Flugzeugunglück 1972 bei Königs Wusterhausen

Aus veikkos-archiv
Wechseln zu: Navigation, Suche
Gedenktafel

Bei der Flugzeugkatastrophe von Königs Wusterhausen stürzte am 14. August 1972 ein Verkehrsflugzeug vom Typ Iljuschin Il-62 in der Nähe der Stadt Königs Wusterhausen bei Berlin ab. Die Maschine der Interflug, der staatlichen Fluggesellschaft der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), war mit 148 Passagieren und acht Besatzungsmitgliedern besetzt, von denen niemand den Absturz überlebte. Ursache war ein Brand und ein daraus resultierender Abbruch des Heckteils, was zum vollständigen Verlust der Stabilität und der Steuerbarkeit des Flugzeuges führte. Der Absturz war das erste Unglück der Interflug mit Todesfolge und das schwerwiegendste in ihrer Geschichte, und ist die bisher folgenschwerste Flugzeugkatastrophe auf deutschem Staatsgebiet. Darüber hinaus handelte es sich zum damaligen Zeitpunkt um das zweitschwerste Unglück in der Geschichte der zivilen Luftfahrt und um den weltweit ersten Unfall mit Todesfolge einer Il-62 im regulären Passagierbetrieb.


Ablauf

Die Maschine mit dem Luftfahrzeugkennzeichen DM-SEA (Werksnummer 00702), die als erste Il-62 der Interflug im April 1970 in Dienst gestellt worden war und bis zum Absturz rund 3520 Flugstunden absolvierte hatte, startete am 14.August 1972 um 16:29 Uhr vom Flughafen Berlin-Schönefeld. Ziel des Fluges mit 148 Passagieren und acht Besatzungsmitgliedern war der Flughafen Burgas in Bulgarien. Der 51jährige Pilot Heinz Pfaff flog die Il-62 seit ihrer Einführung bei der Interflug und hatte insgesamt 8100 Flugstunden mit über 4 Millionen Flugkilometern Flugerfahrung, unter anderem auch als Kommandant auf der Il-14 und Il-18. Weitere Mitglieder waren der Copilot Lothar Walther mit 6041 Flugstunden, Navigator Achim Filenius (8570), Flugingenieur Ingolf Stein (2258) und die vier Flugbegleiterinnen Marlies Zidanek, Barbara Scholz, Monika Atanassov und Gabriele Scheller. Bereits wenige Minuten nach dem Start, etwa 100 Kilometer von Berlin entfernt in der Nähe von Cottbus, bemerkte die Besatzung in etwa 8.900 Metern Höhe Probleme mit der Trimmung des Höhenleitwerks. Um 16:44 Uhr wurde nach Absprache mit der Flugsicherung die Rückkehr nach Berlin-Schönefeld eingeleitet. Sieben Minuten später ließ die Besatzung Treibstoff ab, um das Gewicht für die Landung zu reduzieren. Im Sinkflug löste sich das Heck mit Höhen- und Seitenleitwerk vom Flugzeug, das daraufhin steuerlos abstürzte. Im Verlaufe des Absturzes traten so hohe Belastungen auf, dass schließlich auch das Vorderteil des Rumpfes abbrach. Die Trümmerteile schlugen um 17:00 Uhr in der Nähe von Königs Wusterhausen auf. Nur eine Minute zuvor hatte der Pilot aufgrund von Problemen mit der Höhensteuerung einen Notruf gefunkt.


Ursache

Ursache des Absturzes war den Ermittlungen der zuständigen DDR-Behörden zufolge ein durch undichte Heißluftleitungen der Klimaanlage hervorgerufener Schaden an der Isolierung von elektrischen Kabeln, durch den es zu einem Kurzschluss kam. Die dadurch entstandenen Funken führten im Frachtbereich des Hecks zu einem Brand. Im Heck lagerte leicht entzündliches Enteisungsmittel, das sich sofort entzündete. Der Brand wurde von der Besatzung nicht bemerkt, da es im betroffenen Heckteil in der damaligen Ausstattung der Il-62 keine Brandmelder gab. Da auch keine Sichtverbindung von der Kabine in das hintere Heckteil bestand, war sich die Besatzung bis unmittelbar vor dem Absturz nicht des ganzen Ausmaßes der technischen Probleme bewusst. Durch den Brand verlor das Heckteil an Stabilität und löste sich zusammen mit dem Höhenleitwerk vom Rumpf. Dies führte zum Verlust der Stabilität des Flugzeuges, in dessen Folge auch ein Teil des vorderen Bereiches abbrach. Die dadurch schwer beschädigte Maschine war für einen Landeanflug nicht mehr steuerbar und stürzte unkontrolliert zu Boden.


Folgen

Während der Ermittlung der Unglücksursache galt ein Flugverbot für die anderen von der Interflug eingesetzten Maschinen vom Typ Il-62. Die eingesetzte Untersuchungskommission kam zu dem Ergebnis, dass die im nicht druckbelüfteten Heckteil befindlichen undichten Heißluftkabel den Absturz ausgelöst hatten. Das Unglück war also eindeutig auf einen Konstruktionsfehler zurückzuführen, der jedoch vom OKB Iljuschin nie offiziell bestätigt wurde. Infolge dieser Erkenntnisse wurden am Flugzeugtyp Il-62 vom Hersteller einige technische Veränderungen vorgenommen, zu denen der Einbau von zusätzlichen Brandmeldern und eines Sichtfensters in die Trennwand zum Heckraum zählten. Darüber hinaus wurden zusätzliche periodisch durchgeführte Kontrollen – sogenannte „Klimasonderkontrollen“ – angeordnet. Im nachfolgend wieder aufgenommenen Flugbetrieb mit der Il-62 traten aufgrund der Maßnahmen keine weiteren Probleme dieser Art mehr auf.

Eine Gedenkstätte für die Opfer befindet sich auf dem Friedhof der Gemeinde Wildau (Ortsteil Hoherlehme), an der Absturzstelle bei Königs Wusterhausen erinnert ein Gedenkstein an das Unglück.



Text: Wikipedia

Bild: Wikipedia/Derlars

Liste der Autoren

Der Text und das Bild sind unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; zusätzliche Bedingungen können anwendbar sein. Einzelheiten sind in den Nutzungsbedingungen von Wikipedia beschrieben.