Burg Berwartstein

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Der Berwartstein, stets mit Artikel, auch Bärbelstein oder pfälzisch Bärwelstein genannt, ist eine mittelalterliche Felsenburg im südlichen Pfälzerwald, dem deutschen Teil des Wasgaus in Rheinland-Pfalz. Die Burg wurde – 300 Jahre nach ihrer Zerstörung durch Blitzschlag – in den 1890er Jahren wieder aufgebaut und ist als einzige im Wasgau noch bewohnt.

Zum Berwartstein gehörte früher das nahegelegene Vorwerk Klein-Frankreich.

Reklamemarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken mit einem Bezug zur Burg.

Geschichte

Kaiser, Bischof und Berwartsteiner Der Berwartstein wurde erstmals 1152 in einer Urkunde erwähnt, mit der Kaiser Friedrich Barbarossa ihn als Reichslehen übergibt an den damaligen Speyerer Bischof Günther von Henneberg. Deshalb wird angenommen, dass die Burg ursprünglich zu den Befestigungsanlagen der salischen und staufischen Herrscher gehörte, die in Südwestdeutschland ihre Stammlande hatten.

Im 13. Jahrhundert tritt ein nach der Burg benanntes Geschlecht auf, die Herren von Berwartstein, die als speyerische Ministerialen die Burg zu verwalten hatten.[3] Weil den Berwartsteinern räuberische Handlungen vorgeworfen wurden, wurde die Burg 1314 durch Truppen der elsässischen Städte Straßburg und Hagenau belagert, eingenommen und zerstört.[3] Nach dem recht bald erfolgten Wiederaufbau stand die Burg im Eigentum der Berwartsteiner, bis deren Geschlecht im Jahre 1345 ausstarb.

Kloster, Kurfürst und „Hans Trapp“

Über die Herren von Weingarten und die Eckbrechte von Dürkheim kam der Berwartstein 1347 an das dem Benediktinerorden gehörende Kloster Weißenburg. Mehr als hundert Jahre später, 1453, begab sich das Kloster unter den Schutz des Kurfürsten von der Pfalz, womit die Einräumung des sogenannten Öffnungsrechts verbunden war. Dies hätte dem Schutzherrn im Kriegsfall die unentgeltliche Nutzung des Klosters erlaubt.

Gegen den Protest des Klosters, das sich weiterhin als Eigentümer sah, übergab 1480 Kurfürst Philipp der Aufrichtige die Burg seinem Marschall Hans von Trotha, regional auch „Hans Trapp“ oder (seltener) „Hans Trott“ genannt, zu erblichem Lehen. Unter dessen Herrschaft wurde sie weiter befestigt und erwarb sich den Mythos der Uneinnehmbarkeit. 1484 ließ der neue Burgherr südlich gegenüber der Hauptburg und 370 m Luftlinie entfernt ein Vorwerk mit einem 14 m starken Turm errichten, das später im Volksmund „Klein-Frankreich“ genannt wurde.

Im folgenden Jahr übereignete der Kurfürst auch das „Zugehör“ der Burg an Hans von Trotha. Dieser ließ, weil das Kloster Weißenburg wiederum heftig protestierte, kurzerhand die nahe Wieslauter aufstauen und entzog so dem 8 km abwärts gelegenen Städtchen Weißenburg das Wasser. Nach den (erwarteten) Beschwerden von Abt Heinrich, der von 1475 bis 1496 amtierte, sorgte der Ritter für das Einreißen des Staudamms und verursachte in Weißenburg eine gewaltige Überschwemmung. Das Kloster bat daraufhin Papst Innozenz VIII., gegen Hans von Trotha den Kirchenbann zu verhängen, was der Nachfolger Alexander VI. 1499, 14 Jahre nach der sogenannten Wasserfehde, auch tat. Um nicht ebenfalls dem Bann zu verfallen, musste sich sein bisheriger Gönner, der Kurfürst, von seinem Gefolgsmann lossagen. Schon 1496 hatte sich der römisch-deutsche König und spätere Kaiser Maximilian I. gezwungen gesehen, gegen den Ritter die Reichsacht auszusprechen. Hans von Trotha kümmerte dies alles bis zu seinem Tode (1503) nicht, und zwei Jahre später wurden sämtliche Sanktionen postum aufgehoben.

Der Ritter ging unter seinem volkstümlich verballhornten Namen Hans Trapp ins Sagengut der Region ein. Die Ereignisse um die Wasserfehde sind im Rittersaal der Burg bildlich dargestellt.

