Alte Brücke (Heidelberg)

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Ansichtskarte der Alten Brücke

Die Karl-Theodor-Brücke, besser bekannt als Alte Brücke, ist eine Brücke über den Neckar in Heidelberg. Sie verbindet die Altstadt mit dem gegenüberliegenden Neckarufer am östlichen Ende des Stadtteils Neuenheim. Die Alte Brücke aus Neckartäler Sandstein wurde 1788 unter Kurfürst Karl Theodor als insgesamt neunte Brücke an dieser Stelle errichtet. Heute gehört sie zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten Heidelbergs.


Geschichte

Mit einem Alter von kaum mehr als zwei Jahrhunderten ist die 1788 fertiggestellte Alte Brücke tatsächlich vergleichsweise jung. Ihren (inoffiziellen) Namen erhielt die Alte Brücke, nachdem 1877 mit der weiter westlich gelegenen Friedrichsbrücke (heute Theodor-Heuss-Brücke) eine zweite Neckarquerung geschaffen wurde. Allerdings hatten sich an der Stelle der Alten Brücke seit dem 13. Jahrhundert acht Vorgängerbrücken befunden, auf deren Fundamenten die Brücke gebaut ist. Auch das Brückentor am Südende der Brücke existiert seit dem Mittelalter.


Vorgängerbauten

Die ersten Brücken im Gebiet des heutigen Heidelberg waren bereits in römischer Zeit gebaut worden: Im 1. Jahrhundert n. Chr. errichteten die Römer eine Holzbrücke über den Neckar, die um das Jahr 200 durch eine Steinpfeilerbrücke ersetzt wurde. Diese befand sich aber weiter westlich zwischen den heutigen Stadtteilen Neuenheim und Bergheim. Nachdem die Römerbrücke verfallen war, blieb Heidelberg für fast ein Jahrtausend brückenlos.

Erst nach der planmäßigen Stadtgründung Heidelbergs, die Ende des 12. oder Anfang des 13. Jahrhunderts stattfand, entstand wieder eine Brücke über den Neckar. Wann genau diese Brücke gebaut wurde, ist unbekannt, erstmals urkundlich erwähnt wird sie im Jahr 1284. Diese Brücke befand sich an der Stelle der heutigen Alten Brücke. Ihre Lage war genau auf den Stadtgrundriss Heidelbergs mit dem Marktplatz abgepasst. Gründe für den Brückenbau dürften die Verbindung zum rechts des Neckars gelegenen Kloster Schönau sowie wirtschaftliche Interessen gewesen sein, denn man hoffte den bislang an Heidelberg vorbeigegangenen Nord-Süd-Verkehr durch die Stadt umleiten zu können. Es handelte sich bei der Brücke um eine sogenannte Außenbrücke, weil sie nicht zwei Stadtteile miteinander verband, sondern aus der Stadt herausführte. Tatsächlich stellte die Brücke sogar die Außengrenze der Kurpfalz dar, denn bis 1460 gehörte das nördliche Neckarufer zur Kurmainz. Dementsprechend war die Brücke in die Stadtbefestigung Heidelbergs integriert und durch das Brückentor gesichert.

1288 wurde die erste Brücke durch Eisgang zerstört. Auch den nächsten Brücken, die allesamt keine allzu lange Lebensdauer erreichten, war das gleiche Schicksal beschieden: Die zweite Brücke wurde 1308, die dritte Brücke 1340, die vierte Brücke um 1400 und die fünfte Brücke 1470 jeweils durch Eisgang zerstört. Von den fünf ersten Brücken sind keine bildlichen Darstellungen überliefert. Anders bei der sechsten: Von dieser kennen wir zwei Darstellungen aus der Feder Sebastian Münsters, weshalb man sie auch als „Münster-Brücke“ bezeichnet. Ein kleiner, runder Holzschnitt in Münsters Calendarium Hebraicum aus dem Jahr 1527 zeigt eine einfache Ansicht von Heidelberg samt der Brücke. Detaillierter ist die Darstellung im Heidelberg-Panorama aus Münsters Cosmographia (1550). Aus diesen bildlichen Überlieferungen wird ersichtlich, dass es sich um eine Brücke mit acht steinernen Pfeilern und einer gedeckten, an den Seiten offenen hölzernen Brückenbahn handelte. Am Südende der Brücke befand sich bereits das Brückentor mit seinen doppelten Türmen, auf dem siebten Pfeiler stand am Nordende der Affenturm mit dem berühmten Brückenaffen.

