Petrikirche

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Blatt aus Sachsens Kirchengalerie, Hermann Schmidt, 1838


Kirche St. Petri

Die Kirche St. Petri ist ein evangelisch-lutherische Kirche. Sie befindet sich auf dem höchsten Punkt der Innenstadt und ist Pfarrkirche der Gemeinde Petri-Nikolai.[1] Durch das Kirchgässchen sind Petriplatz und Obermarkt verbunden, der Obermarkt liegt östlich der Petrikirche. Sie ist Namensgeberin des Stadtviertels, der Peterstraße und des Peterstores.[2] Drei unterschiedlich hohe Kirchtürme säumen den dreischiffigen Bau: der „Faule Turm“, welcher die Glocken trägt, der an der Ostseite befindliche „Hahnenturm“ und der höchste Turm Freibergs, der Petriturm. Letzterer ist etwa 72 Meter hoch. Die Petrikirche prägt die Silhouette der Stadt maßgeblich durch ihre Lage und die Erscheinung des Petriturmes.[3]

Geschichte

Die ursprüngliche Kirche St. Petri, die 1190 in der Freiberger Oberstadt entstand, war eine spätromanische Pfeilerbasilika in Kreuzform.[4] Bausubstanz aus dem ausgehenden 12. Jahrhundert ist größtenteils nur noch in den Türmen zu finden. Die Gemeinde dieses Gotteshauses, dessen Pfarrer schon 1218 in Dokumenten erwähnt wird, bestand vornehmlich aus der Oberstadtbevölkerung, die Kirche St. Marien diente den Bewohnern des Burglehens als Pfarrkirche. Bis 1480, also bis zur Gründung des Kollegiatsstiftes und der Domerhebung der Kirche St. Marien, galt die Petrikirche als Hauptpfarrkirche der Stadt Freiberg.[5] Alle fünf Stadtbrände (1225, 1375, 1386, 1484, 1728) beschädigten das Gebäude schwer.[6] So ließen die Bauherren infolge des dritten Stadtbrandes, der das Dachgestühl zerstörte, das Kirchenschiff im Stil der Spätgotik neu errichten und den „Faulen Turm“, der beinahe gänzlich vernichtet wurde, weiter ausführen. Allerdings verbrannte der Glockenturm im vierten Stadtbrand erneut, weshalb unter anderem die große Turmglocke der Familie Hilliger schmolz. Diese Glocke wurde durch den Meister Oswald Hilliger ersetzt und erklingt bis heute, zusammen mit der „Kleinen Hilliger-Glocke“, im „Faulen Turm“.[7] Der letzte Stadtbrand am 1. Mai 1728 ließ zwar den Glockenturm unbeschädigt, vernichtete jedoch das Kirchenschiff. In den folgenden Aufbaumaßnahmen, die bis 1734 andauerten, erhielt die Petrikirche ihre heutige, barocke Gestalt.[8] Der Entwurf des dreischiffigen Kirchenbaus geht auf Johann Christoph Simon zurück, die Innengestaltung übernahm Johann Christian Feige der Ältere. Seine Einrichtung bildet mit Orgel Gottfried Silbermanns ein barockes Ensemble.[9] In den darauffolgenden Jahrhunderten wurde die Petrikirche häufig restauriert, die letzten größeren Arbeiten erfolgten in den Jahren 2003 bis 2005. So sanierte man die Hilliger-Glocken und das vermoderte Dachgestühl der Türme. Die Kosten der Arbeiten betrugen insgesamt 723.000 Euro.[10] Politisch betrachtet spielte die Kirche St. Petri an zwei Ereignissen eine wichtige Rolle. Am 7. Mai 1945 ließ der amtierende Oberbürgermeister weiße Fahnen hissen, um der Roten Armee die Kapitulation zu signalisieren. Die erste friedliche Demonstration in der Region am 25.10.1989 fand in Freiberger Petrikirche ihren Ausgang. Im Vorfeld hatte Pfarrer Breutel Fürbittegottesdienste abgehalten.[11]

Innenausstattung

Der größte Teil der barocken Inneneinrichtung stammt von Johann Christian Feige dem Älteren. Den Taufstein, das Orgelprospekt, die Kanzel und das Lesepult schuf der Bildhauer, welcher am Bau der Dresdner Frauenkirche mitwirkte.[12] So ist wahrscheinlich die Ähnlichkeit seiner Werke in der Petrikirche mit denen in der Frauenkirche zu begründen.[13] Der bedeutenste Teil des Innenraumes ist die Orgel, geschaffen von Gottfried Silbermann. Von 1733 bis 1735 arbeitete der Orgelbaumeister an dem Instrument, das zwei Manuale, 32 Stimmen und 1800 Pfeifen besitzt.[14] Im Jahr 2006/2007 restauriert, wird jeden Mittwoch ein Orgelvorspiel auf ihr gegeben. [15] Trotz traditionellen Bauformen im Kirchenschiff hielt die Moderne ebenfalls Einzug in der Freiberger Petrikirche: Der Dresdner Bildhauer Friedrich Press (1904-1990) gestaltete zwei Christusfiguren aus silberverkleidetem Lindenholz, die im Kirchenschiff hängen. Eine Ausstellung des Künstlers ist im ehemaligen Chorraum zu besichtigen.[16]

