Anhalter Hochbunker

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Anhalter Hochbunker 1987

Der Anhalter Hochbunker ist ein ehemaliger Luftschutzbunker der Deutschen Reichsbahn im Berliner Ortsteil Kreuzberg auf dem Gelände des ehemaligen Anhalter Bahnhofs (heute mit Zugang Schöneberger Straße 23a).

Im Rahmen des Führer-Sofortprogramms vom 10. Oktober 1940 wurden an ausgewählten verkehrsreichen Zentren Bunker für Passanten, Reisende und Anwohner errichtet. „Ein Erlaß des Reichsluftfahrtministeriums ordnete am 2.11.1940 weiterhin an, daß die Reichsbahn auf allen Bahnhöfen [...] Schutzräume für die Reisenden zu schaffen habe.“[1] Daraufhin wurde auch der Hochbunker am Anhalter Bahnhof geplant.[Anm 1] Er war für eine Belegung mit 3000 Personen ausgelegt und diente als Schutzbunker bei Luftangriffen für Fahrgäste und Personal des Anhalter Bahnhofs sowie über einen unterirdischen Zugang auch für Bedienstete des ehemaligen Postamtes SW 11 an der Möckernstraße.[2]

Bau und Bauwerk

Der Bau des Anhalter Hochbunkers begann zum Ende des Jahres 1941,[3] die beiden Untergeschosse mit der ebenerdigen Deckplatte waren im Frühjahr 1942 eingebracht,[4] am 21. Juli 1942 stand die Armierung für die Obergeschosse und am 9. Oktober 1942 war das Bunker-Gebäude fertiggestellt.[5] „In der obersten Etage lagen die Zimmer für den Reichsbahnpräsidenten, Pressezimmer und Zimmer für die leitenden Angestellten.“ Dort lagen auch Räume mit Arbeitsplätzen für Schreibkräfte nebst Telefonzellen sowie zahlreiche „Maschinenräume“.[6]

Die Bunkeranlage

Der Bunker verfügt über drei ober- und zwei unterirdische Geschosse mit einer Gesamtfläche von etwa 3600 Quadratmetern.

Neben den oberirdischen Eingängen wurde der Südausgang des Anhalter S-Bahnhofs als Zugang zum Bunker eingerichtet. Dazu kam eine unterirdische Verbindung vom Nord-Süd-Tunnel und von der Halle des Anhalter Bahnhofs. „Im untersten Bunkergeschoss, das heute leer steht, zeugen sechs Schleusendurchgänge des einstigen Hauptzuganges vom Nord-Süd-S-Bahntunnel noch davon, welche Menschenmassen [ca. 5000 Personen] hier einst Schutz vor Bomben gefunden haben.“[7] Im unteren Bereich soll sich auch „eine Art Kommandozentrale“ befunden haben: „Hier saßen Männer in Uniform und telefonierten oder bedienten einen Fernschreiber.“[8]

Nutzung des Hochbunkers im Bombenkrieg

„Von 1939 bis 1943 blieb das Leben auf dem Anhalter Bahnhof von Kriegseinwirkungen weitgehend verschont. […] Im Spätherbst des Jahres 1943 trafen die ersten Bomberverbände der Alliierten über Berlin ein. Es begann die systematische Zerstörung der Stadt.“ Zu diesem Zeitpunkt war der Bunker fertiggestellt und er konnte somit die Schutzsuchenden aufnehmen. „Den Höhepunkt seiner Zerstörung erlebte der Anhalter Bahnhof während des letzten großen Luftangriffs der Alliierten am 3. Februar 1945.“[9]

Die militärische Lage im Endkampf um Berlin

Nach der Einschließung Berlins am 25. April 1945 durch die Sowjetarmee bildete der Anhalter Bahnhof und seine umfangreichen Anlagen im Kampf um Berlin eine Schlüsselpositionen der Verteidigung, zumal er im südlichen Bereich gegenüber den vom Tempelhofer Feld anrückenden Sowjettruppen noch durch den Landwehrkanal gesichert war. Am Abend des 26. April 1945 vor ihrem Einzug in den Bunker nach der Zerstörung ihres Wohnhauses erlebte die Augenzeugin Waltraut Süßmilch unmittelbar die Sprengung der Großbeerenbrücke und der Halleschen-Tor-Brücke durch ein Wehrmachtskommando.[10] Kurz darauf trafen die ersten russischen Soldaten mit Panzern ein und mussten am Ufer des Kanals Halt machen. „In der Nacht vom 26. auf den 27. April zwang Tschuikows Druck auf Kreuzberg die deutsche Verteidigung über den Landwehrkanal, wo sie neue Stellungen beziehen mußte. […] Der nächste Tag war ein Ruhetag für die Truppen und wurde für die letzten Vorbereitungen [zur Überquerung des Landwehrkanals] genutzt, die deutschen Stellungen mit Artillerie- und Mörserfeuer belegt."[11]

