Zschopau

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Die Motorradstadt Zschopau ist eine Große Kreisstadt im sächsischen Erzgebirgskreis.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Zschopau.

Audi

August Gey

DKW

F.A. Matthes

Sonstige

Geschichte

Entstehung der Stadt Die Burg wurde Mitte des 12. Jahrhunderts errichtet und diente zum Schutz der Furt der Salzstraße durch die Zschopau. Diese Straße überquerte von Halle und Leipzig kommend hier den Fluss, um dann weiter über die damals dicht bewaldeten Höhen des Erzgebirges nach Böhmen und Prag zu führen. Im Jahre 1174 wird die Straße als antiqua semita Bohemorum genannt. In diese Zeit dürfte auch die Entstehung der Stadt fallen. 1286 erfolgte die erste urkundliche Erwähnung als „Schapa“, 1292 die Bezeichnung Zschopaus als civitas.

1300 gelangte die Stadt in den Besitz der Reichsministerialien von Waldenburg. Ab 1349 war sie mark-meißnisches Lehen und kam 1456 ganz in den Besitz des sächsischen Kurfürsten. Mit der Leipziger Landesteilung 1485 wechselte die Zuständigkeit vom Amt Wolkenstein zur „Pflege Schellenberg“ bzw. ab 1590 zum Amt Augustusburg.[8] Ab Mitte des 14. Jahrhunderts wurde auch in Zschopau Bergbau (insbesondere Silberbergbau) betrieben. 1454 wurde außerhalb der Stadt jenseits der Zschopau die Kapelle „beate mariae virginis“ errichtet (1812–1813 abgerissen). 1494 wurde eine neue spätgotische Stadtkirche „St. Martin“ errichtet, zur gleichen Zeit wurden Stadtmauer und Rathaus erneuert. 1516 wurde erstmals eine Brücke über die Zschopau erwähnt.

Zschopau nach der Reformation

Mit der Reformation 1539 wurde Zschopau eine eigenständige Parochie. Eine Stadtschule wurde 1543 erstmals erwähnt. Von 1545 bis 1547 erfolgte der Ausbau der Burganlage durch den sächsischen Herzog und späteren Kurfürsten Moritz zu einem Jagdschloss, das die Bezeichnung „Wildeck“ erhielt. Mit diesem Schritt wurde man auch der zunehmenden Bedeutung von Zschopau als Stadt im Erzgebirge gerecht. Das Schloss diente von 1506 bis 1911 als Sitz einer Oberforst- und Wildmeisterei (später Oberforstamt). Zur Versorgung gab es in umliegenden Orten Vorwerke. Einer der bekanntesten Landjägermeister war Cornelius von Rüxleben (1525–1590), ein Vertrauter des sächsischen Kurfürsten August. Er war seit 1554 Jägermeister in Zschopau und ließ 1561 das Edelhaus (jetzt Neues Rathaus) am Altmarkt errichten. 1576 fiel er beim Kurfürsten in Ungnade und blieb bis zu seinem Tod 1590 in Haft.

Zwischen 1567 und 1588 wirkte der Philosoph und Theologe Valentin Weigel als Pfarrer in Zschopau. Im Jahr 1609 geriet die Zschopauerin Margarethe Lößnert in einen Hexenprozess und wurde enthauptet.[9] 1612 wurde Zschopau schwer von der Pest getroffen, die über 450 Menschenleben forderte. 1632 mussten die Bewohner im Dreißigjährigen Krieg vor den Kroaten in die Wälder fliehen. 1634 wurde die Stadt erneut geplündert und am 21. November zu großen Teilen niedergebrannt. Bis zum Ende des Krieges 1648 quartierten sich immer wieder Soldaten in der Stadt ein.

In den nachfolgenden Jahren blühte die Stadt wieder auf. Handel, Gewerbe und der Bergbau brachten Reichtum und Anerkennung. In dieser Zeit wirkte u. a. der Komponist Christian Liebe als Rektor der Lateinschule.

Dieser Zeitabschnitt wurde durch den großen Stadtbrand von 1748 beendet. Bei dem Feuer am 8. Oktober, das von einem Haus unmittelbar neben der Kirche ausging, wurde innerhalb dreier Stunden nahezu die gesamte Innenstadt zerstört. Nur das Schloss und die Häuser jenseits der Zschopau blieben unbeschadet. Zwei Jahre später wurde mit dem Wiederaufbau der Kirche im Barockstil begonnen, 1751 wurde sie eingeweiht (siehe Abschnitt „Sakrale Bauten“). Auch die anderen Gebäude um den Markt wurden im barocken Stil wieder errichtet.

