Romanik und der Gotik, von denen die Niendorfer Madonna von Johannes Junge eine der Wertvollsten darstellt. Sie wurde 1926 in Lübeck-Niendorf in einer Scheune gefunden. Aber auch die klugen und törichten Jungfrauen sind bemerkenswert. Sie standen ursprünglich in der Kirche des Burgklosters.


Rats-, Zunft- und Kirchensilber

Eine Spezialsammlung repräsentativer Kelche, Pokale, Gefäße, Gebrauchs- und Prunkgegenstände gibt einen Überblick über das hohe handwerkliche Niveau der Lübecker Gold- und Silberschmiede und den Reichtum ihrer Auftraggeber. Die Entstehungszeit der Stücke dieser Sammlung liegt zeitlich überwiegend nach der Reformation, da Lübecks Bürgermeister Jürgen Wullenwever zu dieser Zeit fast das gesamte mittelalterliche Lübecker Kirchensilber zur Kriegsfinanzierung gegen Dänemark (Grafenfehde) einschmelzen ließ. Letzte große Neuerwerbung des Museums in diesem Bereich war der Lübecker Silberschatz.


Lübecker Wohnkultur

Die Entwicklung der bürgerlichen Wohnkultur von der Renaissance bis zum Klassizismus kann in verschiedenen Räumen, die teilweise aus alten Lübecker Bürgerhäusern „umgesetzt“ wurden, vor dem Hintergrund zeitentsprechender Kunst von Godfrey Kneller, Thomas Quellinus (Büste des Ratsherrn Thomas Fredenhagen vom barocken Hochaltar der Marienkirche) und vielen anderen, den Sammlungsgeschmack Lübecker Bürger widerspiegelnden Werken bildender Künstler und den dazugehörigen Ausstattungen mit Porzellan aus Fürstenberg und Meißen nachempfunden werden. Am großartigsten wirkt eine vollständig erhaltene Barockdiele aus dem Jahr 1736. Diesem Bereich im Obergeschoss ist eine Spezialsammlung norddeutscher Fayencen mit Schwerpunkt auf die Manufakturen in Kellinghusen, Stockelsdorf und Stralsund angegliedert. Darüber hinaus gibt eine Spielzeugsammlung darüber Aufschluss, womit sich junge Lübecker in vergangener Zeit beschäftigten. Das älteste plastische Steckenpferd des Museums befindet sich jedoch in einer Kindergruppe auf dem Altar der Gertrudenbrüderschaft der Träger (um 1509) aus dem Umkreis von Henning von der Heyde.


Musikinstrumente

Das Museum verfügt über eine auf den Geigenbauspezialisten Leo von Lütgendorff zurückgehende und von diesem als Museumsdirektor des früheren Dom-Museums begründete Sammlung historischer Musikinstrumente, die teilweise in die Ausstellung integriert ist, in Einzelstücken aber auch im Behnhaus gezeigt wird. Auch der von Arp Schnitger gestaltete Spieltisch der Orgel des Doms ist hier ausgestellt. Er wurde im Zuge des Orgelneubaus 1892/1893 ausgebaut und in das Museum gebracht.


Paramentenkammer

Sicherlich eine weitere Besonderheit ist die Paramentenkammer, in der alte liturgische Gewänder aus Lübecker Kirchen sowie der größte Teil des Paramentenschatzes der Danziger Marienkirche gezeigt werden.


Fotosammlung

Zu den nicht öffentlich gezeigten Schätzen des Museums gehört eine von Carl Georg Heise in den 1920er Jahren aufgebaute Fotosammlung mit rund 450 künstlerischen Fotografien, darunter allein 212 Arbeiten von Albert Renger-Patzsch. Dabei handelt es sich um die Sammlung zur Geschichte der Photographie und die Sammlung vorbildlicher Photographie. Beide Sammlungen wurden nach Heises Entlassung 1933 nicht weitergeführt und gerieten für lange Jahre in Vergessenheit. Erst in den letzten Jahren wurden sie wiederentdeckt, da insbesondere die Sammlung vorbildlicher Fotografie ein der umfassendsten Sammlungen von Fotografien der Neuen Sachlichkeit in Deutschland darstellt. Sie enthält unter anderem Werke von Renger-Patzsch, Hugo Erfurth, Umbo und Robert Petschow.



Text: Wikipedia

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