Marienkirche (Rostock)

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Ansichtskarte der Marienkirche um 1920

Die Marienkirche ist die evangelisch-lutherische Hauptkirche Rostocks und ein Hauptwerk der norddeutschen Backsteingotik. 1232 wurde eine frühgotische Vorgängerkirche erstmals urkundlich erwähnt, der Bau der heutigen dreischiffigen Basilika begann um 1290 und war um die Mitte des 15. Jahrhunderts abgeschlossen. Der Turm hat heute eine Höhe von 86,32 Metern.

Der gedrungene Baukörper der Marienkirche wird durch das große Querhaus und den mächtigen Westbau mit einem Turmmassiv geprägt – eine ursprünglich geplante Doppelturmanlage wurde nicht ausgeführt. Der Innenraum hat den Charakter eines Zentralbaus, da das Querhaus das Langhaus genau in der Mitte der Kirche durchdringt und ebenso lang ist, wie der Bau in seiner west-östlichen Ausdehnung.

St. Marien weist eine besonders reiche Ausstattung auf. Bedeutend sind vor allem der Hauptaltar, die Predigtkanzel, die Orgel, ein Bronzetaufbecken und eine astronomische Uhr. Vorreformatorische Kunst des Mittelalters ist wegen des Bildersturms zur Zeit der Reformation nur in geringen Resten überliefert.

Wie die Nikolaikirche und die Petrikirche gehört die Marienkirche zur Evangelisch-Lutherischen Innenstadtgemeinde Rostock der Propstei Rostock im Kirchenkreis Mecklenburg der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland.

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Geschichte der Pfarrgemeinde

Die Geschichte der Stadt Rostock begann um die Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert mit einer Siedlung an der Warnow um die Petrikirche, der nach der Verleihung des lübischen Stadtrechts durch Heinrich Borwin I. 1218 eine Erweiterung nach Süden mit der Nikolaikirche als Mittelpunkt folgte. Die Marienkirche wird erstmals in einer Urkunde von 1232 als Pfarrkirche einer selbständigen Siedlung erwähnt, die sich westlich an die ältere Stadt anschloss und über einen eigenen Markt und ein Rathaus verfügte. Nach weiterer Ausdehnung in Richtung Westen entstand 1252 die Neustadt als vierte eigenständige Siedlung, deren Mittelpunkt die Jakobikirche war. Als sich die Siedlungen in den Jahren 1262 bis 1265 vereinigten, wurde der mittlere Siedlungskern zum Verwaltungszentrum der Stadt, so dass sich die Marienkirche zur zentralen Rats- und Hauptpfarrkirche Rostocks entwickelte. Im Gegensatz zu vergleichbaren Kirchen in Lübeck oder in Stralsund bildet die Rostocker Marienkirche kein Ensemble mit dem Rathaus am zentralen Platz der Stadt, sondern liegt nordwestlich ein wenig abseits des Neuen Marktes zwischen der Kröpeliner und der Langen Straße.

Seit 1260 war St. Marien eine Lateinschule angegliedert, deren Patronat beim Rat der Stadt lag. Das Kirchenpatronat lag dagegen bis zur Reformation beim Landesherrn, dem mecklenburgischen Fürstenhaus, die Kirchenaufsicht wurde jedoch ebenfalls von der Stadt ausgeübt. Der für Rostock zuständige Bischof hatte seinen Sitz in Schwerin. Finanziert wurde die Pfarrei aus dem Kirchenzehnt, Stolgeldern, Oblationen (Spenden wie der Opferstock), Legaten und Stiftungen. Von diesen Geldern wurde unter anderem eine „Kirchenfabrik“ getragen, die faktisch die selbstverwaltete Bauaufsicht der Kirchengemeinde möglich machte. Neben dem Pfarrer übten diese Aufsicht Laien, zumeist Ratsmitglieder, aus dem Pfarrbezirk aus.

Am 12. November 1419 wurde die Universität feierlich in St. Marien eröffnet und blieb ihr lange eng verbunden. Noch heute weist das „Professorengestühl“ unterhalb der Fürstenloge darauf hin, dass die Marienkirche bis zur Jahrhundertwende um 1900 die Funktion einer Universitäts- und Ratskirche hatte. 1531 wurde in Rostock die Reformation eingeführt, die von der Petrikirche ausging, wo Joachim Slüter wirkte. Besonders in der nachreformatorischen Zeit wirkten bedeutende Theologen als Hauptpastoren an der Marienkirche, darunter Valentin Curtius, Georg von Venediger und Lucas Bacmeister der Ältere, Archidiakone waren Johann Quistorp der Ältere und Heinrich Müller. Johannes Saliger (1568/69) und die nach ihm benannten Beatiner sorgten vorübergehend für Unruhe in der Gemeinde. Besonders im 17. Jahrhundert wirkten in St. Marien auch bekannte Kirchenmusiker, darunter die Kantoren Daniel Friderici und Erasmus Sartorius sowie der Organist Nicolaus Hasse. Seit 2007 übt Karl-Bernhardin Kropf die Funktion als Organist und Kantor aus.

Während der Umbruchszeit 1989 war die Marienkirche, wie auch andere Rostocker Kirchen, Anlaufstelle oppositioneller Kräfte, die sich zu Friedensgebeten und Mahngottesdiensten unter der Leitung von Pastor Joachim Gauck versammelten. Von der Kirche gingen ab dem 19. Oktober 1989, immer am Donnerstag, die Demonstrationen gegen das SED-Regime aus, an denen bis zu 40.000 Rostocker teilnahmen.

1998 wurden die im Stadtkern gelegenen Kirchengemeinden St. Jakobi, St. Marien und St.Petri/St. Nikolai vereinigt. Die Gemeinde heißt seither „Evangelisch-Lutherische Innenstadtgemeinde Rostock“.



Text: Wikipedia

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