Ältere Bausubstanz findet sich heute, abgesehen vom Schloss und den Resten der Stadtmauer, nur außerhalb des Verlaufs der alten Stadtbefestigung.

Die Nachbildung einer Kursächsischen Postmeilensäule von 1727 steht seit 2009 in der Chemnitzer Gasse (Abzweig Chemnitzer Straße) vor den ältesten Häusern der Stadt (siehe Abschnitt „Weltliche Bauten“).

Während des Siebenjährigen Krieges von 1756 bis 1763 mussten die Einwohner wiederholt einquartierte Truppen versorgen, Kontributionen zahlen und die zwangsweise Rekrutierung von Einwohnern erdulden.[10]

Durch die große, durch Missernten ausgelöste Hungersnot im Jahre 1772 kamen etwa 300 Einwohner ums Leben.[11]

Industrialisierung

Die Vorstufen der Industrialisierung begannen in Zschopau sehr zeitig. Die frühe wirtschaftliche Bedeutung der Stadt äußerte sich im mehrmaligen Besuch von Zar Peter I. in Zschopau. Er besichtigte 1699 die Strumpfwirkereien der Stadt und weilte mehrere Tage im Hotel „Weißes Rößgen“. 1711 und 1713 wiederholte er seinen Besuch. Zwischen 1715 und 1812 entstanden insgesamt vier Bleichen und 1787 wurde die Woll-Krempelmaschine durch Johann Gottlieb Pfaff in Zschopau entwickelt. Mit der Ansiedlung mehrerer Bleichen und Manufakturen begann die Industrialisierung schon um 1800. In den Jahren 1812 bis 1815 wurde die steinerne Brücke über die Zschopau erbaut. 1813 zogen 80.000 Soldaten mit 13.000 Gespannen des vereinigten österreichisch-russischen Heeres über die noch im Bau befindliche Brücke zur Völkerschlacht nach Leipzig. Zar Alexander logierte im Hotel „Stadt Wien“.

In diesem Zeitraum entstanden in Zschopau mehrere größere Textilunternehmen. Die bedeutendste Fabrik war die der Familie Bodemer. Durch den ursprünglich aus dem Schwäbischen stammenden Kaufmann Johann Jacob Bodemer und seinen Bevollmächtigten Immanuel Gottlob Heßler (1778–1830) wurden ab 1802 eine Bleiche sowie weitere Fabrikgebäude am Zschopauufer errichtet. Ab 1819 ließ Bodemer Spinnmaschinen in seiner Fabrik aufstellen. In der Folgezeit entwickelte sich sein Unternehmen zu einem der größten Baumwollspinnereien Sachsens. Sein Sohn Jacob Georg Bodemer übernahm 1830 die Leitung und 1836 den Besitz des elterlichen Betriebes. 1845 wurde in der Bodemer-Fabrik eine Fabrikschule eingerichtet. Es folgten eine Betriebskranken- sowie eine Fabriksparkasse. Das Unternehmen war somit seiner Zeit weit voraus. Auch in anderen Zweigen der Textilindustrie erlebte Zschopau einen starken Aufschwung, der sich auch in einem raschen Bevölkerungswachstum niederschlug.

Nach einer Rede des Pfarrers Ludwig Würkert rückten am 5. Mai 1849 94 Freiwillige nach Dresden aus, um die dortige Provisorische Regierung im Dresdner Maiaufstand zu unterstützen. Am 7. Mai 1849 folgte ein weiterer Zug unter Leitung von Kantor Carl Geißler. Am 14. Mai 1849 wurden Würkert und Geißler sowie der Schneidermeister Wilhelm Conrad und der Barbier Heinrich Reichelt vom Militär verhaftet und auf die Augustusburg gebracht. Würkert und Conrad wurden zu acht Jahren Haft verurteilt, Geißler und Reichelt zu zehn Jahren. Nachdem sie einen Teil der Strafe verbüßt hatten, wurden sie vom sächsischen König begnadigt.[12]

