Aquarium Berlin

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Das Aquarium Berlin besteht seit 1913. Nach fast völliger Zerstörung im Zweiten Weltkrieg, problematischem Wiederaufbau und späterer umfassender Sanierung und Erweiterung ist es heute eine der artenreichsten Einrichtungen dieser Art weltweit. Neben Meeres- und Süßwasserbewohnern werden auch Amphibien, Reptilien und Insekten gezeigt. Das Haus liegt im Ortsteil Tiergarten des Bezirks Mitte auf dem Gelände des Zoologischen Gartens. Ein zweiter, viel genutzter Eingang führt direkt vom Olof-Palme-Platz an der Budapester Straße in das Gebäude. Auf Wunsch können mit kombinierten Tickets sowohl das Aquarium als auch der Zoo besucht werden. Für Kinder und Jugendliche werden differenzierte Programme angeboten. Zusammen mit dem Zoologischen Garten steht das Aquarium Berlin unter Denkmalschutz. Beide Einrichtungen werden gemeinsam als börsennotierte und gemeinnützige Aktiengesellschaft geführt.

Geschichte

Vorgeschichte

An der Nordseite der Straße Unter den Linden /Ecke Schadowstraße in der Nähe des Brandenburger Tores existierte von 1869 bis 1910 das von Alfred Brehm gegründete erste Aquarium Berlins. Doch am 30. September 1910 musste es aus wirtschaftlichen Erwägungen schließen, das Haus in attraktiver Lage wurde abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Die Tierbestände gingen in verschiedene auswärtige Aquarien. Danach blieb Berlin drei Jahre lang ohne großes Schau-Aquarium. Zuvor hatte die Direktion des Berliner Zoologischen Gartens langwierige, ergebnislose Verhandlungen über eine Verbindung der beiden Institutionen geführt, etwa durch einen gemeinsamen Neubau auf dem Gelände des Zoos. Der Actien-Verein des Zoologischen Gartens beschloss endlich, in ausschließlich eigener Verantwortung ein Aquarium zu bauen und erhöhte dafür sein Aktienkapital um 500.000 Mark auf 3,3 Millionen Mark[1] (das sind inflationsbereinigt in heutiger Währung rund 18.253.000 Euro).

1911 bis 1945

Der damalige Direktionsassistent Oskar Heinroth, der als Kustos des neuen Aquariums vorgesehen war, entwarf das tiergärtnerische Konzept und leitete die Gesamtplanung. Als Bauland konnte der alte Maschinenhof des Zoologischen Gartens genutzt werden. Zwischen 1911 und 1913 entstand für Baukosten von rund 1,14 Millionen Mark an der heutigen Budapester Straße – seinerzeit noch Teil des Kurfürstendamms – ein dreigeschossiger Bau von 53 Meter Länge und 35 Meter Breite, entworfen von den Architekten Zaar & Vahl. An die Westseite anschließend wurde ein Wohn- und Bürohaus erbaut. Den künstlerischen Schmuck des Gebäudes gestaltete der Maler Heinrich Harder, ein Spezialist für die Darstellung prähistorischer Tiere. Thema seiner Reliefs, Majoliken und Mosaiken waren die frühen, inzwischen ausgestorbenen Vorgänger der im Aquarium gezeigten Tiere. Vor dem Eingang zum Aquarium von der Seite des Zoologischen Gartens her – ursprünglich als Haupteingang geplant und gestaltet – steht als besonderer Akzent die lebensgroße Nachbildung des Iguanodon, eines aufgerichtet fünf Meter hohen Dinosauriers der Kreidezeit, ebenfalls eine Arbeit von Harder. Mittelpunkt und Hauptattraktion des Hauses wurde eine Krokodilhalle mit Hängebrücke, 27 Meter lang und zehn Meter breit, die sich über mehrere Stockwerke erstreckte. Eine solche für Besucher unmittelbar begehbare zoologische Anlage unter Dach hatte es zuvor nirgendwo gegeben.

Im unteren Stockwerk, dem eigentlichen Aquarium, waren Süßwasser- und Meeresbewohner untergebracht, in der darüberliegenden Etage hauptsächlich Reptilien und Amphibien, im obersten Geschoss Käfer, Bienen, Spinnen, Schmetterlinge usw. Das Salzwasser für die Meeresbewohner gelangte zunächst in Lastkähnen von der Nordsee über die Elbe zur Tiergartenschleuse am Landwehrkanal, von dort pumpte es die Berliner Feuerwehr durch eine Schlauchleitung von einem Kilometer Länge in die Becken des Aquariums. Nach dem Ersten Weltkrieg erwies sich dieses Verfahren als zu teuer; wie schon früher im Aquarium Unter den Linden stellte man nun künstliches Seewasser dadurch her, dass verschiedene Seesalze in Süßwasser aufgelöst wurden.

