Coesfeld

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Coesfeld ist eine Kleine Mittelstadt und Kreisstadt im Bundesland Nordrhein-Westfalen.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Coesfeld.

Hugo von Abercron

Maria Clementine Martin

Sonstige

Geschichte

Stadtname

Anzusetzen ist Kô-isa-feld, d. h. „Feld an einem Kuh-Bach“.

Dorf Coesfeld

Die erste schriftliche Erwähnung Coesfelds findet sich in Altfrieds Lebensbeschreibung des heiligen Ludgerus, des Patrons und Bischofs der Diözese Münster. Danach hat Liudger auf dem Weg von seiner Abtei in Werden nach Münster am Abend vor seinem Tod, dem 26. März 809, in der St.-Lamberti-Kirche gepredigt.

Im Jahr 1032 gründete die edle Frau Reimodis (Richmodis) neben sechs weiteren, die heute nicht mehr existierende Pfarrei Varlar, zu welcher laut Urkunde[5] neben Bauerschaften angrenzender Kirchspiele die Coesfelder Bauerschaften Hanum (Harle), Mottenhem, Goplo (Gaupel), Surwick, Honbruggen, Hildiwick sowie Nordinchuson mit 54 Häusern als Pfarrsprengel gehörten.

Heinrich (von Coesfeld) hatte als zweiter Propst des Klosters Varlar, das von seinen Verwandten Gottfried und Otto von Cappenberg unter Mitwirkung von Norbert von Xanten als Prämonstratenserkloster, nach der Augustinusregel[6]:4, gegründet worden war, das Dorf Coesfeld nördlich der Berkel dem Kloster Varlar kurz vor der Stadtwerdung[7] vererbt. Das Dorf Coesfeld war durch Niederlassung freier Leute, denen durch das jährliche Wortgeld ein Hausplatz von Varlar eingeräumt wurde, erheblich angewachsen[6]:

Durch Neubau der Jacobi-Kirche südlich der Berkel konnte der Bischof von Münster in Abgrenzung von Varlar eigene Rechte geltend machen, obwohl beide Pfarren des Dorfes von Varlar verwaltet wurden. Der Propst von Varlar hielt in seiner Funktion als Archidiakonus das geistliche Sendgericht, weltliche Schirmvögte über das Wigbold Coesfeld – von Varlar beauftragt – waren die Edlen von Horstmar.

Bauerschaften

Bei Gaupel handelt es sich um die in schriftlichen Quellen seit dem 11. Jahrhundert nachweisbare Bauerschaft Gaplon im Osten der Stadt Coesfeld in der Nähe und an den Ufern der Berkel mit den mittelalterlichen Siedlungskernen Koningsell, Hembruggion, Sudwick, Bordenstock, Gaplon, Rudwick, Mottonhem und Nyhem.[8]

Urkundlich wurde Harle zuerst im 12. Jahrhundert genannt. Die Bauerschaft umfasste das eigentliche Harle am Honigbach, Kalksbeck sowie eine Ausbausiedlung Holthusen.[9]

Stevede wurde schon sehr früh in der Urkundenüberlieferung genannt. Stenuuidi oder Stenuuida lautet die alte Schreibweise, was nach Franz Darpe so viel wie „eine mit Steinen besäte Weide“ bedeutet. Am 9. Oktober 799 erhielt der Werdener Abt Liudger, der erste Bischof von Münster, von den Adligen Markhard und Rothard den Teil eines Erbes (Hofes) im Wald von Steinwida. Es handelte sich zweifellos um den heutigen Hof Wolfert, dessen Entstehung in die Zeit Karls des Großen fällt. Der Hof wurde nicht unmittelbar von Werden aus verwaltet, sondern gehörte zum Haus Lüdinghausen, einem Lehen, mit dem das Domkapitel in Münster vom Werdener Abt belehnt war. Erst mit der Säkularisation 1803 – zu dieser Zeit gehörten 90 Höfe und Kotten zum Haus Lüdinghausen – endete die seit Jahrhunderten bestehende Verbindung des Hofes Wolfert über Lüdinghausen zum Kloster Werden. Grundherr wurde der spätere Fürst zu Salm-Horstmar. Die „Huninghove“ – heute Schulze Hüynck – wurde im Jahr 930 erstmals im Werdener Heberegister erwähnt, danach in einem Verzeichnis über Einkünfte des bischöflichen Amtes Billerbeck um 1252. Im Jahr 1311 wurde der Hof von dem Edelherrn Johann von Ahaus an das Kloster Marienborn verkauft.

