Fischerinsel (Berlin)

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Fischerstraße 28 (1938) Fassadenwerbung: Malereigeschäft Wilhelm Böhme, W. Blütchen & Söhne Jute- Leinen & Segeltuchweberei, Säcke & Planenfabrik

Fischerinsel ist die Bezeichnung des südlichen Teils der Spreeinsel im Berliner Ortsteil Mitte. Allgemein wird heute unter der Bezeichnung Fischerinsel das etwa acht Hektar große Gebiet der Spreeinsel südlich der Gertraudenstraße verstanden, das seit den 1970er-Jahren von Wohnhochhäusern dominiert wird. Der namensgebende Fischerkiez befand sich in einem kleineren Areal am Südende der Insel und ist nicht mehr erhalten.


Geschichte

Von 1237 an gehörte das Gebiet zur Stadt Cölln, die 1709 mit dem benachbarten Alt-Berlin vereint wurde. Von Anfang an war es Sitz der Berliner Fischer- und Schifferfamilien. Die im 18. Jahrhundert beginnende Industrialisierung hatte einen Bedeutungsverlust des Gewerbes zur Folge. Dies führte im frühen 19. Jahrhundert zum Stillstand der Bauentwicklung und zu einer Konservierung des Baubestandes, darunter der letzten giebelständigen Häuser Berlins. Im 20. Jahrhundert wurde das einzige von der Berliner City-Bildung weitgehend unberührte und malerisch erscheinende Viertel als Fischerkietz mit seinen Alt-Berliner Gaststätten wie dem Nußbaum zum touristischen Anziehungspunkt.

Im Zweiten Weltkrieg erlitt die Ortslage keine flächenmäßige Zerstörung. Die Fischerstraße war „verhältnismäßig gut über die Zerstörungen des Bombenkrieges“ hinweggekommen. Das Viertel mit allen zu restaurierenden Baudenkmalen sollte nach der Planung des Ost-Berliner Magistrats unter Bewahrung des Straßengrundrisses und der Grundstücksgrenzen als Wohngebiet wiederaufgebaut werden. Jedoch wurde im Zuge des Wiederaufbauprogramms von 1967 bis 1972 die gesamte Bebauung der Fischerinsel, darunter 30 Baudenkmale, abgerissen und das jahrhundertelang bestehende Straßennetz beseitigt.

In seinen letzten Lebensjahren dokumentierte der Berliner Maler Otto Nagel in einer Pastell-Serie den Abschied vom Fischerkiez, nachdem er 1955 vergeblich aufgerufen hatte, die Fischerinsel vor „abermaliger Zerstörung zu behüten und zu schützen“.

Seither erschloss die verlängerte Breite Straße die nun mit sechs Wohnhochhäusern nach dem Vorbild des Typs WHH GT 18 bebaute Fischerinsel. Neben einer Schwimmhalle wurde 1971–1973 in extravaganter Architektur die Großgaststätte Ahornblatt als gesellschaftliches Zentrum des Wohngebietes errichtet. Ihr Abriss im Jahr 2000 zugunsten der Errichtung einer Gebäudezeile in konventioneller Bauweise, der Fischerinsel Passage war äußerst umstritten, da mit ihr ein herausragendes Beispiel moderner DDR-Architektur verschwand. Die Neubebauung macht die historischen Straßenfluchten der Roß-, Petri-, Grün- und Gertraudenstraße wieder teilweise kenntlich.

Gegenüber dem südlichen Ende der Fischerinsel, getrennt durch den westlichen Spreearm und verbunden über die Inselbrücke, die Roßstraßenbrücke und die Grünstraßenbrücke, stehen denkmalgeschützte Häuser, darunter ein Nachbau des 1967/68 in der Breiten Straße abgerissenen Ermelerhauses. Die Insel wird östlich über die Mühlendammbrücke an das Alt-Berliner Zentrum angeschlossen und westlich über die Gertraudenbrücke an den Friedrichswerder.

Bekanntester Bewohner der alten Fischerinsel war der Kaufmann Hans Kohlhase, dem Heinrich von Kleist als Michael Kohlhaas ein literarisches Denkmal als „einen der rechtschaffensten zugleich und entsetzlichsten Menschen seiner Zeit“ setzte.



Text: Wikipedia

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