Kurfürst-Friedrich-Gymnasium Heidelberg

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Das Kurfürst-Friedrich-Gymnasium (kurz: KFG) ist ein Gymnasium in Heidelberg und zugleich die älteste Schule der Stadt. Es ist nach dem Kurfürsten Friedrich II. (1482–1556) benannt.


Die Gründungszeit (1546–1618)

160 Jahre nach der Gründung der Universität in der Stadt, wurde ein niedriges Bildungsniveau bei den Studierenden festgestellt, die bis zu diesem Zeitpunkt noch keine Schulbildung genossen hatten. Dies wurde auch den Beratern des damaligen Kurfürsten Friedrich des II. von der Pfalz zugetragen und es wurde beschlossen eine Art "Vor-Universität" zu installieren.

Es folgten heftige Debatten um die gestalterischen Rechte der Universität, weshalb die neu geschaffene "Vor-Universität" in ein kurfürstliches Pädagogium umfunktioniert wurde. Dieses unterstand direkt kurfürstlichen Weisungen und diente zur Vorbereitung auf das Studium der septem artes liberales, das der sogenannten Artistenfakultät zugehörig war, die deshalb auch gewisse Rechte in der Verwaltung des Pädagogiums erhielt.


Der Dreißigjährige Krieg und das Pädagogium (1618–1622)

Heidelberg blieb als protestantisch-calvinistische Hochburg und Residenzstadt Friedrich V. von der Pfalz, des Winterkönigs von Böhmen, nicht von den Schrecken des Dreißigjährigen Krieges verschont. 1622 eroberte der katholische Feldherr Tilly die Stadt, worauf die bis dahin reformierte Bevölkerung, dem damaligen völkerrechtlichen Grundsatz cuius regio, eius religio folgend, zum Katholizismus übertreten musste. Daher wurden auch die bestehenden Institutionen im Sinne der katholischen Lehre umgestaltet.

In dieser Umstrukturierungsphase wurde letztendlich auch das zuvor kurfürstliche und eher weltliche Pädagogium 1623 zu einem Jesuitenkolleg umfunktioniert. Ergänzt wurde das gymnasiale Bildungsangebot später wieder vom neugegründeten reformierten Gymnasium, das ab den 1650er Jahren wieder in Erscheinung tritt, aber gerade ab dem 18 Jhdt. als veraltet und rückständig gilt.


Das Jesuitenkolleg und die Zeit der Lazaristen (1623–1808)

Nach der großen Umstrukturierung zu einem Jesuitenkolleg, veränderte sich das Lehrinstitut in erheblichem Ausmaß. Die Lehrer waren nun Ordensbrüder der Jesuiten, die Doktrin des Ordens beeinflusste maßgeblich den Unterricht. Rasch wuchs die Schülerzahl des Kollegs, sodass schon ein Jahr nach der Gründung zwei neue Magistri eingestellt werden mussten. Im Zuge der Wiedereröffnung der Universität übertrug Kurfürst Maximilian I. 1629 dem Jesuitenorden die philosophische und theologische Fakultät, was den politischen Einfluss weiter ausdehnen konnte.

In den Wirren der Folgejahre des pfälzischen Erbfolgekriegs wurde der Lehrbetrieb am Jesuitenkolleg eingestellt, die Jesuiten mussten die Stadt verlassen, da sie im absolutistischen Frankreich unter Ludwig nicht anerkannt waren. Nach dem Ende des Erbfolgekrieges konnten die Ordensbrüder 1698 in die Stadt zurückkehren und den Lehrbetrieb wieder aufnehmen.

Bis 1773 blieb der Orden Träger des Gymnasiums. Dann wurden die Jesuiten auf Drängen der absolutistischen Herrscher aufgelöst. Dies führte dazu, dass das Lehrpersonal für das Kolleg fehlte. Nur wenige ehemalige Ordensbrüder konnten weiter als Magister arbeiten. Als Ersatz wurden die Lazaristen gefunden. Sie waren den Jesuiten in Lehre und Organisation ähnlich und übernahmen den Lehrbetrieb. Die Lazaristen reformierten das Schulwesen nachhaltig: Der Unterricht wurde beispielsweise nicht mehr lediglich in Latein, sondern auch in Deutsch abgehalten.