Übergang über den Landwehrkanal

Damit lag das gesamte Gelände des Anhalter Bahnhofs und auch des Hochbunkers im Bereich des direkten Beschusses: „Tschuikows Vorbereitungen für den Angriff über den Landwehrkanal sahen einen massierten Einsatz von schwerer Artillerie und Raketenwerfern zur begleitenden Unterstützung vor. Diese wurden nach Einnebelung im Laufe des Tages (dem 28. April) in Stellung gebracht. An Munition war keine Mangel, und es wurde der Befehl ausgegeben, nicht sparsam mit ihr umzugehen.“[12] Der „S-Bahntunnel vom Verschiebebahnhof Yorckstraße und der U-Bahntunnel von der Belle-Alliance-Straße (heute: Mehringdamm) [… waren] verbarrikadiert und in regelmäßigen Abständen bemannt worden, so daß sie für den Vorstoß nicht nutzbar waren.“ In der Nacht vom 28. auf den 29. April sollte der Übergang erfolgen, dessen Schwerpunkt im Raum der Potsdamer Brücke lag, die nicht zerstört war. Der 29. April verlief mit Kämpfen um die Übersetzversuche.

Kampf um den Anhalter Bahnhof

Vor dem Anhalter Bahnhof gelang es den Angreifern über Trümmer den hochgelegenen U-Bahnhof Möckernbrücke zu erobern und das Nordufer zu erreichen. Am Halleschen Tor „gelang es den Pionieren, Pontons zu Wasser zu bringen, so daß die Panzer zum Belle-Alliance-Platz vorstoßen konnten.“[13] Am Abend des Tages standen die Spitzen östlich des Bahnhofs vor dem Luftfahrtministerium (heute: Finanzamt) und am Morgen des 30. April war nach deutschen Angaben der „Anhalter Bahnhof gerade besetzt“ worden.[14] Diese Angabe ist umstritten – andere Berichte, auch das Tagebuch der Autorin Süßmilch (siehe Kapitel: Ablauf der letzten Tage …) – lassen die Annahme zu, dass eine Besetzung frühestens am Abend des 30. April erfolgte. Der Anhalter Hochbunker, der außen vermauert worden war, blieb an diesem und auch noch am folgenden Tag zumindest bis in die Mittagsstunden unbehelligt. Dies war auch deshalb möglich, weil Kampftruppen laufend weiter ins Zentrum zogen und erst nachfolgende Einheiten das zuvor durchquerte Umfeld „säuberten“.

Der Bunker in den letzten Kriegstagen

Nachdem der Bunker bis 1944 noch vorwiegend bei Luftangriffen benutzt worden war, wurde er schließlich für „Tausende von Menschen, Flüchtlinge, Ausgebombte und Verwundete, die letzte Zufluchtsstätte. Viele Menschen verbrachten dort regelmäßig die Nacht, anfangs mussten sie noch eine Bunkerkarte vorweisen, mit einer Nummer darauf, später fragte keiner mehr danach.“[15]

Flucht zum Anhalter Bahnhof

Beim Vorrücken der Sowjetarmee nach dem Einschluss der Stadt am 25. April 1945 flüchtete die Bevölkerung der im Süden des Zentrums liegenden Stadtviertel vor der den Truppen vorausgehenden „Artilleriewalze“ zumeist in die Anlagen des Anhalter Bahnhofs und in den Hochbunker, der schließlich mit 10.000 Personen völlig überfüllt war.[16] Im Umfeld befanden sich noch die Menschen, die im Gemäuer und den Gewölben des Monumentalbau des Anhalter Bahnhofs und in den ausgedehnten Anlagen des unterirdischen S-Bahnhofs Zuflucht suchten.

