Eratosthenes

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ratosthenes von Kyrene (* zwischen 276 und 273 v. Chr. in Kyrene; † um 194 v. Chr. in Alexandria) war ein außergewöhnlich vielseitiger griechischer Gelehrter in der Blütezeit der hellenistischen Wissenschaften.

Er betätigte sich als Mathematiker, Geograph, Astronom, Historiker, Philologe, Philosoph und Dichter. Im Auftrag der ägyptischen Könige aus der Dynastie der Ptolemäer leitete er rund ein halbes Jahrhundert lang die Bibliothek von Alexandria, die bedeutendste Bibliothek der Antike. Mit ihrer hervorragenden Ausstattung bot ihm die Bibliothek ausgezeichnete Arbeitsbedingungen. Berühmt ist er vor allem als Begründer der wissenschaftlichen Geographie. Seine auf sorgfältigen Messungen beruhende Bestimmung des Erdumfangs gehört zu den bekanntesten wissenschaftlichen Leistungen des Altertums. Neben der Forschungstätigkeit gehörte das Sammeln und Ordnen von bereits vorhandenem Wissensstoff zu seinen Hauptanliegen. Von seinen zahlreichen verlorenen Werken ist nur ein winziger Bruchteil aus Zitaten und Berichten späterer Autoren bekannt, was eine Würdigung seines Lebenswerks sehr erschwert.

Als erster antiker Gelehrter bezeichnete sich Eratosthenes als „Philologe“. Unter Philologie verstand er nicht nur Beschäftigung mit Sprach- und Literaturwissenschaft, sondern in einem allgemeineren Sinne eine vielseitige Gelehrsamkeit. Kennzeichnend für seine unbefangene Haltung gegenüber eingewurzelten Überzeugungen ist seine Kritik an den Dichtern, die auch eine höchstrangige Autorität wie Homer nicht verschonte. Den Schilderungen der Dichter billigte er keinen Wahrheitsgehalt zu, da ihr Ziel nur Unterhaltung und nicht Belehrung sei.

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Leben

Eratosthenes stammte aus der Stadt Kyrene im heutigen Libyen. Seine Geburt lässt sich auf den Zeitraum zwischen 276 und 273 v. Chr. eingrenzen.[1] Zum Studium ging er nach Athen. Seine Lehrer waren der Grammatiker Lysanias von Kyrene, der stoische Philosoph Ariston von Chios und der Platoniker Arkesilaos. Ariston, der sich nur für Ethik interessierte und naturwissenschaftliche Studien für unwichtig hielt, scheint Eratosthenes nicht nachhaltig beeinflusst zu haben. Weit stärker waren offenbar die Eindrücke, die Eratosthenes von den Denkern der Platonischen Akademie empfing, denn seine späteren Äußerungen zu philosophischen Themen erweisen ihn als Platoniker.[2] Ein reguläres Mitglied der Akademie scheint er aber nicht gewesen zu sein. Außerdem wird in der antiken Überlieferung auch der berühmte Gelehrte Kallimachos von Kyrene als Lehrer des Eratosthenes genannt, doch ist diese Angabe kaum glaubwürdig.[3] Weitere Philosophen, die Eratosthenes beeindruckten, waren Arkesilaos' Schüler Apelles von Chios und der Kyniker Bion von Borysthenes.[4] Eine unklare und umstrittene, chronologisch problematische Bemerkung Strabons über eine Beziehung des Eratosthenes zu dem Stoiker Zenon von Kition muss nicht im Sinne eines Lehrer-Schüler-Verhältnisses gedeutet werden.[5] Münzbildnis Ptolemaios' III.

Aus Athen holte der ägyptische König Ptolemaios III. Euergetes bald nach seinem Regierungsantritt, wahrscheinlich um 245, den erst etwa dreißigjährigen Eratosthenes in seine Residenzstadt Alexandria.[6] Offenbar genoss der junge Gelehrte schon damals einen ausgezeichneten Ruf, wobei seine dichterischen und mathematisch-philosophischen Leistungen im Vordergrund standen; seine geographischen, philologischen und historischen Arbeiten entstanden erst später. Der König ernannte ihn zum Leiter der Bibliothek von Alexandria, nachdem sein Vorgänger in diesem Amt, Apollonios von Rhodos, wegen Meinungsverschiedenheiten mit Ptolemaios III. zurückgetreten war. Ab etwa der Mitte der dreißiger Jahre unterrichtete Eratosthenes den Sohn und künftigen Nachfolger des Königs, Ptolemaios IV. Philopator, der im Jahr 222 den Thron bestieg.

Über das spätere Leben des Eratosthenes fehlt es an zuverlässigen Nachrichten. Die Leitung der Bibliothek behielt er bis zu seinem Lebensende.[7] Über seinen Tod liegen unterschiedliche Angaben vor. Die Suda, eine byzantinische Enzyklopädie, berichtet, er habe wegen Erblindung seinem Leben selbst ein Ende gesetzt, indem er die Nahrungsaufnahme verweigerte.[8] Ein solcher Tod galt damals als eines Philosophen würdig. Der Dichter Dionysios von Kyzikos hingegen, der kurz nach dem Tod des Eratosthenes ein Gedicht auf den Verstorbenen – wohl als Grabinschrift (Epitaph) – verfasste, schrieb: „Ganz mildes Greisenalter löschte dich aus, nicht schwächende Krankheit“. Dionysios ging also von Altersschwäche des rund Achtzigjährigen als Todesursache aus; vielleicht wollte er dem Gerücht entgegentreten, es habe sich um einen Freitod gehandelt.[9] Eratosthenes wurde in Alexandria bestattet.

Trotz seines Ruhmes und seiner außerordentlichen Gelehrsamkeit wurde Eratosthenes nicht zum Gründer einer eigenen Schulrichtung. Von den vier Personen, die in der Suda als seine Schüler genannt werden, sind drei nicht sicher identifizierbar, waren also kaum bedeutende Wissenschaftler. Der vierte ist der prominente Grammatiker Aristophanes von Byzanz, der als Nachfolger des Eratosthenes die Leitung der Bibliothek von Alexandria übernahm.


Text: Wikipedia

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