Weitere Sehenswürdigkeiten

Petriturm

Der mit 72 Metern höchste Turm der Stadt Freiberg gilt als eine der beliebtesten Touristenattraktionen. Nach der Besteigung von 222 Stufen bietet sich ein Rundblick auf die Bergstadt.[17] Während der Belagerung durch Torstenson im dreißigjährigen Krieg (1643) beschütze ein Hilliger-Kanone auf dem Petriturm die Stadt.[18] Am oberen Ende des Turmes befindet sich die seit 1905 leerstehende Türmerwohnung. Im Jahre 1401 wird ein Türmer erstmalig erwähnt („der Hausmann auffm Petersthorme“), seine älteste Dienstanweisung stammt von 1549. Seine Aufgabenfeld beinhaltete unteranderem das Läuten der Stundenglocke, bei Ausbruch eines Feuers die Freiberger Bürger mittels Schreien oder Trompetenblasen zu warnen und die Betätigung des „Häuerglöckchens“.[19]

"Häuerglöckchen"

Wie das „Häuerglöckchen“ zu läuten war, schreibt ein erhaltenes Dokument von 1574 vor: Der Türmer betätigte sie morgens um drei und vier Uhr, mittags um 11 und 12 Uhr und abends um 19 und 20 Uhr. Damit rief sie, gemäß der Bergordnung 1509, den Bergmann zur Schicht. Diese Glocke ist heute im Stadt- und Bergbaumuseum ausgestellt, das 1874 erneuerte Bergglöckchen läutet, in Anbetracht der üblichen Ruhezeiten, um 12 und 18 Uhr.[20]

Quellen

Lauterbach, Werner: Freiberg. Die Silberstadt Sachsens, Stadtführer mit Stadtplan, Stadt-Bild-Verlag, Leipzig 2009, S. 19f.

Ufer, Heinz: Brockhaus-Stadtführer Freiberg, VEB F.A. Brockhaus Verlag, Leipzig 1976, S. 57

http://www.petri-nikolai-freiberg.de/pn_gebaeude_4_geschichte.html (abgerufen am 16.02.2016; 18:44)

http://www.freiberg-service.de/sehenswertes/sehenswuerdigkeiten-in-freiberg/petrikirche-und-petriturm.html (abgerufen am 17.02.2016; 15:26)

http://www.petri-nikolai-freiberg.de/pn_gebaeude_2_tuerme_glocken.html#petriturm (abgerufen am 19.02.2016; 11:31)

http://www.petri-nikolai-freiberg.de/pn_gebaeude_1_gebaeude_innenraum.html (abgerufen am 10.03.2016; 17:03)

Einzelnachweise

[1]: http://www.freiberg-service.de/sehenswertes/sehenswuerdigkeiten-in-freiberg/petrikirche-und-petriturm.html (abgerufen am 17.02.2016; 15:26)

[2]: Lauterbach, Werner: Freiberg. Die Silberstadt Sachsens, Stadtführer mit Stadtplan, Stadt-Bild-Verlag, Leipzig 2009, S. 19

[3]: ebenda

[4]: http://www.petri-nikolai-freiberg.de/pn_gebaeude_4_geschichte.html (abgerufen am 16.02.2016; 18:44)

[5]: ebenda

[6]: Ufer, Heinz: Brockhaus-Stadtführer Freiberg, VEB F.A. Brockhaus Verlag, Leipzig 1976, S. 57

[7]: http://www.petri-nikolai-freiberg.de/pn_gebaeude_4_geschichte.html (abgerufen am 16.02.2016; 18:44)

[8]: Ufer, Heinz: Brockhaus-Stadtführer Freiberg, VEB F.A. Brockhaus Verlag, Leipzig 1976, S. 57

[9]: http://www.freiberg-service.de/sehenswertes/sehenswuerdigkeiten-in-freiberg/petrikirche-und-petriturm.html (abgerufen am 17.02.2016; 15:26)

[10]: http://www.petri-nikolai-freiberg.de/pn_gebaeude_4_geschichte.html (abgerufen am 16.02.2016; 18:44)

[11]: Lauterbach, Werner: Freiberg. Die Silberstadt Sachsens, Stadtführer mit Stadtplan, Stadt-Bild-Verlag, Leipzig 2009, S. 20

[12]: http://www.petri-nikolai-freiberg.de/pn_gebaeude_4_geschichte.html (abgerufen am 16.02.2016; 18:44)

[13]: http://www.petri-nikolai-freiberg.de/pn_gebaeude_1_gebaeude_innenraum.html (abgerufen am 10.03.2016; 17:03)

[14]: Lauterbach, Werner: Freiberg. Die Silberstadt Sachsens, Stadtführer mit Stadtplan, Stadt-Bild-Verlag, Leipzig 2009, S. 19

[15]: http://www.freiberg-service.de/sehenswertes/sehenswuerdigkeiten-in-freiberg/petrikirche-und-petriturm.html (abgerufen am 17.02.2016; 15:26)

[16]: Lauterbach, Werner: Freiberg. Die Silberstadt Sachsens, Stadtführer mit Stadtplan, Stadt-Bild-Verlag, Leipzig 2009, S. 20

[17]: ebenda

[18]: Ufer, Heinz: Brockhaus-Stadtführer Freiberg, VEB F.A. Brockhaus Verlag, Leipzig 1976, S. 57

[19]: http://www.petri-nikolai-freiberg.de/pn_gebaeude_2_tuerme_glocken.html#petriturm (abgerufen am 19.02.2016; 11:31)

[20]: Ufer, Heinz: Brockhaus-Stadtführer Freiberg, VEB F.A. Brockhaus Verlag, Leipzig 1976, S. 57