1865 wurde in der Spinnerei der Gebrüder Gensel die erste Dampfmaschine des Ortes in Betrieb genommen. 1866 erhielt die Stadt mit dem Bau der Zschopautalbahn einen Bahnanschluss. Der Einfluss des Großunternehmers Bodemer führte dazu, dass der Bahnhof unmittelbar neben seiner Fabrik angelegt wurde. Im Jahr 1868 übernahm Bodemers Sohn Johann Georg Bodemer zusammen mit seinem Schwager Wilhelm Dürfeld die Leitung und 1872 den Besitz der elterlichen Fabrik. Am 17. März 1869 wurde die Freiwillige Feuerwehr Zschopau gegründet. Sie kam beim großen Brand vom 29. September 1869 im Scheunenviertel am Schweineteich (An den Anlagen), dem 41 Wohnhäuser und 31 Scheunen zum Opfer fielen, erstmals in größerem Maßstab zum Einsatz. Im selben Jahr erfolgte die Gründung eines Lehrerseminars an einem sonnigen Südhang der Zschopau, erster Direktor wurde August Israel (siehe Abschnitt „Bildung“). 1888 wurde die Bürgerschule, heute Oberschule „Martin Andersen Nexö“, fertig gestellt.

Nach 1872 war Zschopau stark von den Folgen des Gründerkrachs betroffen, der zu einer Phase der Stagnation und einer Entlassungswelle führte, die sich auch in einem deutlich Rückgang der Einwohnerzahl durch Abwanderung bemerkbar machte. Auch der technische Fortschritt hielt in der aufblühenden Industriestadt Einzug. Das städtische Gaswerk im Borngraben nahm 1868 mit 115 Kunden den Betrieb auf (bis 1950). Die erste Telefonleitung wurde 1891 und die städtische Wasserversorgung 1893 in Betrieb genommen. Das Stadtkrankenhaus wurde 1898 eröffnet.

Zschopau im 20. Jahrhundert

Die Bodemer-Fabrik, seit 1913 „Zschopauer Baumwollspinnerei A.G.“, vergrößerte sich ständig weiter und beschäftigte 1925 1100 Arbeiter in einem Werk mit 82.000 Spindeln. Auf dem Wege der Zwangsversteigerung übernahm sie 1927 die Spinnerei Max Teichmann & Co. (früher Oehme / Hübner / Brückner) am sog. Zweigwerkufer (Krumhermersdorfer Straße).

1907 erwarb der Däne Jørgen Skafte Rasmussen eine stillgelegte Tuchfabrik im Tal des Bachs Tischau und gründete eine Armaturenfabrik, in der während des Ersten Weltkrieges auch Zündkapseln und Granatzünder hergestellt wurden. 1916 wurde wegen der zunehmenden Benzinknappheit der Prototyp eines Dampfkraftwagens (D.K.W.) entwickelt, die Versuche wurden 1921 eingestellt. 1919 entwickelte der Ingenieur Hugo Ruppe einen kleinen Zweitaktmotor für Spielzeugantriebe (D.K.W.=„Des Knaben Wunsch“), der den Grundstein für die nachfolgende Produktion von Stationärmotoren, Fahrradhilfsmotoren und Motorrädern (D.K.W.=„Das kleine Wunder“) in Zschopau legte. 1928 und 1929 waren die Zschopauer Motorenwerke J. S. Rasmussen mit ihrer Marke DKW die größte Motorradfabrik der Welt. Im Jahr 1932 fusionierten die Zschopauer Motorenwerke mit ihrer Tochtergesellschaft Audiwerke AG Zwickau, der Horchwerke AG (ebenfalls Zwickau) sowie dem Fahrzeugwerk Siegmar der Wanderer-Werke in Schönau bei Chemnitz zur Auto Union AG mit Sitz in Chemnitz. Mangels geeigneter Räumlichkeiten in Chemnitz verblieb der Sitz der Hauptverwaltung zunächst in Zschopau. Aus dem Zusammenschluss der vier Marken entstand das Logo mit den vier Ringen, das noch heute von Audi verwendet wird. Der Firmengründer J.S. Rasmussen verließ das Unternehmen 1934 und zog 1939 nach Sacrow bei Potsdam. Die Verlegung der Hauptverwaltung nach Chemnitz erfolgte 1936 in die umgebauten und erweiterten Gebäude der ehemaligen Presto-Werke. Während des Zweiten Weltkrieges baute das Unternehmen neben anderen Rüstungsgütern vor allem Stromerzeugungsaggregate und Motorräder für die Wehrmacht – siehe Artikel „Motorradbau in Zschopau“.

