Kurt Weill (Wohnhaus)

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Kurt Weill (1932)

Kurt Julian Weill (* 2. März 1900 in Dessau; † 3. April 1950 in New York) war ein deutscher Komponist, der aus einer jüdischen Familie stammte, 1933 nach der Machtübernahme durch den Nationalsozialismus flüchtete und, nachdem er 1935 in die USA emigriert war, deren Staatsbürgerschaft annahm. Er bezeichnete sich danach als amerikanischer Komponist.


Biografie

Kurt Weill entstammte einem jüdischen Elternhaus. Sein Vater Albert Weill kam aus Kippenheim, einer einstmals blühenden jüdischen Landgemeinde in Baden. Er war zur Zeit von Kurts Geburt Kantor der jüdischen Gemeinde in Dessau, später auch in Eichstetten am Kaiserstuhl. Kurt war der drittälteste Sohn. Seine Brüder Nathan und Hans wurden in den beiden vorhergehenden Jahren geboren, seine Schwester Ruth 1901. Im Alter von fünf Jahren begann Kurt Weill mit dem Klavierspiel, und erste Kompositionen entstanden im jugendlichen Alter. Er besuchte die Oberrealschule in Dessau und glänzte dort vor allem mit seinen musikalischen Fähigkeiten. Noch nicht 18 Jahre, begleitete er bereits eine Dessauer Opernsängerin am Klavier bei Liederabenden, wobei auch erste seiner eigenen Lieder zum Besten gegeben wurden.

Kurt Weill begann 1918 mit dem Studium der Musik an der Hochschule für Musik in Berlin. 1920 folgte dann ein Engagement als Kapellmeister am Stadttheater Lüdenscheid. Maßgebend für sein späteres Schaffen, insbesondere seine Opernästhetik, wurde die Zeit als Schüler Ferruccio Busonis. In seinen frühen Opernprojekten ab 1925 nutzte Weill Libretti von Georg Kaiser und Yvan Goll. 1927 begann er mit Bertolt Brecht zusammenzuarbeiten, woraus 1928 Die Dreigroschenoper entstand.

Weill hatte schon vor 1927 Einflüsse zeitgenössischer Tanzmusik verarbeitet, unter anderem in der Oper Royal Palace. Davon und besonders vom Jazz-Stil eines Paul Whiteman ist auch der ab 1927 entwickelte sogenannte "Songstil" Weills sehr stark geprägt. Am prägnantesten wird diese Stilistik in der „Dreigroschenoper“ und in Happy End angewandt. Parallel dazu nutzte er auch eine neoklassische bzw. neobarocke musikalische Sprache, so z. B. in der Ouvertüre zur Dreigroschenoper, in der Hurrikanszene von Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny und vor allem durchgängig in der Oper Die Bürgschaft.

Seine Musik löste besonders unter Komponisten ein geteiltes Echo aus. Während Die Dreigroschenoper überaus populär wurde, lehnten Komponistenkollegen wie Arnold Schönberg und Anton Webern sie vollkommen ab. Andere wie Alban Berg, Theodor W. Adorno und Alexander Zemlinsky zeigten jedoch großes Interesse an den Arbeiten Weills. Berg besuchte eine Aufführung von Mahagonny, und Zemlinsky setzte sich als Dirigent für das Quodlibet, op.9 (1923) und Mahagonny (1930) ein.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland 1933 floh Weill nach Paris, wo er im Auftrag für das Théâtre des Champs-Élysées ein Ballett mit Gesang (Die sieben Todsünden, Text B. Brecht) komponierte und seine Zweite Symphonie vollendete. In Deutschland fielen seine Werke der Bücherverbrennung im Mai 1933 zum Opfer.

1935 emigrierte Weill in die USA. Ein Hauptwerk der frühen Exilzeit ist Der Weg der Verheißung bzw. The Eternal Road, ein Bibelspiel, das die Geschichte des jüdischen Volkes darstellt. Es ist eine Mischung aus Schauspiel, Liturgie und Oper. In den 1940er Jahren hatte Weill dann großen Erfolg am Broadway mit verschiedenen Musicals und erhielt 1943 die amerikanische Staatsbürgerschaft. Im selben Jahr wurde Ben Hechts Stück "We will never die" über die Shoa uraufgeführt, zu der er die Musik geschrieben hatte. Bemerkenswerte Werke aus Weills letzter Schaffensperiode sind die „amerikanische Oper“ Street Scene, die eine Synthese zwischen europäischer Oper (die Puccini-Einflüsse sind unüberhörbar) und amerikanischem Musical darstellt, und die die südafrikanische Apartheid thematisierende und musikalisch mit afrikanisierenden Stilmitteln arbeitende „musikalische Tragödie“ Lost in the Stars.

Im Februar 1950 begann Weill, gemeinsam mit Maxwell Anderson, an den Arbeiten zu einem Musical nach Mark Twains Huckleberry Finn. Die geplante Musical Comedy musste jedoch unvollendet bleiben, da Weill im März 1950 schwer erkrankte. Am 19. März wurde er in das Flower Hospital in New York eingeliefert, wo er am 3. April 1950 an den Folgen eines Herzinfarkts starb. Kurt Weill wurde am 5. April im Mount Respose Cemetery in Haverstraw beigesetzt. Zu den Trauergästen zählten Lotte Lenya, Maurice Abravanel, Maxwell und Mab Anderson, Marc Blitzstein, Marc Connelly, Charles MacArthur, Helen Hayes, Rouben Mamoulian, Erwin Piscator, Jo Révy, Elmer Rice und Arthur Schwartz.

Das schlichte Begräbniszeremoniell bestand aus einem kurzen Nachruf von Maxwell Anderson. Darin kam eine Passage aus Lost in the Stars vor, die sodann als Inschrift für Weills Grabstein ausgewählt worden war:


A bird of passage out of night

Flies in at a lighted door,

Flies through and on in its darkened flight

And then is seen no more.


This is the life of men on earth

Out of darkness we come at birth

Into a lamp-lit room, and then

Go forward into dark again.


Kurt Weill war seit 1926 mit der Schauspielerin und Chansonsängerin Lotte Lenya verheiratet, einer Interpretin und Protagonistin seiner Werke. Nach einer vorübergehenden Trennung im Jahr heiratete das Paar 1937 ein zweites Mal. Lenya reichte die Scheidung Anfang 1933 in Charlottenburg ein. Die Gründe dafür dürften einerseits in der Affaire zwischen Lenya und dem Tenor Otto Pasetti liegen; die beiden hatten sich bei der Inszenierung von Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny kennen gelernt. Zudem zeichnete sich bereits für Kurt Weill die Flucht aus Deutschland ab. Die Scheidung ermöglichte Lenya, Weills Besitztümer zumindest teilweise vor der Konfiszierung durch die Nazis zu retten. Im September 1935 verließen Weill und Lenya gemeinsam von Cherbourg aus Europa. Sie erreichen auf der SS Majestic am 10. September 1935 New York. Im Januar 1937 heirateten beider vor dem Standesamt Westchester County bei New York City erneut.


Adresse: Käthe-Kollwitz-Straße 7 (Kleinmachnow), 1928–1932 Bayernallee 14 in Berlin-Westend



Text: Wikipedia

Bild: Wikipedia/Bundesarchiv, Bild 146-2005-0119 / CC-BY-SA

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