Bruno Taut (Wohnhaus)

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Wohnhaus von Bruno Taut

Das vierteilkreisförmige Gebäude wurde 1926/27 von dem bekannten Architekten Bruno Taut erbaut und von ihm selbst bewohnt.

Bruno Taut (* 4. Mai 1880 in Königsberg; † 24. Dezember 1938 in Istanbul; vollständiger Name: Bruno Julius Florian Taut) war ein deutscher Architekt und Stadtplaner. Als Vertreter des Neuen Bauens wurde er vor allem durch die Großsiedlungen in Berlin-Britz (Hufeisensiedlung) und Berlin-Zehlendorf (Onkel Toms Hütte) bekannt. Bruno Taut arbeitete seit 1909 mit Franz Hoffmann in einem gemeinsamen Architekturbüro, in das sein jüngerer Bruder Max Taut (1884–1967) 1912 mit eintrat, der später vor allem durch seine sachlichen Bürobauten bekannt wurde.

Leben

Studium und erstes Architekturbüro

Bruno Taut wuchs als zweiter Sohn des Kaufmanns Julius Taut im ostpreußischen Königsberg auf. Bis 1897 besuchte er das Kneiphöfische Gymnasium und nahm danach eine Ausbildung an der Königsberger Baugewerkschule auf, die er nach drei Semestern erfolgreich abschloss. Im Jahr 1902 arbeitete er bei Fritz Neugebauer in Hamburg und bei Franz Fabry in Wiesbaden.[1] Ein Jahr später bekam er die Möglichkeit, im Büro des bekannten Berliner Architekten Bruno Möhring mit dem Jugendstil und mit den neuen Baumethoden der Verbindung von Stahl und Stein in Berührung zu kommen. Von 1904 bis 1908 arbeitete Taut in Stuttgart bei Theodor Fischer, wo er sich insbesondere Kenntnisse in der Stadtplanung aneignete. Durch Vermittlung von Fischer erhielt Taut 1906 seinen ersten Auftrag mit der Erneuerung der Dorfkirche von Unterriexingen bei Ludwigsburg. Um ein Studium in den Fächern Kunstgeschichte und Städtebau an der Technischen Hochschule Charlottenburg aufzunehmen, kehrte er 1908 nach Berlin zurück. Ein Jahr später eröffnete er gemeinsam mit dem Architekten Franz Hoffmann in Berlin das Architekturbüro Taut & Hoffmann. Gemeinsam erledigten sie bis 1914 erste Aufträge wie den Neubau einer Mietshausgruppe in Berlin-Neukölln, Kottbusser Damm 90 / Spremberger Straße 11 / Bürknerstraße 12–14, mit Wohnungen und Läden im Erdgeschoss (1909–1910), Erweiterungsbauten für das 1906 eröffnete Kaufhaus Jandorf, Wilmersdorfer Straße / Pestalozzistraße in Charlottenburg (1912–1913) oder die Renovierung eines kleineren, uralten Kirchenbaus in Nieden (Uckermark), den der Hamburger Maler Franz Mutzenbecher ausgestaltete. Noch heute sind dort sämtliche gestalterische Maßnahmen von Taut und Hoffmann erhalten. Insbesondere die farbige Fassung der Altargitter gilt als eines der frühen Schlüsselwerke ihrer farbigen Konzeptionen.