Nach 1900 hat Zschopau mehrere Stadterweiterungen erfahren, vor allem nach Osten. 1918 erfolgte die Gründung einer „Gemeinnützigen Wohnungsbau-Genossenschaft“. Durch diese wurden in der Folgezeit zahlreiche Siedlungshäuser erbaut. 1928/1929 entstand im Südwesten der Stadt die „DKW-Siedlung“ als Werkssiedlung des Motorradwerkes. Das unterirdische Wasserwerk wurde 1930 in Betrieb genommen.

1941 wurden die ersten Häuser in der „Neuen Heimat“ hoch über der Stadt in südlicher Richtung auf dem Zschopenberg errichtet. Der Bau weiterer geplanter Häuser wurde durch den Krieg verhindert.

Vom 21. November 1944 bis zum 14. April 1945 existierte ein Außenlager des KZ Flossenbürg bei der Auto Union AG in Zschopau. 500 jüdische Frauen und Mädchen aus dem Lager Auschwitz mussten hier in der Rüstungswirtschaft Zwangsarbeit verrichten und wurden schließlich am 14. April 1945 mit der Auflösung des Lagers mit der Eisenbahn ab Wilischthal Richtung KZ Theresienstadt evakuiert, wo die Überlebenden am 8. Mai 1945 von der Roten Armee befreit wurden. Wie viele Häftlinge während des Transports verstarben und wie viele unterwegs fliehen konnten, lässt sich nicht mehr feststellen.[13]

Am 15. Februar 1945 wurden bei einem Bombenangriff, der wahrscheinlich dem DKW-Werk galt, der rechte Seitenflügel des Ledigenheims durch eine englische Luftmine zerstört und mehrere Wohnhäuser stark beschädigt. Sieben Menschen, darunter zwei Kinder, starben. Bei einem weiteren Bombenangriff am 19. März 1945 wurden 11 Häuser sowie die Schulturnhalle der späteren Martin-Andersen-Nexö-Schule zerstört und 16 Menschen getötet, davon 12 im Wohnhaus Seminarstraße 2.

Der stellvertretende Stadtkommandant Friedrich Wunderlich verweigerte im Mai 1945 den Befehl zur Sprengung der Zschopaubrücke. Otto Greßler, Hans Senke und Hugo Eckleben machten die bereits installierten Sprengeinrichtungen unbrauchbar. Die Stadt wurde am 8. Mai 1945 kampflos von sowjetischen Truppen eingenommen und im „Stadtcafé“ eine Ortskommandantur eingerichtet. Im Krieg sind 309 Zschopauer gefallen, 198 wurden vermisst.[14]

Nach Ende des Krieges erfolgte die fast komplette Demontage der Produktionsanlagen des Motorradwerkes und ihr Abtransport nach Ischewsk. Es folgte eine Phase der Herstellung von Haushaltsgütern im Werk Wilischthal. Ab 1950 wurde mit Vorkriegsentwicklungen der Motorradbau in Zschopau unter dem Namen IFA fortgeführt. 1952 änderte sich der Firmen-Name in „VEB Motorradwerk Zschopau“, MZ. Ab dem Jahr 1956 wurden auch alle Modelle „MZ“ genannt. Privatisiert zur Motorradwerk Zschopau GmbH hat das Unternehmen am 18. Dezember 1991 seine Insolvenz angezeigt; Unternehmen, die den Namen in veränderter Form fortführen wollten, produzierten im Nachbarort Großolbersdorf.

21. Jahrhundert

Vom 17. August 2007 bis 28. Februar 2014 waren in der Region Mittweida, Frankenberg, Waldheim, Hainichen, Flöha, Augustusburg und Zschopau 379.916 Euro als Regionalwährung ZschopauTaler (ZPT) in Umlauf.[15] Es war eine Schwundwährung: Auf jeden Schein war ein Verfallsdatum gedruckt, bis zu dem er an Wert verlor und zu dem er absolut wertlos wurde.[16][17] Ein Zschopautaler hatte 2011 etwa einen Wert von einem Euro. Er warf keinen Zins ab, vielmehr kostete der Rücktausch in Euro fünf Prozent Gebühr.[17]

Am 16. Juli 2021 verlieh das Sächsische Innenministerium der Kleinsstadt auf ihren Antrag hin zur Würdigung des Motorradbaus in ihr das Recht, sich als „sonstige Bezeichnung“ nach Sächsischer Gemeindeordnung[18] neben ihrer Bezeichnung „Große Kreisstadt“ auf amtlichen Schreiben und auf dem Ortseingangsschild „Motorradstadt“ zu nennen[19].


Text: Wikipedia

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