Nikolaikirche (Jüterbog)

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Ansichtskarte der Kirche um 1940
Tetzelkasten

Die Nikolaikirche ist eine dreischiffige gotische Hallenkirche in Jüterbog. Die Kirche liegt zwischen Nikolaikirchstraße und Großer Straße, die Türme liegen im Westen. Das Langhaus hat fünf Joche und einen Chor. Die Kirche ist 71 Meter lang und 23 Meter breit. Die Kirche hat eine Doppelturmanlage, die Türme haben einen unterschiedlichen Abschluss. Es ist der größte Sakralbau in der Region um Jüterbog. Die Kirche ist denkmalgeschützt.


Geschichte

Die Kirche wurde das erste Mal im Jahre 1307 erwähnt. Möglicherweise ist die im Jahre 1221 geweihten Katharinenkirche ein Vorgängerbau der heutigen Kirche. Ende des 14. Jahrhundert wurde das Langhaus um ein Joch erweitert. Der Südanbau erfolgte Anfang des 15. Jahrhundert. Die endgültigen Weihe der Kirche fand im Jahre 1488 statt. Zwischen dem Datum der Ersterwähnung und der Weihe vollzogen sich zwei große Bauphasen. Dabei wurden die beiden mächtigen Türme erst separat ausgeführt, die Lücke zwischen Kirchenschiff (ausgeführt als dreischiffige spätgotische Halle) und Westbau erst später, nach erfolgter Setzung der Türme, geschlossen. Die Arbeiten an den Türmen selbst allerdings fanden erst gegen 1500 ihren Abschluss. Ihre unterschiedlichen Aufsätze verdanken sie dem Umstand, dass die Spitze des Nordturms offenbar mangelhaft konstruiert war. Die Schweifhaube wurde 1617 vollendet und ziert den Nordturm noch heute. Renovierungen fanden in den Jahren 1821 bis 1824, 1877 und von 1934 bis 1936 statt. Weitere Renovierungen des Daches fanden 1974 statt, das Innere wurde von 1986 bis 1994 erneuert.


Das Äußere der Kirche

Die Türme im Westen der Kirche bestehen aus fünf Geschossen, das obere Geschoss ist höher als die anderen und hat große Fenster. Zwischen den Türmen befindet sich eine Plattform über einer Bogenbrücke. Die Türme sind unterschiedlich gestaltet, der nördliche Turm ist ein Oktogon mit Haube und Laterne, der südliche Turm hat die Form eines Spitzhelmes.

Die Halle ist durch Strebepfeiler und die Fenster geprägt. Es gibt einen Südanbau und einen Nordanbau. Der Südanbau ist zweigeschossig. Gegenüber befindet sich das Kriegerdenkmal auf dem ehemaligen Nikolaifriedhof. Der Nordanbau ist ebenfalls zweigeschossig und hat Ähnlichkeit mit der Gerichtslaube am Rathaus von Jüterbog.


Das Innere der Kirche

Das Innere ist geprägt durch die Farbgestaltung und die Wandmalereien. Die Malereien wurden bei der letzten Restaurierung in den 2000er Jahren wieder hergestellt. In den Jochen sind die Bogen bunt gemustert, es finden sich Ornamente, beispielsweise von Ranken. Daneben schmücken Gemälde von Heiligen aus dem 15. Jahrhundert die Wände, darunter ein Bild des Hl. Mauritius.


Altar

Der Altaraufsatz im Stile des Barocks stammt aus dem Jahr 1700. An der Seite befinden sich Doppelsäulen, im Altarblatt ist eine Darstellung des zerreißenden Tempelvorhanges zu sehen. Die Predella zeigt des Abendmahl Jesu. Der Altaraufsatz wird von Engeln bekrönt, der Retabel stammt aus den 1430er Jahren.


Fenster und Emporen

Das nördliche Fenster im Chorumgang stellt eine Strahlenkranzmadonna aus dem Jahr um 1490 dar.

Die Emporen stammen im Ursprung aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Sie befinden sich an den Seiten des Langhauses. In den Jahren 1821 bis 1824 wurde diese Emporen umgebaut. In den 1970 Jahren wurden in den Füllungen die ursprüngliche Bemalung wieder hergestellt. Auf der Nordempore befindet sich die Ratsloge.


Orgel

Erstmals wird eine Orgel in St. Nikolai im 14. Jahrhundert erwähnt. Besonders bedeutend ist jedoch die Vorgänger-Orgel der heutigen Orgel. Die "Vorgänger-Orgel" wurde in der Zeit von 1737 bis 1741 vom Orgelbauer Joachim Wagner aus Berlin hergestellt und in dieser Kirche eingebaut. Das Orgelprospekt stammt von J. Ch. Angermann ist für die Orgel vor der Wagner-Orgel errichtet worden. Um 1900 war die Wagner-Orgel in schlechtem Zustand und entsprach nicht mehr dem Zeitgeschmack, sodass ein neues Orgelwerk in Auftrag gegeben wurde, welches in den alten Prospekt eingebaut werden sollte. Im Jahr 1908 baute Wilhelm Rühlmann aus Zörbig in den Angermann-Prospekt eine 3-manualige Orgel mit pneumatischer Traktur mit Pedal. Ergänzungen erfolgten 1929 durch die Orgelbaufirma Sauer aus Frankfurt (Oder), die neben Registerveränderungen auch ein Rückpositiv errichtete. Die Kosten des Umbaus trug Georg Kempff, Bruder des Pianisten Wilhelm Kempff. Georg Kempff war von 1927 bis 1930 Pfarrer an St. Nikolai, bevor er Universitätsmusikdirektor in Erlangen wurde. 1960/61 wurden einige romantische Register im Sinne der Orgelbewegung gegen neobarocke Register ausgetauscht (durch Orgelbau Voit, Rathenow). In den Jahren 1998 bis 1999 wurde die pneumatische Traktur der Orgel erneut restauriert. Die Orgel hat heute über 2.900 Pfeiffen, welche sich auf 50 klingende Register verteilen. Es gab mehrfach Bestrebungen die Rühlmann-Orgel wieder in die Originalregistrierung zu versetzen. In der Balgkammer stehen viele der 1960/61 entfernten Pfeifen, damit ist die klangliche Wiederherstellung dieses bedeutenden Orgelwerkes möglich.


Weitere Ausstattungsstücke

Als Besonderheit gibt es in der Kirche einen Tetzelkasten. Hans von Hake (1472–1541) übergab ihn Jüterbog, nachdem er dem Ablasshändler Johann Tetzel den Kasten abgenommen hatte. Die Beschläge an der Truhe stammen aus dem 14. Jahrhundert.

In der Kirche befinden sich Epitaphien für Geistliche und Herzöge, darunter für Georg Carl Losius († 1740), August Olearius († 1746) und Christoph Marschal († 1712).


Bild vom Tezelkasten: Bild-Quelle

Text: Wikipedia

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