Die Zustände im Bunker

Zur Einrichtung des Bunkers gehörte auch eine Luftschutz-Sanitätsstelle, deren Leiter schon seit Ende 1943 der Arzt Hans Mellin war. Nachdem der Zustrom der Schutzsuchenden nach dem Artilleriebeschuss der Roten Armee auf den Innenstadtbereich ab 21. April 1945 einsetzte, wurde eine zweite Lazarett-Abteilung eingerichtet, „die ein Arzt, der gleichfalls durch die Ereignisse in den Bunker verschlagen worden war, mit seiner Frau übernahm. Das Schlimmste war, daß wir gar nicht auf große Chirurgie eingerichtet waren. Der Zweck der Rettungsstelle war ja nur die Erste Hilfe gewesen und nun sollten wir die Schwerverletzten versorgen.“ Bis gegen Ende April war das Shell-Haus in die Versorgung der Schwerverwundeten einbezogen: sie wurden in das dortige, für Operationen besser ausgestattete Lazarett gebracht – so lange bis die Transportfahrzeuge ausfielen.[17]

Die Flüchtenden lagerten eng zusammengedrängt überall im Bunker, in den Räumen, den Gängen und auf den Treppen. Die hygienischen Verhältnisse waren rasch katastrophal, Waschräume und Toiletten nicht mehr benutzbar, zum Teil hatten sich dort auch Leute eingeschlossen oder es wurden die Toten hier abgelegt. Das Licht war düster, es gab keine Lebensmittelversorgung mehr, die Menschen lebten aus kargen Vorräten, fast nur noch Jugendliche waren im zunehmenden Beschuss in der Lage, draußen Wasser zu holen oder Notwendiges zu ‚organisieren‘. Schließlich wurden die oberirdischen Zugänge von Soldaten zugemauert, um zu verhindern, dass die Insassen in Panik ins Feuer rannten. Eine Verbindung nach außen gab es nur noch durch den Zugang in den S-Bahnhofsbereich, der ebenfalls mit Schutzsuchenden überfüllt war.

Informationslage heute

Über die Zustände im Bunker gibt es Darstellungen von Dabeigewesenen, die später in Zeitungsartikeln und in zwei Buchveröffentlichungen Zeugnis ablegten.

Nachdem schon um den 20. April der Bunkerleiter „spurlos verschwunden“ und ein kooperativer Luftwaffenmajor abkommandiert worden war, wurde von den Ärzten und einem „in die Bresche gesprungenen Reichsbahninspektor […] eine neue Bunkerdirektion gegründet“ und der Bunker als Rot-Kreuz-Bunker hergerichtet. Zum Zweck einer entsprechenden Beflaggung wurden unter den Schutzsuchenden Bettlaken und Lippenstifte eingesammelt.


Der Bericht des Arztes Hans Mellin lässt außer dem Tag der Evakuierung keine Datierung der Ereignisse der letzten Tage im Bunker und außerhalb zu, doch werden die von ihm genannten Vorfälle:

Die Erstellung der Rot-Kreuz-Flaggen, die Zerstörung der letzten Wasserpumpe am Askanischen Platz, der Ausfall des Stromaggregats im Bunker und der darauf folgende Ausfall der Lüftung mit Temperaturanstiegen bis zu 60 Grad,[18] unabhängig davon auch von einer Reihe anderer Zeugen genannt, deren Aussagen zusammen mit Darstellungen in späteren Zeitungsberichten Datierungen zulassen. Die Vorfälle werden ebenfalls alle im Neuen Deutschland, Zentralorgan der SED vom 9. Mai 1946, genannt, doch sind Details dort falsch oder ungenau und können meist nur im Zusammenhang mit weiteren Darstellungen gewertet werden. Als Datum verbürgt ist nur die dort auch für den 1. Mai genannte Bunker-Räumung.[19]

Datierung der Vorgänge im Bunker

Nachdem durch eine Vielzahl von Nachweisen der Termin für die Evakuierung des Hochbunkers am 1. Mai 1945 frühmorgens sichergestellt ist (siehe Abschnitt: Zur Datierung der Räumung), lassen sich durch die Tagesablauf-Chronik der damaligen Augenzeugin Waltraut Weise (als Autorin: Waltraut Süßmilch) die Ereignisse und deren Termine rekonstruieren:[Anm 2] Ablauf der letzten Tage vom 27. bis zum 30. April 1945

Ihr Tag der „Flucht aus dem Bunker“ – ihr 5. Tag dort – war der 1. Mai. Somit war ihr „Erster Tag im Bunker“ der 27. April 1945.