Auch die übrigen Steveder Höfe weisen ein hohes Alter auf. So wird Schulze Hillert bereits 1151 in einer Urkunde genannt. In diesem Jahr überließ der münsterische Bischof Werner dem Stift Asbeck eine Rente aus der „Curia stenwide“. Da diese Rente bis zu ihrer Ablösung im Jahr 1848 auf dem Hof Schulze Hillert lastete, ist davon auszugehen, dass es sich hier um den ursprünglichen Hof „stenwide“ handelt, der auch namensgebend für die Bauerschaft war. Am 3. Februar 1326 tauschte Ludolf, Edler zu Steinfurt, mit Johann dictus Vreseler die Bovinkhove (Schulze Böving) gegen das Haus Nienhaus in Billerbeck. Am selben Tag übertrug Vreseler den Hof an den Coesfelder Bürger Johann de Dosburg. Eigentümer wurde das Kloster Marienborn in Coesfeld. Nach der Säkularisation wurde der spätere Fürst zu Salm-Horstmar neuer Grundherr.

Stadtgründung

Bischof Hermann II. von Katzenelnbogen von Münster übertrug im Jahre 1197 das Stadtrecht auf Coesfeld, wenige Jahre nach der Stadtwerdung des benachbarten Ortes Münsters, wodurch die neue Stadt aus umstrittener Abhängigkeit des bei Coesfeld gelegenen Kloster Varlars entlassen wurde. Die erhaltene Urkunde trägt das Datum des 12. März 1197, kaiserliche Bestätigung fand die Urkunde im darauf folgenden August. Der neue Status war mit erheblich erweiterten Rechten für die Bürger verknüpft, die aber nicht ausdrücklich genannt werden. Hierzu dürften Markthoheit, Münzhoheit, Steuerhoheit, eine eigene Gerichtsbarkeit und die freie Wahl der Bürgermeister und Schöffen sowie das Recht auf Befestigung gehört haben. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts schützte Coesfeld seine Besitzungen außerhalb der Stadt mit einer Landwehr, die später Stadthagen genannt wurde.[10] Von den ehemals vier Hauptjahrmärkten hat sich der Ursulamarkt bis heute sowie der Wochenmarkt am Dienstag und am Freitag erhalten. Coesfeld nahm an den mittelalterlichen Stadt- und Landfrieden in Westfalen teil.[11] Im Jahr 1244 wurde das Zisterzienserinnenkloster Marienborn nach Coesfeld verlegt. Die spätmittelalterliche Frömmigkeitsbewegung der Devotio moderna hielt mit dem Schwesternhaus Marienbrink 1424/27 Einzug in die Stadt.

Täufer in Coesfeld

1534 gelang es kurze Zeit einigen aus Münster zu Unterstützungszwecken ausgesandten Sendboten der theokratischen Täufer im damals mehrheitlich protestantischen Coesfeld und weiteren Städten im Münsterland, erheblichen Einfluss zu gewinnen. Die Täufer, deren münsteraner Anführer Jan van Leiden und Jan Matthys aus den Niederlanden und deren ideologischer Anführer Bernd Rothmann aus Stadtlohn stammten, wurden dann aber durch den die Stadt Münster belagernden Bischof Franz von Waldeck mit Truppengewalt verdrängt.

Stadtrichter Kort Kamphues

Kort Kamphues war von 1553 an Stadtrichter in Coesfeld. Mit der Übersiedlung auf den außerhalb gelegenen Brink verletzte er seine Residenzpflicht und geriet hierüber in Streit mit der Stadt. 1572 warb Kamphues Söldner für die Spanische Krone im Krieg gegen die Niederlande; die abmarschbereiten Truppen versammelte er am 2. Juni 1572 innerhalb der Stadtbefestigungen. Die Obrigkeit ließ ob dieser Provokation die Tore schließen, woraufhin Kamphues und seine Mannen über die Mauern und den Graben entkamen. In der Folge wurden Kamphues die Bürgerrechte abgesprochen und er durfte die Stadt nicht mehr betreten. Nach einem gescheiterten Brandanschlag auf Coesfeld im Jahr 1578, für den wahrscheinlich sein Sohn Wilhelm hauptverantwortlich war, wurde die Sippe des ehemaligen Richters verfolgt. Kort wurde bei Bocholt gefangen genommen und wegen Landfriedensbruchs am 9. Dezember 1578 in Bevergern hingerichtet. Während Wilhelm letztendlich auf freien Fuß gesetzt wurde, zahlten etliche weitere Beteiligte mit ihrem Leben.

