Freidenker-Kongress

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Der Internationaler Freidenker-Congress fand vom 31. August bis zum 4. September 1912 in München statt.

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Freidenker

Freidenker ist eine Bezeichnung für Menschen, die für eine selbstständige und selbstverantwortliche Lebensgestaltung im Sinne der Aufklärung eintreten und jeden religiösen Glauben, Gottesglauben und kirchliche Dogmen ablehnen oder allgemeiner sich als Atheisten, Agnostiker, Skeptiker und säkulare Humanisten verstehen.

Geschichte

Die deutsche Übertragung von Freethinker zu Freidenker, die 1715 durch Gottfried Wilhelm Leibniz erfolgte, verband sich im Laufe des 18. Jahrhunderts mit dem schon bekannten Begriff Freigeist.[4] Die Begrifflichkeit blieb jedoch relativ diffus. In dem von Johann Anton Trinius 1759 herausgegebenen Freydenker-Lexicon steht Freigeist für „Atheisten, Naturalisten, Deisten, grobe Indifferentisten, Sceptiker und dergleichen Leute.“[5] Hierher gehört auch Gottfried Ephraim Lessings Fragmentenstreit mit Hermann Samuel Reimarus.[6]

Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vollzog sich unter dem Einfluss des naturwissenschaftlichen Weltbildes, der Religionskritik und des dialektischen Materialismus eine deutliche Akzentverlagerung von der religionsphilosophischen zur religionspolitischen Freidenkerbewegung. Der Streit der Freidenker mit der Kirche betraf in den Einzelfragen die radikale Forderung der Trennung von Kirche und Staat. Darunter auch im Zusammenhang mit der Forderung der Feuerbestattung die Kontroverse Unsterblichkeit der Seele oder Auferstehung des Leibes.

Verbände, Spaltung und Vereinigung

Bereits um die Mitte des 19. Jahrhunderts gab es in Deutschland freidenkerische Bewegungen wie beispielsweise die Lichtfreunde, die als Verein der Protestantischen Freunde am 29. Juni 1841 gegründet und die Los-von-Rom-Bewegung der Deutschkatholiken von 1844, die sich am 1. Juni 1859 in Gotha zum Bund freireligiöser Gemeinden zusammenschlossen. Sie vertraten die freie Selbstbestimmung in allen religiösen Angelegenheiten.

Am 29./31. August 1880 konstituierte sich auf Betreiben belgischer und französischer Freidenker zunächst das naturphilosophische Freidenkertum in dem bürgerlichen Internationalen Freidenkerbund (IFB) in Brüssel. Von Ludwig Büchner, einem Bruder des Schriftstellers Georg Büchner, wurde im Zusammenwirken mit Wilhelm Liebknecht, einem zu der Zeit führenden Vertreter der deutschen Sozialdemokratie am 10. April 1881 in Frankfurt am Main der Deutsche Freidenkerbund, (DFB) gegründet.[7]

Der Deutsche Monistenbund, der sich 1906 unter dem Vorsitz von Ernst Haeckel und Wilhelm Ostwald gründete und Intellektuelle für eine wissenschaftliche Weltanschauung sammelte, erreichte 1930 mehr als 10.000 Mitglieder.[8] 1905 formierte sich das marxistische Freidenkertum in dem Verein für Feuerbestattung. Aus dem Freidenkerbund entwickelten bestimmte Arbeitsgruppen 1908 den Zentral-Verband der Proletarischen Freidenker Deutschlands mit der Zeitschrift Der Atheist, die sich 1927 zum Verband für Freidenkertum und Feuerbestattung unbenannten. Eine nach 1918 erfolgreiche Kirchenaustritts-Propaganda führt 1930 zur Spaltung der kommunistischen Mitglieder in den Verband proletarischer Freidenker und Deutscher Freidenkerverband.[9] Daneben gab es den Bund Sozialistischer Freidenker mit 20.000 Mitgliedern. Bereits 1925 bildete der Internationale proletarischer Freidenker in Wien einen Zusammenschluss der marxistischen Vereinigungen. Aus ihr ging 1931 die sozialistische Minderheit hervor, die sich mit dem bürgerlichen Internationalen Freidenker-Verband. zusammenschloss und es 1933 auf 660.000 Mitglieder brachte.

Unterdrückung und Widerstand zwischen 1933 und 1945

Bereits am 28. März 1931 schränkte die „Verordnung des Reichspräsidenten zur Bekämpfung politischer Ausschreitungen“ die Wirkungsmöglichkeiten des kommunistischen Freidenkertums in Deutschland stark ein. Eine weitere Verordnung vom 3. Mai 1932 verbot die kommunistischen Verbände mit dem Vorwurf der „Gottlosenpropaganda“; sie betraf ca. 150.000 Mitglieder.[10] In der Zeit des Nationalsozialismus wurden die bürgerlichen deutschen Freidenkerverbände, die 1932 etwa 540.000 Mitglieder zählten, durch gewaltsame SA-Aktionen aufgelöst, die Vermögenswerte der Feuerbestattungs-Kassen in die Neue Deutsche Bestattungskasse überführt; ferner wurde im März 1936 durch den Volksgerichtshof der Deutsche Freidenkerbund (DFV) zu einer hochverräterischen Organisation erklärt und verboten. Der Vorsitzende Max Sievers ist am 17. Januar 1944 im Zuchthaus Brandenburg hingerichtet worden.

Neubeginn in Deutschland nach 1945

Am 21. März 1951 entstand in der BRD der Deutsche Freidenker-Verband (DFV) in Braunschweig.[11] Er zählte 1955 in seinen fünf Landesverbänden 5.500 Mitglieder und gibt seitdem die Zeitschrift Der Freidenker heraus.

In der DDR blieben Freidenker-Vereinigungen bis 1989 mit der Begründung verboten, dass die SED selbst die Funktion des ehemaligen proletarischen Freidenkertums übernommen habe und über genügend atheistische Organisationen verfüge. Am 7. Juni 1989 wurde von 400 Delegierten (zumeist Hochschullehrern) in Berlin-Ost am Sitz der Akademie der Künste der „Verband der Freidenker“ gegründet.[12]

Laut REMID hatte der DFV im Jahr 2010 noch etwa 3000 Mitglieder.[13]

Ein Teil der im DFV und dem kurzlebigen Freidenker-Verband der DDR organisierten Mitglieder schloss sich nach 1990 dem Humanistischen Verband Deutschlands (HVD) an. In Berlin ging der HVD-Landesverband aus dem dortigen Freidenker-Verband hervor und hat sich seitdem zum bundesweit größten Träger kultureller, pädagogischer und sozialer Angebote auf Grundlage einer humanistischen Weltanschauung entwickelt.[14]



Text: Wikipedia

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