Eröffnet wurde das Aquarium am 18. August 1913. Bedingt durch den Ersten Weltkrieg und die allgemeine Notsituation der ersten Nachkriegsjahre war das Unternehmen zunächst nur mäßig erfolgreich. Nach 1923 begann eine rasche Entwicklung zum artenreichsten Aquarium der Welt. Bei seiner Eröffnung waren etwa 400 Tierarten vorhanden; Im Jahr 1939, zu Beginn des Zweiten Weltkriegs, zählte man 746 Arten mit 8532 einzelnen Tieren. Während des Krieges, am 23./24. November 1943, zerstörte ein Bombenvolltreffer in die Krokodilhalle das Haus bis auf die Grundmauern. Durch weitere Kriegseinwirkungen wurden auch die Nebengebäude verwüstet. Kurz nach Kriegsende starb am 31. Mai 1945 Oskar Heinroth, der 1929 zum Direktor des Aquariums ernannt worden war.

Nach 1945

Den Wiederaufbau des fast völlig zerstörten Zoologischen Gartens unter den schwierigen Bedingungen der frühen Nachkriegszeit leitete seit August 1945 die Zoologin Katharina Heinroth, die Witwe Oskar Heinroths, gemeinsam mit dem Zoologen, Biologen und Paläontologen Werner Schröder, der zunächst als kaufmännischer Direktor eingesetzt wurde und seit 1952 Direktor des Aquariums war. Aus Kostengründen wurde das Gebäude des Aquariums auf den Ruinen des alten Hauses wiedererrichtet, dessen Kellerräume erhalten geblieben waren. Die zuvor mit bildlichen Darstellungen reich geschmückte Fassade erhielt aus Geldmangel eine einheitlich verputzte Oberfläche. Im September 1952 konnten im Erdgeschoss wieder Meeres- und Süßwassertiere gezeigt werden, im November 1956 eröffneten die Krokodilhalle und die Schlangenabteilung, 1959 war das Insektarium fertiggestellt. Schon 1968 konnte das Berliner Aquarium wieder die artenreichste Sammlung der Welt zeigen, darunter befanden sich zahlreiche erstmals nach Europa importierte Tiere.

Rund 25 Jahre nach dem Wiederaufbau traten am Gebäude zunehmend Probleme auf, die aus den Materialmängeln der ersten Nachkriegszeit resultierten. Das ganze Haus musste schrittweise saniert werden, blieb aber gleichzeitig für das Publikum eingeschränkt zugänglich. Für die meisten Tiere fanden sich vorübergehende Unterkünfte im Aquarium selbst. Die Krokodile mussten ausgelagert werden, sie lebten zeitweilig in der Halle des historischen Antilopenhauses. Hilfreich in dieser Phase war ein neuer, moderner Anbau östlich des Aquariums, hierher konnte ein Teil des Tierbestandes verlagert werden. Die technisch-wissenschaftliche Planung für den Erweiterungsbau und für die Sanierung des Altbaus lag in den Händen von Jürgen Lange; er wurde Anfang 1978 zum Kustos des Aquariums bestellt, nachdem Werner Schröder in den Ruhestand getreten war.

Zwischen 1978 und 1980 entstand für sieben Millionen Mark der achteckige Anbau, als Landschaftsaquarium konzipiert. In fünf relativ weitläufigen Becken – verglichen mit den kleinformatigen Schaukästen im Altbau – werden Ausschnitte aus der Flora und Fauna spezieller Biotope gezeigt, einschließlich der jeweiligen Ufervegetation. Zwei der Becken stehen unter dem Thema Korallenmeer, zwei zeigen südamerikanische Flüsse und ein weiteres die Gewässer Südostasiens.[2] Ebenfalls im Neubaubereich befinden sich ein Rundumbecken mit 50.000 Litern Inhalt für nordamerikanische Löffelstöre und ein 40.000 Liter fassendes Becken für Haie und Meeresschildkröten. Auf dem Dach und im Untergeschoss sind verschiedene technische Einrichtungen untergebracht.

Die umfassende Sanierung des Altbaus war 1983 abgeschlossen, die Gesamtkosten betrugen 27,4 Millionen Mark. Der Bildhauer Hans Joachim Ihle übernahm die künstlerische Ausgestaltung des Gebäudes, insbesondere die Wiederherstellung des Fassadenschmucks. Einige der schwer beschädigten Mosaiken waren fragmentarisch erhalten geblieben, es fanden sich noch fünf von ursprünglich 14 Originalentwürfen Heinrich Harders sowie eine Reihe alter Fotografien der Fassaden. Anhand dieses Materials konnten die alten Tiermotive rekonstruiert werden. Die wissenschaftliche Genauigkeit dieser Darstellungen war schon früh ein Diskussionsgegenstand. In einer Beschreibung von 1913 hieß es: „Solche Rekonstruktionen mögen für die hochwissenschaftlichen Museen ihr Bedenkliches haben, weil die Phantasie dabei notgedrungen eine mehr oder weniger große Rolle spielen muß; der Zoologische Garten als mehr volkstümliche Bildungsanstalt darf derartiges wohl wagen für den guten Zweck“.[3]


Text: Wikipedia

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