Ein Eisgang zerstörte am 2. Februar 1565 den hölzernen Oberbau der Brücke. Auf den erhaltenen Steinpfeilern wurde die siebte Brücke gebaut, die man, weil sie von Matthäus Merian in seiner großen Heidelberger Stadtansicht von 1620 verewigt wurde, auch als „Merian-Brücke“ kennt. Ihr Aussehen entsprach dem ihrer Vorgängerin, außer dass zusätzlich die Brückenbahn zwischen dem Affenturm und dem neu geschaffenen Renaissancetor auf dem letzten Brückenpfeiler am Neuenheimer Ufer überdacht war. Die Eroberung Heidelbergs 1622 durch Tilly im Dreißigjährigen Krieg überstand die Brücke noch unbeschadet, am 2. März 1689 wurde sie aber im Pfälzischen Erbfolgekrieg bei der ersten Verwüstung der Stadt von den Franzosen unter Mélac gesprengt.

Zunächst behalf man sich fast zwanzig Jahre mit Schiffsbrücken und Fähren. 1706–1708 wurde schließlich die achte Brücke errichtet. Hierzu setzte man die Pfeiler der Vorgängerbrücke wieder instand und baute auf sie eine gedeckte und seitlich geschlossene Konstruktion, wiederum aus Holz. Der Affenturm wurde ebenso wenig wiedererrichtet wie das Tor am nördlichen Ende. Dafür trugen der zweite und siebte Pfeiler, auf denen heute die Denkmäler Karl Theodors und der Minerva stehen, jeweils ein Wachhäuschen. Der Raum zwischen den Ufern und den Wachhäusern wurde von zwei steinernen Bögen überspannt, die später in die Karl-Theodor-Brücke integriert wurden und so heute noch erhalten sind. Die Türme des Brückentors, das die Zerstörung von 1689 überstanden hatte, wurden 1714 mit welschen Hauben ausgestattet. Am Neuenheimer Ufer stellte man 1738 eine Statue des Heiligen Johannes von Nepomuk auf, dem die achte Brücke auch die Bezeichnung als „Nepomuk-Brücke“ verdankt.


Eishochwasser 1784 und Bau der Karl-Theodor-Brücke

Den Unmut Kurfürst Karl Philipps, der 1719 im Zerwürfnis mit den Heidelberger Bürgern drohte, die Brücke abzureißen, um die Stadt der Verarmung zu überlassen, überstand die achte Brücke ebenso wie einen Eisgang im Jahr 1724. Sie wurde aber schließlich im katastrophalen Eishochwasser von 27. Februar 1784 zerstört. Der Winter 1783/1784 war außergewöhnlich kalt und schneereich gewesen. Als Ende Februar schließlich Tauwetter einsetzte, führte dies zum schwersten Hochwasser, das Heidelberg in historischer Zeit erlebt hat. Die Folgen der Flut wurden durch den Eisgang verschärft. Weil die Heidelberger Bürger auf das Hochwasser vorbereitet waren und die Katastrophe tagsüber eintrat, hatte die Stadt keine Todesopfer zu beklagen, der Sachschaden war aber enorm: Neben der Brücke wurden 39 Gebäude zerstört und 290 beschädigt.

Gerade einmal zwei Wochen nach dem Hochwasser begannen die Planungen für den Wiederaufbau der Brücke. An diesen beteiligten sich alle führenden kurpfälzischen Beamten: Der Heidelberger Baudirektor Johann Andreas von Traitteur schlug in seinem Gutachten vor, die Brücke in Stein zu bauen und die vorhandenen Pfeiler zu erhöhen, um sie weniger anfällig für Hochwasser zu machen. Der kurfürstliche Oberbaudirektor Nicolas de Pigage legte Pläne für eine hölzerne Bogenbrücke auf Steinpfeilern vor. Zwischenzeitlich hatte man sich bereits für den Vorschlag des württembergischen Obristlieutenants von Mylius, der eine hölzerne Brücke auf Steinpfeilern vorsah, festgelegt. Uneinigkeit herrschte noch darüber, ob die Brücke an ihrem alten Ort oder weiter westlich auf Höhe der Haspelgasse wieder aufzubauen sei. Letztlich erteilte der Bauherr und Namensgeber der Brücke, Kurfürst Karl Theodor, am 1. Juli 1785 aber überraschend dem bis dahin eher unbekannten Bauinspektor Mathias Mayer für seinen nachträglich eingereichten Vorschlag, die Brücke auf den vorhandenen Pfeilern aus Stein zu bauen, den Zuschlag.

Die Bauarbeiten begannen 1786 unter Aufsicht Mayers und wurden im Oktober oder November 1788 zum Abschluss gebracht. Insgesamt kostete der Brückenbau 165.282 Gulden, damit war die Brücke nach dem Mannheimer Schloss das teuerste Bauwerk in der damaligen Kurpfalz. Das Geld hatte die Stadt Heidelberg aufbringen müssen. Hierzu verschuldete sie sich beim Hoffaktor Aron Elias Seligmann und legte ihren Bürgern eine Sondersteuer auf.