Im Zuge des Reichsdeputationshauptschlusses von 1803 wurde nach der territorialen Neuordnung des ehemaligen Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation die rechtsrheinische Kurzpfalz und somit auch Heidelberg an Baden überschrieben. So kam es, dass badische Reformpläne zu einer Erneuerung des Schulwesens führten, die durch die Angliederung nun auch für Heidelberg Gültigkeit hatten. Das Schulsystem sollte säkularisiert werden. Schließlich wurden 1808 die Hohe Katholische Schule und das Reformierte Gymnasium zu einer neuhumanistischen Schule ohne Bindung an eine Konfession zusammengelegt. Der Grundstein für einen säkularisierten Bildungsbetrieb war gelegt.


Das Großherzoglich Badische Vereinigte Gymnasium zu Heidelberg (1808–1837)

Das aus den beiden Schulen neuentstandene Gymnasium in Heidelberg erlebte eine zwiespältige Anfangsphase. Auf der einen Seite verdoppelte sich zwischen 1809 und 1820 die Schüler- sowie die Lehrerschaft. Zugleich stieß die Schule vor allem anfangs auf erhebliche Widerstände bei Schüler und Eltern, die den Unterricht für zu theoretisch hielten, bei der Kirche, die sich mit einer säkularisierten Schule nicht abfinden konnte, und bei der Universität, die befürchtete, dass die Schule ihr Kompetenzbereiche abnehmen könnte. Das Großherzogtum erwog, die Schule vor allem in den Anfangsjahren ganz zu schließen, da sie zu unrentabel war. Die Schulreformen von 1837 und 1860 vermochten es, Schüler, Eltern, Kirche und Universität einigermaßen zu beschwichtigen und aufgrund der stark ansteigenden Schülerzahlen nahm die Regierung von ihren Schließungsabsichten auch bald wieder Abstand.


Lyceum (1837–1913)

Durch die Ernennung zum Lyceum und das damit offiziell verbundene Recht, nach Erwerb der Hochschulreife am Heidelberger Gymnasium direkt und ohne Vorkurse die Universität besuchen zu dürfen, wuchs die Schülerschaft weiter (1837: 140 Schüler). Das Gebäude an der Seminarstraße reichte bald nicht mehr aus und musste ausgebaut werden.

Mit der Ernennung des Preußen Gustav Uhlig zum Direktor begann eine neue Ära am Heidelberger Gymnasium. Die Schule, die bisher eher weniger durch besonders guten Unterricht aufgefallen war, erwarb unter seiner Leitung den Ruf, "das schwierigste Gymnasium Deutschlands" zu sein. Gute Schüler aus der ganzen Region folgten dem elitären Ruf des Gymnasiums. Als 1886 schon 507 Schüler diese Schule besuchten, reichte selbst der Anbau nicht mehr aus. Man kaufte schließlich 1888 das Grundstück am Neckarstaden, an dem das heutige Hauptgebäude der Schule erbaut wurde. 1894 konnte das neue Schulhaus eingeweiht werden. Das erste Mädchen besuchte nach der Jahrhundertwende, 1903 die Schule. 1913 waren es schon 33 Schülerinnen.


Der Erste Weltkrieg und die Weimarer Republik (1914–1930)

Die Auswirkungen des Ersten Weltkrieges trafen die Schule direkt: Immer mehr Lehrer wurden an die Front geschickt, jedoch konnte dieser Ausfall durch aus dem Ruhestand zurückgekehrte Professoren und Studenten kompensiert werden. Noch heute zeugt die Tafel mit den Namen der 10 gefallenen Lehrer und der 39 gefallenen Schüler von dieser Zeit und ihren Auswirkungen.

Die 1919 entstandene Weimarer Republik fand in der Schüler- und Lehrerschaft nur wenig Zustimmung. Die Schule hatte ihre konservative Ausrichtung aus dem Kaiserreich behalten. Diese Haltung wurde unter anderem auch durch die Spargesetze im Zuge der Wirtschaftskrise, durch die Lehrer frühzeitig pensioniert wurden, bestärkt.