Der sog. Kamphues-Dolch, dessen Verbleib fast 130 Jahre ungeklärt war, wurde 2007 in der Sammlung von Benjamin de Rothschild in Schloss Pregny am Genfersee wieder aufgespürt. Die Stadt ist mittlerweile im Besitz einer Replik dieses kunsthistorisch bedeutenden Dolches aus dem frühen 14. Jahrhundert.

Dreißigjähriger Krieg

Mehrfach und langjährig wurde Coesfeld im Dreißigjährigen Krieg durch fremde Truppen (Liga-Truppen, 18-jährige Einquartierung durch Hessen-Cassel) besetzt. Es dauerte im Münsterland – im Unterschied zu den benachbarten Niederlanden – Generationen, die wirtschaftlichen Folgen des mitteleuropäischen Krieges zwischen den katholischen und protestantischen Parteien nach dem Westfälischen Frieden zu überwinden – insbesondere auch unter landwirtschaftlich schweren äußeren Bedingungen. Erst im 19. Jahrhundert wurde die Bevölkerungszahl der Vorkriegszeit wieder erreicht.

Im Zusammenhang mit der Rekatholisierung und Gegenreformation wurden zahlreiche Schulen im Münsterland gegründet, unter Federführung von Christoph Bernhard von Galen, der außerhalb der Coesfelder Stadtmauern vor dem Viehtore die so genannte Ludgerusburg zu seinem Bischofssitz in Konkurrenz der zur freien Reichsstadt strebenden Stadt Münster ausbaute. Die Ludgerusburg zerfiel nach dem Tod des Bischofs, der mit Unterstützung der Jesuiten zum Bischof gewählt worden war, wieder; die Ruinen-Reste sind heute beidseitig der Osterwicker Straße sichtbar. Weitere Bauten wie der Große Kreuzweg gehen auf Galens Initiative zurück. Von Galen, als kluger Mann keinen Reformen abgeneigt, griff für sein Verteidigungsbollwerk auf die Junggesellenschützen zurück. Hierdurch konnte er die hohen Kosten, die sein Söldnerheer verursachte, minimieren. Noch heute gibt es die Junggesellenkompanie im Bürger- und Junggesellen Schützenverein Coesfeld e. V.

Der Vorgänger Galens, Ferdinand von Bayern, hatte 1627 in Coesfeld eine Jesuiten-Lateinschule gründen lassen, das noch heute existierende Gymnasium Nepomucenum. Galen und die zurückkehrenden Jesuiten unterstützten diese, durch den Krieg unterbrochene, Schulgründung tatkräftig.

Van Galen beendete auch eine Phase, in der Coesfeld über mehr als achtzig Jahre sogenannten Dodtslegern (Totschlägern) Asyl geboten hatte. Im Protocollum von Dodtslegern, das im Stadtarchiv verwahrt wird, sind 183 Fälle verzeichnet, bei denen aus dem Umland zugereisten Personen Unterschlupf gewährt wurde, obwohl sie des Mordes oder Totschlags bezichtigt wurden. Die Dodtsleger konnten sogar das Bürgerrecht erlangen, wenn sie ein „halbes Bürgergeld“ entrichten, einen Eid auf die Stadt ablegten und einen Ledereimer für Löschzwecke bereithielten. Auch durften sie ihr Getreide nur in der städtischen Mühle mahlen lassen. Sie durften ein Gewerbe ausüben, konnten aber nicht in Zünfte oder Gilden aufgenommen werden.[12]

Wirtschaftlicher Niedergang

Mit dem Ende der Besetzung Coesfelds im Siebenjährigen Krieg unter Prinz Soubise, der 1761 in Coesfeld sein Winterquartier aufschlug, erlebte Coesfeld einen Tiefpunkt der wirtschaftlichen Entwicklung, viele Bürger hatten die Stadt verlassen, die meisten Häuser standen leer, die Stadtbefestigung war zerstört.