Erste große Projekte

Tauts erste große Projekte nahmen 1913 ihren Anfang, als auch sein jüngerer Bruder Mitglied der Architektensozietät Taut & Hoffmann geworden war. Sowohl in Berlin als auch in Magdeburg erhielt das Büro Aufträge zur Projektierung von Gartensiedlungen, eine neue Bauform, die aus England nach Deutschland gekommen war. Taut wandte in seinen Plänen neue Baumethoden und Gestaltungsmerkmale an, die auch künftig seine Arbeiten auszeichneten und in Deutschland eine neue Stilrichtung, das „Neue Bauen“, ins Leben riefen. Die überwiegend für Arbeiter projektierten Siedlungsbauten erhielten in Nord-Süd-Richtung ausgerichtete Straßenzüge, sodass die Wohnungen ausreichend mit Licht und Luft versorgt waren. Daneben gestaltete er Fassaden und Fassadenelemente mit intensiven Farben, was der Berliner Siedlung „Gartenstadt Falkenberg“ auch die Bezeichnung „Kolonie Tuschkasten“ einbrachte. Mit dem Entwurf des „Glashauses“ für einen Pavillon der Deutschen Glasindustrie in der Kölner Werkbundausstellung erlangte das Trio Taut/Hoffmann 1914 erstmals internationale Anerkennung. Während des Ersten Weltkriegs beschäftigte sich Bruno mit theoretischen Fragestellungen, da sein Partner bis Januar 1919 Kriegsdienst leisten musste, er selbst diesen jedoch verweigerte. Dafür übernahm er die Bauleitung einer Pulverfabrik in Brandenburg, um als unabkömmlich eingestuft zu werden. 1917 verfasste er ein Antikriegsmanifest und entwarf Friedensdenkmäler. Im Ergebnis der überwiegenden Theoriearbeiten veröffentlichte Bruno Taut 1918 und 1919 zu dem Thema der Verschmelzung von Architektur und Natur die beiden großen Bildzyklen Alpine Architektur und Auflösung der Städte. Beeindruckt von den revolutionären Strömungen der Nachkriegszeit, rief er den „Arbeitsrat für Kunst“ ins Leben, der die Ideen der Novemberrevolution von 1918 in den Bereich der Kunst transformieren sollte. Außerdem startete er unter dem Titel „Die gläserne Kette“ einen geheimen Briefwechsel mit gleichgesinnten Architekten, zu denen auch Walter Gropius und Hans Scharoun gehörten. 1920 entwarf er ein Wärterhaus für eine Magdeburger Ausstellung, das die Stadt allerdings nicht auswählte. Daher konnte Taut seinen Entwurf 1921 lediglich in der Zeitschrift Frühlicht vorstellen. Fünf Jahre später baute der Worpsweder Schriftsteller Edwin Koenemann nach diesen Plänen unter seinem eigenen Namen die „Worpsweder Käseglocke“. Erst in den 1980er Jahren wurde entdeckt, dass es sich bei dem Bauwerk um ein Plagiat handelt.

Mangels anderer Aufträge betätigte sich Taut als Bühnenbildner, so 1921 zum Schillerdrama „Jungfrau von Orleans“ für das Berliner Deutsche Theater.

Zeit in Magdeburg

Mit der Gestaltung der „Gartenstadt-Kolonie Reform“ in Magdeburg hatten sich Taut und Hoffmann dort großes Ansehen erworben. Da dringender Bedarf an einer weitreichenden Stadtentwicklung bestand, berief der sozialdemokratische Bürgermeister Hermann Beims 1921 den avantgardistischen und kreativen Architekten Bruno Taut zum Stadtbaurat mit dem Auftrag, für Magdeburg einen Generalsiedlungsplan zu erstellen. Taut umgab sich mit einem Stab junger und gleichgesinnter Architekten wie Johannes Göderitz und Carl Krayl. Neben der Fertigstellung des Generalsiedlungsplans, der bis in die nachfolgenden Jahrzehnte Wirkung zeigte, setzte Taut seine architektonische Farbgebung in Magdeburg konsequent durch. Dazu startete er bereits im Jahr seiner Berufung eine Zeitungskampagne unter dem Titel „Aufruf zum farbigen Bauen“. Bis zur Eröffnung der großen „Mitteldeutschen Ausstellung Magdeburg“ im Jahre 1922 waren in der Innenstadt 80 Hausfassaden nach Tauts Entwürfen farbig gestaltet worden. Obwohl sich Taut damit heftige Kritik von Magdeburger Bürgern einhandelte, geriet die Aktion zu einem erfolgreichen Werbefaktor für die Stadt, die ihr zeitweilig den Titel „Bunte Stadt Magdeburg“ und eine beachtliche Resonanz in der Tages- und Fachpresse einbrachte. Im Zusammenhang mit der Ausstellung entwarf Taut die Ausstellungshalle „Stadt und Land“, die 1922 als sein einziges Magdeburger Einzelbauwerk fertiggestellt wurde.

Rückkehr nach Berlin

Da Taut nach der Beendigung an den Arbeiten für den Generalsiedlungsplan keine weiteren Perspektiven mehr in der Elbestadt sah, bat er zum 1. April 1924 um seine Entlassung und kehrte nach Berlin zurück. Hier arbeitete er nun wieder mit Hoffmann und seinem Bruder zusammen. Sie führten zwischen 1924 und 1931 mehrere Aufträge zur Errichtung von Wohnsiedlungen aus. Es entstanden zum Beispiel die Siedlung Schillerpark in Berlin-Wedding, die „Hufeisensiedlung“ in Britz, Teile der Siedlung „Freie Scholle“ in Tegel, die „Wohnstadt Carl Legien“ und die Waldsiedlung „Onkel Toms Hütte“ in Zehlendorf. In diesen acht Jahren schuf Taut rund 12.000 Wohnungen in Berlin.

