Burg Fiechtenstein

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Die Burg Liechtenstein ist eine Gipfelburg in Maria Enzersdorf im Bezirk Mödling in Niederösterreich. Sie steht auf einem Felsrücken in einer Seehöhe von ca. 300 m ü. A. und wurde 1330 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Das Haus Liechtenstein, nach dem das von ihm begründete Fürstentum Liechtenstein benannt ist, hat dort seinen Stammsitz.

Der Stammvater des Adelsgeschlechts begann um 1130 mit der Errichtung der Burg. Im 13. Jahrhundert fiel sie an andere Familien, 1683 wurde sie bei der Zweiten Wiener Türkenbelagerung größtenteils zerstört. Die Fürsten von Liechtenstein kauften die Ruine 1808 zurück und restaurierten sie im Stil der Neoromanik. Seither ist sie im Besitz des Fürstenhauses Liechtenstein. Die Burganlage war Schauplatz in Film und Literatur und steht unter Denkmalschutz (Listeneintrag).[1]

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Geschichte

Vorgeschichte

Ab dem 11. Jahrhundert lag auf dem Großen Rauchkogel, etwa 600 Meter nordwestlich und 20 Meter höher als die heutige Anlage, eine kleine Holzburg auf einem Erdhügel. Dieser Hügel war von einem Wall sowie einem Graben umschlossen. Nach 1100 wurde die Anlage von den „Herren von Engilschalchesdorf“ (heute: Maria Enzersdorf) ausgebaut.[5]

Erbauungszeit

In den Jahren 1135 bis 1140 errichtete ein Gefolgsmann der Herren von Schwarzenburg-Nöstach, Hugo von Petronell (auch: Hugo von Mödling; Weikersdorf; Leesdorf), die ersten Teile der heutigen Burganlage. Sie bestand lediglich aus einem steinernen Wohnturm mit anschließender Kapelle. Die romanische Kapelle und einige, teilweise stark überarbeitete Mauern der unteren Geschoße sind noch erhalten. Die Burg wurde zunächst nach der hellen Färbung des Felsens („lichter Stein“) Liechtenstein benannt. Nach Errichtung der Burg benannte sich Hugo von Petronell nach ihr Hugo von Liechtenstein. Somit gilt er als Stammvater des Hauses Liechtenstein. Die Burg Liechtenstein war Teil eines „Festungsgürtels“ aus mehreren Burganlagen, der am Ostrand des Wienerwaldes, der Thermenlinie, verlief, um Angriffe aus dem Osten abzuwehren. Außerdem war es Aufgabe der Burg, die Straße von Wien über Heiligenkreuz ins Triestingtal zu überwachen und zu schützen. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Burg als „haus ze Liechtenstain“ im Jahr 1330. Es ist jedoch nicht gesichert überliefert, ob die Burg damals noch im Besitz der Familie Liechtenstein war. Heinrich von Liechtenstein erhielt am 14. Jänner 1249 von Ottokar II. von Böhmen die Herrschaft Nikolsburg als Lehen. In der Folge verlagerten sich die Interessen der Familie Liechtenstein zunehmend in den südmährischen Raum. Ihre Stammburg verlor damit an Bedeutung, bis sie an den Landesfürsten Herzog Albrecht III. kam.[5]