Kämpfe im 19. Jahrhundert

Zweimal war die Alte Brücke im 19. Jahrhundert Schauplatz von Kämpfen. Das erste Gefecht fand während der Koalitionskriege nach der Französischen Revolution statt: Am 16. Oktober 1799 versuchten die französischen Revolutionstruppen mit mehreren tausend Mann Heidelberg über die Alte Brücke zu erobern. Verteidigt wurde die Brücke von österreichischen Ulanen unter Fürst Schwarzenberg und Tiroler Infanteristen. Nachdem sieben Angriffe fehlgeschlagen waren, zogen sich die Franzosen nach Handschuhsheim zurück. Die österreichischen Verteidiger, nur 300 Mann an der Zahl und mit einer einzigen Kanone ausgestattet, erkannten aber die Aussichtslosigkeit ihrer Lage im Fall, dass die Franzosen mit Verstärkung erneut angreifen sollten, und zogen in der Nacht heimlich ab. Am nächsten Tag rückten die Franzosen kampflos in Heidelberg ein.

Zum zweiten Mal wurde die Alte Brücke während der Badischen Revolution von 1848/1849 in Kriegshandlungen verwickelt. Die revolutionären Freischärler hatten sich auf dem Heiligenberg verschanzt, zogen sich aber beim Herannahen der preußischen Truppen nach Heidelberg zurück. Am 21. Juni 1849 bezog eine preußische Abteilung am gegenüberliegenden Neckarufer Stellung. Um deren Einzug nach Heidelberg zu verhindern, verminten die Freischärler die Brücke. Die Heidelberger versuchten, in der Ansicht, der Kampf gegen die Preußen sei aussichtslos, die Revolutionäre dazu zu bewegen, die Brücke zu verschonen. Es gelang sogar einigen Bürgern unter Führung des Feuerwehrhauptmanns Karl Metz, das in die Brücke eingesetzte Sprengfässchen auszugraben und in den Neckar zu werfen, was aber postwendend von den Freischärlern rückgängig gemacht wurde. Schließlich sahen diese aber doch ein, dass Widerstand gegen die preußische Übermacht zwecklos war, und zogen kampflos ab. Am nächsten Morgen zogen die Preußen ungehindert in die Stadt ein.


Zerstörung im Zweiten Weltkrieg und Wiederaufbau

Von den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs blieb Heidelberg weitgehend verschont. Gegen Ende des Krieges wurde aber die Alte Brücke schwer in Mitleidenschaft gezogen: Am 29. März 1945 sprengten Pioniereinheiten der deutschen Wehrmacht bei ihrem Rückzug vor den heranrückenden Amerikanern die Heidelberger Neckarbrücken. Bei der Alten Brücke wurden der fünfte und sechste Pfeiler gesprengt, die drei von ihnen getragenen Bögen stürzten ein. Die Sprengung war sinnlos: Schon am nächsten Tag konnte die 63. US-Infanteriedivision problemlos in Heidelberg einmarschieren.

Sofort nach Kriegsende entschieden sich die Heidelberger zur Überraschung der amerikanischen Besatzer, die Alte Brücke vor der verkehrstechnisch zentraleren Friedrichsbrücke (heute Theodor-Heuss-Brücke) wieder aufzubauen. Es wurde eine Spendenaktion eingeleitet, durch die insgesamt 1.580.882,31 Reichsmark zusammenkamen. Am 14. März 1946 begann der Wiederaufbau, und am 26. Juli 1947 konnte die wiederaufgebaute Brücke feierlich eingeweiht werden.


Umbau 1969/1970

In den 1960er Jahren entwickelte sich durch den zunehmenden Autoverkehr die Alte Brücke immer mehr zu einem Nadelöhr der Bundesstraße 37, die am Neckarufer entlang unter den beiden Landbögen am südlichen Ende der Brücke hindurchführt. Die noch von der 1708 erbauten Vorgängerbrücke stammenden Bögen waren so niedrig, dass sie nur jeweils einspurig durchfahren werden konnten. Daher entschied der Heidelberger Stadtrat 1966, die Brücke umzubauen, um ein günstigeres Durchfahrtsprofil zu gewährleisten. Die Notwendigkeit des Umbaus wurde 1967 noch einmal deutlich, als ein leerer Tanklastzug mit dem zweiten Landbogen kollidierte. Im Frühjahr 1969 begannen die Bauarbeiten. Die beiden Landbögen wurden mitsamt dem Pfeiler komplett abgetragen und mit einem um 1,70 Meter erhöhten Scheitel wiederaufgebaut. Zugleich wurde die Ufermauer erhöht, um die Hochwassergefahr an der tief gelegenen Brückenunterführung zu mindern. Im Frühsommer 1970 war der Umbau abgeschlossen. Trotz des kritischen Eingriffes in die historische Bausubstanz gilt der Umbau nicht nur für den Verkehr als Gewinn: Durch die höhere Wölbung reichen die beiden Landbögen nun ebenso wie die übrigen Bögen der Brücke bis knapp unter die Fahrbahnhöhe und passen sich so harmonischer in das Bild der Alten Brücke ein.



Text: Wikipedia

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