Das Gymnasium und der Nationalsozialismus (1930–1945)

Bis zur „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten 1933 ging die Schulleitung mit Disziplinarmaßnahmen gegen Schüler vor, die rechtsradikales Gedankengut vertraten. Dies änderte sich, nachdem Hitler Reichskanzler geworden war. Der damalige Schulleiter Hermann Ostern war jedoch ein strenger Verfechter des Humanismus und pries besonders die hellenistisch-römische Kultur und war damit häufig auf einer Gegenposition zu den Nationalsozialisten, die die germanische Kultur zur Leitkultur erheben wollten. Auch stand Ostern öffentlich der Rassenkunde kritisch gegenüber und forderte seine Schüler zum freien Denken und zum Vermeiden nationalsozialistischer Phrasen auf. Das für die Nationalsozialisten untragbare Verhalten führte letztendlich zu seiner unehrenhaften Entlassung am 24. August 1939. In die Amtszeit von Ostern fiel dennoch die Säuberung des Heidelberger Gymnasiums, das seit dem 4. September 1937 den Namen Kurfürst-Friedrich-Gymnasium trug, statt. Die letzte "Volljüdin" musste das KFG nach der "Reichskristallnacht" am 10. November 1938 verlassen.

Es folgte als Direktor Georg Mildenberger, ein NSDAP-Mitglied, ein SS-Sturmbannführer, der seine Uniform auch an seiner neuen Dienststelle so oft wie möglich trug. Mildenberger war zuvor am Ministerium für Kultus und Unterricht in Karlsruhe tätig, wo er seine nationalsozialistische Haltung unter Beweis gestellt hatte. Dennoch stellt Mildenberger sich gegen die von den Machthabern erwünschte Schließung humanistischer Gymnasien, die darin eine Keimzelle von NS-Gegnern sahen. Bis 1942 wurden unter ihm die letzten "Halbjuden" vom KFG verbannte.

Trotz widriger Umstände konnte der Unterricht bis zum 22. März 1945 aufrechterhalten werden.


Die Schule nach 1945

Nach der Machtübernahme durch die Alliierten konnte ab Dezember 1945 der Schulbetrieb am KFG wieder aufgenommen werden. Jetzt unter der Leitung von Joseph Schneble, da Georg Mildenberger zu dieser Zeit noch den Entnazifizierungsprozess durchlaufen musste.

Schülerdemonstrationen während der Zeit der Studentenproteste 1968 entzündeten sich an der Frage der freien Meinungsäußerung. In Folge dieser Proteste wurden 3 Schulsprecher und ein Schüler von der Schule ausgeschlossen.

Aufgrund der Flüchtlingszuströme während und nach dem Krieg, zählte das KFG 1952 neunhundert Schüler. Wieder einmal gab es enorme Raumprobleme am KFG, die durch die Übergabe der Villa Czerny und eines weiteren Gebäudes in der Luisenstraße an die Schule, behoben werden konnten.

Diese nur als Übergangslösung gedachte Maßnahme wurde in den folgenden Jahrzehnten nicht geändert. Die angeführten Gebäude zählen mittlerweile zum festen Raumbestand des KFG. Die Schüleranzahl lag in den letzten Jahren relativ konstant bei circa 650. Der Schulbetrieb des Kurfürst-Friedrich-Gymnasiums nutzt heute folgende Gebäude:

das Hauptgebäude

das Sophienhaus, (die ehemalige Villa Czerny)

das Nebengebäude in der Luisenstraße

die Turnhalle


Im Sophienhaus, werden die Naturwissenschaften Biologie, Chemie, Naturwissenschaft und Technik, Geographie-Wirtschaft-Gemeinschaftskunde unterrichtet. Die Unterrichtsräume für Physik befinden sich im 1. Stock des Hauptgebäudes. Das Nebengebäude in der Luisenstraße dient für den Unterricht der Schüler der fünften und sechsten Klassen.



Text: Wikipedia

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