1367 bis 1808

Herzog Albrecht III. dürfte die Burg an die Herren von Walsee übergeben haben. 1267 wurde Ulrich de Pair als Verwalter der Burg genannt. Dietmut von Liechtenstein-Rohrau bekam die Burg von ihrem Vater vererbt. Durch ihre Ehe mit Leutold von Stadeck gelangte die Burg nach Dietmuts Tod 1295 in den Besitz der Herren von Stadeck[6] und wurde von diesen weiter ausgebaut. Die Herren von Stadeck verpfändeten die Burg Liechtenstein und deren Güter 1384 an die Grafen Hermann und Wilhelm von Cilli. Unter Herzog Albrecht IV. wurde die Burg als „erledigtes“ Lehen wieder landesfürstlich. In seinem Auftrag besetzte der Söldnerführer Jan Holuberzi die Burg, heiratete die Witwe des ehemaligen Pflegers und übernahm auch die Pflegschaft. Um das Jahr 1480 wurde die Burg Liechtenstein durch das Heer des ungarischen Königs Matthias Corvinus beschädigt. 1494 verkaufte Maximilian I. die Herrschaft Liechtenstein an die Brüder Sigmund und Heinrich Prüschenk, übergab sie jedoch schon sechs Jahre später an den ehemaligen Innsbrucker Zeugmeister Bartholomäus Freisleben. 1529 wurde die Burg erstmals durch osmanische Streifscharen im Zuge der ersten Wiener Türkenbelagerung erobert. Das Lehen ging 1533 nach der Belagerung an Georg Freisleben unter der Bedingung, die Burg wieder aufzubauen. Bis 1558 war die Burg in seinem Besitz. Der nächste Besitzer, Andreas Freiherr von Pögl, vereinigte die Herrschaft Liechtenstein mit seiner bisherigen Herrschaft Mödling. Aus einem Brief dieses Besitzers stammt eine Skizze der Burg. Da das Poststück mit dem 29. Dezember 1569 datiert ist, ist es die wohl älteste bekannte Darstellung der Burg. Sie zeigt die Wehrhaftigkeit nach dem Wiederaufbau und der Wiedergestaltung nach der Zerstörung durch die Osmanen im Jahr 1529.[5]

Die beiden Herrschaften Liechtenstein und Mödling gelangten 1584 in den Besitz seines Schwagers Wilhelm von Hofkirchen. 1592 kamen sie in die Pfandleihe von Hans Khevenhüller, der zu den Freiherren zu Aichelberg gehörte. Er übergab die Burg und die anderen Güter in die Verwaltung von Georg Wiesing. Dieser errichtete am Fuße des Burgberges einen Gutshof, der auf dem Grundstück des heutigen Schlosses Liechtenstein stand. Die Burg selbst dürfte damals bereits nicht mehr bewohnbar gewesen sein. Beim Einfall der Siebenbürgener Woiwoden unter der Führung von Stefan Bocskay wurde die Burg abermals beschädigt. Notdürftige Renovierungen konnten den weiteren Verfall nicht aufhalten. 1613 gelangte die bisherige Pfandherrschaft in das freie Eigen der Familie Khevenhüller. Trotz ihres ruinösen Zustandes wurde die Burg noch 1683 im Rahmen der zweiten Wiener Türkenbelagerung als „wehrhafter Zufluchtsort“ bezeichnet. Auf dem Stich von Georg Matthäus Vischer aus dem Jahr 1672 ist eine weitgehend intakte Burg dargestellt. Die Osmanen zerstörten die Burg bei der zweiten Wiener Türkenbelagerung 1683 beinahe endgültig und hinterließen eine Ruine. 1684 erwarb die Familie von Waffenberg die Ruine samt Herrschaft. 1777 gelangte sie in den Besitz von Josef von Penkler. Er führte erste Sicherungsmaßnahmen durch und ließ das Objekt 1779 durch Treppen und Gänge zugänglich machen. 1799[6] gelangte die Ruine in den Besitz von Stanislaus Fürst von Poniatowski, einem Neffen des letzten polnischen Königs Stanislaus II. August Poniatowski.[5]