Im Jahre 1930 berief ihn die Technische Hochschule Berlin zum Honorarprofessor für Siedlungs- und Wohnungswesen an den Lehrstuhl von Herrmann Jansen. Bereits seine Berufung war von den Konservativen umkämpft. Er übernahm ein Seminar für Wohnungsbau und Siedlungswesen und führte an der Hochschule die Gemeinschaftsarbeit ein, indem er Studentengruppen bildete und Entwürfe gemeinsam bearbeiten ließ. Taut wurde Mitglied der Preußischen Akademie der Künste, und der japanische Internationale Architektenbund nahm Taut als Ehrenmitglied auf. Immer noch fasziniert von den revolutionären Ideen, die er in der Sowjetunion umgesetzt sah, ging Taut 1932 nach Moskau, wo er für die Stadtverwaltung ein Büro für Neubauten einrichtete. Enttäuscht von der Entwicklung der sowjetischen Architektur und den wirtschaftlichen und technischen Schwierigkeiten, kehrte er aber bereits im Februar 1933 wieder nach Berlin zurück.

Während des Nationalsozialismus

Doch in Deutschland war Taut seine Handlungsgrundlage entzogen. Die inzwischen an die Macht gekommenen Nationalsozialisten hatten Taut als „Kulturbolschewisten“ abgestempelt, ihm die Professur und die Mitgliedschaft an der Akademie der Künste entzogen. Taut verließ Deutschland bereits zwei Wochen nach seiner Rückkehr abermals.

Er ließ sich nach kurzem Aufenthalt in der Schweiz auf Einladung des japanischen Architekten Isaburo Ueno in Japan nieder. Taut erhielt in Japan jedoch bis auf den Auftrag zum Umbau der Villa des Kaufmanns Rihei Hyuga in Atami, einem Badeort südlich von Tokio, keine Bauaufträge. Diesen Auftrag führte er zusammen mit dem befreundeten Architekten Tetsuro Yoshida aus. Das Gebäude ist heute (2011) Kulturdenkmal und eine Attraktion Atamis. In den Jahren 1933 bis 1936 wandte sich Taut wieder theoretischen Veröffentlichungen zu, in denen er sich vorwiegend mit dem „Neuen Bauen“ beschäftigte. Mit dem Verkauf selbst entworfener kunsthandwerklicher Gegenstände hielt er sich finanziell über Wasser.

Als ihm 1936 die Türkei, die für die Modernisierung des Landes nach ausländischen Architekten suchte, die Professur für Architektur an der Akademie der Künste in Istanbul anbot, siedelte er dorthin mit der Vermittlung seines dortigen Kollegen Martin Wagner um. Er wurde Dekan der Akademie und löste Ernst Egli ab. Neben seiner Lehrtätigkeit erhielt er die Gelegenheit, sich wieder als Architekt zu betätigen; so schuf er unter anderem Pläne für den Bau der Universität Ankara und, als Direktor des Baubüros des Unterrichtsministeriums, für eine Reihe von Schulen in der Türkei. 1938 erschien seine schon in Japan begonnene „Architekturtheorie“ in türkischer Sprache. Im gleichen Jahr veranstaltete die türkische Akademie der Künste eine Ausstellung über Tauts gesamtes Schaffen. Seinen letzten Bauauftrag erhielt Taut zur Gestaltung des Katafalks für den 1938 verstorbenen Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk. Seit mehreren Jahren litt Taut bereits unter einer Asthmaerkrankung. Dieser erlag der 58-Jährige nach einem schweren Anfall am 24. Dezember 1938. Er wurde als bislang einziger Ausländer und Nicht-Muslim auf dem Ehrenfriedhof des türkischen Staates in Edirnekapı, Istanbul bestattet.

Privates

Bruno Taut war der mittlere von drei Söhnen von Julius Josef Taut (1844–1907) und Auguste Henriette Bertha Taut geb. Müller (1858–1933). Sein älterer Bruder Richard Taut (geb. 1876) ist mutmaßlich im Ersten Weltkrieg gefallen. Am 27. April 1906 heiratete Bruno Taut Hedwig Wollgast (1879–1968), die Tochter des Gastwirts und Schmiedes aus Chorin. Aus der Ehe stammten zwei Kinder: Heinrich Taut (1907–1995), marxistischer Soziologe und Historiker sowie Elisabeth Taut (1908–1999), deren Tochter Christine Hellwag (* 1941) 1966 den Rechtsanwalt und späteren Politiker Otto Schily heiratete. Ihre gemeinsame Tochter und damit eine Urenkelin von Bruno Taut ist die Schauspielerin Jenny Schily.[5] Da Max Taut 1914 Margarete Wollgast, die Schwester von Hedwig ehelichte, waren die Brüder gleichzeitig „Schwippschwager“. Ab 1917 bis zu seinem Tod lebte Bruno Taut in einer außerehelichen Beziehung mit Erica Wittich (1893–1975), aus der die gemeinsame Tochter Clarissa Wittich (1918–1998) stammte. Seine Ehe mit Hedwig Taut wurde jedoch nicht geschieden.


Adresse: Wiesenstraße 13 (Dahlewitz)

Text: Wikipedia

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Bild: Wikipedia/Alex 1011

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