Napoleonische Zeit

1802 wurden die Stadt Münster und große Teile des Hochstifts Münster im Zuge der Koalitionskriege von preußischen Truppen besetzt. Das Hochstift Münster wurde aufgelöst. Das Amt Horstmar kam 1803 mit dem Reichsdeputationshauptschluss als Entschädigung für an Frankreich abgetretene linksrheinische Gebiete unter die reichsunmittelbare Herrschaft des protestantischen Rheingrafen Salm-Grumbach, der sich nun Graf zu Salm-Horstmar nannte und fortan Residenz in Schloss Varlar zwischen Coesfeld und Horstmar bezog. Das Haus der Rheingrafen kam so in den – bis in die Gegenwart umstrittenen – Besitz aller kirchlichen Güter der Herrschaft. Auf der Grundlage der Rheinbundakte wurde die Grafschaft Salm-Horstmar 1806 ein Teil des Großherzogtums Berg im Rheinbund, einer vom Heiligen Römischen Reich sich lossagenden Konföderation souveräner deutscher Staaten. 1810 annektierte Frankreich das Gebiet, um so die Kontinentalsperre besser durchsetzen zu können. 1813 geriet Coesfeld unter das preußische Generalgouvernement zwischen Weser und Rhein, das nach dem Rückzug der Franzosen die provisorische Verwaltung des Münsterlandes übernahm.

Preußen

Durch Entscheidung auf dem Wiener Kongress im Jahre 1815 wurde Coesfeld Teil Preußens und seiner Provinz Westfalen. Der Graf zur Salm-Horstmar wurde 1816 als preußischer Standesherr in den erblichen Fürstenstand erhoben. Durch die Vorteile eines großen Staates, so Otto Neumüllers 1928, nahm insbesondere das darniederliegende Schulwesen einen Aufschwung.[13] Coesfeld wurde Kreisstadt, Stadt und Kirchspiel wurden verwaltungstechnisch getrennt. Das reformiert-lutherische und erst später unierte Preußen hatte durch das katholische Schlesien bereits Erfahrungen mit der Integration großer Territorien mit abweichender (katholischer) Religion.

Wirtschaftlicher Aufschwung

In der Zeit der Frühindustrialisierung erlebte Coesfeld zahlreiche Neugründungen: Textil-, Papier- und eine Lederfabrik bereiteten den Weg für Maschinenbaubetriebe und eine Eisengießerei. Nach Bau der Eisenbahn wurde Coesfeld zum Kreuzungspunkt zweier Strecken. Bis zum Ersten Weltkrieg dauerte die Ausweitung industrieller Tätigkeiten besonders entlang der Ausfallstraßen an.

20. Jahrhundert

Im Zweiten Weltkrieg wurde der alte Stadtkern Coesfelds zu großen Teilen zerstört. Der erste größere Luftangriff wurde am 10. Oktober 1943 von einer fehlgeleiteten Bombergruppe der US Army Air Forces geflogen, deren eigentliches Ziel Münster war. Die größten Zerstörungen erlitt die Stadt in der Endphase des Krieges vom 21. bis 24. März 1945.[14] Allein am 21. März 1945 wurden rund 10.000 Spreng- und 49.000 Brandbomben bei angloamerikanischen Angriffen über Coesfeld abgeworfen und verwandelten die Innenstadt in eine Ruinenlandschaft.[15] Am Karfreitag, 30. März 1945, wurde Coesfeld von den vorrückenden englisch-amerikanischen Truppen unter Feldmarschall Bernard Montgomery ohne größere Gegenwehr eingenommen, nachdem diese Verbände erst wenige Tage zuvor am 23. März 1945 im Rahmen der Operation Plunder den Rhein zwischen Emmerich und Wesel überquert hatten.[16]

Beim – teils autogerechten – Wiederaufbau nach dem Krieg, im Zuge dessen u. a. eine Straße durch die Schlossanlage der Liebfrauenburg geführt wurde, wurden große Flächen in das Stadtbild des Mittelzentrums unter Zersiedlungstendenzen integriert und die Stadt erlebte einen jahrzehntelangen wirtschaftlichen Aufschwung. Am 1. Juli 1969 wurde Coesfeld mit der vormals unabhängigen und außerhalb gelegenen Gemeinde Kirchspiel Coesfeld, die – festgelegt durch die preußisch revidierte Städteordnung von 1831 – seit 1837 von der Stadt getrennt war, zur Stadt Coesfeld zusammengelegt,[17] wodurch die Einwohnerzahl von 22.039 auf 26.528 wuchs.[18] Bei der kommunalen Neugliederung der Kreise, die am 1. Januar 1975 in Kraft trat, behielt Coesfeld den Status als Kreissitz. Die ehemalige Gemeinde Lette und kleine Gebiete von Billerbeck und Darup wurden eingegliedert.[19] Die Textilkrise Westfalens der 1970er-Jahre überstand die Stadt Coesfeld und der umgebende Kreis durch Ansiedlung neuer Klein- und mittelständischer Unternehmen glimpflich.[20] Im Jahr 1997 feierte Coesfeld das 800-jährige Bestehen der Stadt.


Text: Wikipedia

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