27. April 1945 (Vorbereitungstag der sowjetischen Truppen)

„... es schien stiller zu sein als sonst. Nach dem pausenlosen Beschuss war uns das nicht geheuer. Die Soldaten sprachen von einer Feuerpause vor dem Sturm.“[Anm 3] Die am Vortag ausgebombte Gruppe um die Autorin ist mit ihrer Einrichtung im Bunker beschäftigt.

28. April 1945

Zu Tagesbeginn konnten sich die Menschen noch außerhalb des Bunkers auf den Straßen bewegen – gegen Mittag war der Beschuss „derart intensiv geworden, dass sich kaum noch Leute auf die Straße wagten“. Später rannten jeweils nur einzelne zur Wasserpumpe auf dem Askanischen Platz. Im Bunker wurden Bettlaken als Verbandzeug fürs Lazarett gesammelt.[20]

29. April 1945

An diesem Tag wurden im Bunker auf Veranlassung einer Schwester des Lazaretts durch Mädchen von den Frauen Bettlaken und Lippenstifte eingesammelt und damit Rotkreuz-Flaggen gefertigt und aufgehängt. Diese seien später durch die SS, die den Bunker verteidigen wollte, wieder abgehängt worden.[21] Auf dem Gelände des Güterbahnhofs wurden unter Beschuss liegende und zum Teil bereits brennende Wagen und Lagerhallen zur Ausräumung durch die Bevölkerung freigegeben.[22]

30. April 1945

Die Rot-Kreuz-Flaggen befanden sich morgens noch am Bunker. Es sei „relativ ruhig“ gewesen und vor der Bahnhofshalle war es noch möglich an der Pumpe Wasser zu holen. Im Bunker fiel die Stromversorgung aus – die Finsternis wurde nur durch Kerzen gemildert. Im Bunker wurde alles, „wo ein Hakenkreuz drauf ist“, vernichtet. Der Stillstand des Generators führte nicht nur zum Ausfall der Beleuchtung, sondern vor allem der Lüftung und zu zunehmend unerträglichen sowie chaotischen Zuständen im Innern. Die Selbsttötungen häuften sich. Die Pumpe am Askanischen Platz fiel durch einen Granattreffer aus.[23] „Mit Mühe bekommen wir noch das Datum des Tages zusammen. Auf dem Platz vor dem Bahnhof, gewissermaßen vor unserer Haustür, stehen schon die russischen Panzer.“[24]

Evakuierung des Bunkers

Zur Datierung der Räumung

Als Termin für die Evakuierung und den darauf folgenden Abmarsch der Evakuierten durch den Nord-Süd-Tunnel der S-Bahn wird allgemein der 1. Mai genannt:

Vom Hochbunker-Lazarettarzt Hans Mellin (siehe Abschnitt: Abmarsch vom Bunker).

Von vier Augenzeugen – Teilnehmern und beobachtenden Personen –, die sich 1991 nach Aufrufen in den Zeitungen Der Tagesspiegel und Berliner Morgenpost[25] meldeten. Die Zeugenaussagen wurden für eine Buchveröffentlichung protokolliert.[Anm 4]

In zwei Schreiben an das Bestattungsamt Kreuzberg, in denen die Absender vermisste Angehörige suchen und den 1. Mai als Datum des Vorganges bezeichnen:[26]

(1) „bei der Räumung des Bunkers am 1.5.45 sollte Abtransport durch die S-Bahn-Schächte in Richtung Stettiner Bahnhof erfolgen.“ (2) „Seit dem 1. Mai d.J. sind meine Eltern verschollen […] Es wird angenommen, daß sie beide bei der Räumung des Anhalter Bunkers umgekommen sind, evtl. in der S-Bahn.“

In drei Zeitungsberichten:

(1) „So begann der berühmte Marsch morgens um 5 Uhr am 1. Mai 1945.“[27] (2) „Am 1. Mai wurde der Bunker geräumt.“[28] (3) „Da hieß es am Dienstag (1. Mai 1945), wir sollten den Bunker durch den S-Bahn-Schacht verlassen, um unter der Erde bis zum Stettiner Bahnhof zu marschieren. Morgens um 9 Uhr begannen die Massen aus dem Bunker ihren Elendsmarsch“[29]

