Kastell Aalen

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Das Kastell Aalen ist ein ehemaliges römisches Militärlager, das nahe am Obergermanisch-Rätischen Limes, einem UNESCO-Weltkulturerbe, errichtet wurde und heute teilweise bereits überbaut in der Flur Maueräcker auf dem Gebiet der Kreisstadt Aalen im Ostalbkreis in Baden-Württemberg liegt. Als größte Garnison am Rätischen Limes hat das für eine berittene Eliteeinheit (Ala miliaria) errichtete Kastell eine besondere Bedeutung. Für die Forschung sind auch die sechzehn ermittelbaren epigraphischen Zeugnisse von ausgesprochen hohem historischen Wert. Der heutige Stadtname Aalen könnte auf das lateinische Wort Ala zurückzuführen sein.


Lage

Der Kastellplatz wurde zumindest teilweise schon in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt. Darauf weist ein dünner spätbronzezeitlich bis früheisenzeitlicher Siedlungshorizont westlich des römischen Nordwesttores hin. Die mit ihrer Prätorialfront (Vorderfront) nach Nordosten ausgerichtete militärische Anlage wurde in topographisch bester Lage an einem zum Kocher abfallenden Hang errichtet. Es ist von dort aus möglich, nicht nur das Tal des Kochers, sondern auch die darin mündenden Geländeeinschnitte von Rems und Hirschbach zu beobachten. Der Kocher fließt, der nordöstlichen Talsohle des Hanges folgend, nach Norden, während aus südwestlicher Richtung, direkt unter der Südostmauer des Lagers, im Tal der Rems, der kleine Fluss Aal auf den Kocher stößt. Auch das genau gegenüberliegende, aus dem östlichen Hang des Kochers tretende Hirschbachtal ist einsehbar. Nur die westliche Rückfront der Garnison hat eingeschränkte Sicht, da der mit antiker Bebauung belegte Hang noch etwas höher hinaufsteigt und dann in den Grund des Rombachs abfällt. Dieser Bach, aus nördlicher Richtung kommend, vereinigt sich im Remstal mit dem Sauerbach und fließt als Aal in den Kocher. Besonders für die Wasserwirtschaft von Kastell und Lagerdorf (vicus) hatte die Aal eine große Bedeutung. Im Umkreis von Aalen konnte die Gewinnung und Verhüttung von Eisenerz nachgewiesen werden.


Forschungsgeschichte

Wie der möglicherweise germanisierte Namen der Stadt Aalen selber, weist besonders deutlich der Flurname Maueräcker auf eine alte Siedlungsstelle hin. Das Wissen um ihre Existenz ist vor Ort offensichtlich niemals ganz erloschen. Wie Konrad Miller 1892 berichtete, schrieb 1531 der Schlettstadter Humanist Beatus Rhenanus von weitläufigen römischen Grundmauern in Aalen. Das Ruinengelände wurde in dieser Zeit nach gut verkäuflichen Altertümern der Antike durchsucht. Von neuerlichen Grabungen ist ein Bericht aus der Zeit kurz nach der Mitte des 19. Jahrhunderts bekannt. Damals grub der Heimatforscher Hermann Bauer an einer heute nicht mehr zu lokalisierenden Stelle und stieß auf die Überreste eines Bades. 1882 legten der Landeskonservator Eduard Paulus der Jüngere und Ludwig Mayer nördlich des Friedhofes wieder eine Badeanlage frei. Die Untersuchungen verstärkten den Verdacht, dass in Aalen eine Militäranlage vorhanden war. 1890 wurde das Kastell mit seinen Ausmaßen entdeckt. Doch erst die Grabungen der Reichs-Limes-Kommission (RLK) unter dem Streckenkommissar Major Heinrich Steimle sowie unter Felix Hettner konnten 1894 und 1895 dem römischen Aalen ein Gesicht geben. Damals war der Kastellplatz noch nicht überbaut. Erst mit Errichtung des Limesmuseums 1964 mitten auf der nordwestlichen antiken Via principalis und direkt hinter der Porta principalis sinistra, dem linken Tor der Via principalis, im Lagerinneren fanden weitere Untersuchungen statt. Ab 1977 wurde erneut gegraben und zwischen 1978 bis 1986 unter der Leitung von Dieter Planck das Stabsgebäude, die Principia, des Kastells freigelegt. Der 1981 eröffnete quadratische Erweiterungsbau des Museums schob sich noch weiter über dem antiken Boden fast bis an die große Querhalle der Principia heran. Die Untersuchungen 1988, 1997 und 1999 widmeten sich der Lagerumwehrung. Zwischen April und August 2004 wurden der bereits von Planck in den Jahren 1979 bis 1981 angeschnittene Gebäudekomplex westlich des Stabsgebäudes sowie ein Abschnitt der Lagerringstraße vor ihrer teilweisen Überbauung mit dem rekonstruierten Segment einer Mannschaftsbaracke von dem Archäologen Markus Scholz nachhaltig untersucht.

Besonders durch die teils sehr dichte, teils fleckenhafte Überbauung von Kastell und Vicus im 20. Jahrhundert hat sich nicht nur die bis dahin weitgehend authentische Örtlichkeit stark verändert, sondern besonders im rückwärtigen Lagerteil (Retentura) mit Baumaßnahmen in den 1930er Jahren unwiederbringliche Zerstörungen ohne vorherige Grabungen verursacht. Der fast den gesamten vorderen Lagerbereich (Praetentura) bedeckende städtische Friedhof macht eine Forschung dort ebenfalls unmöglich. Trotz Bau des Limesmuseums und Herausstellung der besonderen historischen Vergangenheit Aalens durch engagierte Archäologen wie Philipp Filtzinger bestand bis zum Geländeankauf durch das Land Baden-Württemberg und die Stadt im Jahr 1977 die große Gefahr, durch Bauvorhaben auch den letzten erforschbaren mittleren Lagerbereich (Latera praetorii) zu verlieren.



Text: Wikipedia

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