Burg im Besitz der Familie Liechtenstein

Das Haus Liechtenstein hatte im frühen 17. Jahrhundert die Reichsfürstenwürde erlangt. Im frühen 18. Jahrhundert gelang ihm der Erwerb zweier reichsunmittelbarer Territorien, der Grafschaft Vaduz und der Herrschaft Schellenberg, die fortan als Fürstentum Liechtenstein ein eigenständiges Herrschaftsgebiet bildeten. 1808 kaufte Fürst Johann I. von und zu Liechtenstein den Stammsitz seiner Vorfahren und die Burg Mödling inklusive Herrschaften. Er errichtete in den Jahren 1820 bis 1821 unterhalb der Burg das heute als Seniorenresidenz genutzte Schloss. In den darauffolgenden Jahren ließ er den Landschaftspark rings um die Ruine als romantischen Landschaftsgarten ausgestalten und baute mehrere künstliche Ruinen. 1808 bis 1816 wurden erste Restaurierungsmaßnahmen durch den Architekten Joseph Hardtmuth vorgenommen. So wurden ein Rittersaal und ein Burgverlies eingebaut. Außerdem wurde die Kapelle wieder benutzbar gemacht. Nachdem Fürstin Franziska und Fürst Johann II. von Liechtenstein bereits die 1870 erworbene Burg Wartenstein historistisch hatten restaurieren lassen, wurden 1884 die Bauarbeiten auch auf Liechtenstein wieder aufgenommen und dem Wiener Architekten Carl Gangolf Kayser, der gleichzeitig die Burg Kreuzenstein im Auftrag des Grafen Johann Nepomuk Wilczek aufbaute, anvertraut. Kayser führte die Restaurierungsarbeiten unter größtmöglicher Schonung der erhaltenen Bauteile aus und schenkte der Wahrung der inneren Raumgliederung besonderes Augenmerk. Von ihm stammt auch eine exakte Beschreibung der vorhandenen Bauelemente und Räume, also der historischen Elemente. Inmitten dieser Arbeiten verstarb Kayser 1885. Mit der Fortsetzung wurde, wie auf Burg Kreuzenstein, der Architekt Humbert Walcher Ritter von Moltheim betraut. Die Restaurierung wurde, ab 1899 unter Beiziehung Egon Rheinbergers für die Innengestaltung, 1903 vollendet. Man versuchte zwar mit umfangreichen Bauarbeiten der Burg wieder ihr mittelalterliches Aussehen zu geben, doch veränderte man die Raumanordnung und die Geschoßhöhen. Der Bergfried wurde ab dem zweiten Stock völlig neu gestaltet und im Stil des Historismus ausgebaut. Der ursprüngliche Turm war deutlich niedriger. Neben ihm legte man ein modernes Treppenhaus an. Die alte Pankratiuskapelle, die noch großteils erhalten war, wurde instand gesetzt. Bei der Restaurierung wurden zahlreiche mittelalterliche und frühneuzeitliche Spolien und Figuren aus dem Besitz der Familie Liechtenstein sowie von der Burg Kreuzenstein verwendet.[7] Trotz der umfangreichen Investitionen war die Burg Liechtenstein – ähnlich wie Kreuzenstein – nicht mehr für Wohnzwecke vorgesehen, sondern als bauliche Dokumentation des Mittelalters bestimmt.

1945 lag die Burg in der Hauptkampflinie des Zweiten Weltkrieges und wurde dabei und in der Zeit der sowjetischen Besatzung schwer beschädigt. Die Inneneinrichtung und das Archiv wurden geplündert und beschädigt. Später wurde sie den Pfadfindern übergeben, die sich um die Restaurierung kümmerten und darin ein Jugendzentrum einrichteten.[5][6] Die Anlage, die die Stilrichtungen Romanik und Historismus vereint, wurde in den Jahren 1949 bis 1953 restauriert. Von 1960 bis 2007 wurde die Burg von der Marktgemeinde Maria Enzersdorf verwaltet und als Heimstätte der Maria Enzersdorfer Pfadfinder und ab 1995 als Weinbaumuseum genutzt. Da die Renovierung der Burg für die Gemeinde Maria Enzersdorf nicht finanzierbar war, wurde der Pachtvertrag 2007 gelöst.[5][6]

Heutige Nutzung

Die Burg war von 2007 bis 2009 wegen Baumängeln aus Sicherheitsgründen gesperrt. In den Jahren 2008 und 2009 wurde sie renoviert und erhielt ein neues Dach.[8] Die Burg ist seit dem Frühjahr 2010 wieder öffentlich zugänglich.[9]

Von 1983 bis 2012 fanden alljährlich im Burghof (ab 2007 an der westlichen Burgmauer) die unter Leitung von Elfriede Ott veranstalteten Nestroy-Festspiele statt. Verwaltet wird die Burg seit 2007 durch den Guts- und Forstbetrieb Wilfersdorf der Stiftung Fürst Liechtenstein. Es werden zwischen März und Oktober täglich Führungen angeboten.[10]


Text: Wikipedia

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