Räumungsaufforderung

Die Zeitzeugin Waltraut Süßmilch wurde von den Lautsprecherdurchsagen um 4 Uhr morgens geweckt und beschreibt die Evakuierung als den Umständen gemäß geordnet – durch Ordner, Militärpersonal, Posten mit Fackeln und Rotkreuzschwestern. Sie hat die Räumung nicht als panisch erlebt.[30] Die Lautsprecherdurchsagen wurden auch von einer weiteren Zeugin genannt.[31]

Abmarsch vom Bunker

Hans Mellin: „Am 1. Mai morgens steht mit einem Mal der SS-Kommandant an meinem Bett: ‚Ich lasse jetzt den Bunker von der Zivilbevölkerung räumen.‘ […] Mit einem Achselzucken lasse ich ihn stehen, nehme Mantel und Hut und gehe hinaus. Der einzige Ausweg, der noch zur Verfügung steht, ist der S-Bahn-Tunnel in Richtung Norden. Im Bunker ist die Hölle los. Alles quillt die Treppen hinunter in den dunklen Tunnel. […] Und so setzt sich der Zug in Bewegung. Man kommt nur schrittweise voran und tastet sich von einer Schwelle zur andern.“[32]

Mellin berichtet, dass der Abtransport der Nichtgehfähigen nicht mehr möglich war. Unklar bleibt, ob der Autor Mellin den Zug selbst mitgemacht hat oder sich anderweitig entfernen konnte oder im Bunker bis zum Eintreffen russischer Soldaten blieb.

Abweichende Zeitangabe zur Räumung

Es ist in der Literatur nur eine Darstellung bekannt, die für die Evakuierung des Anhalter Hochbunkers ein anderes Datum als den 1. Mai 1945 nennt:

Frau J.: „Am 30. April liefen an ihnen (an ihr und anderen) die Frauen und Kinder aus dem geräumten Bunker Anhalter Bahnhof vorbei.“ (Augenzeugin in einem S-Bahnwagen im Tunnel).[33] Da die vom Inferno der letzten Kriegstage betroffenen Menschen – vor allem die Zivilisten – das Tagesdatum nur noch selten kannten, sich nicht damit beschäftigten und auch in der Erinnerung Verwechslungen möglich waren, kann bei dieser Angabe angesichts der großen Mehrheit der Nennungen des 1. Mai als Datum der Evakuierung von einem Irrtum ausgegangen werden.

Kriegsende

Über das Schicksal der nach dem Treck zurückgebliebenen Menschen nach dem Eindringen von Sowjetsoldaten, etwa der Schwerverwundeten in den beiden Lazaretteinrichtungen, ist nichts gesichert überliefert.

Wenige Tage nach der Kapitulation am 2. Mai 1945 kam die spätere Autorin Waltraut Süßmilch mit Mutter und Bruder wieder zum Anhalter Bahnhof, „um eventuell etwas Brauchbares im Bunker [zu] finden. […] Es gelang uns nur, wenige Schritte in den Bunker hineinzukommen. Der Weg wurde durch muffig riechendes Wasser versperrt, auf dem mehrere Leichen, Kartons und leere Blechdosen schwammen. ‚Raus hier‘, sagte meine Mutter. ‚Hier holt man sich nur Typhus.‘“[34]

Nachkriegszeit

Im Landesarchiv Berlin gibt es in den Unterlagen der Reichsbahndirektion Berlin Berichte über eine beabsichtigte Sprengung verschiedener Bunkeranlagen um den Anhalter Bahnhof und somit auch des Hochbunkers. Nach Untersuchungen durch einen Architekten wurde jedoch davon Abstand genommen.[Anm 5]

Im Sommer 1950 war im Anhalter Hochbunker ein Flüchtlingslager eingerichtet.[35]

Später dienten die Geschosse zur Unterbringung der Senatsreserve.

Der Bunker heute

Heute befindet sich im Bunker neben dem Berliner Gruselkabinett und einem Cafè noch das Berlin Story Museum.[36] Die Zugänge zum Nord-Süd-Tunnel sind zugemauert, das leerstehende unterste Stockwerk ist nur noch über eine der beiden innen führenden Treppen erreichbar. Im Sommer 2014 wechselte der Eigentümer des Bunkers: Enno Lenze kündigte an, gemeinsam mit dem Verein Berliner Unterwelten die unteren Stockwerke erschließen zu lassen und die Ausstellung zur Geschichte des Bunkers zu überarbeiten.


Bild: Wikimedia/Etan J. Tal

Text: Wikipedia

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