Zerstörung und Teilrestaurierung Als 1545 Hans von Trothas Sohn Christoph ohne männliche Nachkommen starb, erbte dessen Schwiegersohn Friedrich aus dem Geschlecht der Fleckensteiner die Burg. 1591 brannte sie nach einem Blitzschlag aus und wurde zur Ruine. In den folgenden Jahrhunderten wechselte der Berwartstein mehrfach den Eigentümer, bis er 1893 an Theodor von Baginski (1845–1929) kam. Dieser ließ ihn innerhalb von zwei Jahren wieder – überwiegend nicht originalgetreu – ausbauen und wohnte dort von 1899 bis zu seinem Tod. Die teilrestaurierte Burg steht in Privateigentum und dient bis heute als Wohnung.[6] Der Rittersaal wird als Restaurant genutzt, ist aber frei zugänglich.

Das Vorwerk Klein-Frankreich wurde im 17. Jahrhundert, entweder im Dreißigjährigen Krieg oder im Pfälzischen Erbfolgekrieg, erheblich beschädigt. Mit der Restaurierung der Überreste wurde im Jahr 2005 begonnen.

Burganlage

Aufbauten und Ausstattung

Wegen seiner zahlreichen Felsen und Burgen führt der südwestliche Teil des Wasgaus, dessen Zentrum die Kleinstadt Dahn bildet, den Namen Dahner Felsenland; Sportkletterer finden dort zahlreiche Kletterfelsen. Wie viele andere Burgen der Gegend ist auch der Berwartstein eine weitgehend in den gewachsenen Sandstein gehauene Felsenburg. Daneben gelten der Drachenfels und die Dahner Burgengruppe als Hauptvertreter dieses Burgentyps, bei dem Treppen, Gänge und Kammern aus dem Fels gemeißelt sind. Beim Berwartstein gruppieren sich diese Räume zu einem komplexen Höhlensystem, das den großen Felsen der Oberburg durchzieht.

Gegenüber seinen Nachbarburgen wirkt der Berwartstein auf den ersten Blick wie eine vollständig erhaltene Burganlage, deren Oberburg sich über 400 m²[3] erstreckt. Die Gebäude sind jedoch zum Großteil eine nachträgliche Ergänzung der ursprünglichen Felsenburg und entstanden in den 1890er Jahren bei der Restaurierung und Rekonstruktion, die zum Teil nicht originalgetreu erfolgte.

Ein Beleg für das Können der ursprünglichen Baumeister ist der Burgbrunnen, für den ein angeblich etwa 104 m tiefer[3] Brunnenschacht in Handarbeit senkrecht durch den Fels bis auf die Talsohle getrieben wurde. Eine Schachttiefe von 75 m[4] erscheint allerdings plausibler, weil dies genau die Höhendifferenz zum Erlenbach ist, der die Höhe des Grundwasserspiegels bestimmt. Der Schacht, der seinen Durchmesser von 2 m über die gesamte Tiefe beibehält, garantierte bei Belagerungen die Wasserversorgung und damit die erfolgreiche Verteidigung der Burg.

Erhalten ist im Innern noch die Südwand des 150 Personen fassenden Rittersaals aus gewachsenem, altersgrauem Fels. Darin eingehauen ist ein Aufzugsschacht, der den Rittern dazu diente, auf bequeme Weise Speisen und Getränke aus der darüberliegenden Küche heranzuschaffen. Diese ist wie die Waffen- und die Folterkammer mit Replikaten von mittelalterlichen Gerätschaften ausgestattet. Auch historische Katapulte und Geschütze werden auf dem Burggelände präsentiert.[5]

Gangsystem und Aufstiegskamin

Die tiefsten Bereiche im Felsen – mit Ausnahme des Brunnenschachtes – gehören zu einem ausgedehnten System unterirdischer Gänge und Kasematten, die ebenfalls der Verteidigung des Berwartsteins dienten.

Durch einen verborgenen Gang soll sogar das 370 m entfernte Vorwerk Klein-Frankreich auf dem benachbarten Nestelberg mit der Hauptburg verbunden gewesen sein. Diese unbelegte Spekulation entstand, weil nahe dem Vorwerk Reste eines mit Steinplatten abgedeckten und mit Erde und Bepflanzung kaschierten Grabens gefunden wurden; er ist fast durchweg eingestürzt.

Von allen anderen Burgen im Dahner Felsenland unterscheidet sich der Berwartstein durch den Aufstiegskamin an der Südostseite des Burgfelsens. Dieser Kamin ist in seiner geologischen Beschaffenheit einmalig und stellte einst einen leicht zu verteidigenden Zugang dar. Denn an dem steil aufragenden, teilweise sogar überhängenden Felsen, der sich über 50 m in die Höhe erhebt, bot die enge, steile und glatte Naturröhre die einzige Möglichkeit, nach oben zu gelangen.

Aussichtspunkt

Eine Aussichtsplattform unterhalb der Spitze des Bergfrieds ermöglicht einen weiten Blick über den gesamten südwestlichen Wasgau bis ins französische Elsass hinein.


Text: Wikipedia

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